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Dorfkirche Blankenfelde
(Landkreis Teltow-Fläming)

Eine sehr schöne Dorfkirche, die aber eine Menge Rätsel zu ihrer Baugeschichte aufgibt, die ohne weitere Untersuchungen im Inneren nicht zu lösen sein werden. War es eine ursprüngliche Rechteckkirche, deren westlicher Teil abgerissen worden ist und durch ein etwas breiteres Schiff ersetzt worden ist, oder war der heutige Chor auch schon ursprünglich ein Chor einer Kirche mit breiterem Schiff? Wir tendieren eher zur ersten Möglichkeit. Unserer Ansicht nach ist die Westverbreiterung renaissancezeitlich (Pomplun gibt 1710 an; der "Dehio" ebenfalls barock).

Lage: Blankenfelde liegt nördlich der Autobahn A 101 von Potsdam in Richtung Frankfurt/Oder an der Straße von Großbeeren Richtung Dahlewitz. Die Kirche liegt am Nordende des Dorfangers und ist umgeben vom ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Der Name des Ortes wird von mittelniederdeutsch "Blankenvelde" = Ansiedlung auf freiem, lichtem Gelände abgeleitet (Schlimpert, 1972). "Blankenvelde" wurde 1375 als markgräfliches Lehen der v. d. Liepe erstmals urkundlich erwähnt. Das Dorf hatte 50 Hufen, davon waren drei Pfarrhufen, und 14 freie Ritterhufen der von Liepe (Lype). Jede Hufe gab 8 Scheffel Roggen, 3 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer als Pacht, außerdem waren 2 Schillinge als Zins und 4 Schillinge Bede fällig. Pacht, Zins und Bede flossen an die v. Liepe. Die 15 Kossäten mußten 5 Pfennige und 1 Huhn als Zins bezahlen. Die Mühle hatte einen halben Wispel Roggen abzugeben. Der Krug (bzw. der Betreiber des Kruges) mußte den v. Liepe 26 Schillinge bezahlen. Die v. Liepe hatten außerdem die hohe und niedrige Gerichtsbarkeit inne, das Patronatsrecht, und zudem standen ihnen die Wagendienste zu. Dafür mußten sie dem Markgrafen Vasallendienste leisten. 1416 hatten die v. Liepe einen zinsfreien Hof von 10 Hufen. 1450 sind im Schoßregister 54 Hufen genannt, davon waren 4 Pfarrhufen, die v. Liepe hatten 8 1/2 freie Hufen, die Röbel hatten 13 1/2 freie Hufen und die Milow 6 1/2 Hufen. Außerdem gab es einen Krug, eine Mühle und eine unbestimmte Anzahl Kossäten. 1451 waren es 2 Kossäten. 1480 werden 53 Hufen genannt, wovon dem Pfarrer 3 Hufen zustanden. Die v. Liepe haben ihre 8 1/2 freien Hufen behalten, ebenso die Milow mit ihren 6 1/2 freien Hufen. Die Röbel werden dagegen nicht mehr genant. 4 Hufen waren wüst gefallen. Außerdem gab es noch den Krug und eine unbestimmte Anzahl an Kossäten. Die Mühle wird nicht mehr genannt. Seit 1484 waren auch die v. Schlabrendorf im Besitz von Ritterhufen. 1624 waren wieder die v.d. Liepe alleinige Besitzer des Dorfes. Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Rittergut an Freiherr v. Eckardstein, 1824 an Graf v. Häseler.

Baustruktur: Die Kirche hat eine Baustruktur aus Schiff (10,35 m x 10,90 m) und eingezogenem Chor (10,67 m x 8,33 m). Wahrscheinlich wurde das Schiff  erst in der Renaissancezeit (ca. 16. Jh.) an den Chor angebaut. Ursprünglich war die Kirche wohl ein kleiner rechteckiger Feldsteinbau (ca. 15 m x 8,33 m). Der Turm aus Ziegelfachwerk ist (nachträglich) aufgesetzt. Die südliche Vorhalle wurde ebenfalls später dazugebaut. Die magnetische Abweichung von der Ost-West-Richtung betrug im Oktober 1999 4° nach Nordosten.

