Bergholz (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Lehnin-Belzig

Die Kirche in Bergholz beeindruckt vor allem durch ihren sehr massiv wirkenden Westturm, obwohl er "nur" Schiffsbreite hat. Auffallend ist außerdem, daß der mutmaßlich etwas später entstandene Turm, vergleichbar dem Turm der Dorfkirche in Mörz, eine "bessere" Quaderung des Mauerwerks als das des Schiff aufweist.

Lage der Kirche: Bergholz liegt ca. 5 km südwestlich von Belzig. Vom Dorftyp her ist ein Angerdorf (Historisches Ortslexikon für Brandenburg). Allerdings deutet die Lage des Angers quer zur Durchgangsstraße darauf hin, dass dies nicht unbedingt auch die ursprüngliche Ortsform gewesen ist. Die Kirche liegt westlich des Angers umgeben vom ehemaligen Friedhof.

Ortsgeschichte: Der Ort und auch die Kirche werden im Jahre 1227 erstmals urkundlich erwähnt ("Berkholte"). Fischer (1970) leitet den Namen von "Siedlung am Birkengehölz" ab. Bergholz gehörte schon um 1426 zum Amt (Vogtei) Belzig. Ab ca. 1550 wurde das Dorf vom Amt Belzig-Rabenstein verwaltet. Die Amtsgewalt umfaßte das Ober- und Untergericht und vor allem die Einnahmen daraus, denn für viele Vergehen wurden Geldstrafen verhängt, die direkt an den Inhaber des Gerichts flossen. Einige Hufen waren mit dem Schulzenamt in Belzig verbunden, d.h. die Abgaben dieser Hufen waren Teil der Besoldung des Belziger Schulzen. Seit 1530 wird berichtet, daß der Pfarrer nur eine Pfarrhufe hatte.

Baustruktur: Der Kirchenbau besteht aus Apsis, eingezogenem Chor, Schiff und Querwestturm in Schiffsbreite. Schiff und Turm sind (einschl. der mit Ziegeln verdickten Westwand und Stützpfeiler) zwischen 24,15 und 24,40 m lang. Davon entfallen auf das Schiff 15,20 m (einschließlich der gemeinsamen Wand Turm/Schiff) und 5,90 m auf den Turm (ohne die mit dem Schiff gemeinsame Wand und ohne verdickte Westwand). Turm und Schiff konvergieren leicht nach Osten hin; daher beträgt die Breite am Westende des Turmes 10,20 m und am Ostende des Schiffes 10 m. Der bis auf eine Tür zugesetzte Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff ist 3 m breit, Der Triumphbogen hat eine lichte Weite von 4,30 m, Die Längsachse des Chores weist einen Winkel mit der Längsachse von Schiff und Turm auf. Außerdem konvergieren die Chorwände nach Osten. Der Chor mißt außen ca. 5 m in der Länge und zwischen 7,60 und 7,80 m in der Breite, innen zwischen 3,90 m und 4,10 m in der Länge und 5,30 m-5,50 m in der Breite). Die Apsis ist 6,80 m breit und ca. 2,70 m ausgewölbt. Der Turm ist mit einer deutlichen Baunaht vom Schiff getrennt. Alle Schichten des Schiffes enden an dieser Naht. Die Kirche weicht magnetisch um ca. 12° nach Nordosten von der idealen Ostrichtung ab.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist aus Feldstein erbaut. Die Mauerwerksausführung ist in den einzelnen Elementen der Baustruktur unterschiedlich. Das Mauerwerk des Schiffes, Chores und der Apsis ist mit nahezu ungequaderten, nur außen behauenen Feldsteinen in Lagen hochgemauert. Dabei sind die Feldsteine auch innerhalb einer Lage oft sehr ungleich groß. Es wurden immer wieder unregelmäßige Ausgleichsschichten aus kleineren Feldsteinen oder scherbenartigen Feldsteinen in das Mauerwerk eingefügt. Das Mauerwerk des Turmes ist vor allem im unteren Teil sehr gut gequadert und hat nur minimale Zwischenräume zwischen den Quadern. Die Quader sind innerhalb einer Lage fast exakt gleich hoch, und auch die Lagen sind als isodom zu bezeichnen. Der Behauungsgrad läßt nach ungefähr drei Metern Höhe über Grund etwas nach, die Quadergröße und die Lagenhöhe werden etwas unregelmäßiger, jedoch ist die Mauerwerksausführung immer noch deutlich "besser" als die des Schiffes. Dies wird besonders deutlich, wenn man direkt vor der Baunaht zwischen Turm und Schiff steht. Im westlichen Teil des Turmes verzahnt sich das Feldsteinmauerwerk mit Ziegeln. Die Westwand ist eine Ziegelwand, eingefaßt von zwei mächtigen nach Westen weisenden Stützpfeilern. Schiff und Chor sind mit mehreren Ziegelreihen erhöht worden, ebenso die Apsis. Die Ostgiebel von Schiff und Chor sind ebenfalls in Backstein gemauert.

