Textunterlage zur Sammarei-Tour; Stand 1995 *
- Votivtafeln: eine Einführung
- Zum Votivtafelbestand Sammarei
- Die Wallfahrtskirche Sammarei
- Das Gnadenbild von Sammarei
- Der Votivbildbestand von Sammarei
- Zur Auswahl der 300 Tafeln für die Bilddatenbank
- Zu den Votivtafel-Kommentaren
- Sammareibezogene Literatur
Votivtafeln: eine Einführung
Pest, Hunger, Krieg prägten den Alltag unserer Vorfahren.
Über effektive Mittel, sich zur Wehr zu setzen, verfügten sie kaum. Noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts lag
das durchschnittliche Sterbealter bei etwa 35 Jahren.
Zu Hunderten erhaltene Votivtafeln führen uns die überall und jederzeit
auftauchenden Existenzbedrohungen wie keine anderen Quellen bildhaft vor Augen.
Die meisten von ihnen stammen aus dem 17. bis beginnenden 20. Jahrhundert. Mangels anderer Möglichkeiten wurden
in Notsituationen überirdische Helfer angerufen und ihnen als Dank eine Votivtafel in Aussicht gestellt
(ex voto = aufgrund eines Gelöbnisses oder eines Gelübdes).
Man flehte die dem Herrn Nahestehenden an, sich beim ihm zu verwenden, damit er die Not abwende.
Wurde die Hilfe gewährt und trat eine glückliche Wendung ein (schlug der Blitz
während eines Gewitters nicht ein; verschonten marodierende Truppen den Hof;
führte die schwierige Geburt nicht
zum Tod von Mutter und Kind; griff die Viehseuche nicht auf den eigenen Tierbestand über;
trat bei schwerer Erkrankung trotz mangelnder ärztlicher Hilfe und fehlender Medikamente eine Gesundung
ein; konnte die verregnete Ernte doch noch reif eingebracht werden),
musste dies öffentlich bekundet werden.
Zur grösseren Ehre der himmlischen Helfer gab der Votant
eine Bildtafel in Auftrag (in der Regel bei einem lokalen Handwerksmeister).
Nach Fertigstellung wurde sie gut sichtbar an einer Kirchenwand angebracht.
Votivtafeln sind in der Regel vierteilig. Zum einen wird der Votationsanlass bildhaft dargestellt (erkrankte Menschen
oder Tiere, Feuer, kriegerische Ereignisse, Unfälle aller Art, Kindbetterinnen, psychische Leiden, Sorge um das
Seelenheil, Gewalttaten). Zum andern sieht man den
oder die Votanten, meist kniend und in flehentlich betender Haltung. Zum dritten findet sich eine kurze,
üblicherweise mit der Jahreszahl versehene Beschreibung des Vorganges. Und zum vierten sehen wir
- vom irdischen Geschehen durch ein Wolkenband getrennt -
die überirdische Macht: diesen oder jenen in einer bestimmten
Notsituation "zuständigen" Heiligen (Leonhard bei Viehseuche, Florian bei Feuersgefahr, Rochus oder Sebastian bei
Pest; die Muttergottes bei fast allen Gefährdungen; als knappe neuere Übersicht vgl. Jean-Baptiste
Lefèvre: Saints protecteurs et guérisseurs en province de Namur. Namur:
Province de Namur 1995 [= Katalog der gleichnamigen Ausstellung im
Musée des arts anciens du Namurois, 24. Juni -10. September 1995]).
Das Staatliche Museum für Volkskunde in Berlin-Dahlem verfügt über einen eigenen Bestand
von rund dreihundert Votivtafeln, hauptsächlich aus dem süddeutsch-österreichischen Raum.
Sie bildeten am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Freien Universität Berlin in den vergangenen
Jahren häufig Gegenstand von Lehrveranstaltungen zur Historischen Demographie.Wie hätte man rascher und
eindrücklicher die permanente Existenzgefährdung unserer Vorfahren den Studierenden
vor Augen führen und ihnen auf diese Weise die breite Streuung der Sterbealter sowie die daraus resultierende
niedrige durchschnittliche Lebenserwartung, aber auch das Aufgehobensein in Gottvertrauen
illustrieren können?
