Kirchenkreis Beelitz-Treuenbrietzen
Diese spätromanische Dorfkirche scheint auf den ersten Blick ein originaler Apsissaal zu sein. Allerdings ist die Kirche erst 1859/60 um über 7 m nach Osten verlängert und die Apsis neu aufgebaut worden. Wahrscheinlich war aber auch der ursprüngliche, kürzere Bau ein Apsissaal. Denkbar wäre allerdings auch eine kleine dreiteilige Anlage mit eingezogenem Chor und Apsis. Die Innenausstattung mit barocker Kanzel und barockem Altar sowie einer gotischen Taufe ist bemerkenswert. Es haben sich auch geringe Reste einer frühneuzeitlichen Wandmalerei erhalten.
Lage der Kirche: Neuendorf liegt ca. 5 km südlich von Niemegk, östlich der Autobahn A 9. Von der Dorfstruktur her ist Neuendorf ein Straßendorf (Hist. Ortslexikon). Die Kirche liegt im Friedhof an der Dorfstraße.
Ortsgeschichte: 1375 wird der Ort erstmals urkundlich als "Nyendorf" erwähnt. Die Bedeutung des Namens "Neues Dorf" bedarf keiner weiteren Erläuterung. Neuendorf gehörte bis 1807 zu Kursachsen. Das Ober- und Untergericht wurde schon 1426 bis 1550/52 von der Vogtei bzw. Pflege bzw. dem Amt Rabenstein ausgeübt. 1550/52 kam es dann zum Amt Belzig-Rabenstein. 1591 hatte das Dorf 39 Dorfhufen und 19 Hufen auf der wüsten Feldmark Niendorf. 1718 waren es dann 58 Dorfhufen und 19 Hufen auf der wüsten Feldmark Niendorf. Die Pfarre war immer Tochterkirche von Niemegk und gehörte zur Sedes, später Superintendentur Belzig. 1530 hatte der Pfarrer 30 Scheffel Korn, 16 Scheffel Gerste und 8 Scheffel Hafer als Pacht. Dem Küster standen 15 Scheffel Korn zu. 1575 hatte die Kirche einen Gottesacker mit 5 Scheffel Rogen besät und 2 Gotteswiesen.
Baustruktur: Die Kirche ist ein Apsissaal (16,35 x 6,95 m), wobei aber der Ostteil um ca. 7,35 m verlängert und die Apsis neu aufgebaut wurde. Vermutlich hatte die ursprüngliche Kirche (9 m x 6,95 m) ebenfalls bereits eine Apsis, vielleicht war sie aber auch eine dreiteilige Anlage mit eingezogenem Chor und Apsis. Die Kirche ist magnetisch gemessen Ost-West ausgerichtet.
Mauerwerksausführung:
Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Die Mauerwerksausführung
zeigt im westlichen Teil und besonders in den unteren drei Lagen gut
gequaderte, relativ große Feldsteine mit wenigen und
unregelmäßigen Auskeilungen. Hier sind die Lagen etwa
32/33 cm hoch, die Quader messen deutlich über 30 cm Länge.
Darüber werden die Lagen unregelmäßig, und es finden
sich einige sehr große Quader (ca. 60 x 55 cm). Auf der
Westseite und im alten Teil der Südseite ist auffällig, daß
die Feldsteine
schalenförmig abplatzen und
stark verwittert sind. Möglicherweise sind die Mauern hier
einmal sehr stark erhitzt worden, etwa durch einen Brand. In der
Westwand fällt auf, daß das Mauerwerk relativ viel
Ziegelmaterial enthält. An der Nordwestecke, aber schon auf der
Westseite, enthält das Fundament einige großformatige
Ziegel des Formats 28 x 13 x 8 cm (vgl. Gewändeziegel westliches
Fenster Südseite).