Mörtel und Putze: Die Kirche hat lediglich einen Fugenputz.

Portale: Auf der Nordseite des Schiffes ist der zugesetzte Rest eines großen Mittelportals mit Begleitbogen zu erkennen, dessen Bogen (und Begleitbogen) durch spätere Baumaßnahmen teilweise abgeschnitten ist. Gewände und Bogen sind nur mäßig gut behauen. Das Gemeindeportal in der Südwand des Schiffes ist rundbogig mit einem Begleitbogen aus gequaderten, flachen Feldsteinen. Es ist der heutige Haupteingang zum Kircheninneren. Die Priesterpforte in der Südwand des Chors ist rundbogig, das Gewände war ursprünglich aus Feldsteinen, wurde aber z.T. durch Ziegel ersetzt. Diese haben unterschiedliche Formate, die in zwei Gruppen fallen: 27,5 x 14 x 8 cm und 26,5 x 12,5 x 6,5 cm. Das erstere ist ein "spätgotisches" Format.

Fenster und Blenden: Auf der Schiffsüdseite sind drei große, rundbogige, mit kleinformatigen Ziegeln gefaßte Fenster (neueren Datums). Über dem zugesetzten Nordportal ist in der Wand ein zugesetztes rundbogiges großes Fenster mit Ziegelgewände zu erkennen (oder Hocheingang?). Die Ziegel messen 27 x 13,5 x 7 cm. Die drei bestehenden Fenster der Nordseite sind groß, rundbogig und haben ein Ziegelgewände. Sie sind aber etwas größer als das zugesetzte rundbogige Fenster. Das westliche Fenster der Schiffsnordseite besitzt im unteren Teil großformatige Ziegel des 27,5 x 14,5 x 7,5-8 cm. Es ist der Rest eines älteren Gewändes vor der barocken Veränderung oder es handelt sich um wiederverwendete Ziegel. Die Chorsüdseite hat ein rundbogiges Fenster mit Ziegelgewände, das aber etwas kürzer ist als die Schiffsfenster. Die Nordseite des Chores weist ein ursprüngliches, jetzt zugesetztes rundbogiges Fenster mit Feldsteingewände auf, das 100 x 75 cm mißt. Das Höhen-/Breiten-Verhältnis ist also relativ klein. Die Apsis besitzt noch die drei ursprünglichen, kleinen, rundbogigen, romanischen Fenster mit Feldsteingewände. Diese messen 95 x 65 cm; das H/B-Verhältnis ist mit einem Wert von unter 1,5 recht klein. Auf der Südseite des Turms, etwa 3 m über Grund, befindet sich ein hochrechteckiges Schlitzfenster, ein in der Form gleiches Schlitzfenster sitzt etwa 2 m unterhalb der Traufhöhe des Turmes (ebenfalls Südseite). In der Westwand des Turmes im ersten Obergeschoß ist ein Rechteckfenster, das innen ein Ziegelgewände hat, außen von Feldsteinen umgeben ist. Die Ziegel haben das Format 26 x 14 x 7-7,5 cm. Das Format ist ein barockes Ziegelformat (vermutlich 18. Jahrhundert). Die Nordseite des Turms hat zwei Schlitzfenster in gleicher Position wie die Turmsüdseite. Im Ostgiebel des Chores sitzt knapp unter dem Dachfirst ein kreuzförmiges Fensterchen.

