Gömnigk (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Dorfkirche Gömnigk liegt leicht erhöht an der Dorfstraße und besitzt einen hübschen Giebelturm aus Fachwerk. Sie ist allerdings sehr schwierig zu datieren, da sie keine unveränderten Öffnungen mehr aufweist. Baustruktur und Mauerwerksausführung deuten am ehesten noch auf das 14. Jahrhundert hin.

Lage der Kirche: Gömnigk liegt 10 km ostnordöstlich von Belzig. Vom Dorftyp her ist es ein erweitertes Gassendorf (nach Hist. Ortslexikon). Die Kirche liegt an der Hauptstraße etwa in der Mitte des Ortes.

Ortsgeschichte: Der Ort wird 1251 erstmals urkundlich genannt, als die "molendinum Gomenik" in einer Urkunde erwähnt ist. Fischer (1970) leitet den Namen von polabisch Gum´n-k, "Scheune, Tenne, Tennenplatz hinter den Höfen" her. Die Geschichte des Dorfes ist relativ schlecht dokumentiert. Das Dorf gehörte bis etwa 1496 zur Vogtei bzw. Pflege Brück. Um 1500 kam es dann zum Amt Belzig, später Amt Belzig-Rabenstein. Die Abgaben gingen z.T. an das Gut Sandberg/Belzig, z.T. aber auch an die Familie Hake. 1550 werden insgesamt 24 Hufen genannt. 1542 ist de Hufenzahl unklar, allerdings ist dabei interessant, daß zwischen Dorfhufen und "Bolzer Hufen" unterschieden wird. Die Kirche war immer Tochterkirche von Brück.

Baustruktur: Die Kirche ist ein einfacher, relativ großer Rechteckbau (18,85 m lang und 9,15 m breit) mit westlichem Giebelturm und mittig hochgezogener Giebelwand. An der Ostseite wurde ein kleiner Chor in Backstein (2,60 m lang, 4,20 m breit) angebaut.

Mauerwerksausführung: Der Bau wurde in überwiegend in Feldstein ausgeführt. Die Mauerwerksausführung ist lagig mit großen gespaltenen Feldsteinen. An der alten Ostwand, neben dem östlichen Ziegelanbau sind zwei Stützmauern angebracht, die überwiegend aus Ziegeln bestehen. Das Ziegelformat ist 27 x 12-13 x 9 cm. In der Nordwand neben dem mittleren Fenster wurde das Ziegelformat 27 x 14 x 7 cm gemessen. Die Mauerstärke beträgt ca. 90 cm.

Mörtel und Putze: Die Kirche ist steinsichtig verputzt.

Portale: Die Nordseite zeigt zwei große segmentbogige Pforten, beide mit breiten Putzfaschen. Das Gemeindeportal in der Nordwand hat ein Ziegelgewände. Die Ziegel haben ein Format von 27 x 12,5-13 x 8 cm. Die Priesterpforte hat ein Gewände aus Industrieziegeln. Im Bogen sind aber einzelne ältere Ziegel vermauert worden.

Fenster und Blenden: Sämtliche Fensteröffnungen sind verändert worden. In der Nordwand sind zwei große segmentbogige Fenster mit Putzfaschen sowie ein stilgleiches, aber kürzeres Fenster über der westlichen Pforte. Auf der Südseite sind drei große segmentbogige Fenster. Die Ostseite des Anbaus hat ein großes segmentbogiges Fenster. In der Westseite sitzt relativ tief ein kleines rundbogiges Fensterchen mit verputztem Gewände. Es ist allerdings nicht in der Mitte der Wand, sondern leicht nach Norden verschoben. Es handelt sich sicher nicht um ein ursprüngliches Fenster, sondern wurde später (im Barock?) eingebrochen, als im Westteil eine Empore eingezogen wurde. Im Turmbereich ist ein kleines Hochrechteckfensterchen mit Ziegelgewände.

Innenbögen: Die Kirche hat keine Innenbögen.

Turm: Der Turm ist ein Ziegelfachwerk-Giebelturm mit massiver Feldstein-Westwand. In der Westseite ist ein kleines Schallfensterchen in Form eines einfachen Vorhangfensters. In den übrigen Seiten sind je zwei rechteckige Schallöffnungen mit Jalousien. In die Windfahne ist die Jahreszahl 1848 eingraviert.

Dächer: Das Dach ist auf der Ostseite abgewalmt. Der Ostanbau hat ein Satteldach. Diese Dächer sind mit Biberschwänzen eingedeckt. Der Turm hat ein Zeltdach, das mit Kupferplatten gedeckt ist.

Innenausstattung: Wir haben das Innere noch nicht gesehen. Ein paar Beobachtungen machten wir durch einen Blick durch die Scheiben.
Eingebaut ist eine Hufeisenempore, die etwa bis zur Hälfte der Schiffslänge reicht. Auf der Nordseite des ursprünglichen Chorbereichs (nicht im Ostanbau) ist eine Sakramentsnische in die Wand eingelassen. Das Innere ist flachgedeckt.

Außenbereich: Im Aussenbereich fielen uns keine Besonderheiten auf. Der Friedhof ist von einer Ziegelmauer umgeben.

