Umbau der Rostlaube: Sir Norman Foster macht Pläne

The library - where you asked for it


Sir Norman Foster brachte es auf den Punkt: Ob man nun die geplante Philologische Bibliothek als Innenhofüberbauung in die "Rostlaube" einbaue oder als Anbau an das Gebäude anfüge, unterscheide sich hinsichtlich der Kosten nicht. Die Außen-Alternative biete jedoch wesentliche Vorteile: Größere planerische Freiheit, geringerer baulicher Eingriff und Respekt vor dem Bestand, größeres Flächenangebot im Ganzen und vereinfachte Bauphasen. Konsequenterweise bestand daher der Vorschlag, den der renommierte englische Architekt im Wettbewerb zum geplanten Umbau der Rostlaube ausgearbeitet hatte, aus zwei alternativen Entwürfen - einer Einpassungslösung und einem Anbau. Norman Foster kennt man ja nicht nur durch das Reichstagsprojekt, sondern auch als Entwerfer perfekter High-Tech-Projekte, deren Qualität vor allein in der intelligenten Anwendung moderner Gebäudetechnik besteht. Aber nicht nur das: Wie Foster mit seinem Stahl-Glas-Bau der Juristischen Bibliothek in Cambridge nachgewiesen hat, weiß er auch im Umgang mit diesem Thema gut überlegte Vorschläge zu formulieren.

Im Frühjahr 1997 hatte die Senatsbauverwaltung den Umbau der "Rostlaube" und den Einbau der gemeinsamen Philologischen Bibliothek europaweit ausgeschrieben. Aus 85 Bewerbungen wurden sieben Architekturbüros ausgesucht. Die Architekten-Gutachter sollten dabei noch einmal grundsätzlich über das baulich-technische Konzept der "Rostlaube" nachdenken. Vor 35 Jahren hatte ein großer internationaler Bauwettbewerb für das ehemalige Obstbaugelände in Dahlem stattgefunden, aus dem als Gewinner der Entwurf der Pariser Architektengruppe Candilis, Josic und Woods ausgewählt und in den Folgejahren in Abschnitten realisiert worden war. ("Rost- und Silberlaube", Mensa 2 und Erziehungswissenschaftliche Bibliothek).

In der Zeit seit dem ersten Wettbewerb (1962/63) und 25 Jahre seit der Fertigstellung des ersten Abschnitts ist die Rostlaube technisch "alt" geworden. Der Sanierungsbedarf beschränkt sich keineswegs auf die Fassadensanierung. 1990 mußte das Gebäude wegen erheblicher Asbestbefunde vorübergehend geschlossen werden. Bis heute ist die "Rostlaube" nur durch vorläufige Maßnahmen gesichert. Weitere technische Sanierungsarbeiten sind seit langem überfällig, insbesondere der vollständige Austausch der Dacheindeckun gen und Unterdecken. Als erster Abschnitt der Asbestbeseitigung wurde die "Silberlaube" bis zum Sommer dieses Jahres renoviert.

Schon lange stimmt auch das innere Raumnutzungskonzept nicht mehr, nicht erst seit die Studienplätze der Freien Universität wieder auf nahezu diesselbe Größe "zurückgefahren" werden, die sie bei Planungsbeginn der Rostlaube einmal hatten. Das Ziel war dama ls ein weiträumiger Ausbau der rasch wachsenden Universität. Das Prinzip der inneren Raumplanung war das der totalen Flexibilität. Diese allzu offene und zugleich labyrinthische Raumstruktur, in der es keine festen Institutsgrenzen und keine ablesbaren Institutseingänge gibt, hat sich jedoch nicht bewährt. Daher ist in dem Sanierungspaket der Rostlaube auch die räumliche Neugliederung im Inneren einbezogen. Mit den in Zukunft wieder kleiner werdenden Fachbereichen wird zugleich eine stärkere räumliche Konzentration im Zentrum des Campus notwendig. Die Nutzungsstruktur der Rostlaube muß völlig neu geplant werden. Dabei soll ein gemeinsamer Bibliotheksbereich für sämtliche Philologien entstehen. Zunächst war ein eigener Neubau außerhalb der Rostlaube vorgesehen worden. Er konnte aber bisher in der Investitionsplanung des Landes Berlin keine Aufnahme finden. So entstand der Kompromißvorschlag, die Gemeinsame Philologische Bibliothek in die Rostlaube baulich einzupassen und dort räumlich unmittelbar zu intergrieren.

Wenn nun von den Architekten Foster and Partners der alternative Vorschlag gemacht wird, die Bibliothek doch außen neben das Gebäude zu stellen, so entspricht dies Konzept im Grunde genau dem, was die Universität immer gewollt und geplant hat - und unter gesamtwirtschaftlichen Aspekten auch gut begründen kann. Die Alternative wird aber nur dann realisiert werden können, wenn sie sich im Rahmen des vorgegebenen "Kostendeckels" bewegt. Sollte dies nicht erreichbar sein, bleibt der Entwurf von Norman Foster zur Einpassungsplanung der Bibliothek: The library - where you asked for it. Dies zwar mit der negativen Folge einer erheblichen räumlichen Verknappung in der "Rostlaube", aber als Bibliothek ein immer noch funktionierender Vorschlag.

Michael Krauß


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