Von diesem Berliner Bestand ausgehend kam es im Verlauf der Zeit einerseits zur Publikation "Das prekäre Leben.
Leben, Not und Sterben auf Votivtafeln. Impulse für heute. Buch mit CD-ROM" (Stuttgart: Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft 1995). In dieser Veröffentlichung wird ausführlich über
die gesamte Votivtafelthematik gehandelt und auf die einschlägige Literatur verwiesen.
Wer noch wenig damit vertraut ist, kann sich hier leicht über den gegenwärtigen Stand
kundig machen. An dieser Stelle wird deshalb, abgesehen von einer knappen Literaturliste am Ende zur Anregung,
auf weitere Ausführungen zum Problemkomplex verzichtet.
Andererseits erfolgte die Kontaktaufnahme mit weiteren Institutionen, die ebenfalls über reiche
Votivtafelbestände verfügen, so dem Bayerischen Nationalmuseum in München (Sammlung Kriss)
oder dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (Sammlung Erwin Richter).
Am fruchtbarsten erwies sich indes die unkomplizierte
Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V. in München, der den
Gesamtbestand von über zwölfhundert Votivtafeln der Wallfahrtskirche Sammarei bei Passau betreut
(vgl. hierzu im Anschluss "Zum Votivtafelbestand Sammarei").
Auf diesem Material basiert eine erste Photo-CD mit hundert ausgewählten Tafeln, die wir nach dem Erscheinen
der neuen Speichertechnik in Berlin herstellten.
Die zugehörigen Kommentare und Bildlegenden wurden
in einem Begleit-Booklet zusammengestellt. Dieses kombinierte CD-ROM-und- Booklet-Verfahren eignet sich
im Lehrbetrieb vor allem dann, wenn keine grösseren Kenntnisse hinsichtlich einer anspruchsvolleren
interaktiv-hypermedialen Realisierung
vorhanden sind. Im Rahmen eines Hauptseminars im Sommersemester 1995
über den Einsatz neuer Medien im Geschichtsunterricht bildete sich indes spontan ein Team
von sechs Teilnehmern, das die vorhandenen hundert
digitalisierten Photo-CD-Bilder mittels TOOLBOOK hypermedial weiterbearbeitete
und zwecks Leistungsnachweises schliesslich eine eigene interaktive CD-ROM produzierte.
Mittlerweile ist in Berlin ein Bestand von rund tausend Sammarei-Votivtafeln
als Bilddatenbank auf zehn Photo-CDs digital gespeichert.
Die dazu gehörige Dokumentation liegt aufgrund der Münchner Inventarisierungskarten
ebenfalls komplett in einem Set kopiert vor. Und schliesslich existiert von jeder digitalisierten Tafel ein farbiger
Photoabzug.
Als nächstes steht nun die Bearbeitung von rund dreihundert
ausgewählten Tafeln für eine hypermedial-interaktive CD-ROM-Veröffentlichung
im K. G. Saur-Verlag in München bevor. Der Arbeitstitel lautet: "Unsere Vorfahren in
Notsituationen. Bilddatenbank zum Alltag vom 17. bis zum 20. Jahrhundert".
Als Erscheinungsdatum ist Mitte 1996 vorgesehen.
Zum Votivtafelbestand Sammarei
Hinweis: Die folgenden Angaben zur Wallfahrtskirche Sammarei, zum dortigen Gnadenbild und dem
Votivtafelbestand, zur ursprünglichen Auswahl von hundert Tafeln für eine Probe-Photo-CD, zu
den Bildlegenden für ein Begleit-Booklet sowie alle sammareibezogenen Literaturvermerke
basieren auf einem Exposé
des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege (Dank an Sabine John und Hans Roth).
