Kirchenkreis Lehnin-Belzig
Die Kirche besticht durch ihre sehr gute Quaderung im Chor- und Apsisbereich. Das Schiff ist vom Chor durch eine Baunaht getrennt und kommt im Grad der Quaderung nicht an die Mauerwerksausführung des Chors heran. Die ursprünglichen Öffnungen sind noch weitgehend erhalten. Die Ausstattung ist barockzeitlich.
Lage der Kirche: Preußnitz liegt 3 km südöstlich von Belzig. Das Historische Ortslexikon beschreibt das Dorf als Gassendorf mit angerartiger Verbreiterung bei der Kirche. Zur Feldmark von Preußnitz wurde die wüste Feldmark Mehlsdorf geschlagen sowie Teile der wüsten Feldmark Seedoche. Die Kirche liegt am Ortsausgang in Richtung Dahnsdorf und ist umgeben vom Friedhof mit Feldsteinmauer.
Ortsgeschichte:
Der Ort wird 1285 erstmals urkundlich erwähnt, allerding nur
indirekt, als ein "Reyneco de Bruzniz" in einer Belziger
Urkunde erscheint. Der Ort selber ist urkundlich erst 1361 genannt.
Fischer (1970) leitet den Namen von polabisch Brus´nic- ab =
"Ort, wo es Schleifsteine gibt" oder "Ort, wo es
Preiselbeeren gibt". Preußnitz gehörte bis 1807 zu
Kursachsen. Das Ober- und Untergericht wurde bis 1550/52 von der
Vogtei bzw. Pflege bzw. Amt Belzig ausgeübt. Ab 1550/52 bis 1872
kam es zum Amt Belzig-Rabenstein. 1565 werden 18 Dorfhufen, 15 1/2
Hufen auf der wüsten Mehlsdorfer Feldmark und 4 Hufen auf der
wüsten Feldmark Seedoche genannt. 1591 werden 21 Dorfhufen
(incl. 1 Pfarrhufe) genannt sowie wiederum 15 1/2 Hufen zu Mehlsdorf
und 4 Hufen zu Seedoche angegeben.
Der Ort war immer
Tochterkirche von Belzig und gehörte zur Sedes Belzig, bzw. ab
1541 zur Superintendentur Belzig. Das Patronat gehörte dem
Kurfürsten von Sachsen. 1550, 1591 und 1821 hatte der Pfarrer
nachweislich eine Hufe, die von einem Halbhüfner bewirtschaftet
wurde, Die Kirche selber besaß 1506 zwei Morgen Wiese, 1822
aber vier Morgen Wiese.
Baustruktur: Der Kirchenbau besteht Schiff (12,55 m lang, 9,40 m breit), eingezogenem Chor (6,50 m lang, 7,10 m breit) und Apsis (5,40 m breit, 2,20 m ausgewölbt). Es ist kein Turm vorhanden, sondern nur ein offener, überdachten Glockenständer im ehemaligen Friedhof. Allerdings hatte die Kirche bis 1962 einen Dachturm, der wegen Baufälligkeit abgebrochen werden mußte. Der Westteil der Kirche ist mit einer Flechtwerkwand vom Schiffsinneren abgetrennt. Der Bau ist deutlich zweiphasig mit einer Baunaht im östlichsten Teil des Schiffs. Der Chor weist einen über die Dachfläche ragenden Ostgiebel auf. Die Kirche ist magnetisch fast exakt Ost-West ausgerichtet (April 2002).
