Michaela Volkmann
Mag sein, daß dies in Pädagogik oder Psychologie viel Anklang findet, sich wirklich im Sinne von Katharsis nachweisen läßt, daß vieles sich wirklich erst durch die Krise ändert. Ob das auch für Universitäten gilt, steht dahin. Daß es eine Krise gibt, ist dagegen ziemlich offenkundig, zumindest eine Finanzkrise.
Zur Krise der Universität gibt es am 6. Februar eine öffentliche Konzilssitzung ab 18 Uhr im Audimax. Sie geht auf eine Initiative des Vorstandsmitglieds Ekkehart Krippendorff zurück, der dem ursprünglichen Sinn von Universität nachspüren will, ohne dessen Bestimmung sich die Hochschulen nur noch in Abwehrkämpfen z.B. gegen das Finanzdiktat der Politik ergehen.
Wenn jede Krise tatsächlich eine Chance in sich birgt, so hätte der Berliner Senat seit Jahren Chancen über Chancen. Wieviel (Überlebens-) Chancen der neue Senat den Berliner Universitäten zubilligt, läßt sich derzeit noch nicht absehen. Braucht Berlin drei Unis, fragt der sich als neuer Finanzsenator andienende Herr Nagel ö im Kampf um die Lufthoheit über den Stammtischen ist keine Frage tabu.
Wir wüßten da auch ein paar: Müssen in Adlershof wirklich neue naturwissenschaftliche Studienplätze geschaffen werden, wenn andernorts Kapazität reichlich zur Verfügung steht? Muß der zugegebenermaßen außerordentlich traditionsreiche, in der Substanz aber desolate Charitˇ-Komplex für Hunderte von Millionen saniert werden, wenn doch die Humboldt-Universität ein paar Meter weiter inzwischen das Virchow-Klinikum ihr eigen nennen kann, das derzeit modernste Klinikum europaweit?
Für den scheidenden Wissenschaftssenator Erhardt war die Sache im Oktober noch klar: "Weitere Eingriffe wären mit mir nicht zu machen." Also jetzt ohne ihn? Und wenn er geht, macht er dann den Weg frei für tabuloses Nachdenken? Wir werden es erfahren, vielleicht auch im uniRadio, dem wir zum Start am 15. Januar ebenso viel Glück wünschen wie der FU:N-Leserschaft für das neue Jahr.