Die Wallfahrtskirche Sammarei
Sammarei - zusammengezogen aus Sankt Marien oder Sankt Marei - gehört heute zur Gemeinde Ortenburg
im niederbayerischen Landkreis Passau (etwa 20 km südöstlich). Seit dem Hochmittelalter besass
das Zisterzienserkloster
Aldersbach dort ein Bauerngut. Als es 1619 niederbrannte, blieb die daneben stehende kleine, der Mutter Gottes geweihte
Holzkapelle unversehrt. Auch ein Apfelbaum, dessen Früchte vorzüglichen Quittengeschmack gehabt
haben sollen, schlug wieder aus. Das deuteten die Menschen als göttliche Wunderzeichen.
Um die wachsende Zahl herbeiströmender Gläubiger seelsorglich besser zu betreuen,
wurde 1690 der Grundstein für ein Wallfahrtspriesterhaus gelegt. 1707 erschien in Regensburg
eine Auswahl von Berichten über die zahlreichen Gebetserhörungen unter dem Titel "Wolriechender
Marianischer Quitten-Apffel" im Druck. Dieses Mirakelbuch sollte sicher auch den Ruf von Sammarei
weit und breit bekannt machen. Überdies hielten die Mönche aus Aldersbach Andachtsbilder bereit, um ihre
Hauswallfahrt zu fördern.
Die Säkularisation bedeutete einen tiefen Einschnitt für die Gnadenstätte Sammarei, aber nicht ihr Ende.
Nach der Aufhebung des Stiftes Aldersbach betreuten ehemalige Konventualen die Wallfahrt
zunächst weiter. 1862 wurde Sammarei dann der Pfarrei Rainding einverleibt, zu dem es
noch heute gehört, und der Pfarrhof in das einstige Wallfahrtspriesterhaus verlegt.
Das Gnadenbild von Sammarei
Der Rokokognadenaltar der erhaltenen Holzkapelle im Chor des Wallfahrtskirche wurde 1772
vermutlich von der Passauer Götzwerkstatt geschaffen. Er birgt das eigentliche Kultbild von Sammarei.
Ein Blick darauf ist auch unter dem Hochaltarblatt mit der Darstellung Mariä Himmelfahrt hindurch vom
Kirchenschiff aus möglich. Beim Gnadenbild handelt es sich um ein Ölgemälde,
dessen Rückseite die Jahreszahl 1631 trägt. Es soll eine Kopie des Tafelbildes in der Maurerkapelle
von Sankt Jakob in Straubing sein, das Hans Holbein dem Älteren zugeschrieben wird.
Ein ähnliches Bild des Niederländers Adriaen Isenbrant von 1551 wurde erst 1985 bekannt.
Es befindet sich heute in Budapest. Weitere wallfahrtsstiftende Kopien gibt es in Maria Bühel
bei Oberndorf in der Erzdiözese Salzburg, in der Wiener Paulanerkirche sowie in der Grazer Karmeliterkirche.
Wie der verwandte Maria-Hilf-Typus gehört auch das Gnadenbild von Sammarei in die Tradition
der über Italien in die abendländische Kunst eingeführten Eleousa-Ikonen. Maria wird dabei
sitzend in Dreiviertelfigur gezeigt. Der Jesusknabe steht in einen dünnen Schleier gehüllt auf ihrem
Schoss. Er schmiegt seine Wange an die der Mutter, umfasst mit einem Arm ihren Hals und legt die
andere Hand an den Ausschnitt ihres roten Kleides. Sie trägt darüber einen rosafarbenen Mantel
mit einer Agraffe, die auf vielen Sammareier Votivtafeln deutlich wiedergegeben ist. Ein weisser
Kopfschleier bedeckt teilweise die über Schulter und Rücken fallenden gelösten langen Haare.
Blau ist nur das an Ausschnitt und Ärmeln sichtbare Untergewand.
Viele Votivtafeln vereinfachen diese differenzierte Farbigkeit zum "klassischen" marianischen Farbakkord
Rot/Blau. Vor allem im 18. Jahrhundert übernahmen manche Taferlmaler gerne auch das Vorhangmotiv
aus dem Gnadenbild als zusätzliche Würdeformel.
Allerdings erscheint vor allem auf den frühen Votivtafeln des 17. Jahrhunderts nicht immer das eben
beschriebene Gnadenbild, sondern noch eine Pietà, die Jakob Bendel aus Pfarrkirchen 1640 schnitzte
und die nun ihren Platz in der Predella des Gnadenaltares hat. Im ausgehenden 17. Jahrhundert scheint dann
nach und nach die Verehrung des Gnadenbildes der Madonna mit Kind in den Vordergrund gerückt zu sein.