Mauerwerksausführung: Der Kirchenbau besteht aus Feldsteinen. Die Quaderung der Feldsteine der Apsis, des Chors und des östlichsten Teils des Schiffs ist sehr exakt ausgeführt. Die Quaderschichten sind etwa 30-32 cm hoch. Im Schiff westlich der Baunaht wird die Quaderung deutlich weniger sorgfältig mit pseudoisodomen Schichten und einzelnen Zwischenschichten. Die Quaderschichten sind hier 22-25 cm hoch. Die Ostgiebel von Chor und Schiff sind völlig unregelmäßig mit viel Ziegelmaterial gemauert. Die Westwand macht den Eindruck eines Wiederaufbaus (vielleicht nach einem Einsturz) bzw. ist wohl verdickt worden. Im Inneren des Turmraumes hat sich an den Seitenwänden noch der originale Innenputz erhalten, während er an der Westwand fehlt. Das Mauerwerk der Westwand lagert sich an die Seitenwände an bzw. an den originalen Innenputz. Die Westwand muß also verdickt worden sein. Auch die äußeren Nordwest- und Südwestecken wurden neu aufgemauert. Die beiden nach Westen zeigenden Stützpfeiler bestehen aus Ziegeln mit Pressfalten des Formats 26-27 x 12-12,5 x 9,5-10 cm. Dies ist ein gotisches Ziegelformat. Am nördlichen Pfeiler maßen wir auch das Ziegelformat 26,5 x 13 x 8 cm. Diese Ziegel stammen von späteren Reparaturen der Stützpfeiler. Der Westgiebel springt auf Traufhöhe etwas ein. Der Chor könnte vielleicht um eine Quaderlage erhöht worden sein. Die Mauerstärke beträgt, gemessen an der Südwand, etwa 1,10 m.
Mörtel und Putze: Fast überall an der Kirche sind Reste eines alten Fugenputzes vorhanden. An wenigen Stellen sieht man noch Reste einer Fugenritzung. Die Ostgiebel waren um 1900 (altes Foto im Besitz von Herrn Hampe) komplett verputzt und die Fenster hatten Putzfaschen.
Portale: Das Gemeindeportal in der Südwand des Schiffs ist rundbogig mit gut behauenen Gewändesteinen. Die Holztür besitzt noch (restaurierte) spätgotische Metallbeschläge. Rechts ist ein Hahn dargestellt, links ein Esel oder Pferd. Ansonsten finden sich pflanzliche Ornamente und Drachenköpfe. Das Priesterportal in der Südwand des Chors ist ebenfalls rundbogig. Innen ist das Portal segmentbogig und von einem verglasten Windfang eingefaßt.
Fenster und Blenden: Die Nordseite des Schiffs weist drei Fenster auf, wovon die zwei westlichen Fenster ursprünglich sind und das östliche Fenster korbbogig vergrößert wurde. Die Breite der originalen Fenster beträgt 50-55 cm, die Höhe ca. 185 cm. In der Südwand des Schiffs sind ebenfalls drei Fenster. Auch hier sind die zwei westlichen Fenster in der ursprünglichen Form erhalten, das östliche Fenster ist korbbogig vergrößert. Der Chor besitzt je zwei Fenster in der Nord- und Südwand. Die Fenster sind in Form und Größe noch ursprünglich. Die Chorfenster sind ca. 60-65 cm breit. Der Ostgiebel des Chors hat ein Schlitzfensterchen im First. Die Apsis hat ihre drei originalen Fenster in ursprünglicher Größe wohl behalten, allerdings haben sie Putzfaschen, die das Gewände verdecken. Auch die Schrägen dürften wohl etwas versteilt worden sein.
Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig. Der ebenfalls rundbogige, kämpferlose Triumphbogen hat eine Stärke von 1,05 m und Ansätze von alten "Türangeln" für die Chorschranken.
Turm: Die Kirche ist heute turmlos. Sie hatte allerdings bis 1962 einen westlichen Dachturm, der auch im Unterbau vom Schiff durch eine Flechtwand abgetrennt war. Die Flechtwerkwand ist noch erhalten. Im ehemaligen Friedhof steht ein offener Glockenständer. Der Innenraum besitzt noch einen alten Putz, der zur Westwand hin unregelmäßig abbricht. Diese unregelmäßige Abrißkante entstand, als die Westwand erneuert worden ist. Über dem westlichen Dachfirst ist ein Metallkreuz angebracht worden.
Dächer: Die Apsis ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt, die Dächer von Chor und Schiff sind mit Dachsteinen in Form von Falzziegeln eingedeckt. Der Dachstuhl ist neueren Datums (Kehlbalkendach).