Das Ende der ursprünglichen Kirche
(bzw. des ursprünglichen Schiffs) wird auf der Nordseite durch
ehemalige Ortsteine deutlich markiert; auf der Südseite ist das
Ende zwar ebenfalls zu erkennen (durch Änderung des Mauerwerks),
aber nicht ganz so deutlich. Im Inneren nimmt die Wandstärke vom
alten zum neuen Teil deutlich ab.
Die Lagen des Verlängerungsbaus
sind "unruhiger", d.h. nicht mehr so exakt waagrecht wie im
Ursprungsbau. Die Feldsteine sind zwar noch gequadert, aber innerhalb
einer Lage doch etwas ungleich hoch. Das Mauerwerk enthält auch
Ziegelbruchstücke (von Biberschwanzzdachziegeln). Der Ostgiebel
ist verputzt, so dass über die Mauerwerksausführung keine
Angaben gemacht werden können. Der Westgiebel ist mit
Feldsteinen völlig unregelmäßig gemauert. Die
Feldsteine sind deutlich kleiner als die Feldsteine der Westwand.
Die
Apsis weist keine Lagen auf, und die Feldsteine sind kaum behauen.
Allerdings wurden nur Feldsteine einer bestimmten Größenordnung
verwendet. Außerdem finden sich gelegentlich einzelne gut
gequaderte Feldsteine. Auch die Ostwand des Schiffs ist auf der
kleinen Fläche beiderseits der Apsis, die diese freiläßt,
nicht lagig gemauert.
Mörtel und Putze: Die Kirche weist nur einen Fugenputz auf; lediglich der Ostgiebel ist komplett verputzt.
Portale: Auf der Nordseite, sehr weit westlich, fällt das sehr große Nordportal sofort auf. Die Leibungssteine sind über 30 cm stark, die Höhe der Feldsteine des Begleitbogens aus liegenden "Läufern" beträgt 17/18 cm. Das Portal hat eine lichte Weite von 110 cm; die Portalmitte ist 4,80 m von der Westwand entfernt.
Fenster und Blenden: Die Nordseite weist drei große, segmentbogige Fenster auf sowie ein kleines segmentbogiges Fenster etwas westlich oberhalb des Nordportals. Die Fenster haben Putzleisten, die Gewände sind deshalb nicht sichtbar, bestehen jedoch sicher aus Ziegelsteinen. Auf der Südseite sind die Fenster ebenfalls segmentbogig. Die zwei mittleren Fenster sind aber kürzer. Das westliche Fenster ist dagegen deutlich länger (wie die drei Fenster der Nordseite), das östliche Fenster hat eine mittlere Länge. Die Putzfaschen der Fenster bröckeln z.T. ab. Die beiden westlichen Fenster haben zumindest auf der östlichen Seite ältere Gewände. Die Ziegel messen 28 x ? x 8 cm. Die Apsis besitzt keine äußeren Öffnungen. Im Ostgiebel des Schiffs sitzt ein kleines hochrechteckiges Fensterchen.
Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig.
Turm: Die Kirche ist turmlos. Allerdings hatte sie bis 1974 einen Dachturm. Dieser war 1972 durch Sturm schwer beschädigt und dann 1974 abgetragen worden.
Dächer: Das Schiff besitzt ein Satteldach, die Apsis ein Kegelschnittdach. Die Südseite des Dachs weist drei verschiedene Ziegeltypen auf. Oben ist ein Streifen mit Bibern gedeckt, dann folgt ein mittlerer Streifen mit Betonsteinen in Form von Bibern; unten sitzt dann ein Streifen von Betonsteinen in Form von Dachpfannen. Die Nordseite ist komplett mit Betonsteinen (Dachpfannen-artig) gedeckt.
