Kirchenkreis Lehnin-Belzig
Die Dorfkirche in Kuhlowitz ist durch ihren östlichen Blendgiebel einmalig im Gebiet des Fläming. Auch die Ostseite mit ihren Fenstern und einer Nische hat sich im ursprünglichen Zustand erhalten, ebenso die Westseite mit einem Westportal. Alle älteren Öffnungen haben Gewände aus Ziegeln, die alle dasselbe Format aufweisen. Die Innenausstattung stammt überwiegend aus der Barockzeit. Eine Besonderheit sind sechs spätgotische Schnitzfiguren.
Lage der Kirche: Kuhlowitz liegt 3 km östlich von Belzig. Ursprünglich gehörte es zum Typ des Gassendorfes (Historisches Ortslexikon). Die Kirche liegt am östlichen Rand des Ortes und ist vom Friedhof umgeben.
Ortsgeschichte: Der Ort wird 1382 erstmals als "Culebaz" erwähnt. Die Deutung des Namens ist nicht ganz gesichert. Vermutlich ist er von einem polabischen Kulbacici = Leute des Kulbaka, oder Kulbatici = Leute des Kulbat zu interpretieren (Fischer, 1970). Kuhlowitz gehörte im Mittelalter zur Vogtei Belzig, später zum Amt Rabenstein-Belzig (Ober- und Untergericht). Die Abgaben der Bauern flossen verschiedenen Berechtigten zu (v. Ziegesar und v. Schwanebeck). Der Richter besaß zwei freie Lehnhufen. Über Pfarr- und Kirchenhufen ist nichts bekannt.
Baustruktur: Der Kirchenbau ist ein einfacher Rechtecksaal (16,75-16,90 m lang, 9-9,25 m breit) mit westlichem Giebelturm. Die Höhe der Kirche beträgt mit dem Turm 18,50 m. Die Kirche ist magnetisch fast exakt Ost-West ausgerichtet (gemessen 2000).
Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau, mit untergemischten geringen Anteilen von Ziegelbruch und auch ganzen Ziegeln. Die Gewände der Öffnungen waren ursprünglich recht einheitlich aus Ziegeln gemauert. Im Westgiebel im Dachbodenbereich sind einzelne Dachziegel eingemauert. Im Ostgiebel, auf dem Dachboden wurden auch Ziegel vermauert. Diese haben das Format 26 x 13 x 9-9,5 cm. Hier sind die Jahreszahlen 1954 und 1979 an die Wand geschrieben. Das Mauerwerk ist unregelmäßig aus z.T. großen, gespaltenen Feldsteinen gemauert. Lediglich die Ortsteine sind an zwei Seiten glatt behauen, aber nicht gequadert. Die Ziegelreste in den Mauern stammen von Dachpfannen oder Mönch-und-Nonne-Ziegeln. Das Mauerwerk des Westgiebels unterscheidet sich etwas von der Mauerwerksausführung der Westwand durch deutlich kleinere Feldsteine. An der Westwand beträgt die Mauerstärke 110 cm, an der Südwand etwa 100 cm.
Mörtel und Putze: Die Kirche ist steinsichtig verputzt.
Portale: Das Gemeindeportal in der Südwand ist zugesetzt. Der segmentbogige Abschluß ist durch die Vergrößerung des zweiten Fensters von Westen angeschnitten worden. Das Portal hat ein Ziegelgewände mit Ziegeln des Formats 27 x 12,5 x 9 cm. Das Westportal ist segmentbogig unter einem Spitzbogen. Wir maßen ein Ziegelformat von 26-27 x 12,5 x 9-9,5 cm. Innen ist das Westportal flach segmentbogig.
Fenster und Blenden: In der Südwand der Kirche sind vier korbbogige Fenster mit verputzten Gewänden, wobei das westliche Fenster etwas schmaler ist. In der Nordseite befindet sich ein korbbogiges Fenster mit Ziegelgewände. Die Fenster der Ostseite sind relativ kurz und breit, und zwischen den Fenstern sitzt eine gleichartige, aber etwas kleinere Blende oder Nische. Die Blende und die Fenster haben Ziegelgewände mit dem Format 26,5-27 x 12,5-13 x 9-9,5 cm.
Innenbögen: Die Kirche hat keine Innenbögen.
Turm: Der Turm ist ein westlicher Giebelturm mit massiver Westwand aus Feldsteinen und Ziegelfachwerk an den anderen Seiten vom "Typ Dangelsdorf". Nord- und Südseite haben je ein Schallfenster und ein daruntersitzendes Fenster. Auf der Ostseite ist nur ein kleineres Schallfenster. Der Turm schließt einer Windfahne ab, in die die Zahlen 1748 und 1907 eingraviert sind.
Dächer: Auffallend an der Kirche ist das relativ steile, spätgotische Dach. Allerdings ist der Dachstuhl fast völlig erneuert (gesägte Balken, barockzeitlich?), Nur im Turmbereich gibt es noch einige ältere Balken, die nach ihrem Aussehen sogar zwei verschiedenen Generationen angehören. In der Westwand des Dachstuhls ist der Abdruck des alten Gebälks zu sehen. Das Satteldach der Kirche ist mit Falzziegeln eingedeckt, das Zeltdach des Turmes mit Biberschwanzziegeln.
