Kurznachrichten aus der Mongolei
		(Berichtszeitraum: Januar 1995 - Dezember 1995)
		von Bernd Johann
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		Aus Ulan Bator wird Ulaan Baatar.
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		Die Hauptstadt Ulan Bator wird künftig in der 
		Mongolei offiziell Ulaan Baatar geschrieben. (Reuter, 
		engl., 4.1.95)
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		Neuer Finanzminister.
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		Der frühere Botschafter in Kasachstan, Erdeniin 
		Byambajaw, wurde neuer mongolischer Finanzminster. Sein 
		Vorgänger, Davaasambuu, hatte "aus 
		persönlichen Gründen" das Handtuch 
		geworfen, nachdem ihm die Veruntreuung von Staatsgeldern 
		vorgeworfen worden war. (Reuter, engl., 19.1.95)
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		Immer mehr mongolische Kasachen wandern aus.
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		Über 50.000 Kasachen haben inzwischen ihre Heimat im
		Westen der Mongolei verlassen, um nach Kasachstan 
		überzusiedeln. Grund für die Emigration sind 
		v.a. fehlende Arbeitsplätze. In der mongolischen 
		Provinz Bayan Ölgij etwa, wo der größte 
		Teil der Kasachen lebt, haben viele Fabriken Konkurs 
		angemeldet. (Reuter, engl., 20.1.95.)
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		Parlament akzeptiert Veto des Präsidenten.
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		Der mongolische Staatshural akzeptierte das Veto des 
		Präsidenten gegen ein erst kürzlich 
		beschlossenes Gesetz zur Durchführung des 
		Bankengesetzes. Eine Mehrheit der Parlamentarier gestand 
		ein, daß das geplante Gesetz im Widerspruch zur 
		Verfassung gestanden hätte. (MM, 20.1.95, S.1)
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		Handeln Regierungsmitglieder gegen die Interessen der 
		Mongolei?
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		In einem Schreiben an den Staatspräsidenten
		richteten Oppositionspolitiker von der Mongolischen
		Demokratischen Partei der Wiedergeburt gegen eine Reihe
		von Kabinettsmitgliedern den Vorwurf, einen Ausverkauf
		der mongolischen Interessen zu betreiben. Sie
		kritisierten u.a. den Abschluß eines 
		"Partnerschaftsvertrages" mit der 
		ausländischen Firma "IBEX" durch den 
		stellvertretenden Ministerpräsidenten Ch. 
		Purewdortsch. Der Vertrag besäße eine Laufzeit
		von 99 Jahren und enthielte eine Klausel, die jegliche 
		Änderung der Vertragsbestimmungen während 
		dieses Zeitraums ausschließe. Zugleich erhielte die
		ausländische Firma großzügig Zugang zu 
		Rohstoffen und anderen Schlüsselbereichen der 
		mongolischen Wirtschaft. Hinter der Firma 
		"IBEX" stecke nach Presseberichten ein 
		Ausländer namens Khundakar Khalid Ahmed Hussein, der
		bereits für den Millionen-Dollar-Devisenverlust der 
		Mongolei vor einigen Jahren mitverantwortlich sei. Die 
		Oppositionspolitiker bemängelten überdies den
		Abschluß eines Kooperationsvertrages mit der Firma
		"MOLAM", einer Aktiengesellschaft, die ihren
		Sitz in den USA hat und von einigen Amerikanern und
		Mongolen gemeinsam gegründet worden ist. Der
		Vertrag ermögliche der Firma "MOLAM", 
		über einen Zeitraum von 40 Jahren Sendefrequenzen in
		der Mongolei kostenlos zu nutzen und verschaffe 
		unkontrollierten Zugang zu Telekommunikationsdiensten. 
		(MM, 10.2.95, S.1)
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		Mongolei streicht Frauentag wegen Besäufnissen.
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		Weil sie angeblich den Internationalen Frauentag nur als 
		Vorwand für übermäßigen 
		Alkoholgenuß genutzt hätten, hat das 
		mongolische Parlament den bisherigen Feiertag kurzerhand 
		gestrichen. Erstmals mußten die Mongolinnen am 
		8.März wieder zur Arbeit gehen. Stattdessen wurde 
		der Frauentag nun mit dem Internationalen Tag der Kinder 
		am 1.Juni zusammengelegt. Einige Frauen, darunter eine 
		der drei weiblichen Abgeordneten im Parlament, 
		kritisierten die Entscheidung. Sie erklärten, 
		daß es vor allem die Männer sein, die am 
		häufigsten zur Flasche griffen. (Reuter, engl. 