Innenausstattung: Das Innere des Schiffs ist flachgedeckt, und die Decke ist bemalt. Die hölzerne Kanzel besitzt einen polygonalen Kanzelkorb mit Ecksäulchen. Der Dehio/Brandenburg datiert sie an das Ende des 17. Jahrhunderts. Die Kirche besitzt einen schönen, gut restaurierten hölzernen Barockaltar. Im Sockel ist ein Abendmahlsbild angebracht, darüber ein Bild der Kreuzigung. Die Gemälde sind von Säulen und schön geschnitzten Wangen flankiert. In den Wangen und in der Bekrönung befinden sich Bildmedaillons mit den Abendmahlssymbolen und der Auferstehung. Der Dehio datiert den Altar in das 1. Viertel des 18. Jahrhunderts. Der mittelalterliche Taufstein in Kelchform ist im gotischen Stil gearbeitet. Auf der Süd- und Westseite der Kirche befinden sich Emporen. Die Südwand zeigt im alten Teil des Schiffs Reste von Wandmalereien. Es sind sieben liegende Rechtecke, die durch eine Unterteilung von links oben nach rechts unten jeweils in zwei farblich verschiedene Dreiecke gegliedert sind. In einem Feld ist die stilisierte Figur einer Frau zu erkennen. Der Dehio erkennt daraus die Tracht der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dies ist jedoch grob überinterpretiert.
Außenbereich: Im Außenbereich befinden sich keine erwähnenswerten Kunstdenkmäler.
Baugeschichte:
Aufgrund der Mauerwerksausführung (gut gequaderte
Feldsteine) und der Stilelemente der ursprünglichen Öffnungen
ist ein Baubeginn in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts
(Anfang?) anzunehmen. Der ursprüngliche Bau war vermutlich ein
kleiner Apsissaal mit einem großen Mittelportal und vielleicht
zwei oder drei romanischen Fensterchen auf Nord- und Südseite,
oder eine dreiteilige Kirche mit Schiff, eingezogenem Rechteckchor
und Apsis. Mit den Abmessungen von 9 x 6,95 m ist der ursprüngliche
Teil ungewöhnlich klein. Falls es ein Apsissaal war, ist die
Kirche mit den kleinen Apsissaalkirchen in Thüringen mit ihren
Maßverhältnissen von 5:4 vergleichbar. Eine Baustruktur
mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis wäre aber ebenfalls
möglich. Der Chor müßte jedoch recht kurz gewesen
sein (ca. 5 m Länge bei ca. 5,50-5,70 m Breite), denn bei der
Apsis ist mit einer Auswölbung von ca. 2 m zu rechnen. Es gibt
solche kleinen Dorfkirchen mit dreiteiliger Baustruktur in der
weiteren Umgebung (z.B. Klepps, Möllensdorf, Wahlsdorf). Das
Nordportal ist ungewöhnlich groß für eine so kleine
Kirche. Obwohl die Westwand wohl ein Wiederaufbau ist (enthält
viel Ziegelmaterial), ist aufgrund der Lage der Kirche auf dem
Friedhof (stark abschüssiges Gelände nach Westen) mit
keinem Querwestturm zu rechnen. Die Kirche hatte aber einmal einen
Dachturm.
2. Hälfte 16. Jahrhundert: Teilweise (oder ganze?)
Ausmalung des Kircheninnern.
Das westliche Fenster der Südseite
hat noch alte Ziegel im Gewände mit einer Ziegelhöhe von 8
cm. Vermutlich wurden die Fenster bereits zu Ende des 16.
Jahrhunderts/Anfang 17. Jahrhunderts verändert. Es wäre
denkbar, dass Ausmalung und Fenstervergrößerung während
derselben Baumaßnahme durchgeführt wurden.
1859/60:
Verlängerung des Kirchenschiffes nach Osten um ca. 7 m,
Neuaufbau einer fensterlosen Apsis. Dabei wurde eine alte Apsis (und
ein eingezogener Chor?) abgebrochen. Die Fenster wurden
vereinheitlicht; die zwei mittleren Fenster der Südseite sind
jedoch kürzer.
1861 fanden Reparaturen am Turm statt.
1912:
Restaurierung mit Apsisausmalung.
1950: Beschädigung des
Turms durch Blitzschlag und anschließende Reparatur.
