EINE "SOMMERUNIVERSITÄT" KALTEN KRIEGES VON 50 JAHREN
Ein 50jähriges Bestehen oder Dauern von etwas, seien es Ehen, Firmen, Staaten oder andere Einrichtungen öffentlichen Interesses oder Rechts, gilt allgemein als Anlaß genug, sich der jeweiligen Gründungszeit mit ihren Bedingungen und den seither vergangenen Jahren durch anlaßbezogene Gelegenheiten zu vergewissern und zu bemächtigen. Daraus kann u. a. versucht werden, die Legitimität des Bestehens einer Einrichtung über die Länge der Zeit hinaus zu steigern, evtl. verlorene oder abgeschwächte Identität der Angehörigen solcher Institute wiederzugewinnen oder zu stärken.
Im Leben von Institutionen, zumal von Universitäten, gelten 50 Jahre des Bestehens oft nicht als Nachweis besonderer Langlebigkeit. Zwar sind in den vergangenen Jahren im Hochschulbereich nach der Freien Universität Berlin eine große Zahl von Hochschuleinrichtungen errichtet worden, so daß sie, was den Zeitaspekt anlangt, jedenfalls dadurch vom letzten Platz dieser Rangskala verdrängt worden ist. Universitäten haben ansonsten oft eine nach Jahrhunderten zählende Lebenszeit, häufig wird in der Langfassung der Benennungen noch der Name des Stifters geführt, der durch Privilegierung und Dotation Gründungsvater war. Hieran anzuknüpfen und sich durch die Jahrhunderte hindurch in eine ununterbrochene Überlieferungsreihe zu stellen, bereitet zumeist wenig Probleme, obwohl die Gründungsvorgänge als sehr zeitgebunden und in einem weiten Sinne sehr politisch angesehen werden können.Bei der "Freiheit"als stiftender Namenspatronin kann es mitunter schwerer sein, die jeweilige Konstellation lebendig in der Erinnerung zu behalten, die bei der Namengebung den Rückbezug auf einen Freiheitsbegriff erforderte oder nahelegte. Es gibt "Freie" Universitäten in Amsterdam, Brüssel und München. Welcher Freiheitsbegriff in Aus-, Ab- und Eingrenzung jeweils den Grund abgab und inwieweit das Wissen darum bei den Angehörigen der genannten Einrichtungen noch lebendig ist und inwieweit die alltägliche Arbeit davon beeinflußt wird, vermag von hier aus wohl auf Anhieb keiner mit hinlänglicher Gewißheit zu sagen.
Bei der "Freien" Universität Berlin lagen die Dinge -wenn auch von verschiedenen Ansätzen und Blickrichtungen her nie unumstritten- bisher anders. Es gab eine hohe Identitätsbereitschaft ihrer Angehörigen mit den Gründungszielen und der Gestalt der Freien Universität Berlin. Grundlage war lange Zeit ein gelebtes Wissen um die Besonderheiten der Gründungsbedingungen und der Besonderheiten dieser Stadt mindestens bis 1989. Inwieweit neue wirtschaftlich orientierte Versuche der Identitätsstiftung -z. B. durch eine kundenorientierte Dienstleistungsmentalität- eine evtl. nachlassende Identitätsbereitschaft zu fördern imstande sind, muß sich noch erweisen. Da dadurch eine Mentalität erzeugt werden kann, die dann in allen verkaufsoffenen Bildungseinrichtungen der jeweiligen Teilmärkte anzutreffen sein wird, kann das Wissen um die besondere Geschichte noch mehr in den Hintergrund gedrängt werden als durch den größer werdenden Zeitabstand ohnehin schon. Es besteht also Anlaß genug, daß auch in der "Betriebszeitung" der Jubilarin versucht wird, an einige Aspekte der Gründungszeit zu erinnern, damit die heraldische Leistung des ehemaligen Reichskunstwartes im Reichsinnenministerium mit "Veritas - Iustitia - Libertas" weiterhin verstanden werden kann.