Innenausstattung: Die Kirche ist flachgedeckt mit freiliegenden Querbalken. Die Ausfachungen zwischen den Balken sind ornamental bemalt. Der Altarbereich (ca. 4,10 m lang) liegt eine Stufe höher als der Gemeindebereich. Der Fußboden ist hier mit Industrieziegeln ausgelegt. Der Gemeindebereich ist dagegen mit quadratischen Ziegelplatten ausgelegt. Die hölzerne Kanzel datiert aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie besitzt einen fünfseitigen Korb mit Ecksäulchen auf einer gedrehten Stütze. Der Schalldeckel zeigt an seiner Unterseite den Heiligen Geist in Form einer Taube. Der Altaraufsatz aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigt eine säulenflankierte Mitteltafel mit Golgathaszene. In den gesägten Akanthuswangen und im Aufsatz sind ovale Medaillons angebracht. Die Altarmensa ist leider komplett verputzt, sodass nicht nachgeprüft werden kann, ob sie ursprünglich ist. Wohl gleichzeitig wie Kanzel und Altar ist der vergitterte Pfarrstuhl an der südlichen Chorwand entstanden. Auch das Gemeindegestühl ist noch "alt" (barockzeitlich?). Die dreifüßige hölzerne Taufe ist vermutlich ebenfalls barocken Alters. Die Kirche besitzt eine Nord- und Westempore. Unter der Westempore ist die Winterkirhe eingerichtet. Sie mißt 3,20 m in der Ost-West-Erstreckung. An der Westempore sind zwei Kassetten mit Inschriften angebracht. Einer der Texte besagt: "Das ist ein köstlich Ding dem Herrn zu danken" und weiter "Und Lob singen deinen Namen Du Höchster". Auf der Westempore steht die Orgel von 1886 mit schönem, bemalten Orgelprospekt. 1961 wurde sie wieder instand gesetzt (Mehlhardt). Eine weitere Instandsetzung berichtet Pfannenstiel aus dem Jahre 1980. An der Südwand der Kirche sind in einem Rahmen fünf Schnitzfiguren von 1510/20 (nach Dehio/Brandenburg) aufgestellt, die von einem Altarschrein stammen: eine Anna Selbdritt, eine Jungfrau mit Krone, aber ohne Attribut, ein bärtiger Heiliger mit Buch, ein Bischof und ein Mann mit Buch. An der Nordwand ist eine weitere Schnitzfigur angebracht, eine Anna Selbdritt vom Ende des 15. Jahrhunderts (Dehio). An der Südwand der Winterkirche ist die Schnitzfigur eines Christophorus aufgestellt. Er dürfte aus dem 19. Jahrhundert stammen. In der südlichen Hälfte der Ostwand befindet sich eine segmentbogige Sakramentsnische.
Außenbereich: Der Ostgiebel der Kirche ist als Ziegelblendgiebel gestaltet. Er ist in drei übereinanderliegende Zonen gegliedert. Im Zentrum (unten) ist eine breitspitzbogige, sehr große Blende, daneben und darüber gekuppelte, auf einer Mittelkonsole ruhende spitzbogige Blenden. Der Friedhof, der noch benutzt wird, ist von einer Feldsteinmauer neueren Datums umgeben. An der Westseite, südlich und nördlich des Eingangs sind zwei Gedenktafeln für die Gefallenen des 2. Weltkriegs angebracht.
Baugeschichte: Das
Westportal, das zugesetzte Südportal und die Fenster der
Ostseite sind zeitgleich entstanden. Dies läßt sich aus
den Ziegelformaten und den Stilelementen schließen. Überhaupt
findet sich an diesem Bau nur ein einziges Ziegelformat, das im
Vergleich mit anderen Kirchen als "spätgotisch" zu
interpretieren ist. Die Fenster der Ostseite sind kurz, breit und
segmentbogig und damit stilmäßig ebenfalls "spätgotisch",
abenso das Westportal mit seinem Segmentbogen unter Spitzbogen und
der Blendgiebel. Das Dach ist sehr steil. Alle diese Beobachtungen
sprechen für eine Entstehung der Kirche im 15. Jahrhundert. 1450
wird eine Kirche in Kuhlowitz erstmals urkundlich erwähnt. Es
ist nicht unwahrscheinlich, daß es bereits dieser Kirchenbau
war, obwohl der reichliche Ziegelbruch und die eingemauerten
Dachziegel und Dachziegelbruchstücke in den Mauern auf einen
Vorgängerbau (Holz?, Fachwerk?; jedenfalls mit Ziegeldach)
hindeuten. Merkwürdig ist das Fehlen eines Priesterportals, das
aber bei kleinen, spätgotischen Kirchen gelegentlich beobachtet
werden kann.
Ost- und Westseite der Kirche sind leicht zu
rekonstruieren, da sie noch im ursprünglichen Zustand erhalten
sind. In der Ostseite sind die zwei Fenster und die mittige Nische
noch im ursprünglichen Zustand. In der Nordseite kann sich
maximal ein Fenster befunden haben (an der Stelle des heutigen
Fensters). Das jetzige Fenster könnte aber auch im Barock neu
ausgebrochen worden sein. In der Südseite sind maximal vier
Fenster anzunehmen. Hier könnten aber auch ein oder zwei Fenster
während des Barock neu eingebrochen worden sein. West- und
Südportal gehörten ebenfalls bereits zum Ursprungsbau.
Die
inschriftlich datierte Glocke wurde 1521 angeschafft.
Laut Dehio
wurden die Emporen an der West- und Nordseite im 17. Jahrhundert
eingebaut.
Der heutige Fachwerkdachturm mit massiver Westwand
wurde nach der einschlägigen Literatur 1737 errichtet. In der
Windfahne ist dagegen die Jahreszahl 1748 zu lesen. Er dürfte
einen Vorgänger gehabt haben, wie die Glocke von 1521
andeutet.
1886 wurde eine Orgel des Orgelbauers Lobbes aus Niemegk
aufgestellt.
1907/08 erfolgte eine Neugestaltung des
Kirchenraumes einschließlich der Einbauten und
Ausstattungsstücke (Jugenstilfenster!). Die Orgel wurde 1961
durch die Firma Fahlberg aus Eberswalde wieder instand gesetzt. 1962
wurden zwei Tafeln an der Westwand angebracht, die an die Opfer des
Krieges 1939/1945 erinnern. 1970 wurde ein Gemeinderaum unter der
Orgelempore eingerichtet. Er hat durch Glasfenster Sichtverbindung
zum eigentlichen Kirchenraum und zum Altar.
1975 schlug der Blitz
in den Turm ein und beschädigte ihn. Die Reparatur des
Turmdaches erfolgte bis 1980. Das Kirchendach wurde 1979 neu
eingedeckt.
Im Jahr 1993 konnte der Kirchenraum mit einer
modernen Heizung und einem neuen Fußboden modernisiert werden.
