Kurznachrichten aus der Mongolei
		(Berichtszeitraum: Januar 1996 - Dezember 1996)
		von Bernd Johann
		(unter Mitarbeit von Doris Götting, D. G.)
- 
		Präsident sieht Erfolge.
 - 
		In seiner traditionellen Neujahrsansprache
		äußerte sich der mongolische Präsident
		Otschirbat zufrieden über die gesamtwirtschaftliche
		Entwicklung. Als positives Signale wertete er
		beispielsweise den Anstieg des Bruttosozialprodukts und
		die ausgeglichene Außenhandelsbilanz. Zugleich
		bedauerte der Präsident, daß sich der
		Lebensstandard der Bevölkerung nicht wesentlich
		verbessert habe und die Zahl der Arbeitslosen und Armen
		weiterhin hoch sei. Auch sei es noch nicht gelungen, den
		Anstieg der Kriminalität zu bremsen. Darüber
		hinaus würdigte Otschirbat die bevorstehenden
		Parlamentswahlen als eines der wichtigsten Ereignisse im
		neuen Jahr. Er äußerte die Erwartung,
		daß - unabhängig davon, wer die Wahlen gewinnt
		- in Zukunft auch eine starke Opposition mit einer
		Vielzahl von Sitzen im Parlament vertreten sein werde.
		(MM, 1. 1. 1996, S. 1)
 - 
		Mongolist erhält Denkmal.
 - 
		Vor dem Gebäude der Nationalbibliothek in
		Ulaanbaatar wurde der Sockel eines Denkmals für den
		bekannten Publizisten, Linguisten und Ethnologen, Bjambyn
		Rinchen, gegossen. Das Denkmal steht genau an jener
		Stelle, wo bis vor sechs Jahren eine Statue des
		sowjetischen Diktators Stalin stand. (The Mongol
		Messenger, 1. 1. 1996, S. 1)
 - 
		Kontroverse Debatte über Freihandelszonen.
 - 
		Nach hitzigen Diskussionen verabschiedete das mongolische
		Parlament ein Konzept über die Einrichtung von
		Freihandelszonen. Danach können sich künftig
		grenznahe Regionen ebenso wie Gebiete mit reichen
		mineralischen Ressourcen um einen entsprechen Status
		bewerben. Als Pilotprojekt soll zunächst der
		Flughafen von Ulaanbaatar fungieren. Viele Abgeordnete
		verwiesen darauf, daß es in der Mongolei nach wie
		vor an einer angemessenen Infrastruktur, moderner
		Technologie und Investitionen fehle. Konservative
		Parlamentarier warnten indes davor, einen Ausverkauf der
		Volkswirtschaft zu betreiben. (MM, 1. 1. 1996, S. 1)
 - 
		Dschingis Khan - "Mann des Jahrtausends".
 - 
		Im Vorgriff auf die Jahrtausendwende erklärte die
		"Washington Post" Dschingis Khan zum "Mann
		des Jahrtausends". Nach Auffassung des Blatts,
		verkörpere der mongolische Herrscher "die
		Doppelsinnigkeit der menschlichen Rasse, das Grausame und
		das Zivilisierte". (zit. nach: Die Welt, 2. 1. 1996)
 - 
		Kein Geld für Mongolische Enzyklopädie?
 - 
		Nach 20jähriger Arbeit haben Wissenschaftler unter
		Leitung des Mitglieds der Mongolischen Akademie der
		Wissenschaften, B. Chadraa, eine Enzyklopädie der
		Mongolei fertiggestellt. Doch die Mittel fehlen, um das
		umfangreiche Werk von 1. 300 Seiten herauszugeben. Nun
		soll die Regierung 120 Millionen Tugrik bereitstellen, um
		die Enzyklopädie im Ausland drucken zu lassen. (The
		Mongol Messenger, 8. 1. 1996, S. 1)
 - 
		Deutsche Hilfe für das Volk der Tsaatan.
 - 
		Hilfsgüter im Wert von 40.000 US-Dollar
		überreichte der deutsche Botschafter in der
		Mongolei, Dr. Cornelius Metternich, dem Tsaatan Volk,
		einer kleinen tuwinischen Minderheit, die in den
		entlegenen Bergregionen des Huvsgul-Aimag lebt. Die
		Hilfsgüter, darunter Sägen und Äxte sowie
		Impfstoffe für mehrere hundert Rentiere, waren von
		dem Veterinärexperten Dr. Theinert ausgewählt
		worden, der seit dreizehn Jahren Projekte in der Mongolei
		betreut und mit den ärmlichen
		Lebensverhältnissen der Tsaatan vertraut ist. (The
		Mongol Messenger, 16. 1. 1996)
 - 
		Internetanschluß für die Mongolei.
 - 
		Im Beisein des mongolischen Präsidenten Otschirbat
		nahm im Januar das Nationale Internet-Zentrum in
		Ulaanbaatar seine Arbeit auf. Das Internet-Zentrum, das
		von der privaten mongolischen Firma DataCom betrieben
		wird, soll der Mongolei die Tür zum weltweiten
		Computernetz aufstoßen. (The Mongol Messenger, 23.
		1. 1996, S. 1)
 - 
		Armut in Ulaanbaatar.