Die Folgen des Krieges für die Universität
Der Zweite Weltkrieg war in Berlin mit der Kapitulation des deutschen Kommandanten, was die Kampfhandlungen anlangte, am 2. Mai 1945 beendet, seine Folgen waren unübersehbar und währten noch lange. Das galt natürlich auch für die Friedrich-Wilhelms-Universität, deren Gebäude zum größten Teil im sowjetischen Sektor lagen, dies galt insbesondere für die Gebäude mit zentraler Bedeutung. Das bedeutete zunächst unmittelbar noch nicht viel, hatten doch die Angehörigen der Roten Armee Berlin allein erobert und besetzt. Die westlichen Alliierten folgten erst im Juli/August 1945. Die von der sowjetischen Besatzungsmacht getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen wurden zumeist von den Nachrückenden akzeptiert. Dazu gehörte die Einsetzung eines Magistrats, dessen Abteilung für Volksbildung auch für die Universität Berlin - der Stiftername kam außer Gebrauch - zuständig war. An der Universität hatte sich eine Gruppe von Professoren auf einen angesehenen Philosophen als Rektor geeinigt. Für den studentischen Bereich wurde ein "Zentralausschuß der Berliner Stu-denten" eingerichtet. Angesichts der Zerstörungen an Gebäuden, deren Inventar und Biblio-theksbeständen und angesichts der materiellen Notlage standen kaum zu bewältigende Aufgaben an, um den Lehr- und Forschungsbetrieb an der Universität wenn auch auf bescheidenem Standard wieder ingangzusetzen. Das hierfür erforderliche wissenschaftliche und sonstige Personal war ebenfalls in ausreichendem Maß nicht zur Verfügung.In den wenigen Monaten seiner Amtszeit versuchte der amtierende Rektor nicht nur wegen des hohen Zerstörungsgrades der Universitätsgebäude eine anderweitige Unterbringungsmöglichkeit außerhalb des sowjetischen Sektors zu finden. Es spielte schon der Gedanke eine Rolle, dem alleinigen und unmittelbaren Einßuß dieser einen Besatzungsmacht nicht auf Dauer ausgesetzt zu sein. Hierfür hatte der kommissarische Rektor jedoch keinen Rückhalt bei den Westalliierten, deren Besatzungspolitik in vielen Politikfeldern und Sachbereichen noch ohne eigene Kontur mit konstruktiver Richtung war. Dies galt auch für den Hochschulbereich. Es bestand eine grundlegende Mißtrauenssituation, die dazu führte, daß er, dessen letzte Zeit in Berlin dunkel überschattet war, wegen zu häufigen Kontakts mit sowjetischen Offizieren im US-Gefängnis landete. Als die Lindenuniversität - ein anderer häufig gebrauchter Name bis zur Benennung "Humboldt-Universität zu Berlin"- im Oktober 1945 der Aufsicht des Magistrats von Groß-Berlin entzogen und der neu eingerichteten Deutschen Verwaltung für Volksbildung der sowjetischen Besatzungszone unterstellt wurde, erhob sich kein Widerstand. Die parallel ablaufende Absetzung des ersten Nachkriegsrektors und die Auflösung des Zentralausschusses der Berliner Studenten waren auch nicht der Beachtung wert. Letzterer hatte sich hinsichtlich der Zusammensetzung und der erwarteten politischen Ausrichtung nicht entwickelt und wurde durch eine "Studentische Arbeitsgemeinschaft" genannte Einrichtung ersetzt.
Mit der Unterstellung der Lindenuniversität unter die Zentralverwaltung bestand keine Kompetenz der nur für Berlin zuständigen Alliierten Kommandantur mit Beteiligung der Westmächte, obwohl in Berlin gelegen gehörte die Universität insofern zur Sowjetischen Besatzungszone. Dieser Schritt wurde auch von den Betroffenen nicht in jeder Hinsicht als nachteilig empfunden, da die materiellen Zuwendungen vor dem Hintergrund allgemeiner Not eher als großzügig angesehen wurden, so daß - wenn auch mit erheblichen Einschränkungen und Abstrichen - an eine Wiederaufnahme der Arbeit an der Universität gegangen werden konnte. Wenn auch die getroffene Grundentscheidung der sowjetischen Besatzungsmacht und den mit der Umsetzung von ihnen beauftragten deutschen Stellen und nahestehenden Organisationen die spätere gewollte Entwicklung erst nachhaltig ermöglichte, war zunächst nicht eindeutig auszumachen, wohin es mit der Universität gehen sollte. Nachfolger des abgesetzten Rektors wurde ein angesehener klassischer Philologe, dessen Grab auch im vereinigten Berlin den Status einer Ehrengrabstelle behalten hat. Im studentischen Bereich der Arbeitsgemeinschaft wurde nach bewährtem Schema ein aus dem KZ gerade entlassener Widerstandskämpfer, der der CDU angehörte, zum Vorsitzenden gewählt, die Stellvertreter sollten es ja richten.