Die Kirche bekam auch einen neuen Innenanstrich (neuere
Reparaturdaten nach Pfannenstiel).
Vergleiche: Die Kirche mit ihrem Ziegelblendgiebel ist für den Fläming einzigartig. In der Prignitz dagegen finden sich viele derartige Kirchen.
Bemerkungen: "Der Ostgiebel mit seiner schönen Blendengliederung aus Backstein wurde im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts errichtet. Dies geht aus den übereinstimmenden Zeitangaben in drei Werken der Fachliteratur hervor (Pfannenstiel)." Wie die "Fachliteratur" jedoch auf die Datierung in das 1. Viertel des 16. Jahrhunderts als Entstehungszeit der Kirche kommt, ist in keiner der vielen Publikationen begründet (wegen der Glocke von 1521? oder den Schnitzfiguren die auf 1510/20 datiert werden?). Auch die Datierung der Kirche ("im Kern") ins 14. Jahrhundert durch Mehlhardt, Pfannenstiel und das Historische Ortslexikon ist nicht weiter erläutert. Unsere Kritik richtet sich nicht so sehr gegen die Datierung "1. Viertel. 16. Jh.", sondern gegen die fehlenden Begründungen. Ein Baubeginn im 14. Jahrhundert ist unwahrscheinlich. Dagegen spricht die Einheitlichkeit des Baues; einen alten Kern konnten wir im Mauerwerk nicht entdecken, lediglich Dachziegelreste eines (hölzernen?) Vorgängerbaues. Wir halten aber eine Entstehung der Kirche noch im 15. Jahrhundert für wahrscheinlicher (s.o.). Die Glocken sind meist immer später zu datieren als der Bau der Kirche. Auch ein aufwendiger gotischer Schnitzaltar dürfte kaum mit der Bauzeit einer Kirche übereinstimmen. Das Dach ist sehr steil, was nicht unbedingt für eine Bauzeit im 16. Jahrhundert spricht, wo die Dächer bereits wieder eine deutlich flachere Neigung haben.
Information und Dank: Wir bedanken uns ganz besonders bei Herrn Rezner, der uns die Kirche zeigte und uns sehr viel über die Kirche erzählte. Leider besteht Pfarrer Reichenheim, Belzig auf einem Fotografierverbot der Schnitzfiguren. Adresse: Herr Rezner, Dorfstr.6
Literatur: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Die Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.266/7, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.24, Fischer (1970): Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.64/5, Gericke, Schleif und Wendland (1974): Brandenburgische Dorfkirchen, S.148, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.208-10, Mehlhardt (1982): Märkische Dorfkirchen Teil 114 Kuhlowitz, Potsdamer Kirche, 13, (v.28.3.1982) (ohne Seitenzählung), Terno (1995): Die Dorfkirche in Kuhlowitz, Loseblatt als Auslage in der Kirche, 1. S., Pfeifer (1997): Feldsteinkirchen im Fläming, S.64-66, Ibbeken (1999): Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.105, 106, Ibbeken und Pfeifer (1999): Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.13, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.550/1.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Kuhlowitz Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Rck. Flachgedeckter Feldsteinbau, der Ogiebel mit Backstein-Blendgliederung, 1. V. 16. Jh. Der quadr. Fachwerk-Dachreiter über dem WTeil wohl 1737. Um 1900 Fenster verändert. Altaraufsatz 18. Jh., säulenflankierte Mitteltafel mit Golgathaszene, als Wangen und Aufsatz ovale Medaillons in Akanthusrahmung. Hölzerne Kanzel 1. Hälfte 18. Jh., polyg. Korb mit Ecksäulchen auf gedrehter Stütze. Wohl gleichzeitig der vergitterte Pfarrstuhl. Empore an der W- und NSeite 17. Jh., die Brüstung z.T. mit ausgesägten Balustern, Schnitzfigur einer Anna selbdritt E. 15. Jh. und 5 Schnitzfiguren (Anna selbdritt, 4 Heilige) 2. Jahrzehnt 16. Jh., von einem Altarschrein, teilweise beschädigt.
Dehio/Brandenburg: Kuhlowitz Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Rechteckiger Feldsteinbau, 1. V. 16. Jh., der quadratische Fachwerkdachreiter über dem Westteil wohl 1737 (nach 1900 erneuert). Stichbogige Fenster (z.T. um 1900 vergrößert) und Westportal, letzteres in hoher Spitzbogenblende. Ostgiebel aus Backstein mit z.T. gekuppelten Spitzbogenblenden in drei Zonen. Innen A. 20. Jh. rest., u. a. die im Kern aus dem 17. Jh. stammenden Emporen an der West- und Nordseite verändert und - ebenso wie die Decke - neu gefaßt. - Altaraufsatz, 1. H. 18. Jh., säulenflankierte Mitteltafel mit Golgathaszene, in Schnitzwangen und Aufsatz ovale Medaillons. Hölzerne Kanzel 1. H. 18. Jh., polygonaler Korb mit Ecksäulchen auf gedrehter Stütze. Wohl gleichzeitig der vergitterte Pfarrstuhl. Schnitzfigur einer Anna selbdritt E. 15. Jh. und fünf Schnitzfiguren (Anna selbdritt, vier Heilige) von 1510/20, von einem Altarschrein, teilweise beschädigt.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Kuhlowitz Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit Blendengiebel aus Backstein, 1. V. 16. Jh., das Fachwerktürmchen 1737. Empore im Westen und Norden 17. Jh. - Altaraufsatz mit Gemälden 1. H. 18. Jh. Kanzel A. 18. Jh. Taufe um 1800. 6 Schnitzfiguren um 1520. Kelch, Zinn, 1737. Taufschale, Zinn, 1710. Schraubflasche, Zinn, 1829. Leuchterpaar, Zinn, 1827.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau mit Blendengiebel aus Backstein 1. Viertel 16. Jh, im Kern 14. Jh, Fachwerktürmchen im W von 1737, Glocke von 1521.
Jaenicke und Witt (1964): Kirche zu Kuhlowitz bei Belzig mit Ziergiebel, spätgotisch, um 1500.