Innenausstattung:
Leider besteht ein Fotografierverbot im Innern der Kirche, so daß
wir keine Fotos der Innenausstattung bieten können. Die Kirche
ist flachgedeckt mit freiliegenden Querbalken und zwei
Längsunterzügen. Auf einem alten Foto von ca. 1900, das uns
Herr Hampe zeigte, ist zu sehen, dass der Chor damals eine Putzdecke
hatte. Schiff, Chor und Apsis haben einen einheitlichen Fußboden.
Die sicher einmal vorhandenen Stufen zwischen Schiff und Chor und
zwischen Chor und Apsis sind beseitigt worden. Die Kanzel steht auf
einer gedrehten Säule. Die Altarmensa steht noch ursprünglichen
Platz, ist jedoch verputzt. Daher kann nicht entschieden werden, ob
es sich noch um die ursprüngliche Mensa handelt. Der hölzerne
Altaraufsatz ist inschriftlich 1711 datiert. Es handelt sich um einen
relativ einfachen barocken Altar. Das Abendmahlsbild ist von Säulen
und Schnitzwangen flankiert. Ein barocker Kruzifixus krönt den
Altar. Nach dem Dehio stammt der Altaraufsatz von einer Werkstatt,
die auch die Altäre in Alt Bork, Jeserig (Gem. Niederwerbig),
Niederwerbig und Schwanebeck hergestellt hat.
Die kleine hölzerne
Taufe auf einem Dreifuß ist bemalt und stammt aus der
Barockzeit. Das Gemeindegestühl ist vermutlich ebenfalls noch
barock. Die Kirche besitzt Emporen an der Nord-, West- und Südseite.
Die Seitenemporen reichen bis zum Triumphbogen. Auf der Westempore
steht die Orgel mit einem einfachen Orgelprospekt. Es sind keine
Nischen mehr im Altarraum vorhanden.
Außenbereich: Die Apsis hat einen ca. 10 cm breiten, einfachen Sockel. Die Kirche liegt im ehemaligen Friedhof, der von einer stark zerfallenen Feldsteinmauer umgeben ist.
Baugeschichte: Die
Kirche ist ein spätromanischer Bau. Die Baustruktur ist zwar
noch romanisch, ebenso sind die Fenster und Portale noch rundbogig.
Allerdings haben die Fenster fast schon gotische Proportionen
(Höhen-Breiten-Verhältnis 2,8).
Die Kirche ist deutlich
zweiphasig; das Schiff ist durch eine deutliche Baunaht von Chor und
Apsis abgesetzt. Wahrscheinlich gehören auch die unteren drei
Lagen des Schiffs zu dieser ersten Bauphase, denn diese sind im
Verband mit den Schichten des Chores. Nach der Mauerwerksausführung
des Chors und der Apsis zu urteilen sowie unter Berücksichtigung
der Fensterproportionen wurde dieser Teil der Kirche im 2. Viertel
des 13. Jahrhunderts begonnen. Vermutlich mit einer längeren
zeitlichen Unterbrechung wurde der Bau im 2. Drittel des 13.
Jahrhunderts vollendet. Nach der Lage des Gemeindeportals etwa in der
Mitte der Längserstreckung des Schiffes zu urteilen war kein
Querwestturm geplant. Das Mauerwerk der Westseite ist wie das
Mauerwerk der übrigen Schiffswände ausgeführt. Dagegen
ist der Westgiebel ein Neuaufbau nach dem Abriß des westlichen
Giebelturms.
Das Schiff hatte auf Nord- und Südseite je drei
Fenster, im Chor je zwei Fenster. Die Apsis hatte drei Fenster.
Gemeinde- und Priesterportal waren auf der Südseite von Schiff
bzw. Chor. Möglicherweise gab es ursprünglich auch ein
Westportal. Dies kann nicht sicher entschieden werden, da vermutlich
die gesamte Westwand ein Wiederaufbau ist.