Innenbögen: Der Apsisbogen ist rundbogig. Der rundbogige Triumphbogen ist kämpferlos. Der ebenfalls rundbogige Verbindungsbogen zwischen Turm und Schiff ist heute bis auf eine kleinere Tür zugesetzt.

Turm: Der Turm ist ein westlicher Querturm, dessen Traufhöhe die Dachspitze des Schiffes nur geringfügig überragt. Vermutlich aus statischen Gründen wurde die Westwand mit Ziegeln verstärkt, und außerdem wurden zwei Stützpfeiler angebracht. Auf dem Dach ist ein kleiner sechseitiger Dachreiter aufgesetzt. Die Ostseite des Turmes springt etwa 2 m über der Traufhöhe des Schiffes deutlich ein. Es ist denkbar, dass der höhere Teil des Turms erst ein einer späteren Bauphase errichtet wurde. Das Dach des Dachreiters schließt mit der Kombination Kugel und Kreuz ab.

Dächer: Die Apsis hat das übliche Kegelschnittdach, Chor und Schiff haben jeweils ein Satteldach. Das Dach des Chores ist etwas steiler als das Dach des Schiffes. Apsis und Chor sind neu mit Biberschwänzen eingedeckt, das Schiff trägt noch eine alte Deckung aus Biberschwanzziegeln. Der Turm hat ein quergestelltes verschiefertes Walmdach, in dessen Mitte ein sechsseitiger, ebenfalls verschieferter Dachreiter sitzt.

Innenausstattung: Das Schiff hat eine flache, mit Schablonenmalerei bemalte Holzbalkendecke mit freiliegenden Querbalken. Die Apsis wird von einer Halbkalotte überwölbt. Das Schiff hat einen neuen Plattenfußboden (von 1984/5). Die polygonale, hölzerne Kanzel mit Ecksäulchen datiert aus dem Ende des 17. Jahrhundert. Der barocke Altaraufsatz stammt aus der Zeit um 1700. Er ist gerahmt mit ausgesägten Knorpelwerkwangen, der Aufsatz hat zusätzlich noch Medaillons. Das Hauptbild zeigt die Kreuzigung, darunter befindet sich das Abendmahl. Der Altarblock ist aus Ziegeln des Formats 25 x 12 x 5,5 cm gemauert. Die Kirche hat eine Westempore mit bemalter Brüstung. Auf der Empore steht die Orgel mit schönem Orgelprospekt. In der Chorsüdseite befindet sich eine querrechteckige Nische. Sie mißt 60 cm in der Breite, ist 30 cm hoch und liegt 100 cm über dem Boden.

Außenbereich: Im Außenbereich fiel uns kaum Bemerkenswertes auf. Die Kirche hat einen einfachen, 5 cm breiten und ca. 50 cm hohen Sockel.

