6. Ausblick

Unser Anliegen war es, mit der vorliegenden Arbeit das Phänomen Internet Relay Chat in seiner Ganzheit durch die Augen unserer Gesprächspartner zu betrachten und auf Basis dieser Daten auf Bedeutungsschwerpunkte für die Nutzer hin zu untersuchen sowie diese zu analysieren. IRC stellt seinen Anwendern eine textbasierte virtuelle Realität bereit, in der psychologisch ganz andere Rahmenbedingungen für Handeln, Erleben und Konstruktionen gegeben sind. All das gestaltet sich in Abhängigkeit vom Individuum ganz unterschiedlich aus. Dennoch meinen wir, aus dem weiten Feld der Möglichkeiten relevante Bedeutungsschwerpunkte herausgearbeitet zu haben. Dabei war es für uns sehr interessant und faszinierend, sich mit den verschiedenen Formen des medialen Handelns und Konstruierens auseinanderzusetzen und Verknüpfungen und Bezüge zu entdecken. Für sich genommen zeigte sich jedes Konzept einer weiteren Bearbeitung und eingehenderen Betrachtung würdig, da viele Fragen noch nicht geklärt werden konnten, was aber auf den explorativen Charakter dieser Studie zurückzuführen ist. Gerade für die Psychologie bietet sich hier ein großes Gebiet an, psychologische Phänomene und Fragestellungen unter neuartigen Bedingungen zu untersuchen. Zur Einbettung wäre in diesem Kontext ein theoretisches Rahmenwerk zu Psychologie im Zusammenhang mit computervermittelter Kommunikation und Virtualität wünschenswert. Denn viele psychologische Disziplinen sind von den Entwicklungen betroffen, so z.B. die Sozialpsychologie, die sich fortan auch mit anderen Formen sozialer Beziehungen auseinanderzusetzen haben wird. Die Zukunft wird zeigen, wie rasant und wie stark sich das Internet und seine medialen Kommunikationsumgebungen entwickeln wird, was gewiß ein Bereich ist, der psychologischer Forschung wert wäre. Es obliegt der Psychologie, Wechselwirkungen zwischen Mediengebrauch und Nutzern, neue und andere Interaktionsformen, Bedeutungen, Sinn-, Identitäts- und Wirklichkeitskonstruktionen des Individuums zu behandeln und daraus Erkenntnisse zu ziehen. Wichtig wäre es, auf dieser explorativen Untersuchung basierende Erkenntnisse weiter zu präzisieren und anhand einer größeren Anzahl von Nutzern und damit auch Daten zu untersuchen. Denkbar wären quantitative Untersuchungen, die zwar subjektives Erleben nur vermindert thematisieren, dafür aber einen höheren Verallgemeinerungsgrad aufweisen, was sicherlich für Basiserkenntnisse bezüglich einer Internet- Psychologie wünschenswert wäre. Wir hoffen, mit unserer Untersuchung einen Anhalts- und Anknüpfungspunkt für psychologische Forschung im Bereich computervermittelter Kommunikationsszenarien geschaffen zu haben.