Konfliktpotential - Schulungskurse und Zulassungswesen
An Konfliktmöglichkeiten, an denen dann die gewollte Richtung nach und nach erkennbar werden sollte, fehlte es bald nicht. Daß für damaliges Empfinden eng strukturierte Lehrplan-vorgaben für die Fachstudien Lehrkräften und Studierenden vorgegeben wurden, konnte vom Rektor auch angesichts der vorhergehenden Zeit zumindest für eine Übergangszeit noch als notwendiger Fortschritt vermittelt werden. Zunächst galt dies auch noch für Lehrveranstaltungen, die zur Wahrung eines über die rein fachorientierten Studienanteile hinausgehenden universitären Anspruchs unter dem Titel "Einführung in das politische und soziale Verständnis der Gegenwart" eingeführt wurden. Die Dozenten gehörten ganz überwiegend der seit April 1946 aus KPD und SPD zusammengeführten SED an. Dies allein schuf noch nicht das Konfliktpotential, da in dem kulturellen Klima der unmittelbaren Nachkriegsjahre insbesondere bei der nachwachsenden Generation eher eine Offenheit auch für marxistisch geprägte Positionen bestand, sofern sich kein Zwangscharakter zeigte. Die Durchführungsweise dieser Lehrveranstaltung profilierte diese zunehmend in die Richtung von parteigebundenen Schulungen, daher ließ die Teilnahmebereitschaft stark nach. Die Folge waren Versuche die Anwesenheits- und Nachweispflicht durchzusetzen, was nach und nach den Zwangscharakter offenlegte.Ein anderes Konfliktfeld war der Bereich des Zulassungswesens zum Studium. Die Studienplatznachfrage war naturgemäß höher als das Studienplatzangebot, so daß eine Auswahl zu treffen war. Die hierfür zugrundegelegten Kriterien waren zeitbedingt insofern politischen Zuschnitts, als auch bei den Studierenden politisch Belastete aus der vorangegangenen Zeit vom Grundsatz her herausgesiebt werden sollten. U. a. Berufsoffiziere der ehemaligen Wehrmacht, Inhaber bestimmter Führungspositionen in den der NSDAP nachgeordneten Organisationen (HJ, BdM) sowie NSDAP-Mitglieder oder Kinder von Eltern mit entsprechender Belastung - im Wege der Sippenhaft - waren u. a. ausgeschlossen. Allerdings konnten diese und andere Bedenken wegen einer bildungs- oder sonstigen bürgerlichen Belastung durch einen Beitritt zur SED, FDJ, FDGB o. ä geheilt werden. Hierdurch und durch die bevorzugte Zulassung von Absolventen der Vorstudienanstalten, den späteren Arbeiter- und Bauernfakultäten, konnte die soziale und politisch-weltanschauliche Zusammensetzung nachhaltig beeinflußt werden.