 - 
		Jede zehnte Familie in der mongolischen Hauptstadt lebt
		in Armut. Dies berichtete die mongolische
		Regierungszeitung "Ardyn Erch". Danach
		verfügen viele Familien über ein monatliches
		Einkommen von nicht mehr als 2.500 Tugrik. Von 12.200
		Familien sind 4.300 alleinerziehende Mütter. 4.200
		Familien haben keine Arbeit. Das Existenzminimum liegt
		nach einer neuer Festsetzung der Regierung bei 8.000
		Tugrik (17 Dollar) für Stadtbewohner und bei 6.900
		Tugrik (14,5 Dollar für die Landbevölkerung.
		(The Mongol Messenger, 23. 1. 1996, S. 1)
 - 
		Harte Zeiten für mongolische Dinosaurier.
 - 
		Der Leiter der Dinosaurier-Sammlung im mongolischen
		Nationalmuseum bedauerte, daß es immer noch nicht
		gelungen sei, alle Skelette und andere Fundstücke
		aus der Dinosaurierzeit der Öffentlichkeit
		zugänglich zu machen. Noch immer würden
		zahlreiche Fossilien in überfüllten Räumen
		des Geologischen Forschungszentrum lagern, während
		nur ein kleiner Teil im Nationalmuseum ausgestellt sei.
		Noch 1989 habe es Pläne für ein neues Museum
		gegeben, doch der Übergang zur Marktwirtschaft und
		die damit verbundenen ökonomischen Probleme haben
		das Projekt gestoppt. (Reuter, engl. , 2. 2. 1996)
 - 
		Neues Wahlgesetz.
 - 
		Das mongolische Parlament beschloß am 15. Januar
		1996 Änderungen zum bestehenden Wahlgesetz. Danach
		wird die Mongolei in 76 Wahlkreise aufgeteilt, aus denen
		jeweils ein Abgeordneter mit einfacher Mehrheit und
		mindestens 25 Prozent der Stimmen direkt ins Parlament
		gewählt werden soll. Nur die 70 Abgeordneten der
		regierenden Revolutionären Volkspartei stimmten
		für die Änderungen, die das geltende Prinzip
		der Mehrheitswahl nicht betreffen. Die Vertreter der
		Opposition nahmen deshalb an der Abstimmung aus Protest
		nicht teil. Unzufrieden mit dem neuen Wahlgesetz zeigte
		sich auch der mongolische Präsident Otschirbat. Er
		kritisierte, das Gesetz könne die Demokratie in
		Schwierigkeiten bringen, da weder die Meinung des
		Präsidenten noch die anderer Parteien
		berücksichtigt worden seien. Mit den jetzt
		beschlossenen Änderungen ist ein Kompromiß
		hinfällig geworden, den Opposition und
		Revolutionäre Volkspartei Ende 1995 ausgehandelt
		hatten. Darin war eine Mischung aus Mehrheits- und
		Proportionalwahl vorgesehen gewesen, denn 24 der 76 Sitze
		sollten indirekt über die Prozentanteile der
		Parteien vergeben werden. Hintergrund des Streits sind
		die Erfahrungen bei der Parlamentswahl von 1992. Damals
		hatte die Revolutionäre Volkspartei nur etwas mehr
		als 50 Prozent der Stimmen bekommen, doch aufgrund des
		Mehrheitswahlrechts erhielt sie 70 Parlamentsmandate,
		während die zersplitterte Opposition mit zusammen
		immerhin gut 40 Prozent Wählerstimmen nur sechs
		Sitze bekam. (Reuter, engl. , 16. 2. 1996)
 - 
		Projekt "Freie Presse".
 
		Der Förderung der freien Presse und der Ausbildung
		von Journalisten wollen sich das neugegründete
		Presseinstitut der Mongolei und das
		Zeitungs-Druckereihaus widmen, die im Februar ihre Arbeit
		aufgenommen haben. Das Projekt "Freie Mongolische
		Presse" wird von der dänischen Regierung und
		der Dänischen Schule für Journalisten
		unterstützt. (The Mongol Messenger, 21. 2. 1996, S.
		1)
- 
		Mongolische Opposition rückt zusammen.
 - 
		Angesichts des für die Parlamentswahlen im Juni
		geltenden Mehrheitswahlrechts wollen die beiden
		großen Oppositionsparteien, die Mongolische
		Nationaldemokratische Partei und die Mongolische
		Sozialdemokratische Partei, gemeinsame Kandidaten in den
		Wahlkreisen aufstellen. Auch die Mongolische Grüne
		Partei hat sich dem Wahlbündnis angeschlossen (DW
		Monitor-Dienst Asien, 26. 2. 1996, S. 7)
 - 
		Sieg über sich selbst?
 - 
		Mongolische Revolutionäre Volkspartei beging 75.
		Geburtstag. Am 1. März 1995 feierte die Mongolische
		Revolutionäre Volkspartei (MRVP) den Jahrestag ihrer
		Gründung vor 75 Jahren. Generalsekretär
		Budragchagiin Dash-Yondon sagte anläßlich des
		Jubiläums, es habe zwei entscheidende Siege in der
		Geschichte seiner Partei gegeben: die Revolution im Jahre
		1921 und der Sieg bei den Parlamentswahlen von 1992. Nach
		Auffassung von Dash-Yondon hat sich seine Partei von den
		Grundsätzen des Marxismus-Leninismus
		vollständig losgesagt. Alles in der Partei habe sich
		geändert, mit Ausnahme des Namens, doch auch dieser
		müsse diskutiert werden, sagte der
		Generalsekretär. Seine Partei habe in der Geschichte
		Fehler gemacht, jedoch keine, die den nationalen
		Interessen der Mongolei Schaden zugefügt
		hätten. Das Ziel der Revolution von 1921 habe darin
		bestanden, Unabhängigkeit von China und den
		intervenierenden Truppen aus Rußland zu erlangen.
