Das Friedrich-Althoff-Konsortium verhandelt für gute Preise bei elektronischen Zeitschriften

Gemeinsam stärker



Um nicht auf noch mehr Zeitschriften verzichten zu müssen, werden neue Wege gegangen. (Foto: Uwe Nef)

Im letzten Jahr haben sich in der Bundesrepublik eine Reihe von Bibliothekskonsortien gebildet, in denen gemeinsam versucht wird, die Grundlage für eine moderne elektronische Bibliothek zu schaffen. Konsortien können die Kooperation der einzelnen wissenschaftlichen Einrichtungen fördern, den Austausch von Beständen vereinfachen und durch gemeinsames Handeln die Informationsvielfalt trotz der bekannten Haushaltssituation und den Preissteigerungen erhalten.
Es steht heute fest, daß keine Universität, auch nicht die reiche Privatuniversität, alles für die Information Erwünschte kaufen kann. Vielleicht ist dies eine Möglichkeit, sich auf das Wesentliche zu besinnen und mit Einsicht von allen Seiten zu neuen Lösungen zu kommen. Konsortien können hierbei eine wichtige Rolle spielen.
Im Friedrich-Althoff-Konsortium, dem die sechs Berliner und Brandenburger Universitäten und 20 wissenschaftliche Einrichtungen in beiden Ländern angehören, sind derzeit ca. 1000 Zeitschriften im Netz im Volltext verfügbar. Dies sind insbesondere die Zeitschriften der Verlage Academic Press, San Diego; Springer, Heidelberg-Berlin und Elsevier, Amsterdam mit North-Holland und Pergamon Press. Zugänglich sind sie zum Beispiel über eine neuentwickelte Datenbank im Rahmen des Projekts Darwin an der FU. (s. S. ??? ,,Mit Darwin durchs Dickicht``)
Die ersten konsortialen Gespräche mit Verlagen begannen Mitte 1995. Die Verhandlungen sind schwierig, und die Definition fairer Möglichkeiten für alle Seiten und das Verständnis für die gegenseitigen Positionen ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung. Für mögliche Abschlüsse sollten einige Leitlinien berücksichtigt werden. Dazu gehören unter anderem, daß die Online-Abonnements billiger sein müssen als die Papierform und daß alle elektronischen Medien eines Anbieters für die Mitglieder des Konsortiums zugänglich sein müssen. Preissteigerungen sollten 5% pro Jahr nicht übersteigen.
Die Möglichkeiten der elektronischen Wissensvermittlung sind noch in den Anfängen und nutzen die rapide Entwicklung der weltweiten Datenübertragungsnetze. Allerdings existieren bislang nur vereinzelte Bücher in elektronischer Form, obwohl schon seit Jahren z.B. vom elektronischen Lehrbuch mit vielen Autoren die Rede ist. Und von den ca. 50.000 gedruckten wissenschaftlichen Zeitschriften existieren ca. 5% in elektronischer Form und erst wenige in rein elektronischer Form.
Wenn es gelingen sollte, die Informationsflut auf das elektronische Netz zu verlagern und den Zugriff preiswert zu gestalten, ist das Problem gelöst. Im Augenblick befinden wir uns in einem Übergangsstadium, einige wissenschaftliche "communities" haben das Problem erkannt und sind dabei, große Server für Publikationen aufzubauen und/oder ein "peer review" System zu organisieren. (s. S. ??? ,,Die Buchmaschine``) Auch einige Verlage sind inzwischen problembewußt und versuchen, zu bisherigen Preisen das System "Papier" auf das neue System "Online" zu übertragen. Viele Probleme sind noch nicht gelöst wie z.B. die Weitergabe der Information durch Kopieren, die Authentizität, der Zeitpunkt der Publikation. Aber es gibt Ansätze durch elektronische Wasserzeichen, durch neue digitale Klassifikation und Chancen, die allerdings Einsicht und Kooperation voraussetzen. Dabei gilt, daß nur durch Konsortialverträge mit Verlagen die Versorgung mit wissenschaftlicher Information langfristig zu sichern ist.
Friedrich Wilhelm Froben,
Vorsitzender des Friedrich Althoff-Konsortiums


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