1972:
Beschädigung des Turms durch Sturm.
1974: Abriß des
Turms, Errichtung eines neuen Giebels und eines neuen Dachs (jüngere
Baumaßnahmen nach Pfannenstiel).
Vergleiche: Aufgrund der unsicheren ursprünglichen Baustruktur ist natürlich ein Vergleich mit anderen Dorfkirchen ebenfalls hypothetisch. Der ursprüngliche Bau vor seiner Verlängerung nach Osten maß 9 m x 6,95 m. Die Dorfkirche in Haseloff (ebenfalls ein Apsissaal) mit 11,85 m Schiffslänge und 8,60 m Schiffsbreite besitzt deutlich größere absolute Maße, aber ein ähnliches Längen-Breiten-Verhältnis.
Bemerkungen: Es ist schon merkwürdig, daß die doch sehr deutlich sichtbare Verlängerung der Kirche nach Osten weder in dem Werk "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR", noch im alten Dehio/Potsdam oder von Frau Pfeifer (1997) bemerkt wurde. Dagegen ist sie in Pfannenstiel nicht nur ausdrücklich erwähnt, sondern sogar datiert. Erst im neuen Dehio/Brandenburg sind diese Daten zu finden.
Information und Dank:
Literatur: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil V Zauch-Belzig (1977), S.288-90, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.27, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.302, Pfannenstiel (1995): Die Kirchen und ihre Geschichte in den Flämingdörfern Neuendorf (bei Niemegk), Haseloff, Kranepuhl und Kuhlowitz. S.6-10, Pfeifer (1997), Feldsteinkirchen im Fläming, S.83-5, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.695.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Neuendorf b. Niemegk. Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. rck. Feldsteinbau, die Apsis fensterlos erneuert. An der NSeite das rom. Rundbogenportal erh. Die Fenster bar. erweitert. Das Innere flachgedeckt. Empore im S und in diese eingebaut der Orgelprospekt von 1874. Rest. 1912. Dabei freigelegt Wandmalerei an der inneren SWand: Quaderung und, vor einem Quader, weibliche Figur in Tracht der 2. H.16. Jh. Altaraufsatz 1. V. 18. Jh., Holz, im Sockel Abendmahlsbild, darüber Kreuzigung von Säulen flankiert, als Wangen und Bekrönung Medaillons (Abendmahlssymbole, Auferstehung) in reicher Schnitzwerkrahmung. Hölzerne Kanzel E. 17. Jh., mit Ecksäulchen am polyg. Korb. Pokalförmige got. Sandstein-Taufe, der Sockel neu.
Dehio/Brandenburg: Neuendorf (bei Niemegk) Gem. Rädigke, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 8 Ev. Dorfkirche. Im Kern rechteckiger Feldsteinbau, 1. H. 13. Jh., 1859/60 in der mittelalterlichen Quadertechnik beträchtlich nach Osten erweitert (innen zu erkennen an der reduzierten Wandstärke) und mit fensterloser Apsis geschlossen. Rundbogiges Nordportal mit Flachschicht. Die Fenster 1859 stichbogig erweitert. Ein westl. Dachturm 1974 abgerissen. Innen Holzdecke mit Schablonenmalerei (vermutlich von Restaurierung 1912), Süd- und Westempore, in diese eingebaut der Orgelprospekt von 1874. Auf der Südwand innen gemalte Schmuckquaderung, spätes 16. Jh., darin kleine schematisch dargestellte weibliche Figur. - Altaraufsatz 1. V. 18. Jh., Holz, im Sockel Abendmahlsbild, darüber Kreuzigung, flankiert von Säulen und schön geschnitzten Wangen; darin und in der Bekrönung Bildmedaillons (Abendmahlssymbole, Auferstehung). Hölzerne Kanzel E. 17. Jh. mit Ecksäulchen am polygonalen Korb. Pokalförmige gotische Sandsteintaufe, der Sockel neu.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Neuendorf bei Niemegk Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit erneuerter Apsis, 13. Jh. An der Südwand Reste von Wandmalereien in geometrischen Mustern und mit figürlicher Darstellung, um 1600, die Apsisausmalung von 1912. - Altaraufsatz mit Gemälden 1. H. 18. Jh. Kanzel E. 17. Jh. Taufstein gotisch. Kelch, Silber vergoldet, 15. Jh. Taufschale, Zinn, 1703.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit Apsis 13. Jh, der hölzerne WTurm von 1772, Reste von Wandmalereien in geometrischem Muster um 1600, Kelch 15. Jh.