Vor diesem Hintergrund ergaben sich auch ziemlich bald Konfliktpotentiale im symbolträchtigen Bereich, als zum 1. Mai 1946 in Universitätsgebäuden Fahnen und Zeichen der neuen Machtträgerorganisationen gezeigt wurden. Der hiergegen vorgetragene Protest von 30 Studierenden, die z. T. Widerstandskämpfer und NS-Opfer waren, führte zur Ablösung des Vorsitzenden der Studentischen Arbeitsgemeinschaft, der immerhin bis zu ein Fünftel der Studierenden angehörte. Der gewählte Nachfolger sollte sich als nicht weniger kampfbereit gegen Unterschleife jeder Art, insbesondere im Zulassungswesen erweisen. Aber keine noch so große Einsatzbereitschaft gegen die einmal erkannte Richtung konnte, von einzelnen taktischen Rückziehern der zuständigen Stellen abgesehen, etwas Entscheidendes bewirken. Daher waren bei vielen Beteiligten schon früh anderweitige Überlegungen unterschiedlichen Reifegrades zur Gründung einer Hochschuleinrichtung außerhalb der unmittelbaren Zugriffsmöglichkeit der sowjetischen Besatzungsmacht und der ihr zuarbeitenden deutschen Stellen und Organisationen erwachsen. Der kulturpolitische Ausschuß der SPD hatte eine Konzeption, bei den amerikanischen Stellen gab es zum Teil konkurrierende Vorstellungen, die auch hinsichtlich der Organisation, Struktur und Finanzierung für Deutschland neue Wege gegangen wären. Alle diese Vorstellungen hinsichtlich einer Gründung einer Hochschule im Bereich der Domäne Dahlem konnten anknüpfen an entsprechende Vorstellungen, die an leitender Stelle im preußischen Kultusministerium aufgrund von Kontakten mit Harvard in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden. Auch eines der amerikanischen Konzepte zielte - allerdings unter dem Rubrum "Forschungshochschule" - in den Dahlemer Bereich.
Entzug der Studienerlaubnis am 16. April 1948 für drei Studenten -
Forderung nach einer "freien" Universität
Die Westberliner Printmedien, insbesondere jenes das "rerum cognoscere causas" zum Programm erhoben hat, griffen Beschwerden aus dem Universitätsbereich auf und gaben ihnen die entsprechende publizistische Schärfung. Aber aller Widerstandswille wäre leergelaufen, hätte sich nicht der Wind der politischen Großwetterlage ab der Jahreswende 1946/47 grundsätzlich nachhaltig in die Richtung einer Verfestigung der Aufteilung der Welt gemäß den Grundvorgaben der Kriegskonferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam gedreht. Einschnei-dende Vorgänge bewirkten, daß auch bei den Westmächten und den Amtsträgern in Deutsch-land und Berlin die eher zögerliche und in den einzelnen Sachbereichen konzeptionslose Haltung einer entschiedeneren und den hiesigen Problemstellungen gegenüber offenere Haltung abgelöst wurde. Spiegelbildlich verdeutlichten sich auch die Ziele der Gegenseite, z. T. auch schon durch die zur Anwendung kommenden Methoden wie Verhaftungen und Verhängung langjähriger Haftstrafen für Widerspenstige auch im studentischen Milieu im März 1947. Hierzu gehörte auch der Entzug der Studienerlaubnis für drei mit und in der amerikanisch lizenzierten Zeitschrift "colloquium" -als Gegengewicht gegen das "Forum"- tätigen Studenten am 16. April 1948. Hieraus ergaben sich aufgrund der zuerkannten Fanalwirkung publizistische und politische Aktivitäten, die alle die separaten Kräfte in den Parteien, Medien, studentischen Kreisen und Vertreter insbesondere der amerikanischen Besatzungsmacht zusammenführte, die das Projekt einer Hochschulgründung in den drei Westsektoren anstrebten. Dabei blieben Vorstellungen, die auch inhaltlich auf einen reformorientierten Neuzuschnitt zielten, angesichts der selbst gesetzten Zeitvorgaben und der bei einer Neugründung zu bewältigenden Aufgaben eher unberücksichtigt. Nach dem Entzug der Studienerlaubnis gab es deutliche Manifestationen für die Forderung nach einer "freien" Universität.Die erforderlichen Mittel als Anschubfinanzierung wurden unbürokratisch beschafft, die erforderlichen Vorausgremien versammelt und bestückt, flankierende Beschlüsse im parlamentarisch-politischen Raum gefaßt, Berufungslisten erstellt, das Zulassungsverfahren für die Studienbewerber organisiert, die publizistische Begleitmusik abgestimmt, Sach- und sonstige Ausstattung verschafft, die erforderlichen Rechtsgrundlagen entwickelt und inkraftgesetzt. Zwischen dem 16. April und der Betriebsaufnahme unter notdürftigen und äußerst provisorischen Bedingungen am 15. November 1948 lagen nur 7 Monate. Die Leistungen aller Beteiligten, insbesondere die bis in praktische Einzelheiten gehende studentische Beteiligung ist bestaunenswert. Diese fand ihren Niederschlag in einer entsprechenden Beteiligung am inneruniversitären Willensbildungsprozeß im sogenannten "Berliner Modell", das seine tatsächliche Lebenskraft desto mehr verlor, je mehr sich die Freie Universität Berlin der allgemeinen Entwicklung im westdeutschen Hochschulwesen anglich.