		1991 habe die Partei das Mehrparteiensystem akzeptiert,
		den Marxismus-Leninismus sowie den Sozialismus aus ihrem
		Programm gestrichen und damit einen Sieg über sich
		selbst errungen. (Reuter, engl. 1. 3. 1996)
 - 
		Schlechte Noten für die Wirtschaftspolitik.
 - 
		In einer Umfrage äußerten sich 59 Prozent von
		500 befragten Mongolen unzufrieden über die
		Wirtschaftspolitik der Regierung. Nur sieben Prozent
		billigten deren Aktivitäten. 71 Prozent der
		Befragten erklärten, die Regierung können ihren
		Lebensunterhalt nicht garantieren. 24 Prozent hingegen
		meinten, ausreichend mit allem notwendigen versorgt zu
		sein. 33 Prozent gaben an, die regierende Mongolische
		Revolutionäre Volkspartei zu unterstützen.
		Dagegen erklärten 40 Prozent, sie würden keine
		Partei unterstützen. Zustimmung zur
		Nationaldemokratischen Partei äußerten 14
		Prozent, und 11 Prozent unterstützen nach eigenen
		Angaben die Sozialdemokratische Partei. (Reuter, engl. ,
		6. 3. 1996)
 - 
		Kugeln im Regierungsgebäude.
 - 
		Im mongolischen Regierungebäude wurden bei
		Reinigungsarbeiten acht unbenutzte Gewehrpatronen
		entdeckt. Die Kugeln waren in einer Toilette im dritten
		Stock des Gebäudes versteckt gewesen. (Reuter, engl.
		, 9. 3. 1996)
 - 
		Hepatitis-Erkrankungen nehmen ab.
 - 
		Um rund 200 Prozent ist die Zahl der Erkrankungen an
		Hepatitis B gesunken, seit 1987 mit einem umfangreichen
		Schutzimpfungs-Programm begonnen wurde. Nach 1991 wurden
		alle neugeborenen Babys immunisiert. (The Mongol
		Messenger, 20. 3. 1996, S. 1)
 - 
		Abgeordnete gut bei Kasse.
 - 
		Die Diäten der mongolischen Parlamentsabgeordneten
		wurden in den vergangenen drei Jahren 16 Mal erhöht.
		Es wird geschätzt, daß die Einkünfte
		eines Parlamentariers ungefähr das 20fache des
		Existenzminimums betragen. (The Mongol Messenger, 3. 4. ,
		S. 1)
 - 
		Strom wird teurer.
 - 
		Der mongolische Finanzminister kündigte an,
		daß die Strompreise in den nächsten vier
		Jahren angehoben würden. (The Mongol Messenger, 3.
		4. 1996, S. 1)
 - 
		Führungswechsel bei den Nationaldemokraten.
 - 
		Mit einer klaren Mehrheit von 60 Prozent wählte die
		Mongolische Nationaldemokratische Partei Tsahiagiin
		Elbegdordsch zu ihrem neuen Parteichef. Elbegdordsch
		löst Dawaadordschin Ganbold ab, der die Partei seit
		ihrer Gründung im Jahr 1990 angeführt hat.
		Erstmals wurde mit dieser Wahl der Parteichef direkt von
		den Mitgliedern der Partei gewählt. Auf einer
		Pressekonferenz im Anschluß an seine Wahl
		äußerte sich Elbegdordsch zuversichtlich
		über die Chancen der Opposition bei der
		bevorstehenden Parlamentswahl. "Ich glaube wir
		werden die Wahlen gewinnen, sagte er. Elbegdordsch war
		bereits 1990 eine der Führungsfiguren in der
		Demokratiebewegung. Er gilt als konsequenter
		Reformverfechter und ist im Lager der Demokraten
		überaus populär. (Reuter, engl. 4. 4. 1996)
 - 
		Wahljahr in der Mongolei.
 - 
		In der Mongolei finden in diesem Jahr zum dritten Mal
		nach der Wende allgemeine Wahlen statt. Als Wahltermin
		wurde der 30. Juni festgelegt. Die Opposition hatte
		vergeblich verlangt, die Wahlen schon vor dem 16. Juni
		abzuhalten, um zu verhindern, daß das Ergebnis der
		russischen Präsidentschaftswahlen das
		Wählerverhalten in der Mongolei beeinflußt.
		(Reuter, engl. 10. 4. 1996)
 - 
		Mehrheit der Verhaftungen ungerechtfertigt.
 - 
		Schwere Vorwürfe gegen die Polizei hat die
		mongolische Staatsanwaltschaft erhoben. Nach Angaben
		eines Sprechers erfolgten im letzten Quartal des Jahres
		1995 71 Prozent der 891 Verhaftungen ohne jede
		Berechtigung. Die Festnahme von Personen ohne Angabe
		Gründen sei zur Norm geworden, sagte der Sprecher.
		Es reiche bereits aus, die Amtshandlungen eines
		Polizisten in Frage zu stellen oder gegen sie Widerstand
		zu leisten, um für einige Tage in einer
		Polizeistation festgehalten zu werden. Im gesamten
		Zeitraum des Jahres 1995 wurden 3. 204 wegen kleinerer
		Vergehen arretiert, 4. 560 Personen als kriminell
		verdächtig festgenommen. (The Mongol Messenger, 10.
		4. 1996, S. 3)
 - 
		Harte Strafen für Viehdiebe.