Gericke, Schleif und Wendland (1974): Kuhlowitz (Kr. Belzig) Die kleine, schmale einschiffige Feldsteinkirche mit aufgesetztem Dachreiter von 1757 wurde im 1. Viertel des 16. Jh. erbaut. Der Ostgiebel ist in großzügiger Weise durch dreifach gestufte, rundbogige Backsteinblenden gegliedert. Um 1900 wurde der Innenraum neu gestaltet und einheitlich ausgemalt. In der Kirche stehen ein hübscher Barockaltar und eine einfache Kanzel aus der 1. Hälfte des 18. Jh.
Mehlhardt (1982): Zwischen den alten Burgplätzen Belzig und Mörz, die schon in der Bronze- und frühen Eisenzeit besiedelt und danach von Slawen bewohnt waren, liegt geschichtsträchtiges Siedlungsland. Die heutigen Ortschaften auf der Hochfläche zwischen dem Baitzer Bach und der Plane haben eine reiche Tradition, wenn wir auch nicht über alle alten Ortsgeschichten gleich gut unterrichtet sind. Das trifft im Negativen auch auf den Ort Kuhlowitz zu, dem diesmal unser Besuch gilt. Kuhlowitz (Kirchenkreis Belzig-Niemegk) ist ein Ort mit langer Siedlungstradition. Ob gerade an dieser Stelle auch schon Slawen saßen, ließ sich bisher durch Bodenfunde noch nicht nachweisen. Aber die Lage am Rande einer Hochfläche und eines damaligen Feuchtegebietes, der versumpften Niederung des Baitzer Baches, entspräche landläufigen Vorstellungen von einer slawischen Siedlungsstätte ziemlich genau. So bleibt als einziger Nachweis der Ortsname, der bei der ersten urkundlichen Erwähnung 1327 noch Culebaz lautete. In geschichtlicher Zeit überliefern uns Urkunden einzelne Fakten: Schon vor 1426 gehörte Kuhlowitz zur Vogtei bzw. zum Amt Belzig. Daneben besaßen die von Ziegesar hier einen abgabenfreien Hof und die Hebungen von 11 Höfen. Ferner standen dem Gut Sandberg und denen von Schwanebeck, letzteren schon seit 1385, einzelne Abgaben von bestimmten Höfen zu. Zu dieser Zeit bestanden 12 oder 13 Bauernhöfe und die Gemarkung des Dorfes umfaßte 26 Hufen, zu denen später noch Hufen von der Feldmark der wüst gewordenen Orte Seedochte und Mehlsdorf kamen. Nach den überlieferten Angaben entwickelte sich der Ort gut, bis dann der Dreißigjährige Krieg kam. 1640 heißt es lapidar: "Das ganze Dorf steht wüst und leer." Jahrzehnte dauerte es, bis alle Höfe wieder besetzt waren. 1764 wird erstmals die Windmühle erwähnt. Bis 1939 steigt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe auf 21 an. Von der Kirche hören wir erstmals 1450. Schon damals war sie Tochterkirche von Lüsse, das Patronat hatte der Kurfürst (von Sachsen), später der Fiskus. Kuhlowitz liegt heute abseits vom Durchgangsverkehr auf der großen Straße von Belzig nach Niemegk. In Preußnitz, jetzt ein Ortsteil von Kuhlowitz, biegt man von der Straße ab und kommt auf eine neu befestigte Seitenstraße. Schon nach kurzer Zeit sieht man vor sich die langgestreckte Ortszeile von Kuhlowitz: ein Straßendorf. davor - von uns aus gesehen - die Kirche mit dem schönen Ostgiebel zur Straße, die Westseite ist dem Dorf zugewandt. Die Gehöfte in Kuhlowitz zeigen, daß die Feldmark den Einwohnern reiche Ernten einbrachte. Auch die Kirche ist für die kleine Gemeinde stattlich. Wir fragen nach dem Kirchenschlüssel und müssen zunächst warten, ehe uns ein Gemeindeglied begleitet. Man sieht es nicht gern, wenn Besucher allein die Kirche betreten; dafür muß man Verständnis haben, denn oft ist anderswo schon Vertrauen von Unbekannten auch mißbraucht worden. Hier in Kuhlowitz freuen wir uns über die Fürsorge für die eigene Kirche und darüber, daß wir von unserer Begleiterin gleich einiges über das Gemeindeleben erfahren. Die Kirche ist ein Feldsteinbau des 14. Jahrhunderts, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts nochmals verändert wurde. Die Feldsteine sind ziemlich unregelmäßig aber doch sorgfältig geschichtet. In der westlichen Giebelwand befindet sich das alte Portal mit Backsteinumrahmung und hoher spitzbogiger Blende. Seitlich sehen wir zwei Tafeln, die schon 1962 angebracht wurden und an die Opfer des Krieges 1939/1945 erinnern. Der Turmaufsatz über dem Westgiebel ist 1737 aus Fachwerk gebaut; die Glocke wurde bereits 1521 gegossen. Bevor wir die Klrche betreten, besehen wir noch aus der Nähe den so dekorativen Ostgiebel, der auch die Blicke der an Kuhlowitz Vorbeifahrenden immer wieder auf sich lenkt. Durch Backsteine sind schmale Gliederungen der Fläche erfolgt, die durch Spitzbogen verbunden. Betreten wir nun die Kirche, so befinden wir uns gleich im Gemeinderaum, der 1970 unter der Orgelempore eingerichtet wurde und durch Glasfenster Sichtverbindung zum eigentlichen Kirchenraum und zum Altar hat. Für diesen