Mauerwerksausführung: Das Mauerwerk des Chors besteht auf der Südseite bis zur 7. Schicht von unten aus sorgfältig behauenen Quadern mit nur wenigen, scherbenartigen Auskeilungen. Dieser Bereich läßt sich weiter auf die Ost- und Nordseite verfolgen, wobei jedoch der Boden auf der Nordseite stark angewachsen ist, und infolgedessen sieht man auf der Nordseite nur noch fünf Schichten mit regelmäßigen Quadern. Die durchschnittliche Höhe der Schichten beträgt 20-23 cm. Oberhalb dieses Bereichs sind die Feldsteine nur noch außen behauen und entsprechend massiv ausgekeilt mit dicken, scherbenartigen Ausgleichsschichten. Es sind jedoch noch deutliche Lagen zu erkennen. Die Ecksteine sind durchgehend gut behauen und verzahnt. Der Ostgiebel des Chors ist unregelmäßig aus kleineren, unbehauenen und unsortierten Feldsteinen hochgemauert. 
Das westliche, breitere Kirchenschiff besteht in den unteren Bereichen aus Lagen ungleich großer, meist gespaltener Feldsteine, in den oberen Bereichen aus kleinen, unbearbeiteten Feldsteinen mit regellosem Gefüge. Auf der Südseite ist ein Teil der Wand zwischen dem Schiffsfenster und dem Südanbau komplett verputzt. Durch den Putz zeichnet sich ein Ziegelmauerwerk ab. Hier könnte vielleicht ein Zugang zu einer Patronatsloge gewesen sein, der später zugesetzt worden ist. 
Auch der Anbau an der Südseite ist komplett verputzt. Er dürfte ebenfalls aus Ziegeln gemauert sein.
Die Mauerstärke beträgt im Chor ca. 110 cm, im Schiff ca. 100 cm.

Mörtel und Putze: Chor und Schiff sind neu verfugt, so daß über ältere Putze keine Aussagen gemacht werden können. Teile des südlichen Kirchenschiffs, der Südanbau und der westliche Vorbau sind verputzt. Diese verputzten Teile sind wahrscheinlich aus Backsteinen gemauert. Nach dem Foto in Kubach & Seeger (1941) war früher gesamte Bau verputzt. Die Innenwände der Kirche sind mit einem Rauhputz überzogen; Details des inneren Mauerwerks sind daher nicht zu beobachten.

Portale und Fenster: An der Ostseite befinden sich zwei korbbogige Fenster. Im Innern der Kirche haben diese Fenster unterschiedlich steile Schrägen; außen flach, innen bzw. zur Mitte zu steil. Diese Fenster schneiden die unteren Teile des nördlichen und südlichen Fensters einer ursprünglichen Dreiergruppe ab (jetzt zugesetzt und nur an der Außenwand sichtbar), die aus schmalen Fenstern mit Spitzbögen bestand. Das mittlere zugesetzte Fenster war höher als die beiden anderen Fenster. Es mißt ca. 450 x 80 cm; die äußeren Fenster sind ca. 30 cm kürzer. Alle drei zugesetzten Fenster reichen deutlich über die Traufhöhe in den Giebel hinein. Die Bögen der zugesetzten Fenster bestehen aus schlecht behauenen, scherbenartigen Feldsteinen, die mit ihren Längsachsen senkrecht auf dem Bogen stehen.

Die Südseite hat im Bereich des eingezogenen Chors ein korbbogiges Fenster, auch das breitere Kirchenschiff weist ein derartiges Fenster auf. Der Südanbau hat an der Südseite eine hochrechteckige Tür und (östlich davon) ein kleines, flachbogiges Fenster. Ein weiteres kleines Fenster befindet sich auf der Westseite, eine hochrechteckige Tür auf der Ostseite des Südanbaus. Der Durchgang vom Südanbau zum Schiff ist ebenfalls rechteckig.

