Bibliotheken in Berlin und Brandenburg arbeiten enger zusammen
Effiziente Kooperation
Künftig sollen alle wichtigen Bibliotheken, unter ihnen auch die Hochschulbibliotheken,
in einem neuen Verbund zwischen Berlin und Brandenburg kooperieren. So
haben der Berliner Wissenschaftssenator Peter Radunski un der brandenburgische
Wissenschaftsminister Steffen Reiche Mitte Mai ein weiteres Kooperationsabkommen
unterzeichnet, das als gemeinsame politische Initiative den Wissenschafts-
und Forschungsstandort Berlin-Brandenburg festigen und ausbauen soll.
Mit dem Verbund soll es künftig möglich sein, in relativ
kurzer Zeit den gesamten Medienbestand der Region in elektronischer Form
nachzuweisen. Dabei handelt es sich um ein äußerst ehrgeiziges
Vorhaben, beläuft sich doch der Medienbestand in dieser Region auf
etwa 800 größere und kleinere Bibliotheken. Diese gewaltige
Zahl macht Berlin, auch im internationalen Vergleich, zur bestausgestatteten
Region in der Welt.
Der seit einiger Zeit in Planung befindliche Kooperative Bibliotheksverbund
Berlin-Brandenburg (KOBV) hat aber noch weitere, am Endnutzer orientierte
Ziele. So sollen nicht nur die Medien nachgewiesen sein, sondern es soll
dem Benutzer ermöglicht werden, direkt von seinem Arbeitsplatz über
den Nachweis hinaus auch die Beschaffung anzustoßen, sich über
Medienbestände weltweit zu informieren und in entsprechend aufbereiteten
Dokumenten Volltextrecherchen durchzuführen, Online-Bestellmöglichkeiten
zu nutzen und sich direkt auf seinen PC Text und Multimedia-Dokumente zur
weiteren Bearbeitung herunterzuladen.
Damit geht dieser neue KOBV weit über die Zielsetzung hinaus,
die seinerzeit von der Staatsbibliothek zu Berlin und den Hochschulbibliotheken
mit dem Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg angestrebt worden war. Dieser
Bibliotheksverbund, der seit 1985 in der Staatsbibliothek und seit 1990
in weiteren (West-) Berliner Bibliotheken installiert ist, hatte eine kooperative
gemeinsame Medienerschließung zum Ziel, nicht aber den darüber
hinaus gehenden elektronisch gestützten Zugriff. In seiner technologischen
Struktur war er als Zentralsystem angelegt, in dem alle angeschlossenen
Bibliotheken hineinkatalogisieren und neben dem Eindringen eigener Katalogaufnahmen,
wozu unterstützend auch Fremdkataloge beispielsweise der Deutschen
Bibliothek und der britischen Nationalbibliothek genutzt wurden, im
Verbund
bereits vorhandene Titelaufnahmen mit eigenen Bestandsangaben ergänzt
wurden. Auf diese Weise hat die Freie Universität Berlin weit mehr
als 600.000 Bucherwerbungen sowohl der Universitätsbibliothek als
auch der Fachbibliotheken, die teilweise selbständig an diesem Verbund
teilnehmen, seit 1990 in elektronischer Form nachgewiesen. Diese Dokumente
können auch über den BERLIN-OPAC (Einstieg über die homepage
der Universitätsbibliothek) recherchiert werden.
Eine Kernzielsetzung des neuen KOBV wird die weitgehende Aufgabe aller
zentralistischen Komponenten bibliothekarischer Arbeit sein. Sie werden
ersetzt durch das Internet, das die einzelnen lokalen Katalogdadenbanken
miteinander verbindet. und sowohl die bibliothekarische Kommunikation als
auch die Kommunikation der Benutzer mit den Bibliotheken sicherstellt.
Dem Benutzer wird eine Suchmaschine zur Verfügung gestellt werden,
mit dem er durch die einzelnen Mediennachweise navigieren und seine Informationsbedürfnisse
befriedigen kann. Die Suchmaschine wird inhaltlich durch die lokalen Bibliothekssysteme
oder Teile von ihnen gespeist werden. An der Freien Universität Berlin
werde dies die mit der Bibliotheksstrukturreform neue geschaffenen Biblotheksverwaltungszentralen
sein. Benutzer, die nicht über eigene Internet-Anschlüsse am
Arbeitsplatz verfügen, werden in den Bibliotheksstandorten entsprechende
Geräte verfinden.
Der KOBV wird neue Möglichkeiten der Literatur- und Informationsversorgung
bringen, die weit über das bisher Gekannte hinausgehen werden. Daß
alle Nutzer gleichermaßen daran teilhaben können, sollte unsere
gemeinsame Aufgabe sein, damit die Freie Universität auch in Zukunft
ein hervorragendes wissenschaftliches Bibliotheksystem haben wird
Ulrich Naumann