 - 
		Haftstrafen von drei bis fünf Jahren sieht ein neues
		vom Parlament verabschiedetes Gesetz vor, wenn jemand des
		Viehdiebstahls überführt wird. In besonders
		schweren Fällen kann die Gefängnisstrafe auf
		bis zu zehn Jahre ausgedehnt werden. (The Mongol
		Messenger, 10. 4. 1996, S. 3)
 - 
		Denkmal für politisch Verfolgte.
 - 
		Vor dem Museum der Nationalen Geschichte in Ulaanbaatar
		soll eine Statue zur Erinnerung an die zehntausende Opfer
		der politischen Verfolgungen in den 30er Jahren
		aufgestellt werden. Allein in den vergangenen Jahren
		wurden 22.000 Menschen rehabilitiert. (The Mongol
		Messenger, 17. 4. 1996, S. 1)
 - 
		Privat-TV auf Sendung.
 - 
		Die erste private mongolische Fernsehstation, Adler TV,
		begann im April mit der Ausstrahlung ihres Programms. Der
		Sender, ein mongolisch-amerikanisches
		Gemeinschaftsunternehmen, bietet über CNN eine
		eigene 20minütige Nachrichtensendung an. Einer der
		Gründer von Adler TV ist der mongolische
		Sozialdemokrat B. Baabar. (The Mongol Messenger, 17. 4.
		1996, S. 1)
 - 
		Bevölkerung wächst auf über 3,5 Millionen.
 - 
		Stimmen Schätzungen mongolischer Demographen, dann
		könnten im Jahr 2010 mehr als 3,5 Millionen Menschen
		in der Mongolei leben. Gegenwärtig liegt die Zahl
		der Einwohner bei 2,3 Millionen. (The Mongol Messenger,
		24. 4. 1996, S. 1)
 - 
		Neue Münzen.
 - 
		Im April hat die Mongolei neue Münzen in Umlauf
		gebracht. Geprägt wurden die 20, 50, 100 und 200
		Tugrik Münzen in Ulaanbaatar, das Rohmaterial stammt
		aus Großbritannien. (The Mongol Messenger, 24. 4.
		1996, S. 1)
 - 
		Mongolische Falken in Gefahr.
 - 
		Im Altertum galt der Falke den Mongolen als
		Glücksbringer. In sozialistischer Zeit sank er dann
		auf den Status eines einfachen Vogels. Die Population hat
		in Kasachstan und der Mongolei seither rapide abgenommen.
		Viele Falken werden gejagt und von Schmugglern unter
		Verletzung des Washingtoner Artenschutzabkommens
		außer Landes gebracht. In den arabischen
		Golfstaaten sind Falken begehrte Maskottchen. Allein 1995
		wurden 80 Falken für zwei Millionen US-Dollar nach
		Saudi-Arabien verkauft. Die Mongolische Stiftung zur
		Vogelbeobachtung bemüht sich derzeit gemeinsam mit
		Partnern in Kuwait um den Schutz und die
		wissenschaftliche Erforschung der zentralasiatischen
		Vogelwelt. (The Mongol Messenger, 24. 4. 1996, S. 5)
 - 
		Verheerende Wald- und Steppenbrände in der Mongolei.
 - 
		Über 100 Brände richteten im Frühjahr in
		der Mongolei gewaltige Schäden an. Betroffen sind
		vor allem die Aimags Bulgan, Selenge, Chentii, Dornod,
		Huwsgul, Uws und Archangai. Zeitweise griffen die
		Brände auch auf die Innere Mongolei über. Die
		Feuer waren eine Folge des extrem geringen Niederschlags
		im vergangenen Winter und der anhaltenden Trockenheit im
		Frühjahr. In einer vorläufigen Bilanz der
		mongolischen Regierung hieß es, die Brände
		hätten 30.000 Quadratkilometer Wald - das sind 17,1
		Prozent der Wälder - sowie 50.000 Quadratkilometer
		Weideland - 4,2 Prozent der gesamten Weidefläche -
		vernichtet. 26 Menschen kamen ums Leben, Dutzende
		erlitten zum Teil schwere Verbrennungen. Mehrere tausend
		Familien und hunderttausende Stück Vieh mußten
		evakuiert werden. Obwohl Tausende von Feuerwehrleuten,
		Soldaten und Polizisten zur Brandbekämpfung
		eingesetzt wurden, konnten bis Ende Mai noch nicht alle
		Feuer unter Kontrolle gebracht werden. Heftige Winde und
		die anhaltende Trockenheit erschwerten die
		Löscharbeiten. Künstlich herbeigeführte
		Schneefälle, die die Brände ersticken sollten,
		bewirkten drastische Temperaturstürze und
		töteten tausende Nutztiere. Auch einige Kinder
		starben an Erfrierungen. Durch den Verlust von Vieh,
		Weideland und Jurten haben tausende Menschen ihre
		Existenzgrundlage verloren. Große Teile der
		Wälder - nur rund 15 Prozent der Mongolei sind mit
		Wald bedeckt - sind zerstört. Der Gesamtschaden
		wurde auf 1,8 Milliarden US-Dollar geschätzt.
		Experten der Vereinten Nationen sagten, die
		Brandkatastrophe verschärfe die wirtschaftlichen
		Probleme des Landes. Sie sei ein schwerer Rückschlag
		für das landwirtschaftliche Privatisierungsprogramm
		und verschlinge Ressourcen, die an anderer Stelle
		dringend benötigt würden. Die mongolische
		Regierung hat ausländische Regierungen und
		internationale Organisationen um Hilfe gebeten.