Baugeschichte: Es ist sehr wahrscheinlich, daß die heutige Steinkirche bereits stand, als Graf Baderich II. 1227 die "Kirche" und das Patronat der Kirche zu "Bergholte"/Bergholz dem Prämonstratenser-Kloster Cölbigk an der Wipper bei Bernburg schenkte. Unter "Kirche" ist hier in erster Linie nicht das Kirchengebäude, sondern die Kirchenpfründe, also die Einkünfte, die dieser Kirche zustanden, zu verstehen.
Wahrscheinlich wurde mit dem Bau der Kirche kurz vor oder nach 1200 begonnen. Auf einen frühen Baubeginn deuten die Mauerwerksausführung (ungequaderte, in Lagen versetzte, kleine Feldsteine), der sehr kurze Chor und die Apsisfenster mit einem sehr kleinen Höhen-Breiten-Index hin.
Die Kirche bestand aus Apsis, eingezogenem Chor und Schiff, mit Nord- und Südportal im Schiff und einer Priesterpforte in der Südseite des Chores. Das Schiff hatte vermutlich je drei Fenster auf Nord- und Südseite, der Chor je ein Fenster, die Apsis die üblichen drei kleinen Fenster. Der Turm wurde bereits geplant, vielleicht lagen auch schon die Fundamente, aber er kam erst später zur Bauausführung. Die Außenseite der Westwand des Schiffes (jetzige Ostinnenwand des Turmes) weist einen Fugenputz mit Doppelfugenritzung auf. Dies deutet darauf hin, dass diese Mauer wohl einige Zeit Außenmauer war.
Etliche Jahrzehnte später, wahrscheinlich noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wurde der Turm in etwas "besserer", einheitlicher Mauerwerksausführung mit gequaderten Feldsteinen hochgemauert.
Zeitlich unbestimmt ist ein Teileinsturz der Westwand des Turmes (oder der Blendquaderschale). Im 17. Jahrhundert erfolgte die Vergrößerung der Fenster bzw. der Einbruch von neuen rundbogigen Fenstern. Auf der Nordseite schneidet eines dieser Fenster das bereits vorher zugesetzte Nordportal an.
1863/65: Herausnahme der alten Orgelempore und Aufstellen einer neuen
1883: Maurer-und Zimmermannsarbeiten an der Kirche und am Turm (Erneuerung der Balkenlage und der Dielung der Decke, Erneuerung des Dachwerks, nochmalige Vergrößerung der Fenster). Vermutlich wurde die Westwand des Turmes nochmals verstärkt.
Im 20. Jahrhundert verzeichnet Pfannenstiel folgende Arbeiten an der Kirche:
1961: Eindecken des Turmdaches und des Dachreiters mit Schiefer.
1962: Umdecken des Kirchendaches.
1982: Instandsetzung des Mauerwerks des Turmes an der Westseite - Verkleidung der oberen Hälfte mit neuen Ziegelsteinen.
1984/85: Neuausmalung im Inneren der Kirche, die Neubemalung des Altaraufsatzes und der Kanzel Legen eines neuen Plattenfußbodens, Einbau von zwei neuen Außentüren (eine davon am Hauptportal an der Südseite zusätzlich mit kunstgeschmiedeter Außentür (Drahtgitter).
Die bisher letzten Arbeiten an und in der Kirche erfolgten 1996/97 (Dach, Außenmauerwerk, Schwammsanierung im Chorbereich) (nach Terno).

Vergleiche: Die Kirche ist am ehesten mit der Dorfkirche in Dahnsdorf vergleichbar. Die Länge und Breite des Schiffes sind bis auf wenige Zehnerzentimeter gleich. Lediglich der Turm der Dahnsdorfer Kirche ist etwa einen Meter länger. Dies könnte auch dadurch bedingt sein, dass die Westwand der Bergholzer Kirche ein Neubau ist. Der Turm könnte etwas verkürzt wieder aufgebaut worden sein. Auch der Chor der Dahnsdorfer Kirche ist mit 7,30 m signifikant länger als der der Bergholzer Kirche (5 m; bei annähernd gleicher Breite).

Bemerkungen: Die unten reproduzierten älteren Beschreibungen dokumentieren die bisher völlig ungenügende Darstellung dieser Kirche in der einschlägigen Literatur. In keiner dieser Beschreibungen sind die Öffnungen genauer beschreiben und die Baunaht zwischen Schiff und Turm wurde bisher nicht bemerkt.

