Neuendorf (bei Niemegk) (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Beelitz-Treuenbrietzen

Diese spätromanische Dorfkirche scheint auf den ersten Blick ein originaler Apsissaal zu sein. Allerdings ist die Kirche erst 1859/60 um über 7 m nach Osten verlängert und die Apsis neu aufgebaut worden. Wahrscheinlich war aber auch der ursprüngliche, kürzere Bau ein Apsissaal. Denkbar wäre allerdings auch eine kleine dreiteilige Anlage mit eingezogenem Chor und Apsis. Die Innenausstattung mit barocker Kanzel und barockem Altar sowie einer gotischen Taufe ist bemerkenswert. Es haben sich auch geringe Reste einer frühneuzeitlichen Wandmalerei erhalten.

Lage der Kirche: Neuendorf liegt ca. 5 km südlich von Niemegk, östlich der Autobahn A 9. Von der Dorfstruktur her ist Neuendorf ein Straßendorf (Hist. Ortslexikon). Die Kirche liegt im Friedhof an der Dorfstraße.

Ortsgeschichte: 1375 wird der Ort erstmals urkundlich als "Nyendorf" erwähnt. Die Bedeutung des Namens "Neues Dorf" bedarf keiner weiteren Erläuterung. Neuendorf gehörte bis 1807 zu Kursachsen. Das Ober- und Untergericht wurde schon 1426 bis 1550/52 von der Vogtei bzw. Pflege bzw. dem Amt Rabenstein ausgeübt. 1550/52 kam es dann zum Amt Belzig-Rabenstein. 1591 hatte das Dorf 39 Dorfhufen und 19 Hufen auf der wüsten Feldmark Niendorf. 1718 waren es dann 58 Dorfhufen und 19 Hufen auf der wüsten Feldmark Niendorf. Die Pfarre war immer Tochterkirche von Niemegk und gehörte zur Sedes, später Superintendentur Belzig. 1530 hatte der Pfarrer 30 Scheffel Korn, 16 Scheffel Gerste und 8 Scheffel Hafer als Pacht. Dem Küster standen 15 Scheffel Korn zu. 1575 hatte die Kirche einen Gottesacker mit 5 Scheffel Rogen besät und 2 Gotteswiesen.

Baustruktur: Die Kirche ist ein Apsissaal (16,35 x 6,95 m), wobei aber der Ostteil um ca. 7,35 m verlängert und die Apsis neu aufgebaut wurde. Vermutlich hatte die ursprüngliche Kirche (9 m x 6,95 m) ebenfalls bereits eine Apsis, vielleicht war sie aber auch eine dreiteilige Anlage mit eingezogenem Chor und Apsis. Die Kirche ist magnetisch gemessen Ost-West ausgerichtet.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Die Mauerwerksausführung zeigt im westlichen Teil und besonders in den unteren drei Lagen gut gequaderte, relativ große Feldsteine mit wenigen und unregelmäßigen Auskeilungen. Hier sind die Lagen etwa 32/33 cm hoch, die Quader messen deutlich über 30 cm Länge. Darüber werden die Lagen unregelmäßig, und es finden sich einige sehr große Quader (ca. 60 x 55 cm). Auf der Westseite und im alten Teil der Südseite ist auffällig, daß die Feldsteine schalenförmig abplatzen und stark verwittert sind. Möglicherweise sind die Mauern hier einmal sehr stark erhitzt worden, etwa durch einen Brand. In der Westwand fällt auf, daß das Mauerwerk relativ viel Ziegelmaterial enthält. An der Nordwestecke, aber schon auf der Westseite, enthält das Fundament einige großformatige Ziegel des Formats 28 x 13 x 8 cm (vgl. Gewändeziegel westliches Fenster Südseite).
Das Ende der ursprünglichen Kirche (bzw. des ursprünglichen Schiffs) wird auf der Nordseite durch ehemalige Ortsteine deutlich markiert; auf der Südseite ist das Ende zwar ebenfalls zu erkennen (durch Änderung des Mauerwerks), aber nicht ganz so deutlich. Im Inneren nimmt die Wandstärke vom alten zum neuen Teil deutlich ab.
Die Lagen des Verlängerungsbaus sind "unruhiger", d.h. nicht mehr so exakt waagrecht wie im Ursprungsbau. Die Feldsteine sind zwar noch gequadert, aber innerhalb einer Lage doch etwas ungleich hoch. Das Mauerwerk enthält auch Ziegelbruchstücke (von Biberschwanzzdachziegeln). Der Ostgiebel ist verputzt, so dass über die Mauerwerksausführung keine Angaben gemacht werden können. Der Westgiebel ist mit Feldsteinen völlig unregelmäßig gemauert. Die Feldsteine sind deutlich kleiner als die Feldsteine der Westwand.
Die Apsis weist keine Lagen auf, und die Feldsteine sind kaum behauen. Allerdings wurden nur Feldsteine einer bestimmten Größenordnung verwendet. Außerdem finden sich gelegentlich einzelne gut gequaderte Feldsteine. Auch die Ostwand des Schiffs ist auf der kleinen Fläche beiderseits der Apsis, die diese freiläßt, nicht lagig gemauert.