		Großbritannien stellte eine Soforthilfe in
		Höhe von 75.000 US-Dollar, die USA 30.000
		US-Dollar und Deutschland 30.000 DM zur Verfügung.
		In der Mongolei fehlt es vor allem an Ausrüstungen
		zur Brandbekämpfung, wie zum Beispiel
		Schutzbekleidung und Feuerlöschflugzeuge (Reuter,
		engl. , 2. 5. 1996, 3. 5. 1996, 11. 5. 1996, 22. 5. 1996,
		30. 5. 1996; DW Monitor-Dienst, Asien, 2. 5. 1996, S. 5)
 - 
		Situation in mongolischen Gefängnissen
		unverändert katastrophal.
 - 
		Die mongolische Tageszeitung "Ardyn Erch"
		meldete Ende Mai, daß seit Jahresbeginn 120
		Gefangene gestorben seien. Die meisten von ihnen seien an
		Tuberkulose erkrankt gewesen. Wie das Blatt berichtete,
		beklagen Ärzte, daß die Häftlinge meist
		viel zu spät in Krankenhäuser verlegt
		würden. Das Krankenhauspersonal unternehme alles
		medizinisch mögliche, um das Leben der Patienten zu
		retten, doch die Zahl der Todesfälle sei nicht
		rückläufig, denn immer mehr Häftlinge
		litten an Tuberkulose und Unterernährung. Die
		Häftlinge verfügten nicht über
		genügend Geld, um die Behandlung zu bezahlen.
		Darüber hinaus kümmerten sich viele
		Angehörige nicht um die Beerdigung der Verstorbenen,
		so daß die Krankenhäuser diese Aufgabe
		übernehmen müßten. Im vergangenen Jahr
		starben nach Angaben von "Ardyn Erch" 225
		Gefangene. (zit. n. The Mongol Messenger, 29. 5. 1996, S.
		6; siehe dazu auch den Bericht Das Gefängnisprojekt
		für die Mongolei im Heft 1996 der Notizen der
		Deutsch-Mongolischen Gesellschaft)
 - 
		Erste katholische Kirche in der Mongolei eröffnet.
 - 
		In Ulaanbaatar wurde die erste katholische Kirche der
		Mongolei ihrer Bestimmung übergeben. Die Baukosten
		von umgerechnet 1,6 Millionen Mark wurden
		überwiegend von Taiwan aufgebracht. Der Vatikan und
		die Mongolei hatten 1992 diplomatische Beziehungen
		aufgenommen. Im Land sind drei katholische Missionare
		tätig. Von den 2,3 Millionen Mongolen sind
		schätzungsweise 2. 500 Christen. (KNA, 31. 5. 1996)
 - 
		Feiern zum 75. Jahrestag der Unabhängigkeit.
 - 
		Am 11. Juli begeht die Mongolei den 75. Jahrestag ihrer
		Unabhängigkeit. Gleichzeitig soll feierlich daran
		erinnert werden, daß vor 790 Jahren Dschinggis Khan
		die mongolischen Stämme einte und damit den
		mongolischen Staat schuf. Das Doppelereignis soll -
		erstmals seit 1990 - wieder mit einer großen
		Militärparade begangen werden. (D. G. )
 - 
		Demokratische Opposition gewinnt Parlamentswahlen.
 - 
		Nach den vergeblichen Anläufen von 1990 und 1992
		haben die mongolischen Demokraten bei den
		Parlamentswahlen am 30. Juni 1996 einen klaren Sieg
		über die Mongolische Revolutionäre Volkspartei
		(MRVP) errungen. Im Großen Volkshural, dem
		mongolischen Parlament, stellen die Parteien der
		demokratischen Parteienkoalition (Demokratische Union) 50
		der 76 Abgeordneten. Zwei Drittel der Abgeordneten der
		Union kommen aus den Reihen der Mongolischen
		Nationaldemokratischen Partei (MNDP), die Mongolische
		Sozialdemokratische Partei (MSDP) verfügt über
		ein Drittel der Parlamentssitze. Die MRVP, die nach den
		Wahlen von 1992 noch 70 Abgeordnete stellte, gewann
		dieses Mal nur 25 Mandate. Erstmals seit 1921 befindet
		sich damit die einstige kommunistische Einheitspartei in
		der Opposition. Ein Mandat erhielt die Mongolische
		Vereinigte Traditionspartei. 86,9 Prozent der
		Wahlberechtigten machten von ihrem Stimmrecht Gebrauch.
		Die Zweidrittelmehrheit hat die Demokratische Union knapp
		verfehlt. Da das Parlament nur beschlußfähig
		ist, wenn mindestens zwei Drittel der Abgeordneten
		anwesend sind, kann die MRVP die Arbeit des Großen
		Volkshurals blockieren. Umfragen zufolge hat die
		Demokratische Union vor allem Stimmen von den jungen
		Wählern bekommen. Darüber hinaus gewann sie
		fast alle städtischen Wahlkreise. Doch auch auf dem
		Land konnte die Union eine Mehrheit der Wahlkreise
		erringen. (W. M. Prohl: Die Parlamentswahlen in der
		Mongolei am 30. Juni 1996, in: KAS Auslandsinformationen,
		8/1996)
 - 
		Regierungsbildung abgeschlossen.
 - 
		Rund vier Wochen nach den Parlamentswahlen vom 30. Juni
		war die neue mongolische Regierung komplett. Die Zahl der
		Ressorts wurde von bisher 16 auf 9 reduziert.