Information und Dank: Wir bedanken uns besonders bei Herrn Hans-Stefan Müller, der uns eine Kopie der von Sybille Haseley und Hans-Stefan Müller durchgeführten Bauaufnahme überlassen hat.

Literatur: Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.29, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.133, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.16, Historisches Ortslexikon für Brandenburg (1977), S.28-31, Pfannenstiel (1992), Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinerne Zeugen christlichen Glaubens, S.13-5, Haseley und Müller (1995), Kirche Bergholz, Semesteraufgabe Baukonstruktion, BE3, 34 S., Pfeifer (1997), Feldsteinkirchen im Fläming, S.43-45, Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.46, Ibbeken und Pfeifer (1999), Feldsteinkirchen im Reisegebiet Fläming, S.4, Terno (o.J.) Willkommen in unserer Bergholzer Kirche. Loseblatt (Auslage in der Kirche), Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.68.

Ältere Beschreibungen:

Dehio": Bergholz Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Spätrom., schön gestaffelter Feldsteinbau aus rck. Schiff, eingezogenem quadr. Chor, Apsis und WQuerturm in Schiffsbreite mit Walmdach und Dachreiter. WTurmwand und Öffnungen in Backstein erneuert. In der urspr. Form das s Rundbogenportal und die Apsisfenster erh. Das Innere flachgedeckt. Die urspr. Rundbogenöffnungen vom Turm zum Schiff zugesetzt; breiter rundbogiger Triumphbogen. WEmpore. - Altaraufsatz um 1700, das Hauptbild mit Kreuzigung, darunter Abendmahl, Mitte gerahmt von Knorpelwerkwangen und -aufsatz mit Medaillons. Polyg. Kanzel mit Ecksäulchen, Holz, sp. 17. Jh.

Dehio/Brandenburg: Bergholz (bei Belzig) Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer, schön gestaffelter Feldsteinbau aus rechteckigem Schiff, eingezogenem, quadratischem Chor mit Apsis und Westquerturm. Westturmwand sowie Schiff- und Chorgiebel in Backstein erneuert; die neuromanischen Öffnungen wohl E. 19. Jh. In der urspr. Form das südl. Rundbogenportal und die Apsisfenster erhalten. Innen flachgedeckt, rest. 1976. Zwischen Turm und Schiff große, jetzt zugesetzte Rundbogenöffnung; breiter rundbogiger Triumphbogen. Westempore. - Altaraufsatz um 1700, die Mitte gerahmt von Knorpelwerkwangen und -aufsatz mit Medaillons, das Hauptbild mit Kreuzigung, darunter Abendmahl. Polygonale Kanzel mit Ecksäulchen, Holz, E. 17. Jh.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Bergholz Dorfkirche Spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, Apsis und westlichem Breitturm. - Altaraufsatz mit Gemälden um 1700. Kanzel E. 17. Jh. Taufschale, Zinn, 1718. Glocke 1680 von Georg Billich, Wittenberg.

Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor, Apsis und w Breitturm. Glocke von 1680.

Pfannenstiel (1992): Die Kirche in Bergholz

Im zweiten Band meiner heimatkundlichen Betrachtungen wird eine weitere, in bezug auf Geschichte und Bauweise interessante Kirche im Hohen Fläming vorgestellt. Es ist die Kirche in Bergholz. Auf der nach dort führenden Straße ist das südsüdwestlich von Belzig gelegene Dorf nach etwa 5 km Strecke leicht zu erreichen. Der Ort und seine Kirche haben besonders in patronatlicher Beziehung fast dieselbe Geschichte wie das Dorf Borne und dessen Kirche (siehe erster Band Seite 12-14).