		8.3.95)
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		Präsident kritisiert Geheimdienst.
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		Präsident Punsalmaagiin Otschirbat hat nach einem 
		Bericht der Zeitung "Ardyn Erch" schwere 
		Vorwürfe gegen das staatliche Zentrum für 
		Spionage erhoben. Der mongolische Präsident 
		kritisierte Mitarbeiter der Behörde dafür, 
		daß sie vertrauliche diplomatische Dokumente und 
		Fotos von "wichtigen Objekten" gegen Bezahlung 
		an die Presse weitergegeben hätten. Zugleich 
		beschuldigte er die Geheimdienstler, bei der 
		Bekämpfung des organisierten Verbrechens, 
		insbesondere beim Handel mit Waffen aus Beständen 
		der Armee versagt zu haben. (Reuter, engl. 18.3.95)
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		Konferenz zur mongolischen Außenpolitik.
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		Vom 20. bis 21.3.95 fand in Ulaanbaatar eine 
		internationale Konferenz zum Thema "Geopolitik der 
		Mongolei - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" 
		statt. Die Teilnehmer aus Rußland, den USA, Japan, 
		China, Südkorea, Israel und Malaysia diskutierten 
		Perspektiven der mongolischen Außenpolitik. (MM, 
		24.3.95, S.3)
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		"Frauen und Gerechtigkeit".
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		Eine unabhängige Organisation "Frauen und 
		Gerechtigkeit" wurde in der Mongolei gegründet.
		Die Vereinigung will sich für den Schutz von 
		Interessen und Rechten der Frauen beim Übergang zur 
		Marktwirtschaft einsetzen. (MM, 24.3.95, S.1)
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		Staatspräsident für Änderung des 
		Wahlgesetzes.
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		In einem Interview mit der BBC sprach sich der 
		mongolische Staatspräsident Otschirbat für eine
		Änderung des Wahlgesetzes aus. Bis zu den kommenden 
		Parlamentswahlen im nächsten Jahr müsse ein 
		Wahlgesetz geschaffen werden, das allen politischen 
		Parteien die Tür zur Volksvertretung öffne. 
		(MM, 24.3.95, S.1)
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		Hunger, Tod und Krankheiten in mongolischen 
		Gefängnissen.
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		Nach Angaben von Amnesty International (ai) sterben in 
		mongolischen Gefängnissen Menschen an 
		Unterernährung und Krankheiten. Hauptgründe 
		für die katastrophalen Zustände seien die 
		mangelhafte Versorgung mit Nahrungsmitteln und die 
		unzureichende Hygiene in den Zellen. So gäbe es 
		beispielsweise nicht genügend funktionierende 
		Waschmöglichkeiten. Kritik übte die 
		Menschenrechtsorganisation auch an der medizinischen 
		Versorgung. Es fehle an Krankenhausbetten und 
		Medikamenten. Amnesty berichtete darüber, daß 
		viele Gefangene bereits nach Untersuchungshaft und 
		Verhören in einem sehr schlechten gesundheitlichen 
		Zustand seien. Das Justizministerium bestätigte 
		gegenüber der Presse, daß Häftlingen auf 
		den Polizeistationen mitunter Nahrungssmittel 
		vorenthalten würden, um auf diese Weise 
		Geständnisse zu erzwingen. Allerdings, so das 
		Ministerium, seien diese Vorfälle auf 
		willkürliches Handeln einzelner Beamter 
		zurückzuführen. Amnesty gibt an, daß von 
		Herbst 1993 bis He rbst 1994 mindestens 90 Menschen in
		mongolischen Haftanstalten starben. Im Dezember 1994
		saßen über 5.300 Menschen in 
		Gefängnissen. Die Todesstrafe ist nach wie vor 
		Bestandteil des mongolischen Strafrechts. 1994 wurden 26 
		Todesurteile gefällt. Rund die Hälfte solcher 
		Urteile wird Amnesty zufolge vollstreckt. (Kerstin Zyber,
		in: ai-Info 5/1995, S.8-9; Reuter engl., 27.3.95). Eine
		Arbeitsgruppe des mongolischen Parlaments gab Anfang Mai
		bekannt, daß allein in den ersten vier Monaten des
		Jahres 1995 52 Gefängnisinsassen an Krankheiten 
		starben. Für 1994 bezifferten die Parlamentarier die
		Zahl der Todesfälle auf 187. (MM, 12.5.95, S.4)
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		Größter Fund fossiler Saurier und 
		Säugetiere in der Gobi.