		Ministerpräsident M. Enchsaihan (MNDP,41) stellte am
		29. Juli folgende Kabinettsmitglieder vor:
		
		- Finanzen: P.  Tsagaan (MNDP, 37)
 
		- Justiz: J. Armasanaa (MNDP, 43)
 
		- Verteidigung: D. Dorligjaw (MNDP, 37)
 
		- Infrastrukturentwicklung: G. Nyamdavaa (MNDP, 38)
 
		- Bildung: C. Lhagwajaw (MSDP, 49)
 
		- Landwirtschaft und Industrie: L. Nyamsambuu (MNDP, 48)
 
		- Gesundheit und Soziales: Dr. L. Zorig (MSDP, 38)
 
		- Natur und Umwelt: Ts.  Adiyasuren (MSDP, 45)
 
		
		Vorübergehend nahm
		Ministerpräsident M. Enchsaihan auch das Amt des
		Außenministers wahr, weil es um die Besetzung des
		Postens mit S. Altangerel Auseinandersetzungen gab.
		Inzwischen hat Altangerel das Amt jedoch übernommen.
		Parlamentspräsident wurde der Sozialdemokrat R.
		Gontschigdorj, der unmittelbar nach der Wende 1990 dieses
		Amt schon einmal innehatte. Der Wirtschaftsreformer und
		frühere stellvertretende Ministerpräsident D.
		Ganbold übernahm den Vorsitz des
		Parlamentsausschusses für Wirtschaftspolitik. (The
		Mongol Messenger, 31. 7. 1996)
 - 
		MRVP-Generalsekretär Dash-Yondon abgelöst.
 - 
		Nach der Wahlniederlage der Mongolischen
		Revolutionären Volkspartei, die das Land seit seiner
		Gründung in den zwanziger Jahren regiert hat,
		mußte MRVP-Generalsekretär Dash-Yondon seinen
		Hut nehmen. An seine Stelle trat der frühere
		Kulturminister Enchbayar. Auch der Posten des
		Parteisekretärs wurde neu besetzt sowie ein neues
		Politbüro gewählt. Der neue Parteichef
		Enchbayar führte die Wahlniederlage der MRVP auf
		schlechte Organisation des Wahlkampf durch die
		örtlichen Parteigremien zurück. Er
		kündigte eine grundlegende Parteireform an.
		(DW-Monitordienst, nach Xinhua 30. 7. 1996 und Reuter,
		engl. 31. 7. 1996)
 - 
		Private Handelsbank pleite.
 - 
		Wegen ausbleibender Zinszahlungen, Überschuldung,
		Korruption und schlechtem Management wurde der ersten
		privaten Handelsbank, der 1992 gegründeten
		Zentralasien-Bank (CAB) am 5. Juni die Lizenz entzogen.
		Nach Auffassung von Bankern war der Kollaps der CAB
		Symptom einer größeren Finanzkrise in der
		Mongolei. So waren die insgesamt 13 privaten
		Handelsbanken des Landes gezwungen, maroden
		Staatsbetrieben umfangreiche Kredite einzuräumen und
		sitzen nun auf Milliarden von Tugrik fauler Kredite, mit
		deren Rückzahlung nicht gerechnet werden kann.
		Bereits im vergangenen Jahr mußte eine andere
		Privatbank ihren Bankrott erklären. (Reuter, engl.
		11. 7. 1996)
 - 
		Neues Zivilrecht mit deutscher Hilfe.
 - 
		Auf Einladung des mongolischen Justizministeriums hat ein
		deutscher Rechtsgelehrter, Dr. Rolf Knipper, den Entwurf
		für ein neues mongolisches Zivilrecht ausgearbeitet.
		Knipper hat eine ähnliche, Arbeit bereits in
		Georgien und Albanien geleistet. (The Mongol Messenger,
		31. 7. 1996)
 - 
		Cholera-Epidemie in den nordöstlichen Aimags.
 - 
		Elf Menschen starben nach dem Ausbruch der Cholera in
		mehreren Aimags im Nordosten der Mongolei. Über die
		betroffenen Gebiete wurde eine Quarantäne
		verhängt. Die Überlandstraße zwischen
		Erdenet und Ulan Bator war für längere Zeit
		gesperrt. Die Eisenbahnverbindungen waren ebenfalls
		unterbrochen, um ein Ausbreiten der tödlichen
		Krankheit zu verhindern. Gesundheitsminister Zorig
		ordnete die Schließung von Straßenkiosken,
		Märkten und des Zentralen Schwarzmarkts in Ulan
		Bator an. Als Ursache für den Ausbruch der Epidemie,
		von der über 600 Menschen betroffen waren,
		vermuteten die Gesundheitsbehörden bakteriell
		verseuchte Lebensmittel. Behauptungen, wonach chinesische
		Speisen, die von Arbeitern aus der Inneren Mongolei
		mitgebracht wurden, Träger der Cholera-Erreger
		gewesen seien, wurden von der Regierung in Peking mit
		Nachdruck dementiert. (The Mongol Messenger, 14. 8. 1996
		und 4. 9. 1996)
 - 
		Zanabazaar-Skulpturen gestohlen.
 - 
		Im August wurden zwei buddhistische Statuen des
		späten 17. Jahrhunderts aus dem
		Bogd-Khan-Palastmuseum gestohlen, die von Zanabazaar, dem
		berühmtesten Gestalter religiöser Kunst der
		Mongolei geschaffen wurden. Es handelt sich um zwei
		vergoldete Bronzedarstellungen der Tara, der weiblichen
		Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, die auf je
		160.000 US-Dollar geschätzt werden. Die
		Vernehmungen ergaben, daß die Museumswächter
		in der Nacht, als die beiden kostbaren Skulpturen
		gestohlen wurde, betrunken waren. (The Mongol Messenger,
		4. 9. 1996)
 - 
		Preissteigerungen im Energiesektor.