Mörtel und Putze: Die Kirche weist nur einen Fugenputz auf; lediglich der Ostgiebel ist komplett verputzt.

Portale: Auf der Nordseite, sehr weit westlich, fällt das sehr große Nordportal sofort auf. Die Leibungssteine sind über 30 cm stark, die Höhe der Feldsteine des Begleitbogens aus liegenden "Läufern" beträgt 17/18 cm. Das Portal hat eine lichte Weite von 110 cm; die Portalmitte ist 4,80 m von der Westwand entfernt.

Fenster und Blenden: Die Nordseite weist drei große, segmentbogige Fenster auf sowie ein kleines segmentbogiges Fenster etwas westlich oberhalb des Nordportals. Die Fenster haben Putzleisten, die Gewände sind deshalb nicht sichtbar, bestehen jedoch sicher aus Ziegelsteinen. Auf der Südseite sind die Fenster ebenfalls segmentbogig. Die zwei mittleren Fenster sind aber kürzer. Das westliche Fenster ist dagegen deutlich länger (wie die drei Fenster der Nordseite), das östliche Fenster hat eine mittlere Länge. Die Putzfaschen der Fenster bröckeln z.T. ab. Die beiden westlichen Fenster haben zumindest auf der östlichen Seite ältere Gewände. Die Ziegel messen 28 x ? x 8 cm. Die Apsis besitzt keine äußeren Öffnungen. Im Ostgiebel des Schiffs sitzt ein kleines hochrechteckiges Fensterchen.

Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig.

Turm: Die Kirche ist turmlos. Allerdings hatte sie bis 1974 einen Dachturm. Dieser war 1972 durch Sturm schwer beschädigt und dann 1974 abgetragen worden.

Dächer: Das Schiff besitzt ein Satteldach, die Apsis ein Kegelschnittdach. Die Südseite des Dachs weist drei verschiedene Ziegeltypen auf. Oben ist ein Streifen mit Bibern gedeckt, dann folgt ein mittlerer Streifen mit Betonsteinen in Form von Bibern; unten sitzt dann ein Streifen von Betonsteinen in Form von Dachpfannen. Die Nordseite ist komplett mit Betonsteinen (Dachpfannen-artig) gedeckt.

Innenausstattung: Das Innere des Schiffs ist flachgedeckt, und die Decke ist bemalt. Die hölzerne Kanzel besitzt einen polygonalen Kanzelkorb mit Ecksäulchen. Der Dehio/Brandenburg datiert sie an das Ende des 17. Jahrhunderts. Die Kirche besitzt einen schönen, gut restaurierten hölzernen Barockaltar. Im Sockel ist ein Abendmahlsbild angebracht, darüber ein Bild der Kreuzigung. Die Gemälde sind von Säulen und schön geschnitzten Wangen flankiert. In den Wangen und in der Bekrönung befinden sich Bildmedaillons mit den Abendmahlssymbolen und der Auferstehung. Der Dehio datiert den Altar in das 1. Viertel des 18. Jahrhunderts. Der mittelalterliche Taufstein in Kelchform ist im gotischen Stil gearbeitet. Auf der Süd- und Westseite der Kirche befinden sich Emporen. Die Südwand zeigt im alten Teil des Schiffs Reste von Wandmalereien. Es sind sieben liegende Rechtecke, die durch eine Unterteilung von links oben nach rechts unten jeweils in zwei farblich verschiedene Dreiecke gegliedert sind. In einem Feld ist die stilisierte Figur einer Frau zu erkennen. Der Dehio erkennt daraus die Tracht der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dies ist jedoch grob überinterpretiert.

Außenbereich: Im Außenbereich befinden sich keine erwähnenswerten Kunstdenkmäler.