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		Wissenschaftler haben in der Wüste Gobi die bislang 
		größte Lagerstätte fossiler Saurier und 
		früher Säugetiere aufgespürt. Die Knochen 
		aus der Zeit der Oberen Kreide vor rund 120 Millionen 
		Jahren sind zum Teil außergewöhnlich gut 
		erhalten. Unter den einzigartigen Funden sind gepanzerte 
		Ankylosaurier, nashornähnliche Protoceratopsiden und
		eine große Anzahl der vermutlich räuberischen 
		Gattungen Oviraptor und Velociraptor. Daneben entdeckten 
		die Forscher Überreste von über 400 kleinen 
		Säugetieren und Echsen sowie den bisher ersten 
		Schädel des Laufvogels Mononykus. (dpa 29.3.95)
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		Preisobergrenzen für Fleisch.
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		Um den Bedarf der Verbraucher sicherzustellen, hat die 
		Stadtregierung von Ulaanbaatar Höchstgrenzen 
		für den Verkauf von Fleisch festgesetzt. Danach darf
		künftig ein Kilogramm Schweinefleisch nicht mehr als
		460 Tugrik und ein Kilogramm Schaffleisch maximal 470 
		Tugrik kosten. (MM, 7.4.95, S.4)
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		Immer mehr Kinder sind nicht in der Schule.
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		Nach Angaben des mongolischen Ministeriums für 
		Wissenschaft und Erziehung besuchen rund 80.000 von 
		insgesamt 420.000 Kindern im Alter zwischen acht und 
		fünfzehn Jahren nicht die Schule. In den letzten 
		Jahren haben 38.000 Kinder die Schule vorzeitig 
		verlassen, 18.000 Kinder haben bislang gar keinen 
		Schulunterricht erhalten. In vielen Aimags werden 
		schuldpflichtige Kinder von den Behörden nicht mehr 
		registriert und erst recht nicht zur Teilnahme am 
		Schulunterricht angehalten. (MM, 7.4.95, S.4)
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		Tsam-Masken auf Briefmarken.
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		In der Mongolei sind neue Briefmarken herausgegeben 
		worden, auf denen Masken des rituellen Tsam-Tanzes 
		abgebildet sind. (MM, 7.4.95, S.4)
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		Russischer Strom für West-Aimags.
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		Die westlichen Aimags Bajan Ölgij, Uws und Chowd 
		werden ab August 1995 Elektrizität aus dem 
		russischen Krasnojarsk beziehen. (MM, 7.4.95, S.3)
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		Wasserversorgung Ulaanbaatars bis 2010 gesichert.
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		Nach Untersuchungen japanischer Experten reichen die 
		Wasserressourcen des Flusses Tuul noch bis zum Jahr 2010,
		um die Hauptstadt mit dem notwendigen Naß zu 
		versorgen. (MM, 7.4.95, S.3)
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		Käseproduktion - ein Ausweg aus der Krise?
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		Die langen Transportwege sind ein großes Hindernis
		für die mongolischen Milchproduzenten. Nun hoffen
		Viehzüchter das Problem durch die Produktion von
		Käse aus Yak-Milch zu lösen. Im Unterschied zu
		Milch verdirbt Käse auf dem Transport in die
		Städte nicht so leicht. In der Mongolei wird die
		Kritik an den großzügigen Butter-Spenden aus
		dem Ausland lauter. Es wäre sinnvoller gewesen, die
		einheimischen Viehzüchter bei der Herstellung und
		der Vermarktung von Butter zu helfen, anstatt sie durch
		die Butterpakete einer Konkurrenz auszusetzen, schimpfen
		mongolische Viehzüchter. (Reuter, engl. 11.4.95)
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		Popularität der Parteien schwindet.