Vermutlich wurden
bereits im ?14. oder 15. Jahrhundert die Stützpfeiler an der
Westwand angebracht. Sie bestehen überwiegend aus Ziegeln des
Formats 26-27 x 12,5 x 9,5 cm, das als gotisch zu deuten ist. Das
Dachwerk über dem Chor ist mit 1429/30 dendrochronologisch
datiert. Dies markiert sicher eine größere Renovierung der
Kirche. 1481 wurde eine Glocke angeschafft.
Vermutlich wurden die
Pfeiler im 16. Jahrhundert repariert, denn sie enthalten auch Ziegel
mit dem Format 26,5 x 13 x 8 cm, ein Ziegelformat das hauptsächlich
in der Renaissance-Zeit verwendet wurde.
Der vermutlich
ursprüngliche Giebelturm wurde im 30-jährigen Krieg
zerstört.
1701 wurde der hölzerne Altaraufsatz
aufgestellt. Vielleicht datiert auch die Kanzel aus dieser Zeit.
Vermutlich wurde erst Anfang des 18. Jahrhunderts wieder ein
Fachwerkdachturm mit massiver Westwand errichtet. Da die Spitze nur
auf dem Fachwerkteil saß, entstand so der Eindruck, dass der
Turm schief sei ("Der schiefe Turm von Preußnitz").
Bereits 1753 sind erste Reparaturen am Turm in den Rechnungen der
Kirchenkasse zu finden. Es folgten weitere Reparaturen in kurzen
Abständen. 1869 beschied sogar ein Gutachten, daß der "in
Fachwerk gefertigte Turm nicht schief steht, er sieht nur schief aus"
(cf. Mehlhardt, 1976).
1933 und 1948 wurde der Altaraufsatz
renoviert. Seit 1955 hat die Gemeinde mit Renovierungsarbeiten zu tun
(Mehlhardt, 1976). Der Fachwerk-Dachturm wurde 1963/4 wegen
Baufälligkeit abgebrochen und das Kirchendach über die
Lücke gezogen. 1967 wurde der westliche Giebel neu gemauert und
die Verbindung mit den beiden Strebepfeilern wiederhergestellt. Die
Kirchentüren wurden unter Verwendung von Resten der
mittelalterlichen Türbeschläge erneuert. Weiterhin wurde
auf dem Friedhof ein Glockenstuhl aus Feldsteinen errichtet. Von 1982
bis 1987 wurden neue elektrische Kabel gelegt, die Decken wurden
saniert und das Innere der Kirche ausgemalt. Mit dem Neueindecken des
Daches im Juli und der Installation einer Blitzschutzanlage im
Oktober 1990 konnten die Instandsetzungs- bzw. Sicherungsarbeiten am
Kirchengebäude vorerst abgeschlossen werden (nach Pfannenstiel).
Vergleiche: Die
Dorfkirche in Preußnitz hat ähnliche Maße wie die
allerdings stark veränderte Dorfkirche in Baitz (Schiff: 12,60 m
lang, 9,80 m breit). Die Chormaße dieser Kirche können
aber nur ungefähr rekonstruiert werden. Die Breite des Schiffes
ist doch deutlich größer.
Weniger gut pasend sind die
Maße der Dorfkirche in Hohenlobbese (Schiff: 11,95 m lang, 9,65
m breit; Chor: 6,35 m lang, 7,65 m breit; Apsis: 3,30 m ausgewölbt),
der Chorschluß verändert ist. Hier ist das Schiff deutlich
kürzer.
Bemerkungen:
Information und Dank: Herr Hampe zeigte uns freundlicherweise die Kirche. Leider herrscht ein Fotografierverbot im Innern (besonders Altar). Adresse: Herr Hampe, Dorfstr.10, Preußnitz, Tel.: 033841/33604.