 - 
		Angesichts der anhaltenden Wirtschafts- und Energiekrise
		befaßte sich das Parlament auf einer Sondersitzung
		mit der Ankündigung der Regierung, daß sich in
		diesem Winter die Preise für Kohle, Benzin und Strom
		nahezu verdoppeln werden. Nach einer stürmischen
		Sitzung, in der vor allem die MRVP scharfe Kritik an der
		Regierung übte, stimmte die Mehrheit der
		Abgeordneten für die Preisfreigabe. Bereits vorher
		waren die Preise für Grundnahrungsmittel um rund 30
		Prozent gestiegen. (The Mongol Messenger, 4. 9. 1996)
 - 
		20.000 ehemals politisch Verfolgte rehabilitiert.
 - 
		Erstmals in ihrer jüngeren Geschichte gedachte die
		Mongolei am 10. September offiziell der Zehntausende von
		Menschen, die in den dreißiger und vierziger Jahren
		politisch verfolgt worden sind. Gleichzeitig wurde zur
		Wahrung ihres Andenkens im einstigen Wohnhaus von
		Ministerpräsident P. Genden, der 1937 in
		Rußland exekutiert wurde, ein Museum eröffnet.
		Die Gedenkstätte wird von Gendens Tochter, G.
		Tserendulam, geleitet. Das Museum enthält auch einen
		Raum zum Andenken an 35 mongolische Studenten, die in den
		zwanziger Jahren zum Auslandsstudium nach Deutschland und
		Frankreich entsandt worden waren und nach ihrer
		Rückkehr unter falschen Anschuldigungen ins
		Gefängnis geworfen wurden. Nach Angaben des
		staatlichen Rehabilitationsausschusses wurden seit 1991
		über 20.000 der insgesamt registrierten 35. 774
		ehemaligen politischen Häftlinge rehabilitiert. Die
		Regierung hat im Jahr 1995 mit 60 Millionen Tugrik
		überlebenden Opfern der stalinistischen Repression
		zu Wohnungen verholfen. (The Mongol Messenger, 11. 9.
		1996)
 - 
		Neuer Fernseh- und Rundfunkchef.
 - 
		Bei der Staatlichen Mongolischen Fernseh- und
		Rundfunkstation Mongol Radio wurde zum fünften Mal
		seit 1991 die Führungsspitze ausgewechselt.
		Ministerpräsident Enchsaihan ernannte den ehemaligen
		Redakteur und Vizedirektor Ts. Monchtor zum neuen
		Intendanten. (The Mongol Messenger, 11. 9. 1996)
 - 
		Bergwerk muß schließen.
 - 
		Weil sie die Transportrechnungen der Mongolischen
		Eisenbahn nicht mehr bezahlen konnte und daher nicht mehr
		beliefert wurde, mußte die größte Zeche
		der Mongolei in Sharyngol ihre Kohleförderung
		einstellen. Die Sharyngol-Zeche steht bei der Eisenbahn
		mit 200 Millionen Tugrik in der Kreide; weitere 248
		Millionen Tugrik schuldet sie Erdöllieferanten im
		Darchan Uul Aimag. Mit der Zechenschließung hat
		sich die Lage auf dem mongolischen Energiesektor weiter
		verschärft. (The Mongol Messenger, 11. 9. 1996)
 - 
		Lebensstandard auf dem Lande sinkt weiter.
 - 
		Die Situation der Menschen in den ländlichen
		Gebieten der Mongolei hat sich angesichts steigender
		Lebenshaltungskosten und des Niedergangs im
		Dienstleistungsbereich weiter verschlechtert. Rund 70
		Prozent der Nomadenfamilien besitzen weniger als 100
		Stück Vieh. Für eine Durchschnittsfamilie mit
		drei bis vier Kindern werden 200 Stück Vieh für
		einen normalen Lebensstandard als notwendig angesehen.
		(The Mongol Messenger, 2. 10. 1996)
 - 
		Buddha-Statue im Gandan-Kloster eingeweiht.
 - 
		Das Gandan-Kloster hat nach rund 60 Jahren sein
		größtes Heiligtum wieder. Anstelle der in den
		dreißiger Jahren während der stalinistischen
		Verfolgungen demontierten und zu Bomben und Munition
		für die Rote Armee der Sowjetunion verarbeiteten
		Mammutskulptur des Magjid Janraiseg
		(glücksbringende, augenöffnende Gottheit) wurde
		nach sechsjähriger Arbeit eine vergoldete Replika
		aus Bronze fertiggestellt, die Ende Oktober feierlich
		enthüllt und geweiht werden konnte. Die Statue ist
		26 Meter hoch und wiegt 90 Tonnen. Ihre Vorgängerin
		wurde 1913 hergestellt und galt als Symbol der nationalen
		Unabhängigkeit der Mongolei. Die Replika wurde u. a.
		mit Spenden der mongolischen Bevölkerung in
		Höhe von 180 Millionen Tugrik finanziert. (The
		Mongol Messenger, 9. und 30. 10. 1996)
 - 
		Kommunisten bei Kommunalwahlen vorn.