Für eine ganze Reihe von Votivtafeln wählten die Maler auch andere Typen von Mariengnadenbildern, darunter
besonders oft die Mariahilf. Ob sich hierin der ausdrückliche Wunsch von Wallfahrern spiegelt oder ob wir
einen deutlichen Hinweis auf die überragende Kultdynamik dieses Bildes im nahen Passau vor uns haben, sei dahingestellt.
Der Votivbildbestand von Sammarei
Mit insgesamt 1264 Objekten aus der Zeit von 1632 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zählt der
Votivbildbestand von Sammarei neben jenem von Sankt Walburg in Eichstätt und dem berühmten in
Altötting zu den umfangreichsten in Bayern. Die Tafeln hängen wie ein dichter, bunter Bilderteppich an
den Wänden von Chor und Holzkapelle. Heute sind sie nummeriert, wobei die genaue Standortangabe
auf den Inventarkarten vermerkt ist.
Schon in den 1950er Jahren wurde eine Inventarisierung versucht, aber nicht zu Ende geführt. Erst im Rahmen
der 1976 begonnenen Kirchenrenovierung nahm man im Innern auch sämtliche Votivtafeln ab. Sie wurden gereinigt
und gegebenenfalls restauriert. Gleichzeitig führte der örtliche Heimatpfleger, Lehrer Hubert Kalhammer,
mit seinem Mitarbeiter Matthias Dirnberger eine chronologische Inventarisierung des gesamten Bestandes in
enger Absprache und nach den Richtlinien des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege in München
durch. Bei gleicher Gelegenheit beauftragte man Gregor Peda aus Passau mit photographischen Aufnahmen.
(1995 wurden sie teilweise neu beziehungsweise ergänzend durch Alexander Dannenberg aus Berlin aufgenommen.)
1992 konnten die Arbeiten mit der - nunmehr gesicherten - Neuhängung der Votivtafeln an alter Stelle
abgeschlossen werden (vgl. hierzu Roth 1993).
Alle schliesslich erstellten 1232 Inventareinzelkarteikarten sowie ein Set der ursprünglich durch Gregor Peda angefertigten
Diapositive von Votivtafeln aus dem Zeitraum 1632-1869 befinden sich heute im Archiv des Bayerischen Landesvereins.
Sie enthalten systematische Angaben über Bildinhalt, Maltechnik, gegebenenfalls zum Maler, zum verwendeten
Material, zu Grösse und Rahmung, zu Datum und Herkunft, zu dem oder den Votanten, zum Erhaltungszustand und
zum Text. Die als Ordnungsprinzip gewählte Chronologie möchte künftigen Forschungen den Zugriff erleichtern.
Insgesamt scheint hier eine solide Grundlage geschaffen, um diese aussagekräftigen Bildquellen frömmigkeits-, sozial-
und medizingeschichtlich, aber auch für die Haus- und Möbelforschung oder für die Trachten- und
Gerätekunde auszuwerten. Den genauen regional-überregionalen Einzugsbereich sowie die soziale
Schichtung der Votanten werden erst detaillierte Untersuchungen feststellen können. Sicher ist indes
schon heute, dass die Wallfahrer aus ganz Niederbayern, einschliesslich des erst 1779 zu Oberösterreich
geschlagenen Innviertels kamen. Bauern und Gesinde sind darunter ebenso vertreten wie Handwerker
oder Geistliche. Ein Ansteigen der Zahl von Votanten aus der Beamten- und Bürgerschicht im
18. Jahrhundert ist nach dem ersten Überblick nur zu vermuten und müsste ebenfalls
überprüft werden. Für die Kultur- und Mentalitätsgeschichte aufschlussreich dürften vor allem
die rückseitigen Tafelnotizen sein. Hubert Kalhammer hat sie auf den Karteikarten ebenso vermerkt,
wie er verschollenen oder andernorts verwahrten Stücken nachgegangen ist. Einige befinden
sich heute nachweislich in München, Nürnberg, Wien und Berlin.