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		Das öffentliche Ansehen der mongolischen Parteien 
		schrumpft. Dies ist das Ergebnis einer Konferenz, die das
		Forschungsinstitut des mongolischen Parlaments Anfang 
		April in Ulaanbaatar durchführte. Nach Auffassung 
		der Teilnehmer ist der Imageverlust vor allem auf die 
		uneffektiven Streitigkeiten zwischen den Parteien 
		zurückzuführen. (MM, 14.4.95, S.1)
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		Erdenet-Kombinat belastet Umwelt.
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		Nach Angaben des mongolischen Ministeriums für Natur
		und Umwelt gefährden Schadstoffe aus dem Kupfer und 
		Molybdän-Bergwerk in Erdenet, die auf das schadhafte
		Abwassersystem zurückzuführen sind, das 
		Trinkwasser der Viehbestände in der Region. (MM, 
		14.4.95, S.2)
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		MIAT in Geldnot.
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		Der mongolischen Fluggesellschaft MIAT fehlt es nach 
		Darstellung ihres Generaldirektors an Geld für die 
		Erneuerung und Wartung der Flugzeuge. Grund seien die 
		sinkenden Einnahmen bei Inlandsflügen, da die 
		Treibstoffkosten gestiegen und die Flugpreise 
		annähernd konstant geblieben seien. (MM, 14.4.95, 
		S.2)
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		Tagung mongolischer Geschäftsleute und 
		Industrieller.
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		Mehrere hundert Geschäftsleute und 
		Unternehmensvertreter diskutierten auf Einladung der 
		Regierung vom 20.-22.4.95 in Ulaanbaatar die Perspektiven
		der privaten Wirtschaft in der Mongolei. Die Delegierten 
		kritisierten die mangelnde Unterstützung aus Politik
		und Verwaltung. Vor allem die überbordende 
		Bürokratie, so die Ansicht vieler 
		Wirtschaftsvertreter, behindere die ökonomische 
		Entwicklung. Einhellig begrüßt wurde der 
		Beschluß der Regierung, den Export von 
		unverarbeiteter Kaschmir-Wolle zu stoppen. Diese 
		Entscheidung sollte auch auf andere Rohstoffe ausgedehnt 
		werden, empfahlen die Tagungsteilnehmer. (MM, 21.4.95, 
		S.1-2)
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		Neues Eisenbahn-Terminal in Zamyn Uud.
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		Am 13.April 1995 wurde eine neue Eisenbahnstation in 
		Zamyn Uud im Süden des Landes an der Grenze zu China
		eingeweiht. Zu dem mit japanischer Hilfe gebauten Komplex
		gehört auch eine Umladestation für 
		Frachtgüter. (MM, 21.4.95, S.4)
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		Lehrerstreik.
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		Für bessere Bezahlung und soziale Grundsicherungen 
		streikten im April und Mai in Ulaanbaatar und 
		verschiedenen Aimag-Zentren mehrere tausend Lehrer. Die 
		Gehälter im Bildungswesen sind so niedrig, daß
		mehr als zwei Drittel der Lehrer, darunter 
		überwiegend Frauen, mit ihren Einkommen unterhalb 
		des von der Regierung festgelegten Existenzminimums 
		leben. (MM, 21.4.95, S.4 und 12.5.95, S.3). Als Reaktion 
		auf den Streik wurde Mitte Mai der bisherige Minister 
		für Erziehung und Wissenschaft von seinem Amt 
		enthoben. (MM, 19.5.95, S.1)
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		Mehr Engagement für Kinder.
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		Auf einer Konferenz, die vom mongolischen Parlament Ende 
		April in Ulaanbaatar organisiert wurde, verpflichteten 
		sich die Regierung sowie Vertreter der lokalen 
		Verwaltungen und Mitglieder von 
		Nichtregierungsorganisationen dazu, mehr für den 
		Schutz und die Entwicklung der Kinder zu tun. Im Zuge des
		Übergangs zur Marktwirtschaft verbringen viele 
		Kinder inzwischen ihr Leben auf der Straße. 
		Kinderprostitution und die Kriminalität von 
		Jugendlichen, aber auch die Zahl der Kinder, die nicht 
		die Schule besuchen, haben in den letzten Jahren 
		sprunghaft zugenommen. (MM, 28.4.95, S.1)
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		Ölbohrung.
