Fredersdorf (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Besonderheit der Dorfkirche Fredersdorf ist ihre ungewöhnliche Länge (im Verhältnis zur Breite). Allerdings ist der östliche Teil Gruftanbau und Herrschaftsloge. Die ursprünglichen Öffnungen sind bis auf zwei zugesetzte Fenster fast komplett beseitigt worden. Hervorzuheben ist die reiche Innenausstattung und ganz besonders der spätrenaissancezeitliche Altaraufsatz.

Lage der Kirche: Fredersdorf liegt nordnordöstlich von Belzig. Es ist ein Straßenangerdorf, das durch eine Gutsbildung verändert worden ist (Historisches Ortslexikon für Brandenburg). Die Kirche liegt mitten im Ort umgeben vom Friedhof, der teilweise noch belegt ist.

Ortsgeschichte: Der Ort wird 1313 erstmals als "ville Vrederikestorp" urkundlich erwähnt. Fischer (1970) deutet den Ortsnamen als "Dorf des Friedrich".

Baustruktur: Der Kirchenbau ist eine Rechteckkirche mit später angebautem, stark eingezogenem, quadratischem Westturm und einer Verlängerung in Schiffsbreite nach Osten. Der ursprüngliche Bau maß 20,50 m in der Länge und 9,85 m in der Breite. Das ergibt ein Längen-/Breiten-Verhältnis von ca. 2,1. Einzelne Bauphasen sind im Ursprungsbau nicht auszumachen. Die Kirche ist nahezu exakt Ost-West ausgerichtet.

Mauerwerksausführung: Der ursprüngliche Bau war ein reiner Feldsteinbau. Die Verlängerung nach Osten und der höhere Aufbau des Westturms wurden in Backstein ausgeführt. Die Mauerwerksausführung des Ursprungsbaues ist von unten nach oben sehr unterschiedlich. Die unteren zwei bis drei Lagen bestehen aus gut gequaderten Feldsteinen. Der Grad der Quaderung nimmt nach oben dann rasch ab. Im Bereich der Fenster sind die Feldsteine ungequadert, und auch die Lagigkeit verschwindet fast ganz. Vermutlich ist der Verlust der Lagigkeit aber auf starke Umbaumaßnahmen zurückzuführen. Das Untergeschoss des Turms ist aus behauenen Feldsteinen gemauert worden, die zum Teil ein lagiges, zum Teil ein mosaikartiges Gefüge aufweisen.

Mörtel und Putze: Der östliche Anbau bzw. die Verlängerung der Kirche nach Osten ist komplett verputzt, der Ursprungsbau hat nur einen Fugenputz. Unter dem Dachtrauf des Schiffes ist eine durchgehende Putzbande angebracht worden.

Portale: Das ursprüngliche Gemeindeportal in der Südwand ist komplett (einschließlich der Gewände und des Bogens) beseitigt und zugesetzt worden. An der Stelle des ehemaligen Portals befindet sich heute ein größerer Reparaturbereich, dessen Mauerwerksausführung deutlich von der Mauerwerksausführung beiderseits dieses Bereiches abweicht. An der Stelle des ursprünglichen Priesterportals in der Südwand ist heute eine rechteckige Tür. Das rundbogige Portal auf der Westseite des Turms ist zweimal gestuft und mit Industrieziegeln gefasst. Auf der Südseite der Ostverlängerung befindet sich ein weitere hochrechteckige Tür.

Fenster und Blenden: Die Südseite des Schiffes weist vier große rundbogige Fenster mit verputzten Gewänden auf; die Nordseite hat ebenfalls vier derartige Fenster. In der Ostverlängerung ist auf Nord- und Südseite je ein hochrechteckiges Fenster. In der Südseite befindet sich zwischen dem zweiten und dritten Fenster von Westen ein zugesetztes ursprüngliches Fenster. Es mißt ca. 70 cm in der Breite und ca. 200 cm in der Höhe. Auf der Nordseite ist zwischen dem westlichen und dem zweiten Fenster ein zugesetztes Fenster, dessen Bogenschluß aber verändert ist. Auf Nord- und Südseite sind dann noch mehrere Feldsteinkanten alter Fenster zu erkennen, die von neueren Fenstern abgeschnitten werden. Auf der Südseite sind es drei Kanten, so daß die Südseite mindestens vier ursprüngliche Fenster hatte. Die Fenster auf Nord- und Südseite des Schiffes sind nicht symmetrisch angeordnet. Die Ostseite der Kirche zeigt zwei Hochrechteckfenster.