Zur Auswahl der 300 Tafeln für die Bilddatenbank
Ohne einer exakten Quantifizierung vorgreifen zu wollen
und ungeachtet des zweifellos weiten Spektrums von Votationsanlässen scheinen sich im Gesamtbestand von
Sammarei doch zwei deutliche Schwerpunkte abzuzeichnen. Zum einen handelt es sich um den
Bereich der "Kindsnöte": von schweren Geburten über postnatale Depressionen bis hin zu Krankheiten
und Unfällen von Säuglingen und Kleinkindern. Zum anderen fallen die häufigen Verlöbnisse wegen eines
Augenleidens auf. Demgegenüber ist der Anlass "Unglück im Stall" eher selten, seltener jedenfalls,
als man es angesichts des Bauernlandes um Sammarei erwarten würde.
Um jedoch die Vielfalt der Leiden und Sorgen zu illustrieren, deren sich unsere Vorfahren in ihrem
alltäglichen Leben zu erwehren hatten, wurden für eine erst Photo-CD-ROM jeweils mehrere
Votivtafelbeispiele zu folgenden Hauptanlässen ausgewählt:
- Krankheiten bei Menschen (Nummern 1-33)
- Krankheiten bei Tieren (Nummern 34-38)
- Gefährdung von Mutter und Kind (Nummern 39-46)
- Unfälle (Nummern 47-72)
- Naturgewalten, Feuer (Nummern 73-75)
- Krieg und Verbrechen (Nummern 76-83)
- Psychische Leiden (Nummern 84-85)
- Sorge um das Seelenheil (Nummern 86-95)
- Varia (96-100)
Selbst in der Auswahl von nur hundert Tafeln aus dem Gesamtbestand spiegelt sich die
erstaunliche Breite künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten. Von differenzierten Darstellungen mit
malerischem Anspruch (vgl. z. B. die Inventarnummern 328 und 480 = CD [91] und [96]) bis zu
schlichten, wiewohl oft bestechend expressiven "Taferln" reicht der Bogen. Rund hundert Votivbilder
vermochte Hubert Kalhammer im Rahmen der Gesamtinventarisierung dem sogenannten Meister
von Schacha zuzuschreiben. Wer sich hinter diesem Notnamen verbirgt, ist bis heute ungewiss.
Jedenfalls handelt es sich bei ihm um den wohl bekanntesten niederbayerischen Taferlmaler in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Seine Werke, die sich an vielen Wallfahrtsorten in diesem
Raum erhalten haben, sind relativ leicht an den typischen Wolkenballen, den Kassettenwänden
und den oben abgerundeten Schrifttafeln zu erkennen.
Auch auf der CD-Auswahl ist dieser Meister von Schacha gut vertreten (vgl. Inventarnummern
577, 600, 678, 679, 755, 794, 796 = CD-Nummern [41], [82], [26], [75], [29], [97], [43]).
Sein Name wird in den Bildlegenden allerdings nur dann genannt, wenn dies auch die entsprechende
Inventarkarte tut.
Zu den Votivtafel-Kommentaren
Die Legenden aller CD-Bildnummern wurden anhand der Diapositive nochmals überprüft.
Dies trifft insbesondere auch zu für die wörtlich wiedergegebenen Tafelbeschriftungen, die in den Legenden
kursiv geschrieben sind.
Querbalken über einzelnen Buchstaben führten zu deren Verdoppelung. Runde Klammern (...) zeigen
aufgelöste Kürzel an. Eindeutig zu ergänzende Fehlstellen sind nicht besonders gekennzeichnet.
Die Angaben zu Material, Rahmen und Grösse der Votivtafeln entsprechen den diesbezüglichen Vermerken
auf den Inventarkarten. Bei den Massen steht Höhe vor Breite.
Unter "Gnadenbild" ist immer das oben beschriebene Bild der Madonna mit dem stehenden Jesusknaben
zu verstehen. Andernfalls heisst es "Pietà" oder "Maria vom Typus ...".
