Internationale Kurznachrichten aus der Mongolei
		(Berichtszeitraum: Februar 1992 - Dezember 1992)
		von Bernd Johann
- 
		Nordostasiatische Wirtschaftszone geplant (28. 2. 1992).
 - 
		Die Mongolei, China, Rußland, Japan, Süd- und
		Nordkorea kamen überein, im Gebiet der 
		Tumen-Mündung eine gemeinsame Wirtschaftszone zu 
		schaffen. (DW-Monitor Asien, 5. 3. 92, S. 3).
 - 
		Ministerpräsident Bjambasuren in Europa.
 - 
		Im Rahmen einer Europa-Reise reiste der mongolische 
		Ministerpräsident erstmals ins vereinte Deutschland 
		(25. - 27. 2. 1992). Er würdigte die Rolle 
		Deutschlands als wichtigstem Partner in Europa. 
		(SWB-FE/1317, 29.2. 92). Danach besuchte Bjambasuren 
		Frankreich, Belgien und die Europäische 
		Gemeinschaft. Im Anschluß flog er nach Moskau zu 
		Gesprächen über die Entwicklung 
		gutnachbarlicher Beziehungen und die Lösung 
		wirtschaftlicher Probleme zwischen beiden Ländern. 
		Der Regierungschef sprach sich für den 
		Abschluß eines Vertrages über Freundschaft und
		Zusammenarbeit aus. Rußland sagte zu, die Mongolei 
		weiter mit Ölprodukten zu beliefern (MM, 10. 3. 92; 
		DW-Monitor Asien, 20. 3. 92, S. 4 ff.).
 - 
		Irritationen zwischen Peking und Ulan Bator.
 - 
		Am 24. 3. 1992 wurde ein geheimes chinesisches Dokument 
		bekannt, das alle drei mongolischen Gebiete - die 
		Burjatische Autonome Region, die unabhängige 
		Mongolei und die Innere Mongolei - als chinesisches 
		Territorium reklamierte. Das Papier kritisierte 
		panmongolische Bestrebungen, die mongolischen Gebiete in 
		China und Rußland mit der unabhängigen 
		Mongolei zu vereinigen. (D. Götting: 
		Mongolisch-chinesische Beziehungen auf dem 
		Prüfstand, Aktuelle Analyse des BIOst Nr.31/1992).
 - 
		Südkoreas Außenminister in Ulan Bator (17. -
		20. 4. 1992).
 - 
		Die Mongolei und Südkorea vereinbarten den Ausbau
		ihrer wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit.
		Zugleich erhielt die Mongolei weitere Zusagen über
		Hilfen und Kredite (MM, 21. 4. 92).
 - 
		Indiens Vizepräsident in der Mongolei (17. -20. 4.
		1992).
 - 
		Beide Seiten vereinbarten eine Reihe von Dokumenten
		über wirtschaftliche, kulturelle und politische
		Kooperation. (MM, 21. 4. 92).
 - 
		Ministerpräsident Bjambasuren in Peking (7. - 11.
		5. 1992).
 - 
		Nach über 30 Jahren erfolgte erstmals wieder ein
		offizieller Besuch eines mongolischen Regierungschefs in
		China. Die Mongolei erhielt Zusagen über
		Wirtschafts- und Finanzhilfen, darunter einen Vertrag
		über die Lieferung von 50.000 Tonnen 
		Erdölprodukten und einen Kredit in Höhe von 
		umgerechnet 15 Mio. DM. Beide Seiten äußerten 
		den Wunsch nach freundschaftlicher Nachbarschaft. Chinas 
		Ministerpräsident Li Peng erklärte, daß 
		sein Land die Unabhängigkeit und 
		Souveränität der Mongolei respektiere. 
		(DW-Monitor Asien, 12. 5. 1992, S. 2; MM, 12. 5. 1992; D.
		Götting a.a.O.).
 - 
		Mongolei und Südkorea suchen Energie-Kooperation 
		(28. 5. 1992).