Im Anfang des 13. Jahrhunderts war das Gebiet um Belzig eine selbständige Grafschaft. Herr derselben war Graf Baderich II. Dieser hatte eine fromme Gesinnung. So wünschte er, die zu seinem Besitztum gehörende Kirche zu "Bergholte" (Bergholz) dem Kloster Colebecke (Cölbigk) an der Wipper bei Bernburg zu schenken. Dieses war ein Tochterkloster des Prämonstratenser-Hauptstifts zu St. Marien in Magdeburg. Die Einwilligung dazu erhielt er vom Herzog Albrecht I. von Sachsen, welcher seit 1227 als Lehnsherr über Besitzungen des Grafen Baderich II. bezeugt ist. Der Herzog vollzog die Schenkungsurkunde im August 1257 (sic). So unterstand also die Kirche und auch das Dorf dem Patronat des genannten Klosters. Erklärend sei gesagt, daß sich in der damaligen Zeit eine solche Übereignung nicht nur auf die Kirche, sondern auch auf das jeweilige Dorf bezogen hat. Ehemals waren die Dörfer Eigentum des Landesherren, über die er frei verfügen konnte. Im Jahre 1389 wurde Bergholz ein Lehen des Zisterzienser-Nonnenklosters Ankuhn vor Zerbst, welches von dieser Zeit an die Patronatsrechte hatte. Dies dauerte bis zur Reformation (ungefähr 1530). Danach kamen Kirche und Dorf unter das Patronat der Kurfürsten von Sachsen und nach 1815 unter das der preußischen Regierung und somit in das Verwaltungsgebiet des damals entstandenen Kreises Zauche-Belzig. Die spätromanische Feldsteinkirche aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts besteht aus dem rechteckigen Kirchenschiff, dem etwas schmaleren quadratischen Altarraum und einer Apsis nach Osten. Sie hat an ihrer Westseite einen besonderen Feldsteinturm. Das Mauerwerk der Kirche und des Turmes ist sehr stark. Das rundbogige Portal an der Südseite des Schiffes, der Haupteingang, ist in ursprünglicher Form erhalten. Im Inneren befindet sich unter der Orgelempore an der Westseite ein Gemeinde- und Unterrichtsraum. Das Schiff hat eine flache Holzdecke. (Balkendecke). Ein breiter rundbogiger Triumphbogen bildet den Übergang zum Altarraum, an dessen Südseite ein kleinerer, nur außen rundbogiger Eingang vorhanden ist. Die flache Holzdecke des Altarraumes ist niedriger als die des Schiffes. Die drei kleinen Fenster der halbrunden, innen gewölbten Apsis sind auch aus romanischer Zeit erhalten.
Der aus Feldsteinen errichtete mächtige Turm ist ebenso breit wie das Kirchenschiff. Seine Westwand ist über dem unteren Feldsteinbereich mit Ziegelsteinen verkleidet. Etwa im Bereich der oberen Hälfte sind die Ziegelsteine erneuert. Zwei starke Strebepfeiler an den Ecken stützen diese Wand nach Westen ab. Eine Tür in der Westwand des Schiffes hinter dem Gemeinde- und Unterrichtsraum führt in das Erdgeschoß des Turmes. Hier sieht man in Richtung zum Schiff einen großen breiten feldsteinernen Rundbogen, der mit Ziegelsteinen zugemauert ist. Dies beweist, daß das Erdgeschoß des Turmes ursprünglich zum Schiff geöffnet war. Dieser Bogen ist aus Feldsteinen so gut konstruiert, daß wir ihn bei der Besichtigung der Kirche am 12. Mai 1992 bewundert haben. Der Turm hat ein vierseitiges Walmdach mit einem sich daraus erhebenden kleinen sechsseitigen Dachreiter. Dieser ist mit Schiefer verkleidet. Sein Dach ist mit demselben Material gedeckt. Größere Instandsetzungen aus neuerer Zeit waren: 1863/65: Herausnahme der alten Orgelempore und Aufstellen einer neuen, 1883: Maurer-und Zimmermannsarbeiten an der Kirche und am Turm (Erneuerung der Balkenlage und der Dielung der Decke, Erneuerung des Dachwerks, nochmalige Vergrößerung der Fenster), 1961: Eindecken des Turmdaches und des Dachreiters mit Schiefer, 1962: Umdecken des Kirchendaches, 1982: Instandsetzung des Mauerwerks des Turmes an der Westseite - Verkleidung der oberen Hälfte mit neuen Ziegelsteinen-, 1984/85: Neuausmalung im Inneren der Kirche, Legen eines neuen Plattenfußbodens, Einbau von zwei neuen Außentüren (eine davon am Hauptportal an der Südseite zusätzlich mit kunstgeschmiedeter Außentür (Drahtgitter).
Bedeutsamere Inventarien sind: der hölzerne barocke Altaraufsatz aus der Zeit um 1700 mit zwei Bildern: oben als Hauptbild die Kreuzigung und darunter ein kleineres Abendmahlsbild; ferner die hölzerne fünfseitige barocke Kanzel mit Schalldeckel aus dem späten 17. Jahrhundert. 1984/85 erfolgte eine farbliche Neufassung des Altaraufsatzes und der Kanzel in Anlehnung an die originale Farbfassung. Zu erwähnen ist noch die vom Orgelbaumeister Wilhelm Baer in Niemegk 1865 gebaute und von seinem Schwiegersohn, Orgelbaumeister Wilhelm Lobbes in Niemegk 1883 erneuerte Orgel. Die Bergholzer Kirche ist in ihrer Außenarchitektur besonders wertvoll. In Anbetracht dessen und im Rückblick auf ihre lange und bewegte Geschichte dürfte die Erhaltung dieses steinernen Zeugen christlichen Glaubens für die Kirchengemeinde Bergholz - vertreten durch ihren jeweiligen Gemeindekirchenrat - eine vordringliche, aber auch eine dankbare Aufgabe sein.

