Bauvorhaben in Kürze abgeschlossen
Die Historiker ziehen in ein neues Haus
Nach mehreren Jahren Dauer geht in Kürze ein größeres
Bauvorhaben der Freien Universität zuende, der Umbau des ehemaligen
veterinärmedizinischen Vorklinikums in der Koserstraße 20 für
den Fachbereich Geschichtswissenschaften.Das Haus wurde in den sechziger
Jahren nach Plänen der Architekten Wassili Luckhardt und Hans-Joachim
Wandelt erbaut. Damals ein technisch innovativer Bau, wurde seine zum Brandschutz
der Stahlkonstruktion verwendete Asbest-Ummantelung mit der Zeit so porös,
daß nach Messungen der Asbestbelastung in der Innenraumluft im Sommer
1990 Alarm ausgelöst wurde: Die zuständige Senatsverwaltung für
Bau- und Wohnungswesen ließ daraufhin den betroffenen Bauteil A von
einem Tag auf den anderen schließen.Damals wurde die Fusion der Fachbereiche
Veterinärmedizin von Humboldt-Universität und Freier Universität
vorbereitet und beschlossen, beide am Standort Düppel zusammenzuführen.
Es schien vernünftig, auch die vorklinische Ausbildung in Düppel
anzusiedeln. Die Veterinärmediziner willigten deshalb in den Plan
ein, den Bauteil A nach Asbstsanierung und Umbau einem anderen Nutzer zu
überlassen, und zogen sich in die Bauteile B bis E zurück.Die
Wahl fiel nach gründlicher Prüfung verschiedener Varianten auf
das Friedrich-Meinecke-Institut des Fachbereichs Geschichtswissenschaften,
das für die schrittweise Sanierung und Umgestaltung Flächen in
der ebenfalls asbestbelasteten Rostlaube freimachen sollte. 1993 wurde
ein Bedarfsprogramm erstellt, und die von der Senatsverwaltung für
Bauen, Wohnen und Verkehr beauftragten Architekten Betz und Partner aus
München entwickelten ein neues Nutzungskonzept für das ehemalige
Labor- und künftige Bürogebäude. Parallel zu ihrer Arbeit
war ein Ingenieurbüro damit beauftragt worden, eine vollkommen neue
Fassade nach heutigen bauphysikalischen Anforderungen aber im Erscheinungsbild
der alten Fassade zu entwickeln. Auch die zentrale dreigeschossige Eingangshalle
wurde als erhaltenswert eingestuft und in enger Anlehnung an den Originalzustand
wiederhergestellt.
Das neue Haus der Historiker (Foto: Lothar Schulz)
Die Umstrukturierungen der Freien Universität mit ihren Personalkürzungen
machten das Bedarfsprogramm aus dem Jahr 1993 schnell zur Makulatur. Das
Friedrich-Meinecke-Institut schrumpfte gegenüber der alten Planung
so stark, daß 1997 beschlossen wurde, im Haus den gesamten Fachbereich
Geschichtswissenschaften einschließlich des Kunsthistorischen Instituts
unterzubringen. Hierdurch und durch den Einzug des Zentrums für Vergleichende
Geschichte Europas wird die Freie Universität zwei gemietete Häuser
in Steglitz aufgeben können.Das Innere des Gebäudes hat sich
mit den neuen Funktionen grundlegend geändert: Das für eine Bürobenutzung
ungewöhnlich tiefe Haus erhielt zwei Flure um eine nur künstlich
belichtete Mittelzone für Archiv- und Nebenräume. Ein Sitzungssaal
und fünf Seminarräume verschiedener Größe mit insgesamt
260 Plätzen entstanden. Sämtliche Räume sind an ein strukturiertes
EDV-Netz angeschlossen. Im Erdgeschoß wird es künftig eine Cafeteria
mit hundert Plätzen geben, die das Studentenwerk Berlin betreiben
wird. Das gesamte Haus ist behindertengerecht erschlossen.Für die
Bibliothek mit einer Kapazität von 185.000 Bänden und 200 Leseplätzen,
die im Erdgeschoß und Untergeschoß des Bauteils A untergebracht
sind, mußte zur Belichtung des unteren Geschosses von der Nordseite
her eine bepflanzte Böschung angelegt werden. Um neben der Bibliothek
des Friedrich-Meinecke-Instituts mit etwa 150.000 Bänden auch die
des Kunsthistorischen Instituts mit rund 100.000 Bänden unterbringen
zu können, wird im Bauteil B, auf Flächen, die bis vor kurzem
die veterinärmedizinische Bibliothek nutzte, ein zweiter Standort
für weniger stark frequentierte Literatur aus beiden Institutsbibliotheken
und für die Fotothek des Kunsthistorischen Instituts eingerichtet.Insgesamt
wurden durch den Innenumbau rund 5550 qm Hauptnutzfläche zu veranschlagten
Kosten von 21,0 Millionen Mark hergerichtet. Für die Asbestsanierung
und die neue Fassade kommen noch einmal rund 16,1 Millionen Mark dazu.Burkhard
Golze