Baugeschichte: Aufgrund der Mauerwerksausführung (gut gequaderte Feldsteine) und der Stilelemente der ursprünglichen Öffnungen ist ein Baubeginn in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts (Anfang?) anzunehmen. Der ursprüngliche Bau war vermutlich ein kleiner Apsissaal mit einem großen Mittelportal und vielleicht zwei oder drei romanischen Fensterchen auf Nord- und Südseite, oder eine dreiteilige Kirche mit Schiff, eingezogenem Rechteckchor und Apsis. Mit den Abmessungen von 9 x 6,95 m ist der ursprüngliche Teil ungewöhnlich klein. Falls es ein Apsissaal war, ist die Kirche mit den kleinen Apsissaalkirchen in Thüringen mit ihren Maßverhältnissen von 5:4 vergleichbar. Eine Baustruktur mit Schiff, eingezogenem Chor und Apsis wäre aber ebenfalls möglich. Der Chor müßte jedoch recht kurz gewesen sein (ca. 5 m Länge bei ca. 5,50-5,70 m Breite), denn bei der Apsis ist mit einer Auswölbung von ca. 2 m zu rechnen. Es gibt solche kleinen Dorfkirchen mit dreiteiliger Baustruktur in der weiteren Umgebung (z.B. Klepps, Möllensdorf, Wahlsdorf). Das Nordportal ist ungewöhnlich groß für eine so kleine Kirche. Obwohl die Westwand wohl ein Wiederaufbau ist (enthält viel Ziegelmaterial), ist aufgrund der Lage der Kirche auf dem Friedhof (stark abschüssiges Gelände nach Westen) mit keinem Querwestturm zu rechnen. Die Kirche hatte aber einmal einen Dachturm.
2. Hälfte 16. Jahrhundert: Teilweise (oder ganze?) Ausmalung des Kircheninnern.
Das westliche Fenster der Südseite hat noch alte Ziegel im Gewände mit einer Ziegelhöhe von 8 cm. Vermutlich wurden die Fenster bereits zu Ende des 16. Jahrhunderts/Anfang 17. Jahrhunderts verändert. Es wäre denkbar, dass Ausmalung und Fenstervergrößerung während derselben Baumaßnahme durchgeführt wurden.
1859/60: Verlängerung des Kirchenschiffes nach Osten um ca. 7 m, Neuaufbau einer fensterlosen Apsis. Dabei wurde eine alte Apsis (und ein eingezogener Chor?) abgebrochen. Die Fenster wurden vereinheitlicht; die zwei mittleren Fenster der Südseite sind jedoch kürzer.
1861 fanden Reparaturen am Turm statt.
1912: Restaurierung mit Apsisausmalung.
1950: Beschädigung des Turms durch Blitzschlag und anschließende Reparatur.
1972: Beschädigung des Turms durch Sturm.
1974: Abriß des Turms, Errichtung eines neuen Giebels und eines neuen Dachs (jüngere Baumaßnahmen nach Pfannenstiel).

Vergleiche: Aufgrund der unsicheren ursprünglichen Baustruktur ist natürlich ein Vergleich mit anderen Dorfkirchen ebenfalls hypothetisch. Der ursprüngliche Bau vor seiner Verlängerung nach Osten maß 9 m x 6,95 m. Die Dorfkirche in Haseloff (ebenfalls ein Apsissaal) mit 11,85 m Schiffslänge und 8,60 m Schiffsbreite besitzt deutlich größere absolute Maße, aber ein ähnliches Längen-Breiten-Verhältnis.

Bemerkungen: Es ist schon merkwürdig, daß die doch sehr deutlich sichtbare Verlängerung der Kirche nach Osten weder in dem Werk "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR", noch im alten Dehio/Potsdam oder von Frau Pfeifer (1997) bemerkt wurde. Dagegen ist sie in Pfannenstiel nicht nur ausdrücklich erwähnt, sondern sogar datiert. Erst im neuen Dehio/Brandenburg sind diese Daten zu finden.

