Buckau (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Elbe-Fläming

Diese Kirche ist für eine Dorfkirche sehr groß. Sie macht, abgesehen vom Backsteinturm, zunächst noch einen recht ursprünglichen Eindruck. Allerdings sind alle Bögen der Fenster im Schiff verändert worden, und die ursprüngliche Höhe der Fenster läßt sich daher nicht mehr feststellen. Die ursprünglichen Seitenportale auf Nord- und Südseite sind fast völlig beseitigt beseitigt worden. In der Kirche befindet sich einer der ältesten Grabsteine der Mark Brandenburg.

Lage der Kirche: Buckau liegt ca. 3 km südlich der Autobahn A 2 (Ausfahrt Ziesar und von dort Richtung Wiesenburg). Die Kirche liegt in der Mitte des sich Nord-Süd erstreckenden Dorfes im ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Der Ort wurde vermutlich bereits 965 als Bucounici erstmals erwähnt. 1217 heißt das Dorf dann Buckowe, 1234 Buchowe und 1459 Bukov. Der Ort liegt am gleichnamigen Flüßchen Buckau. Wahrscheinlich ist aber der Ortsname auf den Fluß übertragen worden. Nordöstlich des Dorfes liegt ein slawischer Burgwall, der aber nur noch als niedrige, kreisförmige Erhebung in der Niederung zu erkennen ist. Otto I. überließ 965 den Honigzehnt aus der "urbs" Buckau dem Moritzkloster in Magdeburg. 966 wurde die gesamte "civitas" dem Moritzkloster überlassen. Die Bezeichnungen urbs und civitas, also als Stadt oder städtische Siedlung, lassen darauf schließen, dass es sich damals um eine größere Siedlung handelte. 1624 hatte das Dorf 18 Hufen unter Einschluß einer Freihufe, die von 8 Hüfnern bewirtschaftet wurde. Weiter waren 7 Ganzkossäten, ein Halbkossät und ein Wassermüller im Ort ansässig. 1550 hatten Joachim und Peter von Bardeleben Einnahmen im Dorf als Lehnsmänner der Bischöfe von Brandenburg (nach Fidicin, 1860).

Baustruktur: Die Kirche war ursprünglich eine dreiteilige Anlage mit Schiff 23,65 m lang, 11,10 m breit), eingezogenem Chor (7,80 m lang, 8,70 m breit) und Apsis (7,20 m breit, 3,20 m ausgewölbt). Der querrechteckige Turm (3,35 m lang, 9,95 m breit) wurde nachträglich angebaut. Der ursprüngliche Bau wurde in zwei Bauabschnitten errichtet. Das läßt sich aus der Beobachtung schließen, dass Apsis und Chor einen schmalen Sockel haben, der am Schiff fehlt. Die Ostgiebel von Schiff und Chor sind in Ziegelfachwerk errichtet. An der Nordseite des Chorbereiches befindet sich ein Ziegelanbau, der als Sakristei benutzt wird.

Mauerwerksausführung: Der ursprüngliche Teil der Kirche ist ein reiner Feldsteinbau. In den unteren Teilen des Mauerwerks sind die Blendsteine relativ klein und ungequadert (lediglich Außenseite behauen). Die Lagen variieren sehr stark in der Höhe, und es sind unregelmäßige Auskeilungen vorhanden. Unten sind die Lagen in der Regel höher, allerdings ist auf der Südseite in etwa 1,5 m Höhe eine Lage mit sehr großen Feldsteinen verbaut worden. Ab der Sohlbank der Fenster wechselt die Mauerwerksausführung zu relativ großen, mäßig gut gequaderten Feldsteinen. Der obere Meter der Mauern unterhalb des Traufes ist mit einem mosaikartigen Mauerwerk ausgeführt. Dies läßt auf eine Aufstockung schließen. Der neugotische Turm besteht aus Ziegelmauerwerk.

Mörtel und Putze: Die Kirche weist lediglich einen Fugenputz auf.

Portale: Auf der Nordseite des Schiffes wurde ein Portal beseitigt. Hier blieb der Begleitbogen aus liegenden Läufern jedoch in der Wand, so dass die ungefähre Position und Größe noch gut zu sehen ist. In der Südwand ist an der zu erwartenden Stelle eines Gemeindeportals eine große Reparaturstelle mit mosaikartigem Mauerwerk. Wir dürfen also wahrscheinlich auch ein ursprüngliches Südportal annehmen. Auf der Südseite des Chores befindet sich die rundbogige Priesterpforte mit einem Begleitbogen aus liegenden Läufern. Sie ist innen mit einer Lage Hohlblocksteine zugesetzt. Außen wurde die Vertiefung belassen. Der heutige Zugang zum Kircheninnern liegt in der Westwand des Turmes. Der Anbau an der Nordseite des Chores hat eine rechteckige Tür in der Nordseite.