Literatur: Jaenicke und Witt (1964): Kirchen auf dem Fläming, S.102, Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.89/90, Gericke, Schleif und Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.152, Mehlhardt (1976): Märkische Dorfkirchen Teil 24, Potsdamer Kirche, 25 (v.20.6.1976), (ohne Seitenzählung), Rohrlach (1977), Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.332-5, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.267, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.23, Ibbeken (1999), Die Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.183, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.893, NN (2002), Chronik von Preußnitz.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Kuhlowitz (Preussnitz) Dorf-K. Spätrom., sorgfältig gequaderter Feldsteinbau A. 13. Jh., aus Schiff, eingezogenem quadr. Chor und Apsis. Die Rundbogenfenster, außer den ö Schiffsfenstern, und die s Rundbogenportale in urspr. Form erh.; auf den Türblättern Reste ma. Zierbeschläge. Der WGiebel erneuert, die w Strebemauern nachträglich. Das Innere flachgedeckt. Der rundbogige Triumphbogen ohne Kämpfer. Hufeisenempore. - Altaraufsatz inschr. 1711, rest. 1933 und 1948, Holz, Abendmahlsbild von Säulen flankiert. Hölzerne Kanzel auf gedrehter Stütze.
Dehio/Brandenburg: Preussnitz Gem. Kuhlowitz, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer Saalbau aus Feldsteinquadern, A. 13. Jh., mit eingezogenem quadratischen Chor und Apsis. Der westl. Dachturm 1963 abgerissen (von damals westl. Giebel und Strebemauern). Die südl. Rundbogenportale und die hochsitzenden, schmalen Rundbogenfenster (außer den östl. Schiffsfenstern) in urspr. Form erhalten; auf den Türblättern mittelalterliche Zierbeschläge (ergänzt). Über dem Chor ein gotisches Dachwerk (1429/30d) erhalten. Innen flachgedeckt, runder, kämpferloser Triumphbogen; Hufeisenempore. - Hölzerner Altaraufsatz, inschriftlich 1711, rest. 1933 und 1948; Abendmahlsbild von Säulen und Schnitzwangen flankiert, dieselbe Werkstatt tätig in Alt Bork, Jeserig (Gem. Niederwerbig), Niederwerbig und Schwanebeck. Als Bekrönung barocker Kruzifixus. Kanzel, Holz, auf gedrehter Stütze, E. 17. Jh.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Kuhlowitz, Ortsteil Preußnitz Dorfkirche Turmloser Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis 1. H. 13. Jh., von sehr sauberer Ausführung. Die Türen der Südportale mit spätmittelalterlichen Eisenbeschlägen. - Altaraufsatz mit Gemälde 1711. Kanzel 2. H. 17. Jh. Kruzifix barock. 2 Kelche: Silber vergoldet, 18. Jh., der Fuß aus Messing; Zinn, 1755, mit Patene. Walzenkrug und Hostiendose, Zinn, 1755. Seihlöffel, Silber, 18. Jh. Taufschale, Zinn, 1740. Glocke 1481.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis 1. Hälfte 13. Jh, w Dachturm, Glocke von 1481.
Jaenicke und Witt (1964): Kirche in Preußnitz. Eichentür. Romanischer Granitbau um 1200. Der schmiedeeiserne Beschlag zeigt außer Blattornamenten, Tier- und Drachenköpfen einen Hahn und einen Esel, die Beziehung nehmen auf Petri Verleugnung und Jesu Einzug in Jerusalem. Eines der wenigen erhaltenen Portale.
Gericke, Schleiff und Wendland (1974): Preußnitz, Ortsteil von Kuhlowitz (Kr. Belzig) Die turmlose Saalkirche mit eingezogenem Chor und Rundapsis ist im 13. Jh. in der zeittypischen sorgfältigen Bauart aus Feldsteinen errichtet. Das Äußere blieb fast unverändert erhalten. Das alte Eingangsportal erhielt vor vielen Jahren ein modernes Türblatt, auf ihm montierte man die erhaltenen Reste der mittelalterlichen Zierbeschläge. Sie sind in Form verschiedenartiger Vogelmotive, Lilien und Kreuze geschmiedet und entsprechen in ihrer Anordnung dem alten Zustand. Auf dem Friedhof hängt in einem modernen Glockenstuhl eine alte Glocke von 1481.
Mehlhardt (1976):
Autobahnausfahrt Niemegk. Östlich führt die Straße
nach Niernegk, westlich in die Kreisstadt Belzig. In diese Richtung
fahren wir und stoppen bei dem letzten Dorf vor Belzig: in Preußnitz.