 - 
		Bei den Kommunalwahlen vom 6. Oktober konnten die
		Kommunisten in 15 Aimags und in der Hauptstadt Ulan Bator
		ihre Mehrheit erfolgreich verteidigen. Von den 1,2
		Millionen wahlberechtigten Bürgern stimmten fast 70
		Prozent für die Kandidaten der MRVP. Nur in sechs
		Aimags konnten sich die Parteien der demokratischen
		Koalition durchsetzen. Die Ursache lag nach Auffassung
		von Staatssekretär G. Ganbold an der mangelnden
		Wahlbeteiligung junger Wähler.
		Ministerpräsident Enchsaihan meinte, verglichen mit
		den vier Prozent bei den Kommunalwahlen 1992 hätten
		die demokratischen Parteien in diesem Jahr bereits
		wesentlich besser abgeschnitten. (The Mongol Messenger,
		9. 10. 1996)
 - 
		Rücktritt des Präsidenten der Staatsbank.
 - 
		Der Präsident der Bank of Mongolia, D. Molomjamts,
		erklärte seinen Rücktritt, nachdem das
		Parlaments eine Überprüfung der
		Auslands-Transaktionen der Bank beschlossen hatte. Einige
		Abgeordnete wollten den Rücktritt nicht akzeptieren,
		solange die Untersuchung nicht abgeschlossen ist. Auf dem
		Devisenkonto der Bank war ein Überschuß in
		Höhe von 400 Millionen US-Dollar festgestellt
		worden, der nicht belegt werden konnte. Außerdem
		war es in letzter Zeit zu einem exzessiven
		Personalwechsel in der Devisenabteilung gekommen.
		Molomjamts werden eine Reihe von
		Unregelmäßigkeiten zur Last gelegt, darunter
		die Vermietung der Garage der Staatsbank an die Firma
		Mongolmark zu Sonderkonditionen. Die Frau des
		Bankpräsidenten ist bei dieser Firma
		beschäftigt. Bereits 1994 war Molomjamts in einen
		Finanzskandal verwickelt, bei dem eine internationale
		Kredithilfe in Höhe von über einer Milliarde
		Tugrik einer einzigen Firma als Kredit gewährt
		wurde. Der Fall wurde vom damaligen
		Parlamentspräsidenten Bagbandi seinerzeit unter den
		Teppich gekehrt und nicht öffentlich erörtert.
		Molomjamts' Nachfolger ist sein bisheriger Stellvertreter
		J. Unenbat. (The Mongol Messenger, 30. 10. und 6. 11.
		1996)
 - 
		Früher Wintereinbruch bedroht Viehbestand.
 - 
		Die mongolische Regierung hat die örtlichen
		Behörden angewiesen, geschwächtes Vieh zu
		schlachten. Auf diese Weise soll die Futterversorgung
		für etwa 4,6 Millionen Stück Vieh angesichts
		früher heftiger Schneefälle sichergestellt
		werden. In 73 Soums ist die Steppe unter einer hohen
		Schneedecke begraben, so daß die eingeschneiten
		Herden aus der Luft mit staatlichen Futtervorräten
		versorgt werden müssen. Verteidigungsminister D.
		Dorligjaw teilte mit, wegen Treibstoffmangels sehe sich
		die Regierung nicht mehr in der Lage, Futter in die
		betroffenen Gebiete zu fliegen. (Reuter, engl. 5. 12.
		1996)
 - 
		Geheimdienstchef gefeuert.
 - 
		Der Große Volkshural beschloß am 6. Dezember
		die sofortige Entlassung des erst vor wenigen Monaten
		ernannten Geheimdienstchefs, General J. Baatar sowie eine
		gründliche personelle Umorganisation der
		Staatssicherheitsbehörde (TTG). Die Entscheidung
		fiel, nachdem ein Untersuchungsausschuß des
		Parlaments festgestellt hatte, daß die mongolische
		Staatssicherheit illegal Telefone der Revolutionären
		Volkspartei angezapft hat. Die Behörde hatte
		entsprechende Beschwerden der MRVP zuvor dementiert, aber
		eingeräumt, daß sie in der Vergangenheit, als
		die MRVP noch an der Regierung war, Journalisten
		ausgespäht habe. Zusammen mit General Baator
		verlieren etwa 140 Geheimdienstmitarbeiter ihre Posten.
		Neuer Chef der mongolischen Staatssicherheitsbehörde
		wird der stellvertretende Generalstaatsanwalt J.
		Enchnasan. Die Behörde ist größer als
		alle Ministerien zusammen. Die genaue Zahl ihrer
		Mitarbeiter gilt auch in der demokratischen Mongolei als
		Staatsgeheimnis. Bisher gab es keine parlamentarische
		Kontrolle über ihre Aktivitäten. (Reuter, engl.
		6. 12. 1996)
 - 
		Größtes Dinosaurier-Skelett Asiens gefunden.
 - 
		Das größte Dinosaurier-Skelett, das bisher in
		Asien gefunden wurde, ist nach Angaben der chinesischen
		Nachrichtenagentur Xinhua in der Inneren Mongolei, auf
		einem sogenannten "Dinosaurier-Friedhof" im
		westlichen Teil der Xilin-Gol-Steppe ausgegraben worden.
		Der 21 Meter lange und sechs Meter hohe Koloß
		müßte nach Schätzung der Wissenschaftler
		zu Lebzeiten rund 100 Tonnen gewogen haben. Der Fundort
		war vor rund 70 bis 130 Millionen Jahren ein mit
		Tropenwäldern bedecktes Seengebiet. (dpa, 9. 12.
		1996)