Uwe Nef
die Richtung ist allerdings beängstigend: Die FU Berlin droht aus dem Ruder zu laufen. Von der staatlichen Reederei immer mal wieder torpediert, kommt sie schon seit Jahren in der Ostsee nur mühsam voran. Was wird nicht alles versucht, um das Flaggschiff der Berlin Science Line flottzumachen, doch das Abwerfen von Ballast und ein neuer Kurs machen das Schiff noch nicht wieder fit. Ist das eine Leck gestopft, kommt garantiert die nächste Breitseite.
Erschöpfung macht sich breit. Der Kapitän treibt die Mannschaft an und funkt SOS, doch die Hilferufe werden beharrlich ignoriert. Hohe Priester ziehen wehklagend übers Deck, fragen "Was tun?" und geben wie eh und je große Ratschläge, als wüßten sie den richtigen Kurs zu bestimmen. Während die Bordkapelle "Wir lagen vor Madagaskar" und "Ein Schiff wird kommen" intoniert, halten bereits Teile der Mannschaft Ausschau nach Hilfe von den Seenotrettungskreuzern MS Humboldt und MS Potsdam. Andere MatrosInnen wollen ihr Schicksal weder dem Zufall noch den Launen der Reederei überlassen. Mit dem Schlachtruf "Keine Angst vorm Schwimmen!" stürzen sie sich ö zu allem entschlossen ö mit ihren Wasserpistolen in die eisigen Fluten. Und schon zittern die Herren an den Hebeln der Macht, denn wer möchte schon gerne naßgemacht werden?!
Alles nur geträumt? Gewiß! Noch sind Untergangsszenarien nichts weiter als die Summe vieler Alpträume, sozusagen der worst case Berliner Wissenschaftspolitik in der Nachwendezeit. Die scheibchenweise Demontage der FU zum Aufbau der Ost-Hochschulen könnte jedoch schnell für uns alle zum existentiellen Problem werden.
Sind wir im falschen Film? Wohl kaum, liegen doch Vision und Wirklichkeit oft dicht beieinander. In diesem Spannungsverhältnis gedeiht auch das, was man Filmkunst nennt. An der FU zieht sie viele in ihren Bann. Wir präsentieren in unserem Titelthema Filmemacher und Filmwissenschaftler.