Raum wurde neue bequeme Bestuhlung angeschafft, während im Kirchenraum noch die alten Bankreihen stehen. Die Holzdecke des Schiffes ist flach, mit freiliegenden Balken und bunter Bemalung. Zum Altar, einem Werk des Barock, führen zwei Stufen empor. Der Altaraufsatz ist eine schöne, aber nicht übermäßig prächtige Arbeit, im Mittelfeld mit einer Kreuzigungsdarstellung. Neu sind die Antipendien, 1971 gestickt von Ilse Kumutat, die die Gemeinde auch seelsorgerlich betreut. Erfreulich ist, daß die beiden Speisegitter vor dem Altar erhalten wurden. Die Kanzel, ebenfalls Barock, steht seitlich. Der Taufständer ist aus Holz; das Taufgerät aus Zinn von 1629. Ein besonderer Schatz der Kirche sind sechs mittelalterliche, handgeschnitzte Holzplastiken, von denen fünf am Ende der Seitenempore auf einer Konsole stehen, in der Mitte die hl. Anna selbdritt. Leider haben diese Kunstwerke im Laufe der Zeit sehr gelitten und ihren Farbenschmuck fast völlig verloren. An der Südwand steht eine Maria, eine größere, auch besser erhaltene figürliche Darstellung. Was unsere Begleiterin aus dem heutigen Gemeindeleben fast beiläufig berichtet, stimmt froh. Auch Ilse Kumutat bestätigt dies; Seit einigen Jahren ist die Gemeinde wieder erfreulich aktiv und Gottesdienste, zu denen nur ein oder zwei Gemeindeglieder kamen, sind fast vergessen. Gerade wurden drei Bibelabende gehalten, die ebenfalls gut besucht waren. Auch in der Fürsorge für ihr Gotteshaus bestätigt sich die Aktivität dieser Gemeinde. Als vor zwei Jahren das Kirchendach neu eingedeckt wurde und der 1975 vom Blitzschlag getroffene Turm rekonstruiert wurde, halfen die Gemeindeglieder eifrig mit. Durch Spenden der Gemeinde konnte 1961 auch die Orgel (1886 von Lobbes, Niemegk, gebaut) durch die Firma Fahlberg aus Eberswalde wieder instand gesetzt werden und wird nun von Rainer Kumutat gespielt. Auch der schöne Messing-Kronleuchter ist repariert und stets blitzblank. So stolz jetzt die Kuhlowitzer auf ihre äußerlich renovierte Kirche sehen, sie bereiten sich schon auf neue Aktivitäten vor: die Innenrenovierung, die sie sich schon lange vorgenommen haben und die jetzt Wirklichkeit werden soll. Dieter Mehlhardt.
Pfannenstiel
(1995): Die Kirche in Kuhlowitz und ihre Geschichte Das Dorf
Kuhlowitz liegt östlich der Kreisstadt Belzig. Von hier aus ist
es auf der Bundesstraße 102 nach etwa drei km zunächst bis
Preußnitz (seit 1950 Ortsteil von Kuhlowitz), und weiter auf
einer Landstraße nach einer Strecke von ca. zwei km zu
erreichen. In der Siedlungsform als Gassendorf bezeichnet, findet
sich seine erste schriftliche Erwähnung 1327 bei der
Namensnennung Jo. Culebaz (in Treuenbrietzen), 1382 heißt es
auch Culebaz, 1455 Culbacz und 1575 Kuhlowitz. Bis 1575 bzw. 1591 war
der Ort bewohnt. Im Jahre 1640 "steht das ganze Dorf öde
und wüst". Die Ereignisse des Dreißigjährigen
Krieges (1618-1648) werden auch hier verheerend gewirkt haben. Erst
nach 1661 bzw. 1676 begann eine Wiederbesiedelung. Da uns die Kirche
in Kuhlowitz besonders interessierte, waren wir am 31. August 1995 in
diesem Dorf zur Besichtigung und zum Fotografieren der Kirche sowohl
von außen als auch im Inneren. Sie ist ein saalartiger Bau,
dessen starke Mauern aus zumeist nicht bearbeiteten Feldsteinen
unterschiedlicher Größe errichtet wurden. Nur an den Ecken
sind es teilweise große Feldsteine, die quaderförmig
bearbeitet sind. Eine bauliche Gliederung gibt es nicht, denn die
Kirche besteht nur aus dem rechteckigen Kirchenschiff mit westlichem
Dachturm ohne einen nach Osten anschließenden eingezogenen
(etwas schmaleren ) Chor (=Altarraum) und ohne Apsis. In ihrem Kern
stammt die Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Ihr Baustil ist gotisch.
Vermutlich hat sie auch durch den Dreißigjährigen Krieg
gelitten. Inwieweit dies geschah, kann jedoch nicht ermittelt werden.
Wahrscheinlich hat das starke Mauerwerk einer größeren
Zerstörung widerstanden. Der Ostgiebel mit seiner schönen
Blendengliederung aus Backstein wurde im ersten Viertel des 16.
Jahrhunderts errichtet. Dies geht aus den übereinstimmenden
Zeitangaben in drei Werken der Fachliteratur hervor. Sein Baustil ist
spätgotisch. Das Dach der Kirche ist ziemlich steil und mit
Zementfalzziegeln gedeckt. An der Westseite erhebt sich ein
Dachtürmchen, dessen Wände im Norden, Osten und Süden
aus Holzfachwerk bestehen. Die Fächer sind mit Ziegelsteinen
ausgemauert und verputzt. Seine Westwand besteht aus etwas besser
bearbeiteten Feldsteinen als die des Giebels des Schiffes. Der Turm
ist quadratisch und hat ein mit Biberschwänzen gedecktes Dach.
