Christian Walther

(Geld-)Not macht erfinderisch...


glauben Wohlmeinende, doch die Realität ist meist ernüchternd: Tabus und Klientelwirtschaft bestimmen die Diskussion um das städtische Finanzdesaster, das vor den Wahlen erahnt, wohlweislich aber von den Verantwortlichen nicht in vollem Umfang benannt wurde.

Dazu zwei Fragen: Müssen Normalverdiener, die - ohne mit der Wimper zu zucken - 14 Mark für eine Kinokarte hinlegen, wirklich noch zum Nulltarif in die Stadtbibliotheken wie zu jenen Zeiten, als Wilhelm Liebknecht die Parole "Wissen ist Macht " an die Arbeiter ausgab? Und: Müssen Normalverdiener, die auf dem Wohnungsmarkt nur noch Teures finden, wirklich mit ihren Steuergroschen andere Normalverdiener subventionieren, die zu schlechteren Zeiten in den sozialen Wohnungsbau eingezogen sin d und sich heute köstlich über die Höhe ihrer Fehlbelegungsabgabe amüsieren?

Nicht fraglich ist dagegen, daß die Unis Geld brauchen. Daß die Studierenden keine ideale Geldquelle abgeben, erschließt sich spätestens, wenn man sie auf den Kopf stellt und schüttelt. Aus ihren Taschen wird meist nicht vie l fallen. Dennoch wird auch in Kreisen, die traditionell dagegen waren, über Studiengebühren diskutiert. FU-Präsident Gerlach will Studiengebühren jedenfalls nicht akzeptieren, wenn sie nur dem Staat den Rückzug aus der Verantwort ung bereiten sollen. Ohne eine seriöse Hochschulfinanzierung mit angemessenen Staatszuschüssen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Gebührenfreiheit für Schlechterbetuchte und genügend Stipendien sei die Rückkehr der - früher üblichen - Studiengebühren nicht hinzunehmen. Ein Tabu aber sind sie nicht: Zu rechtfertigen wäre ein Kostenbeitrag der Studierenden, wenn er dazu beitragen könnte, bessere Studienbedingungen zu schaffen und zu bewahren .

In jedem Fall muß der Staat, muß die Stadt ihre Verantwortung wahrnehmen. Die Aktion Hochschulen bilden Berlin, die dieser Tage an Plakatflächen und Litfaßsäulen zu sehen ist, wird daran erinnern.


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