Pfeifer (1997): Bergholz bei Belzig Diese Kirche liegt am Ortsrand und ist in ihrem eigenartigen Gefüge besser von außerhalb des Dorfes zu erkennen als von der Dorfstraße aus. Sie hat sozusagen zwei Sichtseiten. Die von Osten zeigt den harmonisch gestuften Aufbau einer vollständigen Anlage mit Querriegel, die von Westen auf die Turmseite verblüfft durch eine Backsteinwand mit schweren Stützpfeilern auf zwei Seiten, die innen mit fast völlig unregelmäßigen Feldsteinen ausgelegt sind. Sie werden von schrägstehenden Ziegellagen zusammengefaßt. Der Eingriff der Ziegelwand in die angrenzenden Feldsteinschichten ist völlig unregelmäßig. Hier versteckt sich dramatisches Geschehen. Ganz offensichtlich ist irgendwann einmal die Westwand des Turmes so unsicher geworden oder sogar eingestürzt, daß sie mit Ziegeln ersetzt werden mußte. Überhaupt finden sich auffällig viele Ziegel in den Mauern: Die Fenster wurden bei der Vergrößerung mit Ziegeln eingefaßt, das Schiff wurde mit einigen Ziegellagen erhöht und mit gefällig und sauber gemauerten Schichten zweifach gestuft, die Giebel von Langhaus und Chor bestehen aus Ziegeln. Ob man vermuten darf, daß alle diese Ziegelarbeiten gleichzeitig vorgenommen wurden? Wenn das so ist, ist es mit Sicherheit ein nachreformatorischer Vorgang. Die Kirche ist einer der seltenen Bauten, die Nord- und Südportal haben, wobei jetzt das nördliche vermauert ist. Das schöne und schlichte Innere ist 1986 renoviert worden und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es ist bestimmt durch helle Farbtöne in Beige mit den Farbakzenten von Lindgrün und Rostbraun. Die Einfassungen des Altarbildes zeigen vergoldete, geschwungene Ornamente, die man Knorpelwerk nennt, warum das so ist, sieht man sofort. Es soll noch auf eine botanische Besonderheit hingewiesen werden. Aus dem Mörtel der Backsteinschichten der Westwand wachsen kleine, auf vier bis fünf Zentimeter hoch reduzierte Schafgarben, die sonst gut 40 bis 50 cm erreichen, und außerdem ein kleiner, in Norddeutschland äußerst seltener Mauerfarn mit runden Blättchen, die Mauerraute (Asplenium ruta - muraria).