Seine Spitze ist mit einem Knopf nebst Wetterfahne versehen. Als
Zeitangabe für die Errichtung des Dachturmes ist in der
Fachliteratur übereinstimmend das Jahr 1737 angegeben. Nach
größeren Instandsetzungen 1886 bildeten die Bauarbeiten
1907/08 einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung und Erhaltung des
Gebäudes. Ein Teil dieser Arbeiten waren die Erneuerung des
Dachstuhles und des Turmes. 1975 ist verzeichnet leichte Beschädigung
des Turmes durch Blitzschlag. 1979 wurden der Dachturm mit
Biberschwänzen neu gedeckt und verputzt sowie die Fachwerkbalken
braun neu gestrichen. (Jahreszahl 1979 über der nördlichen
Schalluke). Ferner wurde 1979 das Kirchendach neu eingedeckt. 1980
kam es wieder zu einer leichten Beschädigung des Turmes durch
Blitzschlag, was eine Reparatur erforderlich machte. In dem genannten
Jahr erfolgte auch eine Restaurierung des Ostgiebels. Man gelangt in
die Kirche durch das mit Ziegelsteinen eingerahmte Portal am
Westgiebel. Über dem eigentlichen Eingang befindet sich eine
spitzbogige Backstein-Blende. Die Südwand enthält einen
kleinen zugemauerten ehemaligen Eingang. Die Fenster (an der
Nordseite eines, an der Westseite zwei, an der Südseite vier und
im Osten zwei) lassen genügend Licht in das Innere. Die
gotischen spitzbogigen Fenster sind nicht mehr erhalten. Sie wurden
um 1900 in unterschiedlicher Größe verändert. Es sind
jetzt eingeputzte Metallfenster mit oberem Abschluß als
Kreissegment, einer meist viereckigen, aber auch kreisförmigen
jugendstiligen Sprossenteilung und polychromer (mehrfarbigen)
Bleiverglasung. 1993 hatte eine Spezialfirma diese Fenster die
denkmalsgerecht teilweise erneuert, teilweise repariert. Im Inneren
der Kirche führt eine Treppe in der Nordwestecke zu den Emporen
an der West- und Nordseite. Ihr Einbau erfolgte im 17. Jahrhundert.
Im Jahre 1970 wurde unter der West (Orgel-)Empore durch Einbau einer
Trennwand aus Holz und Glas nebst einer Tür ein Gemeinderaum
eingerichtet, der im Winter für Gottesdienste und auch für
Veranstaltungen der Gemeinde genutzt wird. (Die Erwärmung
erfolgte durch elektrische Geräte). Lt. Vermerk im Lagerbuch der
Kirchengemeinde Kuhlowitz findet hier seit 1973 auch die
Christenlehre für die Kinder aus Preußnitz und Kuhlowitz
statt. In neuerer Zeit (1993) gelang es der Kirchengemeinde, diesen
Raum für die Kinder- und Jugendarbeit wesentlich zu verbessern
und zwar: Einbau einer neuen wärmedämmend angefertigten
Trennwand, einer neuen Tür und Anlage einer Fußbodenheizung.
Da diese den Raum aus verschiedenen Gründen nicht genügend
erwärmen kann, bedurfte es der Installierung zusätzlicher
elektrischer Heizkörper. Die Elektroleitungen wurden erneuert,
neue Lampen installiert und die Ausstattung ergänzt. Öffnet
man die Tür der Trennwand, so ist man überrascht über
das schöne Aussehen des Gottesdienstraumes. Dies wird
hervorgerufen durch die im Jugendstil in den ersten Jahren dieses
Jahrhunderts (wahrscheinlich 1907/08) erfolgte Gestaltung des
Kirchenraumes einschließlich der Einbauten und
Ausstattungsstücke. Zwei dem Schmuck dienende Elemente sind zu
erkennen. Zum einen das grafische, d.h. die bunten Malereien an den
verschiedenen Holzteilen, besonders an der flachen Decke zwischen den
Balken, an den Brüstungen der Emporen u.a. Dabei bilden
Variationen von Akanthusblättern den schmückenden Effekt.
Zum andern wurden plastische Elemente angewendet, nämlich
gesägte Baluster (Ziersäulchen), die in einer Vielzahl an
der Brüstung der Westempore angebracht sind. Sie zieren auch die
Altarschranken. Sehr bemerkenswert ist an der Ostseite der Nordempore
eine gemalte Drapene (künstlerische Faltenanordnung, Vorhang)
mit schmaler hölzerner Konsole für die Aufstellung der
mittelalterlichen Plastiken. Eine diesem Zweck dienende Konsole
befindet sich auch an der gemalten Drapene an der Nordwand des
Schiffes nahe dem Altar. Es ist nicht auszuschließen, daß
das Projekt für diese künstlerische Gesamtgestaltung von
dem namhaften Atelier des Architekten Wilhelm Blaue in
Berlin-Steglitz entworfen und die Ausführung von ihm geleitet
wurde bzw. daß er selbst dabei mitgearbeitet hat. Nach Ansicht
eines Fachmannes sind diese Arbeiten seinerzeit kunsthandwerklich in
hervorragender Qualität ausgeführt worden. 1994/95 wurden
die Jalousien an den Schalluken erneuert, im Gemeinderaum
Malerarbeiten ausgeführt und die Innenwände des
Gollesdienstraumes mit einem weißen Anstrich versehen. In der
Kirche befinden sich nachstehende bedeutsame Inventarien: der barocke
hölzerne Altaraufsatz mit einem großen, die Kreuzigung
Jesu darstellenden säulenflankierten Gemälde aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Er hat an den Seiten und oben
kunstvolles Schnitzwerk mit dem Schmuckelement des Akanthusblattes.
Das Schnitzwerk an den Seiten, sog. Wangen, umschließt kleine
ovale farbige Medaillons, welche die Symbole des Abendmahles zeigen.
Die hölzerne Kanzel und der Schalldeckel stammen ebenfalls aus
der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Kanzelkorb ist
fünfseitig, mit Ecksäulchen versehen und ruht auf einer
gedrehten Stütze. Auch die Kanzel weist ornamentale Malerei auf
(Akanthus). Solche Malerei in verschiedenen Variationen ist besonders
ausgeprägt am Schalldeckel, der am oberen Rand noch plastisch
mit kunstvollem Schnitzwerk geschmückt ist. Aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen wohl auch der dreifüßige
hölzerne Taufständer mit seinem nach innen gewölbt
gearbeiteten Deckel und das vor dem Aufgang zur Kanzel befindliche
vergitterte Pfarrgestühl. Die Orgel auf der Westempore wurde von
Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Lobbes in Niemegk im Jahre 1886
erbaut. Eine Instandsetzung derselben erfolgte 1980 durch die Firma
Fahlberg in Eberswalde. In der Glockenstube des Dachturmes befindet
sich eine Bronzeglocke von 1521. Sie hat einen Durchmesser von 67 cm.