Innenbögen: Das Innere haben wir noch nicht gesehen.

Turm: Der Turm ist ein später angebauter, rechteckiger Backsteinturm mit Feldsteinuntergeschoss (1859). Der jetzige Turm soll einen Vorgängerbau gehabt haben (Pfannenstiel).

Dächer: Das Dach des Schiffes ist mit Biberschwanzziegeln gedeckt. Es ist am Westgiebel nördlich und südlich des Turms mit zinnenartigen Zierblenden aus Backstein geschmückt.

Innenausstattung: Das Innere haben wir noch nicht gesehen. Die Beschreibung ist aus der einschlägigen Literatur zusammengetragen.
Das Kirchenschiff und die Ostverlängerung werden von einer verputzten barocken Holztonne überwölbt. Die reich ornamentierte Kanzel datiert um 1700 (erneuert 1968). Sie hat am geschwungenen Kanzelkorb und am Aufgang girlandengerahmte Medaillons und Akanthusschmuck. Über der Kanzel ist ein kronenförmiger Schalldeckel angebracht. Der Altaraufsatz datiert aus der Zeit um 1600. Es handelt sich um einen stattlichen, vierzonigen architektonischen Aufbau mit reicher Beschlagwerkornamentik. In der Predella ist das Abendmahl dargestellt. Im rundbogigen, säulengerahmten Hauptfeld befindet sich eine geschnitzte Kreuzigungsszene; seitlich davon in Nischen Schnitzfiguren. Im schmaleren Geschoß darüber ist ein Auferstehungsgemälde zwischen Doppelsäulen, im obersten Aufsatz ein Himmelfahrtsgemälde angebracht. Der schlichte barocke Pfarrstuhl ist mit einem Holzgitter versehen. Die hölzerne Taufe (gegen Mitte 19. Jahrhundert) befindet sich im Herrschaftsstuhl. Die Kirche hat Emporen im Süden und Westen. Die Westempore ist zweigeschossig, wobei die untere Empore konkav, die obere Empore konvex geschwungen ist. Im Osten über dem Gruftanbau befindet sich eine verglaste Herrschaftsloge, die Schiffsbreite einnimmt. Die Orgel ist von dem Wittenberger Universitätsorgelbauer Johann Ephraim Hübner in der Zeit um 1770/80 gebaut worden. Der Orgelbauer F. Turley aus Treuenbrietzen baute die Orgel 1837/38 um und erweiterte sie um ein Pedal-Register. Nach dem Brand der Kirche im Jahre 1967 war die Orgel nicht mehr spielfähig und wurde abgebaut. 1972 wurde sie durch die Orgelbau-Anstalt Alexander Schuke in Potsdam restauriert. An der Südwand ist ein reich geschnitzter Totenschild für H. F. v. Oppen (+ 1677) angebracht.

Außenbereich: Im Außenbereich fielen uns keine kunsthistorisch bedeutsamen Gegenstände auf.

Baugeschichte: Aufgrund der Mauerwerksausführung mit Feldsteinquadern und Zwischenschichten sowie der Baustruktur ist mit einem Baubeginn in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zu rechnen. Die ursprüngliche Kirche war eine Rechteckkirche ohne Westturm. Das Gemeindeportal lag auf der Südseite, ebenso das Priesterportal. Die Anzahl der ursprünglichen Fenster kann nicht mehr mit Sicherheit rekonstruiert werden. Auf der Südseite sind ein zugesetztes ursprüngliches Fenster sowie rechte oder linke Kanten von drei weiteren Fenstern zu erkennen. Auf der Nordseite ist ein zugesetztes, im Umriß weitgehend originales Fenster erhalten sowie die Kante eines weiteren ursprünglichen Fensters. Es könnten jedoch auf Nord- und Südseite noch je ein oder zwei Fenster mehr gewesen sein. In jedem Fall war die Zahl der Fenster auf Nord- und Südseite unterschiedlich, und die Fenster standen sich nicht gegenüber. Die Kirche erhielt nachträglich einen westlichen Turm, über dessen ursprüngliche Gestalt nichts bekannt ist.
1859 wurde der alte, baufällige Westturm aus Feldstein bis auf einen Unterbau abgetragen. Der neue Ziegelwestturm wurde in der Zeit von April bis Oktober 1859 von örtlichen Handwerkern errichtet.
1920/30 wurden die Schiffsfenster umgebaut. Nach einem Brand erfolgte die Wiederherstellung der Kirche in den Jahren 1967/68.