Pfannenstiel
(1994): Die Kirche in Neuendorf bei Niemegk und ihre
Geschichte
Nicht weit von Belzig gibt es zwei Orte mit dem Namen
Neuendorf, und zwar bei Niemegk und bei Brück. Dieser Beitrag
gilt der Kirche in Neuendorf bei Niemegk. Das Dorf liegt etwa vier
Kilometer südwestlich von Niemegk an der Straße Niemegk -
Neuendorf - Rädigke - Raben - Grubo - Jeserig - Wiesenburg.
Es
ist ratsam, zunächst über die Geschichte des Dorfes einige
Informationen zu geben. In der Siedlungsform ist es als Straßendorf
bezeichnet. Seine erste schriftliche Erwähnung ist 1375
angegeben mit der Bezeichnung Nyendorp, 1499 heißt es
Nawendorf, 1591 Newendorff, 1703 Neindorf und danach im Laufe der
Zeit Neuendorf.
Der Dreißigiährige Krieg (1618 - 1648)
ist auch an diesem Ort nicht spurlos vorübergegangen. 1640 sind
von zehn Hüfnern fünf als wüst, einer als abgebrannt
und zwei Halbhüfner sowie ein Kossät als wüst erwähnt.
Von 1661 an erfolgte zunächst allmählich, dann stetiger,
eine Wiederbesiedelung.
Uns interessiert natürlich besonders
die Kirche, welche wir am 22. Oktober 1994 eingehend besichtigten,
fotografische Aufnahmen machten und nun näher beschreiben
wollen. Sie befindet sich auf dem Gelände des Kirchhofes. Dieser
liegt auf einem ziemlich großen platten Hügel in
rundlicher Form.
In ihrer baulichen Gliederung besteht die Kirche
aus dem Kirchenschiff und der Apsis, beide aus Feldsteinen errichtet.
Die Feldsteine des Schiffes sind zum größten Teil gut
bearbeitet (vielfach auch quaderförmig), während bei dem
Mauerwerk der Apsis unregelmäßige Steine verschiedenen
Formats Verwendung fanden.
Das an der Nordseite des rechteckigen
Schiffes mehr nach Westen zu befindliche Portal führt zunächst
in einen kleinen Vorraum und von hier aus weiter durch eine Tür
in das Innere des Schiffes. Dieses wird erhellt durch drei große
und ein kleineres Fenster an der Nordseite sowie ein großes,
ein mittleres und zwei kleinere Fenster an der Südseite. Der
Aufgang zur Orgelempore an der Westseite und zur südlichen
Seitenempore erfolgt durch eine Treppe in der Nordwestecke des
Schiffes. Dessen flache Holzdecke ist bunt bemalt.
Die halbrunde
innen gewölbte Apsis im Osten hat keine Fenster. An der
Innenseite ihrer Ostwand befindet sich ein sogenanntes
Sakramentshäuschen (Hohlraum im Mauerwerk zum Aufbewahren der
Abendmahlsgeräte in früherer Zeit).