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		Experten aus China, Indonesien und den Vereinigten 
		Staaten begannen Ende April in der Nähe von 
		Tamsagbulag im Dornod-Aimag mit der Bohrung nach 
		Erdöl. In einer Tiefe von 3.000 Metern werden 
		reichhaltige Ölvorkommen vermutet. (MM, 5.5.95, S.1)
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		Verzögerung bei der großen Privatisierung.
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		Obwohl die Privatisierung der großen Staatsbetriebe
		eigentlich im ersten Quartal 1995 abgeschlossen sein 
		sollte, waren im Mai 64 von 102 Unternehmen noch immer in
		staatlicher Hand. (MM, 5.5.95, S.2-3)
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		Kein Energieengpaß im Sommer.
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		Nach Angaben des Direktors des Vierten Kraftwerks von 
		Ulaanbaatar wird es im Sommer nicht zu Problemen bei der 
		Energieversorgung kommen. Er konnte allerdings keine 
		Voraussagen für die Situation im nächsten 
		Winter machen. (MM, 5.5.95, S.3)
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		Fast vier Millionen Einwohner im Jahr 2019?
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		Nach einer 
		Schätzung des Staatlichen Amtes für Statistik 
		wird die Bevölkerung der Mongolei bis zum Jahr 2019 
		auf 3,9 Millionen ansteigen.
		Für die nächsten vier Jahre erwarten die 
		Statistiker einen Einwohnerzuwachs auf 2,6 Millionen. 
		(MM, 5.5.95, S.4)
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		Gedenken an den Weltkrieg.
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		Anläßlich des 50. Jahrestags des Endes des 
		Zweiten Weltkriegs zeichnete der mongolische 
		Präsident Otschirbat russische Veteranen, die heute 
		dauerhaft in der Mongolei leben, mit Ehrenmedaillen aus. 
		Der russische Botschafter in Ulaanbaatar verlieg Orden an
		mongolische Kriegsteilnehmer. Am 9.Mai nahm Otschirbat an
		den offiziellen Gedenkfeierlichkeiten zu Jahrestag des 
		Sieges über Nazi-Deutschland in Moskau teil. (MM, 
		12.5.95, S.1)
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		"Nomaden und Kommissare".
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		Das Buch "Nomaden und Kommissare" des 
		Mongolisten Owen Lattimore ist nun auch in mongolischer 
		Sprache erschienen. (MM, 19.5.95, S.4)
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		Schneeleoparden durch Jäger bedroht.
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		Rund 1.700 Schneeleoparden leben noch in der Mongolei. 
		Obwohl die Jagd auf diese Tiere verboten ist, 
		beschlagnahmte der Zoll allein 1994 200 Felle. (The 
		Mongol Messenger, 9.6.95, S.3)
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		Treueeid gegenüber dem Staat.
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		Seit dem 1. Juni 1995 sind die Staatsbeamten in der 
		Mongolei per Amtseid zur absoluten Treue gegenüber 
		ihrem Heimatland verpflichtet. (MM, 
		9.6.95, S.1)
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		Auszeichnung für Präsident Otschirbat.
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		Der mongolische Präsident erhält die 
		"Fackel der Freiheit" für seine Verdienste
		im politischen und wirtschaftlichen Reformprozeß. 
		Die Auszeichnung wird von der amerikanischen 
		Öffentlichkeit verliehen und wurde dem 
		Präsidenten am 4. Juli dieses Jahres zusammen mit 
		einer Million US-Dollar überreicht. (The Mongol 
		Messenger, 9.6.95, S.1)
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		Berg in der Mongolei verschmutzt mit radioaktiven 
		Substanzen.
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		Japanische Experten haben radioaktive Substanzen im 
		Gletschereis des Munk-Chairchan (Suchbaatar-Berg), einem 
		Viertausender im Altai-Gebirge festgestellt. Nach Angaben
		der Forscher stehen die radioaktiven Partikel im 
		Zusammenhang mit den Atomwaffenversuchen in China. (The 
		Mongol Messenger, 16.6.95, S.4)
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		Brotpreise steigen.
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		Die staatliche Bäckerei in Ulaanbaatar erhöhte 
		den Preis für einen Laib Brot von 90 auf 105 Tugrik.