Fenster und Blenden: In der Südwand sind fünf rundbogige Fenster; die Gewände (?) und die Bögen sind jedoch erneuert. Die Breite beträgt unten 120 cm. In der Nordwand findet sich die gleiche Fensteranordnung. In der Südwand des Chores sind zwei Fenster in der Form der Schiffsfenster. In der Chornordwand ist das östliche Fenster im unteren Teil vom Dach des Nordanbaus abgeschnitten. Das westliche Fenster ist komplett verdeckt. Die Apsis weist die üblichen drei Fenster auf; diese messen 120 x 90 cm (L/B-Verhältnis 1,5 : 1). Die Schrägen sind sehr flach, die Bögen sind erneuert.

Innenbögen: Wie haben das Innere noch nicht gesehen. Im "Dehio" werden ein Triumph- und ein Apsisbogen beschrieben.

Turm: Der Turm ist ein gegenüber dem Schiff stark eingezogener, quadratischer Backsteinturm. Im Glockengeschoß ist auf allen vier Seiten je eine gekuppelte Schallarkade unter einem großen Rundbogen. Im Zwickel über der Mittelsäule ist ein Dreipaß. Der Turm schließt mit zwei Kugeln übereinander und einem Kreuz ab.

Dächer: Der Turm hat zunächst einen viereckigen, zeltdach-artigen Ansatz, der rasch ins Achteck übergeht und zum Spitzhelm ausgezogen ist. Er ist mit Schiefer gedeckt. Die Satteldächer von Chor und Schiff sowie das Halbkegeldach der Apsis sind mit Biberschwanzziegeln eingedeckt.

Innenausstattung: Wir haben das Innere leider noch nicht gesehen. Hier soll sich einer der ältesten Grabsteine der Mark Brandenburg befinden (Dehio).

Außenbereich: Im Außenbereich befindet sich nichts kunstgeschichtlich Erwähnenswertes. Apsis und Chor haben einen einfachen, abgeschrägten Sockel.

Baugeschichte: Aufgrund der Besiedlungsgeschichte, der Bedeutung des Ortes (Burgward), der Mauerwerksausführung und der Größe der Kirche dürfte der Baubeginn wohl noch in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts anzusetzen sein. Die Kirche hatte je fünf Fenster in der Nord- und Südseite des Schiffes, je zwei Fenster in der Nord- und Südseite des Chores und drei Fenster in der Apsis. Das Priesterportal befindet sich in der Südwand des Chores. Es waren mit einiger Wahrscheinlichkeit Gemeindeportale in der Nord- und Südwand des Schiffes vorhanden. 1870 wurde die Kirche durch den Architekten Werner vollkommen modernisiert. Die Bögen (und Gewände?) der Chor- und Schiffsfensters wurden neu gemauert (oder wurden hier barocke Fenster reromanisiert?). Der Triumphbogen bekam Sandsteinecksäulen und einfache Kämpfer. Außen erhielt die Kirche ein Gesims aus Backstein. Der Westturm wurde errichtet (unter Beseitigung eines Vorläufers?). Vermutlich wurden auch die Nord- und Südportale beseitigt. Dieser eingreifende Umbau beseitigte fast alle Spuren von früheren Umbauten. Das mit Hohlblocksteinen grob zugemauerte Priesterportal in der Südwand des Chores wurde vermutlich in den 1960/70er Jahren zugesetzt.

Vergleiche: Die neuen Rundbögen der Fenster ähneln im Stil sehr den rückgebauten Fenstern der Kirche in Ziesar. Sie wurden von demselben Architekten (Werner) ausgeführt. Die Kirche gehört zu den "großen" Dorfkirchen des Fläming (vgl. Mörz, Reetz, Görzke), die ebenfalls in der Nähe einer Burg lagen. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre Breite aus, die deutlich über der der "normalen" Dorfkirchen liegt. Allen ist gemeinsam, dass sie ursprünglich keinen Querwestturm hatten. Die Türme in Mörz, Reetz und Görzke sind allesamt später angebaut worden. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Mauerwerksausführung. Sie besteht aus Lagen von meist kleineren, nur außen behauenen Feldsteinen. Die Chöre sind querrechteckig gewesen, sofern sich das noch feststellen läßt (in Görzke ist das ursprüngliche Chorende beseitigt worden, in Mörz polygonal geschlossen worden). Die Mauern sind sehr dick.