Preußnitz gehört als Ortsteil zu Kuhlowitz, kirchlich aber
wird es von der 2. Pfarrstelle in Belzig mitversorgt, Mit "Preußen"
hat sein Name nichts zu tun; wir stehen hier nicht auf
uralt-märkischem Boden, sondern auf ursprünglich
kursächsischem Gebiet, das erst nach 1813, also nach den
napoleonischen Kriegen, an das damalige Preußen abgetreten
wurde.
Die Fernverkehrsstraße streift Preußnitz. Auf
dem Weg zur Kirche, die breitseitig zur Straße steht, sehen
wir, daß das eigentliche Dorf erst dahinter beginnt: der breite
Dorfanger, einseitig noch mit alten Linden bestanden, darum herum die
alten Gehöfte, jetzt von vielen Neu- und Umbauten durchsetzt,
alles sauber und gepflegt.
Ehe wir den Kirchhof betreten, bleiben
wir vor dem Schaukasten stehen. Übersichtlich sind Gottesdienste
und Gemeindeveranstaltungen dieses Monats aufgeführt, erstes
äußeres Zeichen für eine aktive christliche Gemeinde.
Nun ein Blick auf die Kirche, die klar gegliedert in Apsis, Chor und
Kirchenschiff vor uns steht, zu unserer Verwunderung ohne Turm. Bevor
wir noch mutmaßen, hier könne es sich vielleicht um die
alte turmlose Bauform handeln, wundern sich die Preußnitzer
Ältester: "Aber wir hatten doch einen Kirchturm! Kennen Sie
denn den berühmten schiefen Turm von Preußnitz nicht?"
So
werden wir also zunächst mit der einstigen Besonderheit der
Preußnitzer Kirche vertraut gemacht, einer romanischen
Feldsteinkirche, vermutlich aus der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts. Sie hatte einen Turm, der im Dreißigjährigen
Krieg zerstört wurde. Das verarmte Dorf konnte sich statt dessen
nur einen sechseckigen Fachwerkbau leisten, einen Dachreiter, dessen
Westseite der auf Turmeshöhe verlängerte Feldsteingiebel
vorgesetzt war. Da die Turmspitze nur in der Breite des
Fachwerkteiles aufgesetzt war, entstand durch den vorgesetzten Giebel
der Eindruck, daß der Turm schief sei.
Baulich lag keine
Meisterleistung vor, und die alten Rechnungen der Kirchenkasse
Preußnitz weisen bereits seit 1753 in kurzen Zeitabständen
erhebliche Ausgaben für Ausbesserungen und Änderungen am
Turm nach. Ein nach der Kirchenvisitation von 1869 erstelltes
Gutachten der Königlichen Regierung bestätigt, daß
der "in Fachwerk gefertigte Turm nicht schief steht, sondern er
sieht nur schief aus". Wenn auch das Gutachten den Bau als
durchaus in Ordnung und ohne bedenkliche Risse befindet, der "schiefe
Turm" bleibt ein Sorgenkind der Gemeinde. Und als dann in
unserer Zeit aus Sicherheitsgründen die Glocke nicht mehr
geläutet werden darf, entscheidet sich die Gemeinde für
Abriß.
Aber was dann? Ein Neubau des Turmes ist
unerschwinglich. Doch Preußnitz möchte nicht ohne Geläut
bleiben. Die Lösung: 1963 Abriß des Dachreiters, 1964
Fertigstellung des Kirchendaches über der Turrnlücke, 1967
dann Errichtung eines massiven Glockenstuhles aus Naturstein am
Eingang des Friedhofes. Zwei parallele Mauern, durch ein Ziegeldach
verbunden, tragen die Lager für die schöne, alte Glocke von
1481, die nun die Gemeinde wieder zum Gottesdienst ruft.
Man
betritt die Kirche durch den alten rundbogigen Haupteingang, dessen
Tür noch die mittelalterlichen Zierbeschläge aufweist, die
bei der Erneuerung 1967 sorgfältig in der bisherigen Anordnung
wieder aufgesetzt wurden. Vierfüßer, Vögel, Blumen
und Kreuze sind zu erkennen. Die kleinere Tür hat ebenfalls die
alten Beschläge, doch sind sie hier nicht so interessant
ausgeführt worden.