Der Fußboden
der Kirche ist mit Ziegelsteinen ausgelegt und zur Apsis um eine
Stufe erhöht. Das Dach des Schiffes ist auf der Nordseite mit
Doppelrömern und auf der Südseite mit Dachsteinen
verschiedener Art gedeckt. Für das Dach der Apsis wurden
Biberschwänze verwendet. An der inneren Südwand des
Schiffes unter einem Teil der südlichen Empore sehen wir Fresken
(Wandmalereien). Es sind ungefähr ein Dutzend Rechtecke
(Quaderung). Sie zeigen keine ornamentalen Elemente, sondern nur
diagonal abwechselnd braunrote und hellgraue Farbgebung. In bzw. vor
einem Quader ist eine weibliche Figur zu erkennen in Tracht der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es handelt sich um typische
dekorative Malereien der Renaissance um 1600. Sie wurden bei der
letzten Restaurierung etwa 1979 freigelegt.
Nun wollen wir uns
der Geschichte dieser Kirche zuwenden. Dabei sollen auch größere
Instandsetzungen und bauliche Verbesserungen miterwähnt werden,
da sie für das heutige Aussehen des Gebäudes mitbestimmend
sind.
Die Kirche in Neuendorf bei Niemegk ist in ihrem Kern,
d.h., soweit ihr ursprünglicher Teil in Betracht kommt, ein
spätromanischer Feldsteinbau aus der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts. Ein Zeugnis hierfür ist das noch erhaltene mit gut
bearbeiteten Feldsteinen rundbogig eingefaßte Portal an der
Nordseite des Schiffes.
1859/60 erfolgten eine Vergrößerung
des Kirchengebäudes nach Osten etwa um die Hälfte der
jetzigen Kirche, deren Länge ca. 16 m beträgt, (die
Erweiterung begann ein wenig westlich des jetzigen mittleren Fensters
an der Nordseite); ferner der Neubau der fensterlosen Apsis sowie
Vergrößerung des Fensters nach unten im alten Teil der
Kirche links vom Eingangsportal. 1910/12 wurden das Dach der Apsis
neu gelattet und gedeckt, die Dielung unter der Orgelempore und die
Fenster teilweise erneuert. 1912 hatte eine Restaurierung
stattgefunden.
In meinen Büchern über Kirchen im Hohen
Fläming habe ich viele Dorfkirchen mit einem Dachturm näher
beschrieben. Der Aufbau solcher Dachtürme bei kleineren Kirchen
war in der Zeit des Barock erfolgt. So war es auch bei der
Neuendorfer Kirche (um 1772). 1861 und 1910/12 wurden am Turm größere
Instandsetzungsarbeiten vorgenommen.
Um 1950 war der Turm durch
einen Blitzschlag so beschädigt worden, daß er repariert
werden mußte. Leider hatte man die Reparatur so mangelhaft
ausgeführt, daß der Turm durch den Orkan am 13. November
1972 windschief wurde und deshalb 1974 wegen Baufälligkeit
abgebrochen und der beschädigte Giebel erneuert werden mußte.
1975 kam es zum Neu- bzw. Umdecken des Daches des Schiffes sowie
zum Neulatten und Neudecken des Daches der Apsis. 1979 erfolgten eine
Renovierung im Inneren der Kirche, die Installierung einer
elektrischen Beleuchtung und 1988 die Anbringung von Sanierputz (IPA)
an den Innenseiten der Wände, Malerarbeiten und Reparatur des
Daches auf der Südseite. Im Inneren der Kirche sehen wir einige
bedeutsame Inventarien. Der hölzerne barocke Altaraufsatz aus
dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts hat am Sockel ein
Abendmahlsbild, darüber in der Mitte ein von Säulen
flankiertes größeres Kreuzigungsgemälde und oben ein
Medaillon mit dem Motiv der Auferstehung. An den Seiten des Aufsatzes
sind sogenannte Wangen in Form von kunstvollem Schnitzwerk, welche
Medaillons mit den Symbolen des Abendmahles enthalten. Der Aufsatz
wurde 1912 und 1979 restauriert.
