BAFöG ist 25
"keine feierliche Stimmung"
Eine kümmerlich geringe Zahl geförderter Studierender, dazu deren enorm wachsende Darlehensschulden, Abschreckung von Auslandsstudium und inneruniversitärer Mitwirkung bei der Selbstverwaltung sowie schlimme Überraschungen durch Ver letzung des Vertrauenssc hutzes im aktuellen Regelwerk - das kennzeichnet aus Sicht der Freien Universität inzwischen die Lage beim Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAFöG, dessen Einführung sich in diesem Herbst zum 25. Mal jährte.
Nur noch rund 15 Prozent der FU-Studierenden kommen in den Genuß der staatlichen Ausbildungsförderung - ein historischer Tiefstand, wie Dr. Andreas Brickwell, Leiter des BAFöG-Amtes beim Studentenwerk Berlin gegenüber dem FU-Pressedie nst erklärt. 1971/72 seien noch rund 40 Prozent gefördert worden.
Da nach Ende der an die Regelstudienzeit gekoppelten Förderungshöchstdauer BAFöG jetzt nur als verzinsliches Darlehen in Anspruch genommen werden kann, kommen wachsende Zinslasten auf diese Studierenden zu.
"Die Angst vor hohen Schulden wird erfahrungsgemäß Kinder aus Familien ohne akademische Tradition, in der Regel Arbeiterfamilien, vom Studium abschrecken", kritisiert FU-Präsident Johann W. Gerlach die neue BAFöG-Praxis.
Zudem werde neuerdings quasi bestraft, wer sich in der universitären Selbstverwaltung engagiert oder zum Studium auch einmal ins Ausland geht, da die entsprechenden Semester neuerdings auf die Förderungshöchstdauer angerechnet werden.
Unverständnis herrscht in der FU auch über einzelne Bestandteile des aktuellen Regelwerks. So erhalten Chemiestudenten in der FU nur eine Förderung entsprechend der hiesigen Regelstudienzeit von neun Semestern, während sie an anderen U nis, die ihre Regelst udienzeit noch nicht verkürzt haben, zehn Semester und mehr gefördert werden.
Gerlach: "Deutschland subventioniert noch immer lieber den Kohlebergbau, statt in die Köpfe der jungen Menschen zu investieren - da kann auch zum 25. BAFöG-Geburtstag keine feierliche Stimmung aufkommen."
fup
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