Nur wenig Licht dringt in das
Kircheninnere: Nord- und Südseite des Schiffes haben noch je
zwei der ursprüngliehen, sehr kleinen Fenster und je ein
nachträglich vergrößertes Fenster. Auch der Chor hat
die alten schartengroßen Fenster, allerdings neu mit farbigem
Glas versehen.
Ein großer Triumphbogen mit farbigen
Ornamenten verbindet, das Schiff mit dem etwas schmaleren, Chor. Die
Apsis ist halbrund und nach innen gewölbt. Die Fenster haben
mehrfarbiges Betonglas. Nach Westen ist der Innenraum durch eine Wand
vom ehemaligen Turmgeschoß getrennt. Eine Treppe führt zur
Orgelempore und zu den beiden Seitenempoven, die den Raumeindruck
kaum beeinträchtigen. Ein schlichter Barockaltar und eine
einfache Holzkanzel vervollständigen das Bild.
Seit 1955 hat
die Gemeinde mit Renovierungsarbeiten zu tun und der
Gemeindekirchenrat, dem jetzt vier Männer und eine Frau
angehören, packt kräftig mit zu. Die Gemeindeglieder
wechseln sich monatlich bei der Säuberung der Kirche ab, und
Herr Rettig versieht den Kirchendienst und das Läuten. Wenn in
diesem Jahr die letzte Rate des für die Außenrenovierung
aufgenommenen Darlehens abgezahlt ist, wollen die Preußnitzer
das Kircheninnere renovieren. Auch hierbei werden sie Traditionen
wahren und Neues nicht verschmähen. Pfarrer Günter-Eberhard
Weber (Belzig) verweist auf die Anschaffung von drei
Nachtspeicheröfen, die Anbringung einer modernen Kupferarbeit
von G. Olbrich (Berlin) als Gedenktafel für die Gemeindeglieder,
die - namentlich aufgeführt - aus den beiden letzten Kriegen
nicht zurückkehrten.
Dieter Mehlhardt Fotos: Bernd Blumrich
Pfannenstiel
(1991): Die Kirche in Preußnitz
Nachdem wir die Kirchen
in Dahndorf und Mörz kennengelernt haben, galt unser nächster
Ausflug der Besichtigung der Kirche in Preußnitz (Ortsteil von
Kuhlowitz). Dieses Dorf ist von Belzig aus auf der Bundesstraße
102 nach etwa drei Kilometern Strecke zu erreichen. Nun standen wir
vor der Kirche ohne Turm. Man kann ohne Übertreibung sagen,
diese Kirche ein Musterbeispiel sorgfältig gequaderter
Feldsteinbaukunst in romanischem Stil mit Schiff eingezogenem
quadratischem Altarraum und halbrunder Apsis aus dem Anfang des 13.
Jahrhunderts. Die kleinen Rundbogenfenster, beiden dem Eingang
dienenden Rundbogenportale an der Südseite und der Triumphbogen
im Innern zeugen auch von der Romanik. Früher hatte die Kirche
an der Westseite einen Fachwerk-Dachturm, der jedoch 1962/63 wegen
Baufälligkeit abgebrochen wurde. 1967 erfolgten das Neuaufmauern
des westlichen Giebels, die Wiederherstellung der Verbindung
desselben mit den beiden Strebepfeilern, die Erneuerung der
Kirchentüren unter Verwendung von Resten mittelalterlichen
Türbeschläge und die Errichtung eines besonderen
Glockenstuhles aus Feldsteinen auf dem Kirchhof. Weitere dringend
notwendige Instandsetzungen konnten infolge mannigfacher
Schwierigkeiten in längeren zeitlichen Abständen
durchgeführt werden. Von 1982 an bis 1987 kam es nach und nach
zur Installation einer Kraftstrom- und Lichtanlage, zu
Sanierungsarbeiten im Deckenbereich und zur Ausmalung im Innern der
Kirche. Mit dem Neueindecken des Daches im Juli und der Installation
einer Blitzschutzanlage im Oktober 1990 konnten die Instandsetzungs-
bzw. Sicherungsarbeiten am Kirchengebäude abgeschlossen werden.