Information und Dank:

Literatur: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil V Zauch-Belzig (1977), S.288-90, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.27, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.302, Pfannenstiel (1995): Die Kirchen und ihre Geschichte in den Flämingdörfern Neuendorf (bei Niemegk), Haseloff, Kranepuhl und Kuhlowitz. S.6-10, Pfeifer (1997), Feldsteinkirchen im Fläming, S.83-5, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.695.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Neuendorf b. Niemegk. Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom. rck. Feldsteinbau, die Apsis fensterlos erneuert. An der NSeite das rom. Rundbogenportal erh. Die Fenster bar. erweitert. Das Innere flachgedeckt. Empore im S und in diese eingebaut der Orgelprospekt von 1874. Rest. 1912. Dabei freigelegt Wandmalerei an der inneren SWand: Quaderung und, vor einem Quader, weibliche Figur in Tracht der 2. H.16. Jh. Altaraufsatz 1. V. 18. Jh., Holz, im Sockel Abendmahlsbild, darüber Kreuzigung von Säulen flankiert, als Wangen und Bekrönung Medaillons (Abendmahlssymbole, Auferstehung) in reicher Schnitzwerkrahmung. Hölzerne Kanzel E. 17. Jh., mit Ecksäulchen am polyg. Korb. Pokalförmige got. Sandstein-Taufe, der Sockel neu.

Dehio/Brandenburg: Neuendorf (bei Niemegk) Gem. Rädigke, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 8 Ev. Dorfkirche. Im Kern rechteckiger Feldsteinbau, 1. H. 13. Jh., 1859/60 in der mittelalterlichen Quadertechnik beträchtlich nach Osten erweitert (innen zu erkennen an der reduzierten Wandstärke) und mit fensterloser Apsis geschlossen. Rundbogiges Nordportal mit Flachschicht. Die Fenster 1859 stichbogig erweitert. Ein westl. Dachturm 1974 abgerissen. Innen Holzdecke mit Schablonenmalerei (vermutlich von Restaurierung 1912), Süd- und Westempore, in diese eingebaut der Orgelprospekt von 1874. Auf der Südwand innen gemalte Schmuckquaderung, spätes 16. Jh., darin kleine schematisch dargestellte weibliche Figur. - Altaraufsatz 1. V. 18. Jh., Holz, im Sockel Abendmahlsbild, darüber Kreuzigung, flankiert von Säulen und schön geschnitzten Wangen; darin und in der Bekrönung Bildmedaillons (Abendmahlssymbole, Auferstehung). Hölzerne Kanzel E. 17. Jh. mit Ecksäulchen am polygonalen Korb. Pokalförmige gotische Sandsteintaufe, der Sockel neu.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Neuendorf bei Niemegk Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit erneuerter Apsis, 13. Jh. An der Südwand Reste von Wandmalereien in geometrischen Mustern und mit figürlicher Darstellung, um 1600, die Apsisausmalung von 1912. - Altaraufsatz mit Gemälden 1. H. 18. Jh. Kanzel E. 17. Jh. Taufstein gotisch. Kelch, Silber vergoldet, 15. Jh. Taufschale, Zinn, 1703.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit Apsis 13. Jh, der hölzerne WTurm von 1772, Reste von Wandmalereien in geometrischem Muster um 1600, Kelch 15. Jh.

