Professorin Erika Fischer-Lichte lehrt Theaterwissenschaft

Zum letzten Anfang nach Berlin


"Hier bleibe ich - und sei's auch bis zum bitteren Ende." Man mag Erika Fischer-Lichte die Sicherheit, mit der sie dies sagt, zunächst kaum abnehmen. Zu sehr ist ihr Leben durch Wechsel und Neugier geprägt. Die gebürtige Hamburgerin lehrte an den Universitäten in Frankfurt, Bayreuth und Mainz, für kürzere Zeit war sie Gastprofessorin in den USA, zunächst in Bloomington, später in Seattle, bevor sie zum Sommersemester an die FU wechselte.


Erika Fischer-Lichte zog es in die Stadt, in der die Theater sind

"Ich liebe Anfänge, aber nur wenn das Vorherige zu einem guten Ende kam." Angefangen hat alles in Hamburg. Hier entdeckte die junge Gymnasiastin ihre Liebe zum Theater. Gerade 18 Jahre war sie, als sie 1961 als Freie Mitarbeiterin bei Gustaf Gründgens am Schauspielhaus begann. Die Schule wurde beinahe zur Nebensache und mindestens der Nachmittag gehörte jetzt für zwei Jahre dem Theater.

Die Theaterwissenschaft war es dann auch, weswegen die Abiturientin zum Studium nach Berlin an die FU kam. Von der "Schöngeisterei" aber fühlte sie sich eher abgestoßen und überwarf sich zuletzt auch noch mit ihrem Professor. So konzentrierte sie sich stärker auf die Slawistik und Germanistik. Um Tschechow ging es in ihrer Arbeit für das Erste Staatsexamen, um den polnischen Dramatiker Juliusz Slowackis in der Promotion. Zurück in Hamburg machte die junge Akademikerin ihr Zweites Staatsexamen, doch Lehrerin wollte sie nie werden oder vielmehr nur an einer Universität. "Das Angefangene zu Ende bringen": Zum ersten Staatsexamen gehörte halt das zweite. "Und außerdem weiß man eben nie, was kommt."

Was kam, war zunächst ein Jahr als Studienrätin in Hamburg und schließlich die Universität. Jetzt ist Fischer-Lichte also wieder in Berlin. Dort, wo die Theater sind und wo deshalb der beste Platz auch für die Wissenschaft vom Theater sei. Im Seminar mit der schönen Überschrift "'Das Leben verspielt' und aufgeschrieben" will die Professorin, die mehr als 20 Bücher geschrieben und über 100 Artikel publiziert hat, Theatergeschichte einmal anders erzählen oder erzählen lassen: von den Schauspielern selbst, das heißt von autobiographischen Texten.

Fischer-Lichte ist Präsidentin der Gesellschaft für Theaterwissenschaft im deutschsprachigen Raum und der Weltorganisation der Theaterwissenschaftler. Zudem ist sie Mitglied des Senats und des Hauptausschusses der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vertritt die deutschen Geisteswissenschaftler in der European Science Foundation. Besonders wichtig ist Fischer-Lichte gegenwärtig das von ihr initiierte interdisziplinäre Schwerpunktprogramm der DFG "Theatralität. Theater als kulturelles Modell in den Kulturwissenschaften", in dem Funktion und Bedeutung theatraler Prozesse, wie beispielsweise Rituale, Zeremonien und Spiele in der europäischen Kultur untersucht werden sollen.

h.h.


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