Die Nordseite hat im Chorbereich ein korbbogiges Fenster, relativ dicht am breiteren Schiff, und ein korbbogiges Fenster im Schiff.

Die Westseite hat einen kleinen Vorbau über dem Westportal. Der Eingang zu dieser Vorhalle ist eine hochrechteckige Tür. Die Südseite der Vorhalle weist ein kleines Fenster auf.

Innenbögen: Es sind keine Innenbögen vorhanden. Nach einer Notiz im Kreisinventar wurde im 17./18. Jahrhundert ein "Schwibbogen" beseitigt. Das Kreisinventar läßt offen, ob es ein Triumphbogen oder ein Verbindungsbogen zu einem Turm war.

Turm: Der Turm ist ein aufgesetzter Dachturm aus Ziegelfachwerk. Das verschieferte Dach ist zeltförmig und trägt eine achtseitige geschlossene Laterne mit Uhr und eine weitere, kleine Schweifhaube. Außerdem hat der Turm je ein Schallfenster auf allen Seiten. Er schließt mit der Kombination Weltkugel und Wetterfahne ab.

Dächer: Schiff und Chor haben einen durchgehenden First, jedoch unterschiedlich steile Satteldächer, die südliche Vorhalle hat ein quergestelltes Satteldach. Im Dach des Chors und des Schiffs ist ein deutlicher Knick zu beobachten; etwa auf der Hälfte des Giebels versteilt sich der obere Dachteil um etliche Grade. Nach Kubach & Seeger (1941) hat das Dach eine Neigung von etwa 50 Grad. Das Dach des West-Vorbaus ist kurz und nach Westen abgewalmt.

Decke: Chor und Schiff haben eine einheitliche Bretterdecke mit freiliegenden Querunterzügen.

Innenausstattung: Die ursprünglich reiche Innenausstattung wurde durch den Brand von 1978 schwer beschädigt. Der barocke Schnitzaltar war von 1740.
Heute hat die Kirche einen schlichten modernen Altar. An der Ostwand hängt ein Gemälde der Geburt Christi. An der Nordseite des Chors befindet sich ein Epitaph des Georg Friedrich von der Liepe, "Erb-, Lehns- und Gerichtsherrn zu Blankenfelde und Glaso" (1647-1722). Er war "Capitain" im kurfürstlichen Heer. Vor dem Brand hatte die Kirche eine Westempore mit vorspringender Nord- und Südempore im Schiff. Nord- und Südempore wurden nach dem Brand nicht mehr erneuert. Die heute Westempore schwingt in der Mitte aus. Der Orgelprospekt ist schlicht. 
Das Taufbecken ist barockzeitlich.
Eine Glocke von 1956 war bei dem Brand von 1976 heruntergestürzt und wird jetzt im ehemaligen Friedhof vor der Kirche aufbewahrt. Sie trägt die Inschrift: "O Land Land Land höre des Herrn Wort 1956".

Rekonstruktion und vermutliche Baugeschichte:

Die Rekonstruktion des Ursprungsbaus ist schwierig. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie dieser Ursprungsbau ausgesehen haben könnte.
Am wahrscheinlichsten war die Kirche ein rechteckiger Feldsteinbau (ca. 15 m x 8.33 m) mit drei (?) kleinen, hochsitzenden und spitzbogigen Fenstern auf der Südseite sowie drei spitzbogigen Fenstern auf der Ostseite. Die Fensterzahl auf der Nordseite ist unbekannt (ein Fenster? zwei Fenster?). Jedenfalls dürfte auf der Nordseite zumindest ein Fenster weniger gewesen sein (das östlichste) als in der Südseite, denn im östlichsten Bereich der Nordseite ist gegenüber dem Fenster auf der Südseite kein zugesetztes Fenster zu erkennen bzw. befindet sich auch heute kein Fenster. Über die Länge dieser Rechteckkirche kann aber nur spekuliert werden.
Nimmt man an, daß die heutige Chorlänge die ursprüngliche Länge war (diese wird am Westende etwas von den Mauern des Schiffs umfaßt), so hätte die Kirche die folgenden Abmessungen gehabt: Länge 12,20 m, Breite 8,33 m. Gegen diese Rekonstruktion spricht jedoch die sehr weit westliche Position des Priesterportals; es sei denn, man interpretiert dieses Portal als Seiten- und Gemeindeportal. Dann aber würde ein Priesterportal fehlen. Es gibt einen Untertypus der Rechteckkirche, der durch relativ kleine absolute Maße und ein kleines Längen-/Breiten-Verhältnis charakterisiert ist (vgl. Dorfkirchen Neuendorf und Garrey bei Niemegk, Kirchenruine Schleesen in Sachsen-Anhalt, u.a.). Diese haben aber ein Längen/Breiten-Verhältnis von etwa 1,2 bis 1,3; die Kirche in Blankenfelde würde aber auf fast 1,5 kommen. Außerdem wäre wenig verständlich, warum in diesem großen Dorf mit 50 Hufen eine so kleine Kirche gebaut worden wäre.
Die zweite Möglichkeit wäre eine ursprünglich längere Rechteckkirche, deren Westteil im Zuge des Anbaus des heutigen Schiffes abgerissen worden ist. Der heutige Sakristeizugang müßte dann das alte Priesterportal gewesen sein; das Leuteportal müßte an der Westseite gewesen sein oder im abgerissenen Teil. Auch bei dieser Rekonstruktion wäre die sehr weit westliche Position des Priesterportals ungewöhnlich. Es ist aber zu bedenken, daß das heutige Verbindungsportal zwischen Sakristei und Chorbereich barocken Alters ist. Das eigentliche Priesterportal könnte beispielsweise nachreformatorisch zugesetzt und das barocke Portal neu eingebrochen worden sein.
Als dritte Möglichkeit wäre noch zu diskutieren (cf. Pomplun), ob der heutige Chorbereich schon ursprünglich ein Rechteckchoranbau an ein hölzernes Schiff (oder Fachwerkschiff) war. Nach dem "Kreisinventar" soll im 17./18. Jahrhundert ein "Schwibbogen" abgebrochen worden sein. Im allgemeinen wird darunter ein Triumphbogen verstanden. Sollte dies tatsächlich ein ursprünglicher Triumphbogen gewesen sein, wäre das ein starkes Indiz für die Interpretation des östlichen Teiles als ursprünglichen Chor. Die Breite stimmt durchaus mit der anderer Rechteckchöre überein, allerdings ist die Länge von fast 10,70 m über einen Meter länger als der "längste" Rechteckchor einer Teltow-Feldsteinkirche (Selchow). Dann wäre der heutige Sakristeizugang das ursprüngliche Priesterportal gewesen. Erst in der Renaissance wäre das hölzerne (oder Fachwerk-)Schiff abgerissen und durch einen Steinbau ersetzt worden. Dies würde erklären, warum z.B. keinerlei Blendquader aus dem abgerissenen Westteil des alten Baus, wenn es denn einen gegeben hat, im neuen Bau zu finden sind. Auch die für ein einfaches Rechteckkirchlein bemerkenswerte Qualität der Mauerwerksausführung zumindest im unteren Teil der Mauern des Chors wäre so besser zu erklären. Die einfachen Rechteckkirchen der näheren Umgebung sind alle in der Technik der gespaltenen Steine mit dicken und regelmäßigen Ausgleichsschichten ausgeführt worden. Andererseits ist das Mauerwerk mit den gut gequaderten Feldsteinen auf die unteren Teile der Chormauern beschränkt. Im höheren Teil kommt die bei Rechteckkirchen "übliche" Mauerwerksausführung (s.o.) vor. Außerdem besitzt die Nordseite im Chorbereich keine Fenster; es sind auch keine Spuren von etwaigen beseitigten Fenstern erkennbar. In den Chören von zweiteiligen Kirchen (mit eingezogenem Chor) ist die Fensteranordnung in der Regel noch symmetrisch. d.h. gleiche Anzahl und Position auf der Nord- und Südseite des Chors. Dies ist in Blankenfelde nicht der Fall. Der beseitigte "Schwibbogen" muß nicht unbedingt ein (romanischer) Triumphbogen gewesen sein (und damit ein Beleg für eine Kirche mit eingezogenem Chor). In der sehr späten Gotik / beginnenden Renaissancezeit wurden gelegentlich Triumphbögen sekundär auf die Grenze Chorbereich/Schiff gebaut. Die Dorfkirche von Rottstock bei Brück hat einen rundbogigen Triumphbogen, der aber sicher nicht romanisch ist (Mauerstärke nur 60 cm). Auch der Apsissaal der Dorfkirche in Rädigke erhielt später einen 
Die Konfiguration des recht schmalen Angers läßt nicht auf einen Plan für eine große Kirche schließen. Die Entfernung der jetzigen Chorostwand zu den privaten Grundstücksgrenzen auf der Ostseite des Angers ist größer als die Entfernung der jetzigen Schiffswestwand zu den privaten Grundstücksgrenzen auf der Westseite des Angers. Nimmt man etwa gleiche Abstände der ursprünglichen Kirche zu den Grundstücksgrenzen auf Ost- und Westseite des Angers an, paßt am ehesten eine Rechteckkirche in den Anger.
An der angeblichen Bauzeit des heutigen Schiffs im Barock (1710; cf. Pomplun, 1962) bzw. 14. Jahrhundert (Dehio/Brandenburg) darf ebenfalls gezweifelt werden. Die Mauern sind mit fast 1 m ungewöhnlich dick für einen barocken Bau, es sei denn man hätte die Mauerstärke des Schiffs bewußt an die Mauerstärke des Chors angepaßt. Es gibt sehr viele Gegenbeispiele für letztere Annahme, d.h. in der Regel wurden barocke Bauteile mit dünneren Mauern an die alten dicken Mauern angebaut. Wahrscheinlich stammt das Schiff aus der Renaissance-Zeit (siehe Begründung dort). Gegen eine Entstehung im 14. Jahrhundert spricht die Mauerwerksausführung. Im 14. Jahrhundert wäre das Mauerwerk noch durchweg lagig mit gespaltenen Feldsteinen ausgeführt worden.
In der Ausführung des Mauerwerks der Kirche lassen sich unschwer mehrere Phasen erkennen:

2. Hälfte 13. Jahrhundert: Baubeginn und Mauerung der unteren 5 bis 7 Lagen (je nach Höhe des Bodenniveaus, es handelt sich um dieselbe Lage), danach war entweder eine Bauunterbrechung (oder Zerstörung?) oder geschah ein radikaler Wechsel in der "Mode" der Mauerwerksausführung. Dieser Bau hatte ein Gemeinde- oder Priesterportal auf der Südseite und möglicherweise ein ?Westportal. Vermutlich war es eine einfache Rechteckkirche mit den Maßen ca. 15-16 m x 8,33 m.

Anfang 14. Jahrhundert: Weiterbau (oder Wiederaufbau nach Zerstörung??) der Kirche bis knapp unter Traufhöhe, vermutlich mit drei (?) kleinen, hochsitzenden und spitzbogigen Fenstern auf der Südseite. Auf der Nordseite waren es definitiv mindestens ein Fenster weniger. Die drei Fenster der Ostseite wurden gestaffelt, d. h. das mittlere Fenster wurde dabei höher als die beiden anderen Fenster angelegt. Das mittlere Fenster reichte deutlich in den unregelmäßig gemauerten Giebel hinein. Die Bögen dieser Fenster wurden mit scherbenartigen Steinen gemauert. Vermutlich erhielten die Fenster breite Putzrahmen, und auch der Giebel wurde ganz verputzt. Die Kirche bekam im Inneren eine Tonnendecke.