		(MM, 16.6.95, S.2).
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		Meinungsaustausch zum Wahlgesetz.
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		Ein Treffen des Präsidenten mit den Chefs der drei 
		im Parlament vertretenen Parteien brachte 
		Übereinstimmung darin, das geltende Wahlgesetz zu 
		verändern, so daß künftig 24 Sitze in der
		Volksvertretung über Parteilisten und 52 über 
		die direkte Wahl von Personen vergeben werden 
		können. (MM, 30.6.-7.7.95, S.1)
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		Seminar über Arbeitsgesetze.
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		Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für 
		Technische Zusammenarbeit (GTZ) veranstaltete das 
		mongolische Justizministerium ein Seminar zu 
		arbeitsrechtlichen Fragen. (MM, 
		30.6.-7.7.95, S.1)
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		Erinnerung an einen Staatsmann.
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		Die Mongolei feierte den hundertsten Geburtstag von 
		Dschamsrangijn Sambuu. Sambuu war über 17 Jahre 
		(1954-1971) Vorsitzender des Großen Volkshurals der
		Mongolei. Davor war er Botschafter in der Sowjetunion und
		der Volksrepublik Korea gewesen. Einen Namen machte sich 
		Sambuu auch durch Veröffentlichungen über die 
		mongolische Nomadenkultur. (MM, 30.6.- 
		7.7.95, S.1)
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		Mongolisches Zentrum für Geschäftsentwicklung.
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		Nach Umbaumaßnahmen im Gebäude kann nun das 
		vom TACIS-Programm der Europäischen Union 
		geförderte Mongolische Zentrum für 
		Geschäftsentwicklung seine Arbeit richtig aufnehmen.
		Ein mongolisches Beraterteam unter Direktor U. Barsbold, 
		ergänzt durch Experten von TACIS und dem United 
		Nations Development Programm, will kleinen und 
		mittelständischen Privatunternehmen in der Mongolei 
		behilflich sein. Angeboten werden Beratung in Finanz-, 
		Marketing- und Managementfragen sowie technische Hilfe 
		etwa beim Druck von Werbebroschüren. Im August 
		veranstaltete das Zentrum einen internationalen Workshop 
		zum Thema Nahrungsmittelherstellung, der von Dr. Ed 
		Brandt, einem TACIS-Mitarbeiter aus Deutschland, 
		eröffnet wurde. Ein Arbeitsschwerpunkt des neuen 
		Zentrums ist die Weiterverarbeitung von 
		landwirtschaftlichen Erzeugnissen. (MM,
		12.8.95, S.2 und 26.8.95, S.2)
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		Preise steigen weiter.
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		Im August kletterten die Preise für zahlreiche 
		Grundnahrungsmittel. Die Gesellschaft zum Schutz der 
		Konsumenteninteressen berichtete, Prüfungen 
		hätten ergeben, daß in verschiedenen 
		Geschäften Ulaanbaatars der Preis von Fleisch weit 
		über den Erzeugerkosten liege. Die 
		Verbraucherorganisation appellierte an die Behörden,
		solche übermäßigen Profite zu 
		unterbinden. Zugleich forderte sie Hilfen für arme 
		Menschen. (MM, 26.8.95, S.1)
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		Hat die Mongolei den Krieg gewonnen?
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		Anläßlich der Feierlichkeiten zum 50. 
		Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkriegs in Asien 
		veröffentlichte der "Mongol Messenger" 
		einen Artikel, der die Frage aufwarf, ob es richtig sei 
		zu sagen, die Mongolei habe den Krieg gewonnen. Der Autor
		vertrat die These, der gemeinsame militärische 
		Vorstoß sowjetischer und mongolischer Truppen gegen
		die Japaner wenige Tage vor der japanischen Kapitulation 
		am 15.8.1945 habe nicht der Abwehr einer Aggression 
		gegolten. Die Mongolei habe sich bis dahin weder in einem
		Krieg mit Japan befunden, noch habe es Hinweise darauf 
		gegeben, daß die japanische Armee die 
		Unabhängigkeit und territoriale Integrität der 
		Mongolei bedrohen wollte. Schließlich habe Japan 
		nach dem Abwurf zweier amerikanischer Atombomben kurz vor
		der Niederlage gestanden. Das sowjetisch-mongolische 
		Vorgehen sei deshalb primär von der Absicht der 
		Sowjetmacht bestimmt gewesen, strategische 
		Machtpositionen, die sie im Krieg mit Japan 1904/05 
		verloren hatte, zurückzugewinnen. (The Mongol
		Messenger, 26. 8. 95, S.3)
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		Haftstrafen wegen Korruption.