Vergleiche: Der Ursprungsbau der Kirche in Fredersdorf entspricht mit seinem großen Längen-/Breiten-Verhältnis von 2,1 eher einer zweiteiligen Kirche mit Schiff einschließlich des eingezogenen Chors. Drei vergleichbare Rechteckkirchen stehen im Teltow (Dahlewitz und Groß Kienitz; beide Lkr.TF und Kiekebusch, Lkr.LDS). Auch bei diesen Kirchen fällt das hohe Längen-/Breiten-Verhältnis von 2,5 bis 3 auf. Die Dorfkirchen in Dahlewitz und Groß Kienitz haben allerdings einen Querwestturm, der im Falle der Groß Kienitzer Kirche nicht über Traufhöhe ausgeführt worden ist. Vergleichbar ist auch die Mauerwerksausführung mit gequaderten Feldsteinen und Zwischenlagen.

Bemerkungen: Leider lassen sich auch die Kirchen von Dahlewitz und Groß Kienitz nicht exakt datieren. Sie werden aber in einer Urkunde von 1305 erstmalig genannt. Die dreiteilige Kirche von Heckelberg im Barnim (Querwestturm, Schiff und eingezogener Chor) wurde dendrochronologisch auf 1252 datiert. Die Entstehungszeit der Fredersdorfer Kirche dürfte also in den Zeitraum von ca. 1260 bis 1300 fallen.

Information und Dank: -

Literatur: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.196/7, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.19/20, Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.44, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.114-7, Pfannenstiel (1991): Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinerne Zeugen christlichen Glaubens, S.36-8, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.325.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Fredersdorf Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Gestreckter rck. Feldsteinbau, im Kern 13. Jh.; der quadr. WTurm mit Spitzhelm 2. H. 19. Jh., im Oberteil Backstein. In bar. Zeit Verlängerung des Schiffes als Putzbau nach O durch Gruftanbau mit darüberliegender Herrschaftsloge. Um 1920/30 Umbau der Schiffsfenster. Nach Brand Wiederherstellung 1967/8. Das Innere mit verputztem bar. Tonnengewölbe. Empore im S und W, diese 2geschossig, die untere konkav, die obere konvex geschwungen. Im O über dem Gruftanbau verglaste Herrschaftsloge, die Schiffsbreite einnehmend. Altaraufsatz um 1600, stattlicher architektonischer Aufbau mit reicher Beschlagwerkornamentik, im rundbogigen Hauptfeld geschnitzte Kreuzigung, seitlich Nischen, im schmaleren Geschoß darüber Auferstehungsgemälde zwischen Doppelsäulen, im Aufsatz Himmelfahrtsgemälde. Die Fassung 1968 entstellend erneuert. Reiche Kanzel um 1700, erneuert 1968, am geschwungenen Kanzelkorb und am Aufgang girlandengerahmte Medaillons und Akanthus, kronenförmiger Schalldeckel. Anschließend schlichter bar. Pfarrstuhl mit Holzgitter. Hölzerne Taufe gegen M. 19. Jh. (im Herrschaftsstuhl). An der SWand reich geschnitzter Totenschild für H. F. v. Oppen + 1677.