Die hölzerne barocke Kanzel
aus dem Ende des 17. Jahrhunderts ist fünfseitig und mit
Ecksäulchen versehen. An vier Seiten befinden sich Inschriften,
die jeweils den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und
Johannes zugeordnet sind. Der kelchförmige gotische Taufstein
ist aus Sandstein hergestellt. Die auf ihm befindlichen Auflagen sind
achtseitig und haben eine Vertiefüng für die Taufschale.
Der Sockel des Taufsteines stammt aus neuerer Zeit.
Die Kirche
hat eine Orgel, welche von Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Lobbes
aus Niemegk im Jahre 1874 erbaut worden ist. Sie wurde gestiftet von
A. Heinrich (Berlin).
Der Orgelprospekt ist in die Westempore
eingebaut. Eine gründliche Überholung der Orgel erfolgte
1974 durch die Mitteldeutsche Orgelbauanstalt A. Voigt in Bad
Liebenwerda. Eine Bronzeglocke mit dem Ton e und einem Durchmesser
von 0,45 m ruft die Gemeindeglieder zu den Gottesdiensten. Sie
befindet sich im Bodenraum an der Westseite des Schiffes. Eine
gekröpfte Läutearmatur wurde im Jahre 1974 durch den
damaligen VEB Apoldaer Glockengießerei angebracht.
Pfeifer (1997): Neuendorf
bei Belzig
Die Kirche steht mitten in einem kleinen,
langgestreckten Dorf. Sie ist wirklich ein kleines und feines
Kirchlein: nur ein Rechteck mit einer Apsis, das Kirchenhaus mit
vorzüglicher Schichtung, die Apsis offensichtlich später
hinzugefügt, wie die unregelmäßige Steinlage und
-größe verrät. Die Fenster sind mit barocken
Korbbogen erweitert, deren Gewände sind sauber verputzt, so wie
die ganze Kirche einen ausgesprochenen gepflegten Eindruck
hinterläßt.
Wegen der geringen Größe der
Kirche rückt die Innenausstattung zusammen, dadurch entsteht ein
intimer, fast behaglicher Eindruck, der durch die überwiegend
lindgrüne Farbe der Ausstattung mitgetragen wird. Das Gestühl,
in kräftiges Grün gefaßt, ist mit hellen Fächern
geschmückt, in denen sich in ovalen Formen schöne
Blumenranken entfalten. Es gibt eine Empore im Süden, die auf
besonders interessante Pfosten ruht. Sie haben tatsächlich ein
Kapitel mit vielgestuftem Profil und vegetativen braunen Ornamenten.
Mit etwas Phantasie könnte der entfernte Nachklang eines
antiken, korinthischen Kapitells vermutet werden. Die Front der
Westempore wird von einem respektablen Orgelprospekt eingenommen. Die
polygonale Kanzel wiederholt die Farbgebung, diesmal gibt es jedoch
keine Evangelisten, sondern Sprüche in den einzelnen Feldern.
Die Ecken des Kanzelkorbs werden durch zartgliederige Säulen
betont. Ihre Bemalung soll Marmor vortäuschen.
Der Altar,
mit aufwendiger; vergoldeter Schnitzwerkumrahmung, enthält im
Hauptteil eine Kreuzigung, die Medaillons in den Wangen die Symbole
von Brot und Wein für die Gaben des Abendmahls. Bekrönt
wird das Altarbild durch eine Auferstehung, Kanzel und Altar sind um
1700 entstanden.
Bei einer Restaurierung 1912 wurden an der
Südwand unter dem Putz Malereien gefunden, die Steinquader
vortäuschen. Auf einem der Quader ist eine schematische
Frauenfigur dargestellt. Was sie wohl bedeuten mag und warum an
dieser Stelle?
Die Taufe verdient besondere Beachtung. Die
pokalförmige Kuppa aus Sandstein ist gotisch und eine saubere
ebenmäßige Arbeit, zu der der Sockel, obwohl eine neue
Arbeit, den Taufstein angemessen ergänzt.
Aufnahme der Kirche: Juni 1999, Februar 2003
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Neuendorf (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu)
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003