Von der Innenausstattung sind zu erwähnen das Abendmahlsbild aus
dem Jahre 1711 und die aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
stammende Kanzel mit barocker Ornamentmalerei. Die Kirche hat eine
Orgel, die von dem Orgelbaumeister Wilhelm Baer in Niemegk im Jahre
1860 gebaut worden ist mit den für dessen Bauweise typischen
Merkmalen. Viele Jahre nicht mehr spielbar, wurde sie im März
1991 von der Firma Alexander Schuke Potsdam. Orgelbau GmbH umfassend
restauriert. So kann sich nun die Kirchengemeinde Preußnitz
über ihre wieder hergestellte Orgel freuen.
Pfeifer (1997): Preußnitz bei Belzig Die turmlose Kirche liegt zwischen hohen Bäumen am Rand des Dorfes. Offensichtlich hat jede Gemeinde das Bedürfnis nach einer Kirchenglocke. So hat man hier vor der Kirche steinerne Träger aufgemauert, die unter einem Ziegeldach die Glocke beherbergen. Der erste Anblick des Gebäudes zeigt ein hochvorzügliches Mauerwerk, das jedoch kurz hinter dem eingezogenen Chor, etwa ein Meter von der Langhauskante entfernt, abrupt abbricht. Hier muß ein späterer Bauabschnitt beginnen, dessen Mauerung bis zur Westseite so labil wird, daß stützende Strebepfeiler davorgesetzt werden mußten. Bis auf die vergrößerten Ostfenster des Langhauses (bessere Lichtverhältnisse im Altargebiet), sind die anderen Fenster mit exakten Keilsteinen im Bogenkranz in alter Größe und Lage erhalten. Die Gewände der Fenster sind jetzt sauber mit heilem Putz ausgekleidet, der Helligkeit nach innen leitet. Die südlichen Portale haben außer dem Bogen eine massive Steineinfassung bis auf die Schwelle. Es gibt eine Priesterpforte und die etwas breitere Gemeindetür, beide mit Resten gotischer Beschläge, zu denen ich v. a. die Tiergestalten auf dem Gemeindeportal zähle. Das Kircheninnere ist hell und freundlich, die barocke Grundsubstanz gänzlich erhalten. Die Brüstungen der Hufeisenempore weisen dunkelrote Fachumrandungen auf. Diese Farbe wiederholt sich im Chorgestühl für die Oberen des Dorfes und einem einfachen, mit Fenstern geschlossenen Pfarrstuhl. Das Altarblatt, mit dem im protestantischen Raum so häufig verwendetem Abendmahl, ist besonders prächtig eingefaßt durch Wangen und Krönung aus vergoldeten Volutenornamenten. Der Altar stammt inschriftlich von 1711. Die Eigenheit der Kirche ist bestimmt durch ihren kanonartigen (regelrechten) Aufbau von Apsis, Chor und Kirchenhaus und der Diskrepanz ihres Mauerwerks von Osten nach Westen. Sollte es hier eine Rolle gespielt haben, wie in vielen größeren Kirchen, daß der Apsis- und Chorbereich mit dem Altar zuerst fertiggestellt wurde, um schon während der Bauzeit die Kirche zum Gottesdienst zu benutzen?
Ibbeken (1999): Preußnitz liegt 3 km südöstlich von Belzig. Die Anlage aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist klein, mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis, aber ohne jeden Turm. Nur ein Fenster ist vergrößert, alle anderen sind im Original erhalten. Priester- und Gemeindepforte, beide rundbogig, sind ebenfalls erhalten, die Türblätter besitzen noch die mittelalterlichen Eisenbeschläge, mit Vogelmotiven, Lilien und Kreuzen. Quaderung und Mauerung sind vorzüglich, besonders im Chor, einfach makellos. Aufnahme von Südsüdosten.
Aufnahme der Kirche: Oktober 1999, Oktober 2000, April 2002
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Preußnitz (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003