Die Neugründung und ihre Widersacher
Die Neugründung fand nicht nur Widersacher in dem Bereich, dessen Einflußbereich die Zeitakteure unbedingt verlassen wollten. Insbesondere die Lehrerschaft an den Hochschulen -auch in den drei Westzonen - stand dieser "politischen" Gründung ablehnend gegenüber, was auch durch gezielte Abwesenheiten dokumentiert wurde. Aber auch in den politischen und Hochschulkreisen Westberlins gab es nicht nur Zustimmung. Die Ablehnung speiste sich aus unterschiedlichen Quellen. Dies schloß jedoch nicht aus, daß im Laufe der folgenden Jahre die stimmenthaltsamen oder schwankenden Zeitgenossen aus Hochschule und Politik führende Rollen bei der Weiterentwicklung der Freien Universität Berlin spielen sollten. Selbst ein Disziplinarausschußmitglied, das bei der Relegation vom 16. April 1948 und dem sich anschließenden Verfahren aktiv mitgewirkt hatte, scheute sich nicht vor einer Bewerbung an diese neue Einrichtung. Betrachtet man das Ensemble der Zeitgenossen und Streitfragen, so sind "Gute" und "Böse" oder "Vorkämpfer" und "Widersacher" nicht immer auf den ersten Blick klar zu scheiden.Was bleibt, ist die Trägerin eines großen Namens, der auch noch auf nachgeborene Angehörige in gewisser Weise wirkte. Ob allerdings in weiteren 50 Jahren -vorausgesetzt, diese oder eine Einrichtung, die diesen Namen als Tradition fortpflegt- noch umstandslos diese spezifischen Freiheitsvorstellungen lebendig bleiben und die ihr Angehörenden befähigen, die jeweiligen Freiheitsgefährdungen und ihre Urheber zu erkennen, kann dahinstehen.
Die Synergieeffekte aus den begleitenden Umständen bei der Gründung dieses freien Instituts, die eine einmalige Konstellation ermöglichten, kann man nicht immer erwarten in künftigen Entscheidungssituationen.Der ganze Mut
Manchem mag auffallen, daß der Beitrag ohne die Nennung von Namen der Akteure auskommt. Die personenbezogene Bewertung der Leistungen der an der Gründung der Freien Universität Beteiligten liegt in entsprechendem Schrifttum aus Anlaß früherer "runder" Jubiläumsdaten vor oder wird bei dieser Gelegenheit des 50-jährigen Geburtstages aus berufenem Munde vorgenommen werden. Insgesamt wären die aus den unterschiedlichen Bereichen stammenden Mittäter sehr zahlreich namhaft zu machen, Rangbildungen können nur ungerecht sein. Entscheidend war das zeitgebundene Zusammenspiel; der dahinter zu vermutende einigende Geist der Gründergeneration konnte wohl doch nicht überleben. Das Unternehmen war zudem von Anfang an mit der Erscheinung auch noch späterer Tage konfrontiert, daß bei klein zu denkender Mentalität von Beteiligten durch akademischen Zuschnitt und Anstrich die jeweiligen Sach- und Streitpunkte unter den Gegebenheiten der Örtlichkeit und Zeitumstände ins Kosmische tendierende Ausmaße erhielt. Gleichwohl bleibt die Tat des Anfangs, von denen Spätere vielleicht sagen könnten, durch begünstigende Umstände lag sie im Sog der Zeit. Aber alles mußte jeweils erst ins Werk gesetzt werden und erforderte den ganzen Mut und jede Risikobereitschaft. Scheitern war auch bei dieser Gründungstat immer mitzubedenken. Die Geschichte ist noch nicht abgeschlossen, vielleicht gibt es noch weitere Gedächtnistage. Daß ein 50. Geburtstag gefeiert werden muß, ist verständlich, aber auch gern gesehen.Bernhard Fechner
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