Pfannenstiel (1994): Die Kirche in Neuendorf bei Niemegk und ihre Geschichte
Nicht weit von Belzig gibt es zwei Orte mit dem Namen Neuendorf, und zwar bei Niemegk und bei Brück. Dieser Beitrag gilt der Kirche in Neuendorf bei Niemegk. Das Dorf liegt etwa vier Kilometer südwestlich von Niemegk an der Straße Niemegk - Neuendorf - Rädigke - Raben - Grubo - Jeserig - Wiesenburg.
Es ist ratsam, zunächst über die Geschichte des Dorfes einige Informationen zu geben. In der Siedlungsform ist es als Straßendorf bezeichnet. Seine erste schriftliche Erwähnung ist 1375 angegeben mit der Bezeichnung Nyendorp, 1499 heißt es Nawendorf, 1591 Newendorff, 1703 Neindorf und danach im Laufe der Zeit Neuendorf.
Der Dreißigiährige Krieg (1618 - 1648) ist auch an diesem Ort nicht spurlos vorübergegangen. 1640 sind von zehn Hüfnern fünf als wüst, einer als abgebrannt und zwei Halbhüfner sowie ein Kossät als wüst erwähnt. Von 1661 an erfolgte zunächst allmählich, dann stetiger, eine Wiederbesiedelung.
Uns interessiert natürlich besonders die Kirche, welche wir am 22. Oktober 1994 eingehend besichtigten, fotografische Aufnahmen machten und nun näher beschreiben wollen. Sie befindet sich auf dem Gelände des Kirchhofes. Dieser liegt auf einem ziemlich großen platten Hügel in rundlicher Form.
In ihrer baulichen Gliederung besteht die Kirche aus dem Kirchenschiff und der Apsis, beide aus Feldsteinen errichtet. Die Feldsteine des Schiffes sind zum größten Teil gut bearbeitet (vielfach auch quaderförmig), während bei dem Mauerwerk der Apsis unregelmäßige Steine verschiedenen Formats Verwendung fanden.
Das an der Nordseite des rechteckigen Schiffes mehr nach Westen zu befindliche Portal führt zunächst in einen kleinen Vorraum und von hier aus weiter durch eine Tür in das Innere des Schiffes. Dieses wird erhellt durch drei große und ein kleineres Fenster an der Nordseite sowie ein großes, ein mittleres und zwei kleinere Fenster an der Südseite. Der Aufgang zur Orgelempore an der Westseite und zur südlichen Seitenempore erfolgt durch eine Treppe in der Nordwestecke des Schiffes. Dessen flache Holzdecke ist bunt bemalt.
Die halbrunde innen gewölbte Apsis im Osten hat keine Fenster. An der Innenseite ihrer Ostwand befindet sich ein sogenanntes Sakramentshäuschen (Hohlraum im Mauerwerk zum Aufbewahren der Abendmahlsgeräte in früherer Zeit).
Der Fußboden der Kirche ist mit Ziegelsteinen ausgelegt und zur Apsis um eine Stufe erhöht. Das Dach des Schiffes ist auf der Nordseite mit Doppelrömern und auf der Südseite mit Dachsteinen verschiedener Art gedeckt. Für das Dach der Apsis wurden Biberschwänze verwendet. An der inneren Südwand des Schiffes unter einem Teil der südlichen Empore sehen wir Fresken (Wandmalereien). Es sind ungefähr ein Dutzend Rechtecke (Quaderung). Sie zeigen keine ornamentalen Elemente, sondern nur diagonal abwechselnd braunrote und hellgraue Farbgebung. In bzw. vor einem Quader ist eine weibliche Figur zu erkennen in Tracht der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es handelt sich um typische dekorative Malereien der Renaissance um 1600. Sie wurden bei der letzten Restaurierung etwa 1979 freigelegt.
Nun wollen wir uns der Geschichte dieser Kirche zuwenden. Dabei sollen auch größere Instandsetzungen und bauliche Verbesserungen miterwähnt werden, da sie für das heutige Aussehen des Gebäudes mitbestimmend sind.
Die Kirche in Neuendorf bei Niemegk ist in ihrem Kern, d.h., soweit ihr ursprünglicher Teil in Betracht kommt, ein spätromanischer Feldsteinbau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ein Zeugnis hierfür ist das noch erhaltene mit gut bearbeiteten Feldsteinen rundbogig eingefaßte Portal an der Nordseite des Schiffes.
1859/60 erfolgten eine Vergrößerung des Kirchengebäudes nach Osten etwa um die Hälfte der jetzigen Kirche, deren Länge ca. 16 m beträgt, (die Erweiterung begann ein wenig westlich des jetzigen mittleren Fensters an der Nordseite); ferner der Neubau der fensterlosen Apsis sowie Vergrößerung des Fensters nach unten im alten Teil der Kirche links vom Eingangsportal. 1910/12 wurden das Dach der Apsis neu gelattet und gedeckt, die Dielung unter der Orgelempore und die Fenster teilweise erneuert. 1912 hatte eine Restaurierung stattgefunden.
In meinen Büchern über Kirchen im Hohen Fläming habe ich viele Dorfkirchen mit einem Dachturm näher beschrieben. Der Aufbau solcher Dachtürme bei kleineren Kirchen war in der Zeit des Barock erfolgt. So war es auch bei der Neuendorfer Kirche (um 1772). 1861 und 1910/12 wurden am Turm größere Instandsetzungsarbeiten vorgenommen.
Um 1950 war der Turm durch einen Blitzschlag so beschädigt worden, daß er repariert werden mußte. Leider hatte man die Reparatur so mangelhaft ausgeführt, daß der Turm durch den Orkan am 13. November 1972 windschief wurde und deshalb 1974 wegen Baufälligkeit abgebrochen und der beschädigte Giebel erneuert werden mußte.
1975 kam es zum Neu- bzw. Umdecken des Daches des Schiffes sowie zum Neulatten und Neudecken des Daches der Apsis. 1979 erfolgten eine Renovierung im Inneren der Kirche, die Installierung einer elektrischen Beleuchtung und 1988 die Anbringung von Sanierputz (IPA) an den Innenseiten der Wände, Malerarbeiten und Reparatur des Daches auf der Südseite. Im Inneren der Kirche sehen wir einige bedeutsame Inventarien. Der hölzerne barocke Altaraufsatz aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts hat am Sockel ein Abendmahlsbild, darüber in der Mitte ein von Säulen flankiertes größeres Kreuzigungsgemälde und oben ein Medaillon mit dem Motiv der Auferstehung. An den Seiten des Aufsatzes sind sogenannte Wangen in Form von kunstvollem Schnitzwerk, welche Medaillons mit den Symbolen des Abendmahles enthalten. Der Aufsatz wurde 1912 und 1979 restauriert.
Die hölzerne barocke Kanzel aus dem Ende des 17. Jahrhunderts ist fünfseitig und mit Ecksäulchen versehen. An vier Seiten befinden sich Inschriften, die jeweils den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zugeordnet sind. Der kelchförmige gotische Taufstein ist aus Sandstein hergestellt. Die auf ihm befindlichen Auflagen sind achtseitig und haben eine Vertiefüng für die Taufschale. Der Sockel des Taufsteines stammt aus neuerer Zeit.
Die Kirche hat eine Orgel, welche von Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Lobbes aus Niemegk im Jahre 1874 erbaut worden ist. Sie wurde gestiftet von A. Heinrich (Berlin).
Der Orgelprospekt ist in die Westempore eingebaut. Eine gründliche Überholung der Orgel erfolgte 1974 durch die Mitteldeutsche Orgelbauanstalt A. Voigt in Bad Liebenwerda. Eine Bronzeglocke mit dem Ton e und einem Durchmesser von 0,45 m ruft die Gemeindeglieder zu den Gottesdiensten. Sie befindet sich im Bodenraum an der Westseite des Schiffes. Eine gekröpfte Läutearmatur wurde im Jahre 1974 durch den damaligen VEB Apoldaer Glockengießerei angebracht.