Dehio/Brandenburg: Fredersdorf Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Im Kern gestreckter rechteckiger Feldsteinbau des 13. Jh., 1744 nach Osten verlängert um tonnengewölbte Gruft mit daruberliegender Patronatsloge, Backstein, verputzt. Neuromanischer quadratischer Westturm mit Spitzhelm 1859, Backstein auf Feldsteinunterbau. Um 1920/30 Umbau der Schiffsfenster, rundbogig mit Putzfaschen. Nach Brand Wiederherstellung 1967/68, rest. 1986-87. Innen geprägt im 18. Jh.; geputzte segmentbogige Holztonne, Emporen im Süden und Westen, letztere zweigeschossig, die untere konkav, die obere konvex geschwungen. Im Osten schiffsbreite verglaste Herrschaftsempore v. Oppen. - Altaraufsatz um 1600, viergeschossiger architektonischer Aufbau mit reicher Beschlagwerkornamentik, im rundbogigen Hauptfeld geschnitzte Kreuzigung, seitlich Nischen mit Fides und Caritas, darüber Portraitbüsten und Stifterwappen, im schmaleren Geschoß darüber Auferstehungsgemälde zwischen Doppelsäulen, im Aufsatz Himmelfahrtsgemälde. Die Fassung 1968 entstellend erneuert. Reiche Kanzel um 1700, rest. 1968 und seit 1998, am geschwungenen Kanzelkorb und am Aufgang girlandengerahmte Medaillons und Akanthus, kronenförmiger Schalldeckel. Hölzernes Taufgestell um M. 19. Jh. An der Südwand reich geschnitzter Totenschild für Hans Friedrich v. Oppen (+ 1677). Kleine Orgel, um 1780 von Hübner aus Wittenberg mit zopfigem Prospekt.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Fredersdorf Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau M. 13. Jh., nach Osten in Backstein verlängert wohl im 18. Jh., mit tonnengewölbter Gruft und Patronatsloge darüber. Der Westturm in Backstein 1859, auf Feldsteinunterbau. Das Innere mit geputzter segmentbogiger Tonne. Viergeschossiger Altaraufsatz um 1600, dahinter Prospekt der Patronatsloge 18. Jh. Kanzel um 1700, in Verbindung mit barockem Pfarrerstuhl. Taufgestell M. 19. Jh. Hufeisenförmige Empore, an der Westseite zweigeschossig, sowie das Kirchengestühl 18. Jh. Orgel 2. H. 18 Jh. Kelch, Silber vergoldet, 1664. Glocke 1474. Hölzerner Totenschild für H. F. v. Oppen + 1677.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K rechteckiger Feldsteinbau Mitte 13. Jh, nach O wohl im 18. Jh in Backstein verlängert, der backsteinerne Wturm auf Feldsteinunterbau 2. Hälfte 19. Jh, Schiff und Gruft im ö Anbau mit Tonnengewölbe, Glocke von 1474.