Baugeschichte: Der Baubeginn ist aufgrund der veränderten Öffnungen nur schwierig zu datieren. Anhand der Baustruktur und der Mauerwerksausführung ist der Baubeginn wohl im 14. Jahrhundert anzusetzen. Der ursprüngliche Rechteckbau hatte wohl Priester- und Gemeindeportal an der Stelle der heutigen Portale. Da in den Seitenwänden keine älteren Fenster zu sehen sind, kann man annehmen, dass die ursprünglichen Fenster bereits an der Stelle der heutigen Fenster lagen.
In der südlichen Stützmauer an der Ostwand sind Ziegel des Formats 27 x 12-13 x 9 cm verbaut worden. Das ist ein gotisches Ziegelformat. Es läßt sich nun nicht entscheiden, ob die Stützmauer bereits im 15. Jahrhundert angebracht worden ist, oder ob die Ziegel in Sekundärverbauung vorliegen; letzteres trifft wohl eher zu. Die Ziegel haben ein ähnliches Format wie die Ziegel, die für die Fenstergewände der Dorfkirche in Kuhlowitz verwendet worden sind.
Das Gewände des westlichen Portals der Nordseite besteht aus Ziegeln des Formats 27 x 12,5-13 x 8 cm. Dieses Ziegelformat wurde meist im 17. Jahrhundert verwendet (kurz vor oder nach dem 30-jährigen Krieg). Dies läßt auf eine erste Veränderung dieses Portals im 17. Jahrhundert schließen. Die Kanzel wird vom "Dehio" auf die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert. Ist dies ein Hinweis auf eine größere Innenrenovierung?
In der Nordwand ist ein kleinerer Bereich neben dem östlichen Portal mit Ziegeln des Formats 27 x 14 x 7 cm gemauert. Dieses Ziegelformat ist typisch barock. Allerdings ist nicht ganz klar, was für eine Baumaßnahme im 18. Jahrhundert durchgeführt worden ist. Wahrscheinlich sind die Portale und Fenster umgestaltet worden.
1848 bekam der westliche Dachturm einen neuen Spitzhelm. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche erneut renoviert unter Hinzufügung des Ostanbaus.
Zwischen 1990 und 1995 wurde die Kirche innen und außen saniert.

Vergleiche: Die Kirche in Gömnigk ist mit 18,85 m Länge und 9,15 m Breite eine relativ große Dorfkirche. Sehr ähnlich in den Maßen und Proportionen ist die Dorfkirche in Siethen (Ldkr. Teltow-Fläming). Die Form des Westgiebels erinnert an die Kirchenruine Dangelsdorf. Allerdings war diese Kirche deutlich schmaler, bei fast gleicher Länge. Die Mauerwerksausführung ist vergleichbar. Diese Kirche ist 1375 bereits als "wüst" dokumentiert, wurde also vermutlich in der 1. Hälfte des 14. Jahrhundert errichtet.

Bemerkungen: In den einschlägigen Beschreibungen wird die Datierung dieser Kirche immer sehr vage gehalten ("spätgotisch" oder "spätmittelalterlich"). Aufgrund der Mauerwerksausführung ist aber wohl eher an das 14. Jahrhundert zu denken.

Information und Dank: -

Literatur: Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.51, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.204, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.20, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.136-8, Ibbeken (1999): Die Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.78, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.364.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Gömnigk Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätgot. 1sch. Feldsteinbau, flachgedeckt; rck Fachwerk-Dachreiter über dem WGiebel, sein Spitzhelm 1848. Rest. mit Hinzufügung des kleinen Backsteinchors sp. 19. Jh. Hölzerne Kanzel 17. Jh., polyg. Korb mit Ecksäulchen.

Dehio/Brandenburg: Gömnick Stadt Brück, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Schlichter spätgotischer Feldsteinbau, urspr. rechteckig; E. 19. Jh. um kleines rechteckiges Altarhaus aus Backstein erweitert; die Fenster korbbogig verändert. Fachwerkdachturm mit massiver Westwand, innen durch polygonale Holzsäule abgestützt, sein Spitzhelm 1848. Rest. E. 19. Jh. und 1990-95. Dabei innen der westl. Teil verändert und abgetrennt. Flachgedeckt; Westempore und Gestühl 18. Jh. Spätgotische Sakramentsnische. - Hölzerne Kanzel E. 17. Jh., polygonaler Korb mit Ecksäulchen.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Gömnigk Dorfkirche Spätmittelalterlicher rechteckiger Feldsteinbau mit Dachturm von 1848 und Ostanbau vom E. 19. Jh. Kanzel E. 17. Jh. Taufschale, Zinn, 1767. 2 spätklassizistische Grabdenkmäler.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K spätma Feldsteinbau, im Kern 13. Jh, mit Dachturm von 1848 und OAnbau Ende 19. Jh.

Ibbeken (1999): Gömnigk liegt 10 km ostnordöstlich von Belzig. Die Kirche gehört zum einfachsten Typ der Flämingkirchen, ein kleines rechteckiges Schiff, mit 22% ist dieser Bautyp doch recht häufig. Das sehr unregelmäßige Mauerwerk verrät die relativ junge, spätmittelalterliche Bauzeit. Deutlich sichtbar sind die erhaltenen Rundungen der nur einfach gespaltenen Findlinge. An der lichtarmen Nordseite sind nachträglich besonders große Fenster gebrochen worden. Typisch für viele Kirchen des Hohen Fläming ist das in den Turm gezogene Mauerwerk der West-, der Wetterseite vom Typ Dangelsdorf. Der Turm mit einfachem Zeltdach stammt, wie die Wetterfahne besagt, von 1848. Aufnahme von Nordwesten.

Aufnahme der Kirche: November 1999, November 2001

Grundriss:

Grundriss der Kirche in Gömnigk (nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003