Die in die Kirche gehörenden Holzplastiken: Schnitzfigur
einer Anna selbdritt (Ende 15. Jahrhundert) und fünf
Schnitzfiguren: Anna selbdritt, vier Heilige (zweites Jahrzehnt 16.
Jahrhundert), werden zur Zeit restauriert. Die von der
Kirchengemeinde Kuhlowitz - vertreten durch ihren Gemeindekirchenrat
- veranlaßten Maßnahmen zur Instandhaltung und Nutzung
ihres Kirchengebäudes - wie aus diesem heimatkundlichen Beitrag
ersichtlich - sind sehr anerkennenswert. Freilich bleibt noch viel zu
tun, z.B. Behandlung verschiedener Holzteile im Inneren gegen
Holzwurm, neuer denkmalsgerechter Anstrich der Bänke,
Restaurierung der Orgel. Aber noch vorrangiger ist es, daß ein
Blitzableiter installiert wird, um einem durch Blitzschlag
verursachten Brand vorzubeugen. Der Turm war ja bereits zwei Mal
durch Blitzschlag beschädigt worden. Es gilt, die etwa neunzig
Jahre lang erhalten gebliebene ursprüngliche künstlerische
Gesamtgestaltung des Kirchenraumes auch noch weiter zu erhalten.
Terno (1995): Die Dorfkirche in Kuhlowitz Unsere Kirche wurde im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts aus Feldsteinen erbaut. Sie hat ein steiles Satteldach. Besonders schön sind die Blendgiebel an der Ostseite. Ihretwegen wird sie oft in Kunstbüchern abgebildet. Der Turm ist ein Fachwerk-Dachreiter, wohl 1737 hinzugefügt. Die Höhe der Kirche beträgt mit dem Turm 18,50 m. Die Glocke wurde bereits 1521 gegossen. 1979 wurde der Turm frisch verputzt. Am 15. 6.1980 schlug der Blitz ein. Im Oktober 1980 wurde der Schaden behoben und gleichzeitig der Ostgiebel neu verputzt. Die Kirche ist vom Friedhof umgeben. Eine schöne alte Feldsteinmauer umfaßt das Gelände mit den hohen alten Linden. Die Kirche steht am Ende der Dorfstaße. Die geschlossene Gesamtanlage geht über in die Landschaft mit Feldern, Wiesen und Büschen. Ein Teil des Friedhofes wurde für die Kinder des Dorfes hergerichtet, so daß sie innerhalb der Kinderstunde dort spielen und sich ein Beet anlegen können. Die Mauern der Kirche sind einen Meter dick und zweischalig gemauert. Das feste Haus konnte so in früheren Zeiten den Einwohnern des Dorfes Schutz in Gefahren, besonders in Kriegen, bieten. Die Fenster waren früher kleiner, vermutlich schartenartige hochgelegenen Lanzettfenster. Sie wurden mehrmals vergrößert, um es heller und freundlicher zum Gottesdienst zu haben. Die zartbunten Bleiglasfenster wurden im 19. Jahrhundert zugesetzt. Sie wurden im Jahr1993 mit einem Zuschuß der Denkmalpflege des Landkreises restauriert. Die fehlenden Scheiben mußten extra in der Glashütte Lamberz im Bayrischen Wald gegossen und eingefärbt werden. Die Kirche ist mit einer flachen Holzbalkendecke abgedeckt. Im Norden und im Westen ist eine Empore eingezogen (17. Jahrh.). An der Turmseite steht die Orgel, die 1886 von der Firma Lobbes in Niemegk errichtet wurde. Sie wird jetzt von einer Musikstudentin gespielt und müßte überholt werden. Die Bemalung des gesamten Kirchenraumes erfolgte im vorigen Jahrhundert nach einem einheitlichen Konzept. Die Qualität läßt auf ein namhaftes Entwurfsatelier schließen (Wilhelm Blaue, Berlin-Steglitz ?). Älter ist der Altar. Er stammt wie Kanzel, Taufstein und Pastorengestühl aus dem 17./18. Jahrh. Die Mitteltafel des Altars zeigt zwischen zwei Säulen ein Kreuzigungsbild. Rechts und links sehen wir zwei ovale Medaillons mit Brot und Kelch vom Abendmahl. Die Kanzel steht auf einer gedrehten Säule. Der Korb ist mit Ecksäulchen verziert. Oben ist die Taube, Symbol des Heiligen Geistes, aufgemalt. Zur Zeit restauriert werden fünf wertvolle Figuren, vier Heilige und Anna selbdritt, die von einem Altarschrein aus der Mitte des 16. Jahrh. stammen. Auf dem Podest mit dem gemalten Vorhang steht eine noch ältere Anna selbdritt vom Ende des 15. Jahrh. In der Gemeinde wird berichtet, daß die Figuren bis zur Renovierung im vorigen Jahrhundert auf dem Dachboden lagen. Im Visitationsprotokoll von 1855 werden sie nicht erwähnt. Bekannt ist noch der "Kirchsteig" nach Mörz, den die Kuhlowitzer vor dem Bau ihrer eigenen Kirche benutzt haben sollen. In Mörz steht eine sehr alte Kirche, die vom Deutschen Orden schon in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. erbaut wurde. Der Ort Kuhlowitz wurde erstmals als Culebar 1327 erwähnt. um 1426 bestand das Dorf aus 12 oder 13 Bauernhöfen. Im 30-jährigen Krieg erlitt das Dorf großen Schaden. 1620 heißt es: "Das ganze Dorf steht wüst und leer." 1764 wird eine Windmühle erwähnt. In der Nacht vom 5. zum 6. Juli 1869 ist das Dorf fast ganz niedergebrannt. Nur drei Gehöfte blieben stehen. Viel Vieh kam in den Flammen um. Pfarrer Schumannn sammelte, um besonders den fünf Häusler- und Tagelöhnerfamilien zu helfen 1931 bestanden 21 Bauemwirtschaften. An den Gehöften des Straßendorfes kann man erkennen, daß die Bauern gute Ernten einbrachten. Seit etwa 500 Jahren versammelt sich.die Gemeinde in der Kirche um Gott zu loben und sein Wort zu hören. Im Jahr 1970 wurde unter der Empore ein Gemeinderaum eingerichtet. Im Jahr 1993 konnte er mit einer modernen Heizung und einem ebenen Fußboden modernisiert werden. Die Trennwand zur Kirche wurde der Architektur angepaßt und wärmeisoliert Dazu bekamen wir Mittel des Ministeriums Bildung Jugend und Sport. Auch die Gemeindeglieder haben sich mit viel Einsatz und Spenden an der Renovierung beteiligt Wir konnten im Mai 1995 die Kirche weißen lassen., auch die Schalluken am Turm wurden erneuert. Seit etwa 500 Jahren haben sich Kuhlowitzer in Freud und Leid in ihrer Kirche getroffen. Wir hoffen, daß sich die Gemeinde noch lange in ihrem Gotteshaus versammeln wird. 3.7.95 G. Terno. Kopie verteilt von der Gemeinde Kuhlowitz.