Ibbeken (1999): Bergholz liegt 5 km südwestlich von Belzig. Die dreiteilige Anlage mit Querriegel stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die Westwand links am Turm ist mit unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk und Ziegeln abgestützt, diese Wand drohte einzustürzen. Die Fenster sind nachträglich erweitert, nur die Apsisfenster sind original, ebenso die Hauptpforte mit dem Schmuckband und die Priesterpforte. Der Turm trägt ein geschiefertes Walmdach mit Dachreiter. In den unteren Teilen von Schiff und Chor wurden besonders große Steine verbaut. Der Turm ist deutlich regelmäßiger gebaut als die restlichen Bauelemente. Aufnahme von Südsüdosten.

Ibbeken und Pfeifer (1999): Bergholz liegt 5 km südwestlich von Belzig. Diese vollständige Anlage mit Querriegel ist aus Feldstein errichtet und stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die Westwand links am Turm ist mit unsauberem Feldsteinmauerwerk und Ziegeln abgestützt, diese Wand drohte einzustürzen. Die Fenster sind nachträglich erweitert, nur die Apsisfenster sind original, ebenso die Hauptpforte mit dem Schmuckband und die Priesterpforte. Der Turm trägt ein geschiefertes Walmdach mit Dachreiter Aufnahme von Südsüdosten.

Willkommen in unserer Bergholzer Kirche. Bis in das 13. Jahrh. hinein hieß unser Ort Birkholz, wohl nach den Birken, die hier standen. 1257 wird Bergholz als zu dem Kloster Kolbig (bei Bernburg) genannt. Im 14. Jahrh. gehört der Ort zum Lehen des Frauenklosters in Zerbst, übrigens bis zu Beginn der Reformationszeit. Dann übernahm der Kurfürst von Sachsen das Patronat und ab 1815 dann Preußen. Im Jahr 1530 wohnten in Bergholz 10 Hüfner und 2 Gärtner. Kirchlich gehörte es schon immer mit Borne zusammen, das damals 13 Hüfner und 3 Gärtner hatte. Von Bränden wird in den Jahren 1636, 1849 (das halbe Dorf brannte nieder) und 1910 berichtet. Unsere Kirche ist spätromanisch, ein schön gestaffelter Feldsteinbau mit rechteckigem Schiff, quadratischem Chor, Apsis und einem Westquerturm. Das Hauptbild des Altares ist um 1700 entstanden, die Kanzel etwas früher. Immer wieder hören wir von Instandsetzungen an der Kirche. Die letzten erfolgten 1996/97 (Dach, Außenmauerwerk, Schwammsanierung im Chorbereich). Im Innern wurde 1984/85 der Fußboden neu verlegt, die Kirche ausgemalt und die beiden Eingangstüren erneuert. In dieser Kirche treffen wir uns zu Gottesdiensten. In dem abgeteilten Gemeinderaum sind wir im Winter zum Gottesdienst. Dort treffen sich die Kinder zur Kinderstunde und die Erwachsenen zu Gemeindeabenden. Vielleicht schaffen wir es, ihn 1998 zu erneuern. Mögen in dieser Kirche noch viele Menschen einen Ort der Ruhe, des Trostes, der Freude und der Begegnung mit Gott und den Menschen finden. (K. Terno) Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn, Rein Vertrauen. Ich will all deine Taten verkündigen. (Ps.73,28)

Internet-Seite von Hans-Stefan Müller

Aufnahme der Kirche: Oktober 1998, September 2000

Grundriss:
Grundriß (Aufnahme von Hans-Stefan Müller und Sybille Haseley).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003