Thematischer Interviewleitfaden
DEMOGRAPHISCHE DATEN (Geschlecht, Alter, Familienstand, Beruf, Einkommen) UND DURCHSCHNITTLICHE ZEIT ONLINE / WOCHE
Folgende Themen können exploriert werden:
OFFENER ANFANG
Späteres Aufgreifen der hier angesprochenen Themen
ANALYSE DER SITUATIONALEN ASPEKTE / ALLTAGSEINBETTUNG
- Wann und bei welcher Gelegenheit wird das IRC- Programm angewendet
- Motive (z.B. Langeweile / Unterhaltung / Entspannung / Frust ablassen / Lust auf Kommunikation)
- Besteht eine Gewohnheit / wie sieht diese aus / wie kommt es dazu
- Wann wird das Programm verlassen
- Was hätte man statt dessen getan (z.B. Interaktion mit anderen, Pflichten, Berieselung wie z.B. Fernsehen)
- Welcher Beschäftigung ähnelt IRC
- Änderungen im außermedialen Umfeld durch IRC
- (hinzugekommen nach dem ersten Interview: )Verändert sich das Zeitempfinden / gerät man in eine andere Verfassung
ANALYSE DER HANDHABUNG / HANDLUNGSFORMEN IM IRC
- Schilderung einer typischen Sitzung
- Worauf kommt es beim IRC an / worin besteht der Gewinn / was fasziniert am IRC
- Welches ist die bevorzugte Kommunikationsart und warum
- Beteiligungsgrad
ANALYSE DES IRC- HANDELNS UNTER EINBEZUG MEDIENIMMANENTER PSYCHO- SOZIALER MÖGLICHKEITEN
DABEI AUFGREIFEN UND VERTIEFEN DER VOM GESPRÄCHSPARTNER ALS RELEVANT ERLEBTEN / SICH ZEIGENDEN ASPEKTE
A) KONTAKTE
- Welchen Unterschied sehen die Nutzer zwischen Online- und Real Life- Kontakten
- Vorgehensweise bei der Kontaktknüpfung
- Was ist an den hier geknüpften Kontakten anders (z.B. weniger Verpflichtung, einfachere Kontaktanbahnung, keine Vorurteile)
- Vor- und Nachteile der Netzkontakte
- Was ist der Zweck und Bedeutungshintergrund für die Kontaktaufnahme im IRC (z.B. Freundeskreiserweiterung, mehr Unabhängigkeit von Umfeld und peer- group, Leute mit gleichen Interessen, Kennenlernen anderer Kulturen, Gesprächspartner für ernste Themen)
- Sollen die Kontakte weitergeführt werden / warum und wie
- Welche Erwartungen hat man an den Kommunikationspartner, wie soll er sein
B) KOMMUNIKATION
- Wie fühlt man sich ohne non- verbalen Input
- Wie fühlt man sich ohne non- verbalen Output
- Wie werden eventuelle Defizite kompensiert
- Gibt es Veränderungen in der Rezeption (z.B. Mißverständnisse)
C) IDENTITÄTSWECHSEL
- Handhabung der Identität(en) (z.B. immer eine, oder mehrere Identitäten) und Bedeutungshintergrund dieses Handelns
- Wie verändert man seine Identität im IRC (z.B. Persönlichkeitszüge ausleben)
- Wie kommt man zu der jeweiligen Wahl der Identität
- Worin liegt der Reiz beim Umgang mit den Identitäten
- Welche Rolle spielt die Wahl des Geschlechtes
- Bedeutung des Nicknamens
D) ENTHEMMUNG
- Wie zeigen sich Enthemmungseffekte (z.B. Flaming, Provokation, Äußerungen zu Tabuthemen, mehr Offenheit, mehr Mut, sich überhaupt zu äußern)
- Wem gegenüber ist man enthemmt / ist die Enthemmung gewollt oder ungewollt
- Welche Rolle spielt das Fehlen sozialer Normen
- Auswirkungen und Konsequenzen der Enthemmung
E) CYBERSEX
- Werden Phantasien angeregt oder ausgelebt
- Welche Rolle spielen Vorstellung und Phantasie
- Kann etwas ausprobiert werden / was
- Zusammenhang mit Alltag (z.B. kein AIDS, keine Schwangerschaft)
- Worum geht es / was hat man davon
- Wann ist Cybersex befriedigend oder gut, wann nicht
- Wird das eigene Geschlecht gewechselt, wenn ja warum
- Wie wichtig ist das wahre Geschlecht des Partners
- Vergleich zwischen echtem Sex und Cybersex
- Auswirkungen der Cybersexerfahrungen auf das außermediale Leben
F) MACHT
- Inwieweit wird IRC als Freiraum empfunden ( z.B. von sozialen / kulturellen Normen, von Gesetzen)
- Worüber hat man als IRC- Nutzer Macht (z.B. eigene Selbstdarstellung, Channelauswahl, Ende von Gesprächen, Entstehung eines Channels)
- Wie sieht man die Machtposition eines Operators
- Werden technische Möglichkeiten zur Überprüfung anderer Teilnehmer genutzt
G) GEMEINSCHAFT / KULTUR
- Wie kommt man zu einer Gemeinschaft
- Einstellung zu Gemeinschaften im IRC
- Wie bildet sich eine Gemeinschaft; Verlauf beschreiben lassen
- Was macht das Gemeinschaftsgefühl aus
- Was für positive Gefühle bringt die Gemeinschaft mit sich (z.B. akzeptiert sein, andere kennen und selbst bekannt sein)
- Was für Gemeinschaftshandlungen gibt es und wozu
- Existieren eigene Normen innerhalb dieser Gemeinschaft
- Fühlt man sich als Teil einer eigenen Kultur / Subkultur
GEWICHTUNG
Was ist den Interviewpartnern am wichtigsten am IRC / worauf möchten sie nicht verzichten