Rechts und links ist aus der Blickrichtung des Betrachters gesehen (z. B. die Position des Gnadenbildes
auf der Tafel). Nur wenn von Körpergliedmassen dargestellter Personen die Rede ist, wird - dem
Sprachgebrauch der Inventarkarten folgend - von diesen aus gedacht (z. B. sein rechter Arm, ihr linker Fuss).
Was die Beschreibung von Kleidungsstücken betrifft, ist sie möglichst neutral gehalten. Lediglich
beim charakteristischen Kopfschmuck in der Mädchentracht des Rottales und Gäubodens wurde
statt der Bezeichnung "Kappe" wie auf den Inventarkarten der Ausdruck "Schapel" vorgezogen
(vgl. zu dieser präziseren Bezeichnung die Ausführungen bei Zaborsky-Wahlstätten 1979).
Einer Deutung soll damit nicht vorgegriffen werden. Gleiches gilt für die Beobachtung der
altertümlichen Kombination von weissem, bis über den Hals reichendem Kopftuch unter
einer Pelzhaube, die noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Trauertracht zugewiesen
wird (vgl. hierzu Scheffler / Rattelmüller 1991, besonders Seiten 202-204 sowie
Farbtafeln 38-39 und Abbildung 49).
Sammareibezogene Literatur
- Aurenhammer, Hans: Die Mariengnadenbilder Wiens und Niederösterreichs in der Barockzeit. Der
Wandel ihrer Ikonographie und ihrer Verehrung (= Veröffentlichungen
des Österreichischen Museums für Volkskunde,
Bd. 8). Wien: Selbstverlag des Österreichischen Museums für Volkskunde 1956.
- Bleibrunner, Hans: Andachtsbilder aus Altbayern. München: Süddeutscher Verlag 1971, 60 - 63.
- Gugitz, Gustav: Artikel Maria Bühel. In: Marienlexikon (s. dort), Bd. 4. St. Ottilien: Eos Verlag 1992, 281.
- Kalhammer, Hubert: Wallfahrtskirche Sammarei. Passau: Kunstverlag Peda 1989.
- Mader, Franz: Sammarei. In: Derselbe: Wallfahrten im Bistum Passau. München, Zürich: Schnell & Steiner 1984,
121 - 124.
- Marienlexikon, hrsg. im Auftrag des Institutum Marianum Regensburg von Remigius Bäumer und
Leo Scheffczyk, Redaktion Florian Trenner, bisher erschienen 5 Bände. St. Ottilien: Eos Verlag 1988-1993
(abschliessender Bd. 6 im Druck).
- Roth, Hans: Der Votivbilderbestand der Wallfahrtskirche Sammarei. In: Schönere Heimat 82, 1993, 36-39.
- Scheffler, Gisela, Paul Ernst Rattelmüller: Volkstracht und Landschaft in Altbayern.
Ihre Entdeckung um 1800 durch Johann Georg von Dillis und seine Zeitgenossen.
- Katalog zur Ausstellung zum 150. Todestag von Johann Georg von Dillis. Staatliche Graphische Sammlung
München 29. November 1991 - 9. Februar 1992. München: Satz und Druck Kastner & Callwey 1991.
- Schuel, Regineberto: Wolriechender Marianischer Quitten-Apffel /
Das ist: Denckwürdige Gnaden=Geschichten / Welche die gecrönte Jungfrau Maria zu Sammarey der
bedrängten Welt erwiesen. Regensburg: Johann Zacharias Seidel 1707
[Mirakelbuch; vorhanden in der Bayerischen Staatsbibliothek München, Signatur: Barock 24].
- Zaborsky-Wahlstätten, Oskar von: Die Tracht in Niederbayern. Bd. I: Gäuboden, Unteres Rott- und Vilstal.
2. Auflage München: Callwey 1979 (= Reprint der Erstauflage von 1940/41).
*) Hinweis: Die Angaben zur Wallfahrtskirche Sammarei, zum dortigen Gnadenbild und dem
Votivtafelbestand sowie zur sammareibezogenen Literatur basieren auf einem Exposé
des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege (Dank an Sabine John und Hans Roth).
Friday, 24. November 1995 - 16:34:01