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		Zu zum Teil mehrjährigen Gefängnisstrafen 
		verurteilte ein Gericht in Ulaanbaatar elf 
		Geschäftsleute, die in den bislang 
		größten Korruptionsskandal der Mongolei 
		verwickelt waren. (Reuter, 30.8.95)
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		Lehrerstreik geht weiter.
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		Zum Schulbeginn am 1. September setzten die Lehrer ihren 
		landesweiten Streik für bessere Löhne fort. 
		Zahlreiche Schulen blieben deshalb auch nach den 
		Sommerferien geschlossen. (MM, 2.9.95, 
		S.1) In einem Gespräch mit Lehrern hatte 
		Präsident Otschirbat diese im Juni dazu 
		aufgefordert, den Ausstand zu beenden. Zugleich hatte er 
		versprochen, sich bei Regierung und Parlament für 
		eine Zusatzvergütung in Höhe von 40 Prozent des
		monatlichen Einkommens einzusetzen. Die Lehrer verlangen 
		eine Verdreifachung ihrer Gehälter und Reformen im 
		Erziehungssystem. Der Ausstand begann am 17.April. (The 
		Mongol Messenger, 16.6.95, S.1)
 - 
		Deutliche Worte.
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		Zu Beginn der Herbst-Sitzung des mongolischen Parlaments 
		übte der mongolische Präsident Otschirbat 
		scharfe Kritik an der Privatisierungspolitik der 
		Regierung. Noch immer seien 74,6% der Vermögenswerte
		in staatlicher Hand, diese erwirtschafteten jedoch nicht 
		mehr als ein Drittel des Bruttosozialprodukts. 
		"Warum sitzt die Regierung so passiv da, wie eine 
		Familie, die nichts besitzt?", fragte Otschirbat. 
		Aufgrund der Propaganda der Regierung glaube inzwischen 
		die Öffentlichkeit, daß die Entstaatlichung 
		gut voran gekommen sei. In Wirklichkeit seien aber erst 
		19,2% der Wirtschaft privatisiert. Obwohl das Interesse 
		am Privatsektor wachse, lasse die Regierung die 
		Privatbetriebe allein im Kampf gegen die staatliche 
		Bürokratie. Vor allem die Viehzüchter, eine der
		Hauptstützen der mongolischen Wirtschaft, 
		würden vernachlässigt. Sie haben noch nicht 
		einmal das Recht, ein Bankkonto zu eröffnen, klagte 
		der Präsident, der zudem eine Senkung der Steuern 
		für Privatbetriebe forderte. (Reuter, engl., 
		10.10.95 )
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		Mongolen leben gefährlich.
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		Schlafende Lokführer, Flugzeugunglücke, 
		betrunkene Autofahrer, Raubüberfälle in der 
		Eisenbahn und Passagiere, die aus überfüllten 
		Bussen fallen - die Regierungszeitung "Ardyn 
		Erch" zog eine erschreckende Bilanz der Situation im
		mongolischen Transportwesen. "Die Mongolen haben 
		keinerlei Überlebensgarantien", kommentierte 
		das Blatt und forderte bessere Sicherheitsvorkehrungen. 
		(Reuter, engl., 7.11.95)
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		Polizei im Kampf gegen Alkoholismus.
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		In den ersten zehn Monaten des Jahres griff die 
		mongolische Polizei 65.000 betrunkene Bürger auf den
		Straßen des Landes auf. Viele Trinker wurden in 
		Ausnüchterungszentren gebracht. (Reuter, deutsch, 
		17.11.95)
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		Führungswechsel beim Radio und Fernsehen.