Mitte 16. Jahrhundert ("Renaissance"): Abriß der Westseite der Kirche, Anbau eines etwas breiteren Schiffs, Zusetzen der spitzbogigen Fenster bzw. Vergrößerung der Fenster. Wir glauben nicht, daß die Verbreiterung des Kirchenschiffs noch spätgotisch ist. Dagegen sprechen die Proportionen des Schiffs; es ist innen breiter als lang. Ein Baudatum von 1710 ist ebenfalls unwahrscheinlich. Die Mauerstärke ist mit ca. 1 m noch recht beachtlich und für die Barockzeit völlig unüblich. Auch die Mauerwerksausführung aus Feldsteinen ohne Beimengung von Ziegelbruch haben wir noch bei keiner barocken Dorfkirche beobachtet. Weitere Argumente sind: die Ecke auf der Südseite des Chors zum Schiff ist abgeschrägt. Hier stand vermutlich zunächst die Kanzel (später bis zum Brand von 1978 auf der Nordseite). Kanzeln wurden im allgemeinen erst nachreformatorisch in den Dorfkirchen aufgestellt. Die alte Kanzel, die 1978 verbrannte, wurde vom "Kreisinventar" auf "um 1700" datiert. Der Kanzelaufgang soll renaissancezeitlich gewesen sein. Faßt man die Argumente zusammen, so ist eine Bauzeit des Schiffs um 1550 am wahrscheinlichsten. Da die Ecke, die die Verbindung zwischen Chor und Schiff darstellt, auf der südlichen Innenseite offensichtlich nachträglich abgeschrägt wurde, um an dieser Stelle die Kanzel anbringen zu können, muß das Schiff älter als die Aufstellung der Kanzel sein (wurde also nicht erst 1710 angebaut).

"Barock": Vermutlich geringfügige Erhöhung des Chors und des Schiffs (um etliche Zehnerzentimeter), dadurch haben die Dächer von Chor und Schiff im unteren Teil einen leichten Knick im Dachwinkel. Wahrscheinlich wurden die Fenster vergrößert. Diese Veränderungen sind vermutlich zeitgleich mit einer der nachgewiesenen Umbaumaßnahmen. Undatiert sind bisher auch die Entstehungszeit des Südanbaus sowie der Durchbruch in der Südwand des Schiffes (westlich des Anbaus) und das spätere Zusetzen dieses Bereichs mit Ziegeln.

Nachgewiesene Umbauten und Instandsetzungen:

1689 Bau eines Turms
1710/1 Aufbau eines Dachturms
1740 Aufstellung eines neuen Altars, geschnitzt von Tischlermeister Voß aus Berlin. Die Malereien wurden von dem bekannten Maler Höger geschaffen. Außerdem wurde die Kanzel erneuert (Spatz)
1783 Schindeldeckung des Turms
1853 Einbau der Orgel. Sie stammte ursprünglich aus der Gertraudenkapelle in Berlin
1910 Umbau der Orgel
1911 Einbau einer elektrischen Beleuchtungsanlage
1917 Die kleine Glocke und die Pfeifen der Orgel werden für Kriegszwecke eingeschmolzen
1936 Renovierung des Turms und Einbau einer Heizung. Außerdem wurden fehlende Teile an Gestühl, Altar und Kanzel ergänzt. Das Kirchenschiff hat eine neue Ausmalung erhalten (Bauakten LABB Nr.1c v. 31. Juli 1937).
1964/5 "Restaurierung"
7./8. Mai 1978 Brand des Glockenturms nach Blitzschlag. Dabei fielen die Glocken herunter; eine Glocke wird heute als Denkmal vor der Kirche im ehemaligen Friedhof aufbewahrt.
1978/81 Wiederaufbau der Kirche. Der Putz wurde abgeschlagen
1998 Außensanierung.
2006 Sanierung der Fundmente