Pfannenstiel (1991): Die Kirche in Fredersdorf Wir fahren diesmal von Belzig aus in nördlicher Richtung auf der Bundesstraße 102. Eine sehr kurvenreiche Strecke von etwa fünf Kilometern führt uns zunächst an dem Ort Schwanebeck vorbei. Kurz danach biegen wir nach rechts auf eine Nebenstraße ab und sind nach wenigen Minuten in Fredersdorf, einem mittelgroßen Dorf. Bei der Fahrt auf dieser Nebenstraße überqueren wir den Bahnübergang der ehemaligen Brandenburgischen Städtebahn. Der in dessen Nähe befindliche frühere Bahnhof hat leider seit längerer Zeit nur noch die Funktion einer Haltestelle. Bevor wir uns näher der Kirche zuwenden, eine kurze geschichtliche Bemerkung. Lange Zeit übte das Domkapitel in Brandenburg (Havel), welches noch heute besteht, die Patronatsherrschaft über Fredersdorf aus. Diese wurde später an die Familie Oppen von Huldenberg weiterverliehen. Das Patronat, welches diese Familie bis 1945 ausübte, galt bis dahin natürlich auch für die Kirche. Der Eindruck, den ein Besucher des Ortes gewinnt, wird zum Teil mitbestimmt durch die Kirche und das Schloß. Letzteres gehörte früher der oben genannten Familie. Die Dorfkirche ist ein rechteckiger Feldsteinbau ohne eingezogenen Chor und Apsis. Sie ist Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut worden. Eine Verlängerung des Kirchenschiffes nach Osten erfolgte wohl im 18. Jahrhundert durch Anbau einer tonnengewölbten Gruft und darüberliegender Patronatsloge mit Außenputz. Der 1959/60 geräumte und instandgesetzte Gruftkeller diente seitdem als Raum für Geräte und Heizmaterial. Der quadratische Turm an der Westseite der Kirche, der anstelle eines früheren, wegen Baufälligkeit abgetragenen Turmes neu errichtet wurde, besteht aus Backsteinen auf einem Feldsteinunterbau. Von Interesse dürfte es vielleicht sein, zu erfahren, daß ein Belziger Bauunternehmer und seine Leute in Gemeinschaft mit anderen Handwerkern den neuen Turm in der Zeit von April bis Oktober 1859 in sehr solider Weise aufgeführt haben. Er ist einschließlich der Spitze 30,8 m hoch. Die Gesamtkosten für den Abbruch des alten und den Aufbau des neuen Turmes betrugen damals 2851 Taler 22 Silbergroschen. In den letzten Jahrzehnten gab es hinsichtlich des Kirchengebäudes mehrere unglückliche Ereignisse, welche beinahe sein weiteres Bestehen in Frage gestellt hätten. Am 15. Februar 1967 hatte es in der Kirche gebrannt, besonders im Dachstuhl des Kirchenschiffes und an der Altarseite. Die entsprechenden Instandsetzungsarbeiten konnten 1969/71 beendet werden. Da jedoch diese Instandsetzungen nicht sachgemäß genug ausgeführt waren, kam es in den späteren Jahren zur Einsturzgefahr wegen des Dachstuhles. Deshalb wurde die Kirche 1979 baupolizeilich gesperrt. Umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen waren erforderlich, die jedoch, durch mancherlei Schwierigkeiten bedingt erst im Frühjahr 1986 beginnen konnten. Die Rekonstruktion ist bis jetzt (Juli 1991) zum großen Teil durchgeführt. Wenn diese und die noch ausstehenden Zimmermannsarbeiten an den Emporen sowie die Restaurierung des Altars und der Kanzel beendet sind, werden sie das Aussehen im Inneren der Kirche im wesentlichen bestimmen. Ein besonderes Merkmal ist das erneuerte hölzerne verputzte Tonnengewölbe. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß viele Gemeindeglieder beide Male durch ihre freiwilligen Hilfeleistungen zur Wiederherstellung ihrer Kirche beigetragen haben. Von der inneren Ausstattung sind einige Inventarien historisch und künstlerisch wertvoll. Der Altaraufsatz aus der Zeit um 1600 hat einen stattlichen architektonischen Aufbau mit reicher Ornamentik. Seine vier Geschosse haben folgende geschnitzte buntbemalte Darstellungen: unten das Heilige Abendmahl, in der Mitte im rundbogigen Hauptfeld flankiert von je zwei Säulen die Kreuzigung, darüber ebenfalls zwischen je zwei Säulen die Auferstehung, und ganz oben die Himmelfahrt. An der aus der Zeit um 1700 stammenden hölzernen Kanzel und am Aufgang zu derselben befinden sich reiche Verzierungen durch girlandengerahmte Medaillons und Akanthus. Als denkmalwert anerkannt ist die Orgel in der Fredersdorfer Kirche. Infolge Wasserschaden durch die Löscharbeiten bei dem Brand 1967 nicht mehr spielfähig und abgebaut, wurde sie 1972 in den Werkstätten der Orgelbau-Anstalt Alexander Schuke in Potsdam restauriert. Es hatte sich gezeigt, daß die Orgel von dem Wittenberger Universitätsorgelbauer Johann Ephraim Hübner in der Zeit um 1770 bis 1780 gebaut worden ist. Es war übrigens derselbe Hübner, der die Orgel in der Kirche zu Wiesenburg gebaut hat. Es stellte sich auch heraus, daß der Orgelbauer F. Turley aus Treuenbrietzen die Orgel 1837/38 umgebaut und um ein Pedal-Register erweitert hatte. Dank der ausgezeichneten Arbeit der Potsdamer Orgelbauer konnte diese Orgel, die ein gutes Beispiel der Orgelbaukunst des ausgehenden Spätbarock ist, erhalten bleiben. Nach Beendigung der aufwendigen Wiederherstellungsarbeiten wird diese Kirche ein freundliches, gepflegtes und man kann wohl sagen, warmes Aussehen erhalten. Möge sie sich aber auch mit Leben erfüllen durch eine lebendige Gemeinde.

Aufnahme der Kirche: Januar 2001

Grundriss:

Grundriss der Dorfkirche Fredersdorf (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003