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		Das staatliche Mongolische Radio und Fernsehen hat eine 
		neue Leitung: 
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		Herr Ulziisaichan Enchtuwschin: Vorsitzender
 - 
		Herr Tserendoo Munchtur: Vize-Vorsitzender
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		Frau Urtnasan Sarantuja: Direktorin (Radio)
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		Frau Tumendemberel Sarantuja: Direktorin (TV)
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		Frau Alexej Ojuntschimeg: Leiterin der Abteilung für 
		Internationale Beziehungen
 
		Frau U. Sarantuja und Frau Ojuntschimeg haben 1994 und
		1995 an Rundfunkmanagement-Seminaren des
		Ausbildungszentrums der Deutschen Welle in Köln
		teilgenommen.
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		Frauen suchen politische Macht.
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		Die Mongolische Frauen Koalition, die sich zum Ziel 
		gesetzt hat, den Anteil von Frauen in 
		Führungspositionen zu vergrößern, wird 
		bei den Parlamentswahlen im nächsten Sommer 
		antreten. Im derzeitigen Parlament sind nur drei Frauen 
		unter den 76 Abgeordneten. (Reuter, engl, 5.12.95)
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		Otschirbat drängt auf Änderung des 
		Wahlgesetzes.
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		Vor dem Parlament sprach sich Präsident Otschirbat 
		erneut dafür aus, das Wahlgesetz zu ändern. Die
		Einführung der Verhältniswahl würde die 
		Chancen der Opposition bei den Parlamentswahlen im 
		kommenden Juni verbessern und die durch die 
		Monopolstellung der Mongolischen Revolutionären 
		Volkspartei entstandene politische Krise beenden. (The 
		Mongol Messenger, 23.12.95, S.1)
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		Neuer Rundfunksender.
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		Vom 31. Dezember 1995 an können die Bürger 
		Ulaanbaatars die Programme einer neuen UKW-Station 
		hören. Gegründet wurde der Sender "AE 
		& Jaag Studio" u.a. von der Zeitung "Ardyn 
		Erch". (MM, 23.12.95, S.1)
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		Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert.
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		Im Dezember 1995 unterzeichnete Ministerpräsident
		Dschasrai das "Mongolische Aktionsprogramm für
		das 21. Jahrhundert", kurz MAP-21 genannt. Der
		ständige Vertreter des Entwicklungsprogramms der
		Vereinten Nationen (UNDP), Jan W. Swietering, sagte
		finanzielle Unterstützung zu. Im Rahmen des MAP-21
		Projekts soll in den kommenden zwei Jahren eine
		nationale Agenda für das kommende Jahrhundert
		ausgearbeitet werden, die Konzepte nachhaltiger,
		umweltschonender Entwicklung mit ökonomischem und
		sozialem Fortschritt verbindet. Im Rahmen von
		Pilotprojekten sollen zunächst in drei 
		verschiedenen Regionen der Mongolei die Lebensbedingungen
		der örtlichen Bevölkerung verbessert werden, um
		daraus Erkenntnisse für entwicklungspolitische 
		Strategien im ganzen Land zu gewinnen. Das MAP-21 Projekt
		ist abgestimmt mit anderen Aktionsplänen wie zum 
		Beispiel den Programmen zur Armutsbekämpfung und zur
		Bekämpfung von Wüstenbildung. (The Mongol 
		Messenger, 23.12.95, S.1)
 - 
		Leichter Anstieg der Verbraucherpreise.
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		Im November 1995 stiegen die Verbraucherpreise 
		gegenüber dem Vormonat mit 1,8 Prozent nur leicht 
		an. (MM, 23.12.95, S.2)
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		Bevölkerung wächst.
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		Nach Angaben des Amtes für Statistik ist die 
		Einwohnerzahl der Mongolei auf 2,29 Millionen gewachsen. 
		Die Zahl der Beschäftigten beträgt 802.200; 
		47.300 Menschen sind offiziell als arbeitslos 
		registriert. (MM, 1.1.96, S.1)
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		Erdenet-Konzern aufgespalten.
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		Die mongolische Regierung hat die bislang sechs 
		verschiedenen Unternehmensbereiche des Erdenet-Konzerns 
		(von der Erzaufbereitung über die Zementproduktion 
		bis hin zur Landwirtschaft) in selbständige 
		Unternehmen umgewandelt. Der Betrieb erwirtschaftet 
		derzeit mehr als die Hälfte der mongolischen 
		Außenhandelseinnahmen. (MM, 
		1.1.96, S.1)