Pfeifer (1997): Neuendorf bei Belzig
Die Kirche steht mitten in einem kleinen, langgestreckten Dorf. Sie ist wirklich ein kleines und feines Kirchlein: nur ein Rechteck mit einer Apsis, das Kirchenhaus mit vorzüglicher Schichtung, die Apsis offensichtlich später hinzugefügt, wie die unregelmäßige Steinlage und -größe verrät. Die Fenster sind mit barocken Korbbogen erweitert, deren Gewände sind sauber verputzt, so wie die ganze Kirche einen ausgesprochenen gepflegten Eindruck hinterläßt.
Wegen der geringen Größe der Kirche rückt die Innenausstattung zusammen, dadurch entsteht ein intimer, fast behaglicher Eindruck, der durch die überwiegend lindgrüne Farbe der Ausstattung mitgetragen wird. Das Gestühl, in kräftiges Grün gefaßt, ist mit hellen Fächern geschmückt, in denen sich in ovalen Formen schöne Blumenranken entfalten. Es gibt eine Empore im Süden, die auf besonders interessante Pfosten ruht. Sie haben tatsächlich ein Kapitel mit vielgestuftem Profil und vegetativen braunen Ornamenten. Mit etwas Phantasie könnte der entfernte Nachklang eines antiken, korinthischen Kapitells vermutet werden. Die Front der Westempore wird von einem respektablen Orgelprospekt eingenommen. Die polygonale Kanzel wiederholt die Farbgebung, diesmal gibt es jedoch keine Evangelisten, sondern Sprüche in den einzelnen Feldern. Die Ecken des Kanzelkorbs werden durch zartgliederige Säulen betont. Ihre Bemalung soll Marmor vortäuschen.
Der Altar, mit aufwendiger; vergoldeter Schnitzwerkumrahmung, enthält im Hauptteil eine Kreuzigung, die Medaillons in den Wangen die Symbole von Brot und Wein für die Gaben des Abendmahls. Bekrönt wird das Altarbild durch eine Auferstehung, Kanzel und Altar sind um 1700 entstanden.
Bei einer Restaurierung 1912 wurden an der Südwand unter dem Putz Malereien gefunden, die Steinquader vortäuschen. Auf einem der Quader ist eine schematische Frauenfigur dargestellt. Was sie wohl bedeuten mag und warum an dieser Stelle?
Die Taufe verdient besondere Beachtung. Die pokalförmige Kuppa aus Sandstein ist gotisch und eine saubere ebenmäßige Arbeit, zu der der Sockel, obwohl eine neue Arbeit, den Taufstein angemessen ergänzt.

Aufnahme der Kirche: Juni 1999, Februar 2003

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Neuendorf (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu)

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003