Bemerkungen: Leider ist unsere Beschreibung in vielen Details noch unvollständig. Bei dieser Kirche wäre ein Studium der Rechnungsbücher aus der Umbauzeit sehr lohnend, da man ev. Hinweise auf den Zustand der Kirche vor dem Umbau bekommen könnte.

Information und Dank: Pfarrer Salomon, Ziesar, Tel.: 0177/2928723, Email: KirchspielZiesar@aol.com, oder Frau Ute Gandow, Altes Pfarrhaus, 14793 Buckau, Tel.: 033830/61338

Literatur: Fidicin (1860), Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.3, Teil 3 Der Zauchische Kreis, S.73/4, Wernicke (1898), Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow, S.41/2, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.37, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.179, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.160, Möschner (2003), Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming, S.15.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Buckau Bez. Potsdam, Ldkr. Brandenburg. - Inv. Prov. Sachsen, Jerichow I Dorf-K. Stattlicher spätrom. Feldsteinbau aus langgestrecktem Schiff, eingezogenem quadr. Chor und Apsis, die OGiebel von Langhaus und Chor in Fachwerk. Rest. um 1870, dabei der WTurm hinzugefügt, die Fenster bis auf die der Apsis vergrößert. Im flachgedeckten Inneren entstammen der Rest. die Kämpfer am Triumphbogen und die Ecksäulen am Apsisbogen sowie die WEmpore mit Orgelprospekt, Ausmalung 1915. - Guter Schnitzaltar um 1440, im Mittelschrein unter Baldachinen Maria mit Kind, flankiert von Katharina und Hedwig sowie Dorothea und Barbara, jeweils übereinander; auf den Flügelinnenseiten Gemälde der 12 Apostel, die Außenseiten später übermalt. Über dem Schrein hölzernes Kruzifix der gleichen Zeit. Schnitzfigur einer Maria mit Kind, um 1430, wohl von einem Altar. Grabstein einer Gertrudis, Sandstein E. 12./A. 13. Jh. mit eingeritztem Vortragekreuz auf dem Weltenberg und rom. Majuskelumschrift; neben Altenplatow (Bez. Magdeburg Ldkr. Genthin) ältester bekannter Grabstein in der Mark Brandenburg, den rom. Grabplatten des niedersächsischen Kunstkreises verwandt, jetzt als Altarstufe dienend.

Dehio/Brandenburg: Buckau Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Stattlicher spätromanischer Saalbau aus Feldstein mit eingezogenem, quadratischem Chor und Apsis, A. 13. Jh. 1868 renoviert von Werner mit Errichtung des neugotischen Westturms; die rundbogige Vergrößerung der Fenster und das Backsteinkranzgesims vielleicht gleichzeitig. Im urspr. Zustand das rundbogige Chorportal (Südseite) und die Apsisfenster; das Nordportal zugesetzt. Die Ostgiebel von Langhaus und Chor in Fachwerk. Innen flachgedeckt. Der Raum geprägt 1868, von damals u. a. die Triumphbogenkämpfer und die eingestellten Säulchen im Apsisbogen aus Sandstein; Ausmalung 1915. - Guter Schnitzaltar um 1440, im Mittelschrein unter Baldachinen Madonna zwischen den hll. Katharina und Hedwig sowie Dorothea und Barbara, jeweils übereinander. Auf den Flügelinnenseiten Gemälde der zwölf Apostel, die Außenseiten später übermalt. Über dem Schrein hölzernes Kruzifix der gleichen Zeit. Schnitzfigur, Madonna, um 1430, wohl von einem Altar. Grabstein einer Gertrudis (jetzt als Altarstufe dienend), Sandstein, um 1200, mit großem eingeritztem Kreuz auf dem Weltenberg und romanischer Majuskelumschrift; neben Altenplatow bei Genthin ältester bekannter Grabstein in der Mark Brandenburg, den romanischen Grabplatten des niedersächsischen Kunstkreises verwandt.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Buckau Dorfkirche Rechteckiger Feldsteinbau mit Chorquadrat und Apsis, E. 12./A. 13. Jh. Westturm 1868. -Schnitzaltar um 1440. Schnitzfigur einer Madonna mit Kind, um 1430, auf altem Podest. Kruzifix M. 15. Jh. Kelch, Silber, 2. H.16. Jh. Kronleuchter, Messing, barock. 2 Glocken: A. 16. Jh. und 1591 von Joachim Jenderich, Havelberg. Grabstein Gertrudis, letztes V. 12. bis 1 V. 13. Jh., jetzt Altarstufe, ältester bekannter Grabstein der Mark Brandenburg.

Aufnahme der Kirche: August 1999, März 2002

Grundriss:

Grundriss der Kirche in Buckau (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003