Vergleiche: Die Kirche in Blankenfelde ist, wie oben geschildert, sehr ungewöhnlich, und es gibt mehrere Möglichkeiten der Rekonstruktion des Ursprungsbaus (s.o.). Man kann sie noch am ehesten mit der Dorfkirche in Deutsch Wusterhausen vergleichen. Hier kann man ähnliche Verhältnisse beobachten. Ein breiteres Schiff mit völlig abweichender Mauerwerksausführung wurde an einen älteren Chor angebaut. In Deutsch Wusterhausen ist der Chor jedoch relativ und absolut kürzer und das Schiff länger. Das Fundament und die unteren Teile der Mauern des Chors verlaufen noch über die Ecken Chor/Schiff auf die kleinen, östlichen Flächen des Schiffs. Sie belegen, daß der ursprüngliche Plan eine Kirche mit eingezogenem Chor beinhaltete. Im Gegensatz dazu ist dieses Vorhaben bei der Dorfkirche Blankenfelde nicht zu erkennen. Wir können daher über die Form des ursprünglichen Baus nur spekulieren, tendieren jedoch zu einer Rechteckkirche. Dieser Baustrukturtyp ist mit den meisten Befunden kompatibel.

Bemerkungen: Kubach & Seeger (1941) geben als Entstehungszeit der Kirche "13./14. Jahrhundert" an, Pomplun (1960) nur "13. Jahrhundert", während das Werk "Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" eine noch präzisere Bauzeit mit "nach M. 13. Jh." konstatiert. Auch der "Dehio / Potsdam" gibt mit "2. Hälfte 13. Jahrhundert" eine sehr präzise Zeitangabe. Der "Kunstführer durch die DDR" mag sich dagegen nur auf "mittelalterlicher Feldsteinbau" festlegen. Die Baugeschichte war doch wohl etwas komplizierter (siehe oben).
Die Chronik der evangelischen Dorfkirche Blankenfelde setzt den Baubeginn des Chors mit 13. Jahrhundert, den Bau des Schiffs mit 14. Jahrhundert an, was wir aufgrund der Proportionen und der Mauerwerksausführung für sehr unwahrscheinlich halten.

Literatur: Fidicin (1857): Die Territorien der Mark Brandenburg Band I, S.70, Spatz (1912): Unser Teltow, Band 3, S.93-6, Möbius (1929): Grabgewölbe in der Kirche zu Blankenfelde. Heimat und Ferne, 1929(45): 1 S., Schultze (1940): Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, S.86, Kubach & Seeger (1941): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg, Kreis Teltow, S.61/2, Pomplun (1960): Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow, S.19, Peters (1975): 600 Jahre Blankenfelde Kr. Zossen. 67 S., Piltz (1975): Kunstführer durch die DDR, S.146, Enders & Beck (1976): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV Teltow, S.23-25, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.445, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam ("Dehio") (1983), S.135/6, Waack (1993): Zur Geschichte des Kirchenbaus im Kreis Zossen, S.139, Chronik der evangelischen Dorfkirche Blankenfelde, ohne Datum, Flugblatt, verteilt von der evangelischen Kirchengemeinde Blankenfelde, Amt Blankenfelde-Mahlow (1997), Die Gemeinden im Wandel der Zeit, S.7-56, Märkische Allgemeine (Zossener Rundschau) vom 9./10.1998 (über den Brand der Kirche im Jahre 1978), vom 12./13.9.1998 (Zum Tag des offenen Denkmals), Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.85/6, WS (2002), Blick in die Chronik Aus der Kirchengeschichte, WochenSpiegel v. 18.12.2002, Weihnachtsgrüsse Blankenfelde, ohne Paginierung.


Außenansicht


Westlicher Teil der Südseite des Schiffes mit teils mauersichtigem Putz, teils Ganzputz.


Ansicht der Ostseite; oberhalb des Fensters sind noch die zugesetzten Reste eines älteren Fensters erkennbar, ebenso in der Mitte.


Südseite des Chores mit dem gut gequaderten Mauerwerk unten und dem Lagengefüge von meist schlecht gequaderten Feldsteinen oben (dort auch deutliche Zwischenschichten).


Westseite mit Vorbau und Fachwerkgiebel.


Die bei dem Brand herabgestürzte Glocke.


Innenansicht


Das Innere der Kirche von Blankenfelde; Blick zum Altar



Grundriß


Grundriß (nach Kubach & Seeger, 1941)


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Letzte Änderung: 16.4.2007


©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Groß Machnow, 1999-2007