 - 
		Die beiden Staaten verhandelten über den Bau eines
		Kraftwerkes in der Mongolei und einen dreiseitigen
		Kohlehandel mit Rußland. (DW-Monitor Asien, 1. 6.
		92, S. 3).
 - 
		Konferenz der Geberländer in Tokio (28. - 29. 5.
		1992).
 - 
		Die Gewährung von Hilfen und Krediten in einer
		Höhe von 320 Mio. US$ über einen Zeitraum von
		18 Monaten beschlossen die Vertreter der
		Geberländer und internationaler Organisationen. 
		Zuzüglich zu Hilfen in Höhe von 200 Mio. US$, 
		die die Geberländer bereits 1991 in Aussicht 
		gestellt hatten, wurde weitere Hilfen im Wert von 75 Mio.
		US$ zugesagt. (MM, 2. 6. 92).
 - 
		Arbeitsbesuch von Ministerpräsident Bjambasuren in 
		Japan (28. - 29. 5. 1992).
 - 
		Neben dem Ausbau der bilateralen Beziehungen wurden
		umfangreiche Nahrungsmittelhilfen für die Mongolei
		verabredet. (MM, 2. 6. 92).
 - 
		Mongolisch-Russische Kommission (2. 6. 92).
 - 
		Vereinbarungen über zwischenstaatliche Bezahlungen
		im Handelsverkehr und ein Protokoll über die
		wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichneten 
		Mitglieder der Mongolisch-Russischen Kommission für 
		Handel, wirtschaftliche, wissenschaftliche und technische
		Zusammenarbeit in Ulan Bator. Nach Ansicht der 
		Delegationen sollte der Handelsumsatz beider Staaten im 
		Jahre 1992 rund 400 Mio. US$ erreichen. Rußland 
		sagte zu, die Mongolei mit 800.000 Tonnen Öl zu 
		beliefern. Die Mongolei versprach, Kupferkonzentrat und 
		Fleisch nach Rußland zu exportieren. (MM, 2. 6. 92;
		MM 9. 6. 92).
 - 
		"Politik der offenen Tür".
 - 
		Im Zeichen der außenpolitischen Öffnung 
		besuchte Außenminister Gombosuren die Türkei 
		(29. - 31. 5.), die Ukraine (1. - 2. 6.) und 
		Österreich (3.- 4. 6. 1992). (MM, 9. 6. 92).
 - 
		Bundestagsausschuß für wirtschaftliche 
		Zusammenarbeit in der Mongolei (6. - 10. 7. 1992).
 - 
		Die Delegation des Deutschen Bundestages informierte
		sich über die aktuelle Lage in der Mongolei. Sie
		empfahl u.a. der Bundesregierung den Verzicht auf die
		mongolischen Altschulden in Höhe von 47 Mio. DM,
		die noch aus Verbindlichkeiten gegenüber der
		ehemaligen DDR stammen. (Ausschußdrucksache 12/173
		v. 24. 9. 92).
 - 
		Deutscher Staatsminister in der Mongolei (8. - 11. 7.
		1992).
 - 
		Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Helmut
		Schäfer, setzte sich für eine Fortsetzung der
		Entwicklungsprojekte der ehemaligen DDR ein. Zugleich
		versprach er der Mongolei deutsche Unterstützung in
		Form von Krediten, gemeinsamen Projekten und Beratung
		durch Experten. (MM, 14. 7. 92).
 - 
		Geberländer unzufrieden.
 - 
		Internationaler Währungsfonds, Weltbank und 
		Asiatische Entwicklungsbank verzögerten im Sommer 
		1992 die Auszahlung kurzfristiger Kredite in Höhe 
		von 38 Mio US$, da die Mongolei eine Reihe von 
		Bedingungen der Geberländer nicht erfüllt 
		hatte. Insbesondere die Verschleppung der Preisfreigabe 
		stieß auf Kritik. (MM, 27. 10. 92).
 - 
		Bundesminister Spranger in der Mongolei (16. - 20. 8.
		1992).
 - 
		Der deutsche Entwicklungsminister war der erste
		hochrangige Gast aus Westeuropa der neuen Regierung.