Pfeifer (1997): Kuhlowitz bei Belzig Die Kirche steht an der Straße inmitten des kleinen Dorfes. Keine andere Kirche des Flämings hat eine so schmale und hochgereckte Gestalt wie diese. Es fällt besonders auf, wenn man von der Straße auf die durch ein Fachwerktürmchen nach oben verlängerte Westfront zukommt. Der Giebel der rechteckig abgeschlossenen Ostseite ist von schön übereinander geordneten Blendbogen aus Backstein bedeckt. Die Mauern bestehen aus nur zur Außenseite gespaltenen Findlingen der unterschiedlichsten Größe. Die dadurch entstehenden, oft sehr großen Zwischenräume, sind durch viel Mörtel ausgefüllt, der mit Ziegelsteinen und -splittern durchsetzt ist. Diese drei Merkmale: Die hochgestreckte Wand, vor allem auch das steile Dach, die gotische Ostgiebelverkleidung und das ganze unregelmäßige Mauerwerk (die durchgehende Verwendung von Ziegelbruch ist sehr auffällig) formen stark den gotischen Eindruck der Kuhlowitzer Kirche. Der im Dehio angegebenen Bauzeit des 16. Jahrhunderts kann ich mich daher nur anschließen. Nun gehört dieses Jahrhundert eigentlich nicht mehr in die Gotik. Aber auf dem weiten Land der Dörfer ist eine zeitliche Verzögerung der gotischen Bauempfindung verständlich. Die Fenstervergrößerungen wurden um 1900 vorgenommen, dazu gehört auch das ungewöhnliche backsteingefaßte Westportal. Die ursprüngliche Südtür ist zugesetzt, der Dachstuhl stammt wohl von 1735. Die Innenausstattung stammt aus dem 17./18. Jahrhundert und ist von einer kräftigen Farbgebung bestimmt. Die großen Fächer der nördlichen und westlichen Empore sind mit vegetabilen Mustern ausgefüllt. An der Orgelempore gibt es sogar ausgesägte Balluster. Unter ihr befindet sich - wie häufig - der Winterraum. Rechts ein vergitterter Pfarrstuhl, dessen Bemalung die Blattornamentik der Empore wieder aufnimmt, ebenso wie die Seiten des polygonalen Kanzelkorbs. Der Schalldeckel paßt sich in Form und Farbe der Kanzel an. Die Taube auf seiner Unterseite soll sicher dem Prediger mit der Kraft des Heiligen Geistes die richtigen Predigtworte eingeben. Das mit Säulen und vergoldeten Ornamenten geschmückte Altarbild zeigt eine Kreuzigung, zwei Medaillons in den Seitenwangen stellen wieder einmal die Sinnbilder des Abendmahls dar: Brot und Wein. Auch der Spruch in der Predella weist darauf hin. Die beiden Schranken auf den Altarstufen sind zum Knien eingerichtet. Ein blitzender Messingleuchter, mit Kerzen bestückt, ergänzt die sehenswerte Innenausstattung. Es gibt in der Kirche gotische Schnitzfiguren (Anna-Selbdritt und Heilige), die ich leider nicht gesehen habe, weil sie zur Renovierung entnommen waren.
Ibbeken (1999):
Kuhlowitz liegt 3 km östlich von Be1zig. Die Kirche ist eine
der jüngsten der Gegend, sie stammt aus dem ersten Viertel des
16. Jahrhunderts. Das Mauerwerk ist vollkommen unregelmäßig,
praktisch ohne Schichtung, die Größe der Steine nimmt nach
oben ab, sie sind kaum behauen. Der Dachturm mit Fachwerk stammt von
1737, seine Stirnwand ist wieder etwas regelmäßiger
gemauert. Diese hochgezogene Stirnwand vom Typ Dangelsdorf ist
typisch für viele Kirchen des zentralen, des Hohen Fläming.
Der Dachstuhl der Kirche ist ungewöhnlich hoch und steil.
Aufnahme von Westsüdwest.
(S.106) Kuhlowitz. Wie
häufig bei spätmittelalterlichen Flämingkirchen ist
das Feldsteinmauerwerk recht unregelmäßig, aus einfach
gespaltenen Findlingen aufgeführt. Fast einmalig im Fläming
ist der dreifach gestufte Giebel mit nach oben kleiner werdenden
Backsteinblenden, ein Schmuck, der in Feldstein kaum oder nur sehr
schwer auszuführen wäre. Aufnahme von Südosten.
Ibbeken und Pfeifer (1999): Kuhlowitz liegt 3 km östlich von Belzig. Die Kirche ist eine der jüngsten der Gegend, sie stammt aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Das Mauerwerk ist vollkommen unregelmäßig, die Größe der Steine nimmt nach oben ab. Der Dachreiter mit Fachwerk stammt von 1737, seine Stirnwand ist wieder etwas sauberer gemauert. Der Dachstuhl der Kirche ist ungewöhnlich hoch und steil. Aufnahme von Westsüdwest.
Aufnahme der Kirche: Oktober 1999, Oktober 2000, Mai 2002
Grundriss:
Grundriss
der Kirche (eigene Aufnahme, nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003