		Spranger unterzeichnete eine Vereinbarung über die
		Gewährung von Hilfen in Höhe von 15 Mio. DM,
		davon 5 Mio DM als technische Hilfe. Er sprach sich
		für den Erhalt des Staatsgutes Bornuur aus, das
		einst mit DDR-Entwicklungshilfe errichtet wurde und
		seither kaum rentabel arbeitet (MM, 25. 8. 92; FAZ, 28.
		8. 92).
 - 
		Abzug der russischen (sowjetischen) Soldaten 
		abgeschlossen (15. 9. 1992).
 - 
		Die früher bis zu 100.000 Mann starke Truppe der
		ehemaligen Roten Armee verließ 
		vereinbarungsgemäß das Land. (MM, 29.12. 92). 
		Bei seinem Japan-Besuch im Mai hatte der damalige 
		Ministerpräsident angekündigt, daß Land 
		wolle nach dem Abzug eine "Politik der konsequenten 
		Neutralität" führen. Nach seiner Ansicht 
		sollte künftig eine etwa 20.000 Mann starke 
		mongolische Armee die Sicherheit der Grenzen 
		schützen. (DW-Monitor Asien, 2. 6. 92, S. 5).
 - 
		Rede von Staatspräsident Ochirbat vor der UNO (25. 
		9. 1992).
 - 
		Vor der 47. Generalversammlung der UNO wies der 
		mongolische Präsident auf die neue entideologisierte
		Außenpolitik seines Landes hin. Er machte das 
		Interesse deutlich, enge und kooperative Beziehungen zu 
		allen Staaten zu entwickeln, insbesondere zu den beiden 
		Nachbarn Rußland und China. Ochirbat lehnte die 
		Stationierung und den Transport von 
		Massenvernichtungswaffen in der Mongolei ab und warnte 
		davor, Zentralasien in einen Schauplatz des 
		Wettrüstens zu verwandeln. (MM, 29. 9. 92).
 - 
		Mongolischer Außenminister in Moskau (19. - 22.
		10. 1992).
 - 
		Ts. Gombosuren und sein russischer Kollege, A. Kosyrew,
		erörterten Fragen der bilateralen ökonomischen
		und politischen Beziehungen. Initiiert wurde der Entwurf
		eines "Abkommens über freundschaftliche
		Beziehungen und Zusammenarbeit". Abgeschlossen
		wurde ferner eine Übereinkunft über den
		Transport von Gütern durch russisches Territorium.
		(MM, 27. 10. 92; SWB-FE/1526, 31. 10. 92).
 - 
		Kasachstans Premierminister S. A. Tereschtschenko in der
		Mongolei (27. 10. 1992).
 - 
		Während seines Aufenthalts wurden Vereinbarungen 
		über wirtschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet. 
		Tereschtschenko besuchte den Aimak Bayan-Olgii, wo 
		über 100.000 Kasachen leben. Mit der Feststellung, 
		Kasachstan sei die Heimat aller Kasachen, 
		bekräftigte er die Politik von Präsident 
		Nasarbajew, die Kasachen in anderen Ländern zu einer
		Übersiedelung nach Kasachstan aufzufordern. Rund 
		40.000 Kasachen aus der Mongolei gingen inzwischen 
		Arbeitsverträge in Kasachstan ein. (MM, 3. 11. 92; 
		SWB-FE/1526, 31. 10. 92).
 - 
		Krawtschuk besucht Mongolei (3. - 5. 11. 1992).
 - 
		Während eines dreitägigen Besuches des
		ukrainischen Präsidenten wurden sechs Verträge
		unterzeichnet, darunter ein "Abkommen über
		freundschaftliche Beziehungen und Zusammenarbeit".
		Darüber hinaus wurden Verträge über die
		Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technik, Kultur,
		Erziehung und Investitionsschutz geschlossen. Krawtschuk
		war der erste der GUS-Staatschefs, der die Mongolei
		besuchte. (MM, 10. 11. 92; SWB-FE/1532, 7. 11. 92).