Die Recherche
Der größere Teil der
Literaturrecherche sollte vor dem Schreiben der Arbeit (oder vor dem
Schreiben des betreffenden Kapitels) stattfinden. Natürlich werden
Sie auch während des Schreibens häufig noch Begriffe oder
Forschungsdebatten recherchieren, aber es ist wichtig, dass Sie bereits
zu Beginn zumindest grob wissen, was Sie schreiben werden und wie Ihre
Schlussfolgerungen am Ende aussehen werden.
Erfahrungsgemäß nimmt dieser Schritt die meiste Zeit in Anspruch. Das zentrale Problem, auf das Sie schnell stoßen werden, ist der Umgang mit und die Organisation der Sekundärliteratur (zu diesem Thema wurde auch am meisten publiziert, vgl. beispielsweise Kretschmer/Stary 1994). Hierzu ein paar Tipps:
Erfahrungsgemäß nimmt dieser Schritt die meiste Zeit in Anspruch. Das zentrale Problem, auf das Sie schnell stoßen werden, ist der Umgang mit und die Organisation der Sekundärliteratur (zu diesem Thema wurde auch am meisten publiziert, vgl. beispielsweise Kretschmer/Stary 1994). Hierzu ein paar Tipps:
1. Das Finden von Sekundärliteratur
Vermutlich haben Ihre Dozenten bereits
verschiedene Empfehlungen, welche Sekundärliteratur Sie verwenden
sollten. Darüber hinaus müssen Sie jedoch meistens noch selbst
Literatur recherchieren und finden. Nehmen Sie auf jeden Fall an einer
Benutzerführung durch die Bibliotheken teil, die Sie benutzen werden
(Bibliotheken in Universitäten bieten solche Führungen regelmäßig an).
Arbeiten Sie nicht nur mit dem OPAC (Online Public Access Catalog[ue]),
sondern auch mit Bibliographien (z.B. mit der „Bibliographie der
deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft“), so finden Sie auch
Aufsätze zu bestimmten Themen, die der OPAC nicht verzeichnet. Es
lohnt sich auch immer wieder, beim Bibliothekspersonal nachzufragen, wenn
Sie etwas nicht finden bzw. nicht wissen, wie Sie nach bestimmten Titeln
suchen müssen. Es kann nach wie vor passieren, dass nicht der gesamte
Bestand der Bibliothek online erfasst wurde, in diesem Fall müssen
Sie sich noch mit dem Zettelkatalog anfreunden. Für derartige Kataloge
gibt es viele verschiedene Systeme (systematische Kataloge, alphabetische
Kataloge etc.) und jede Bibliothek handhabt dies ein wenig anders, daher
erkundigen Sie sich am besten beim Personal.
Denken Sie daran, dass Ihre
Fachberechsbibliothek nicht die einzige Bibliothek ist, die Ihnen zur
Verfügung steht. Viele Texte finden Sie in der
Universitätsbibliothek. In Berlin gibt es beispielsweise neben der
FU noch die HU, sowie die Staatsbibliothek ("Stabi"), um nur die
wichtigsten zu nennen (die Links zu den Katalogen im Internet finden
Sie in der Menüleiste rechts).
Legitim ist es auch, sich die
Literaturverweise in den Sekundärtexten anzuschauen (das sog.
„Schneeballsystem“), so finden Sie z.B. schnell die
zentralen Texte für verschiedene wissenschaftliche Debatten.
Sehr lohnend ist auf jeden Fall auch das Internet.
Hier sollten Sie jedoch besonders achtsam sein, welche Texte Sie für
welchen Zweck zitieren, da es auch sehr viel Blödsinn und unwichtige
Dinge im Netz gibt.
Am häufigsten trifft man als Dozent Zitate aus Wikipedia-Artikeln in Hausarbeiten an (und generell scheint diese Seite im Moment das Wissensmonopol im Netz zu genießen). Dazu einige Worte: Ein Wikipedia-Artikel kann für Sie eine gute Orientierung sein, um einen ersten Einblick in das Thema zu bekommen, ähnlich wie ein Eintrag im Brockhaus. Als wissenschaftliche Quelle jedoch können Sie ihn nicht verwenden: Die Verfasser sind anonym, die Darstellung häufig oberflächlich (das merken Sie, wenn Sie sich in ein Thema eingearbeitet haben und dann einmal nachschauen). Ihr Zitat ist nicht nachprüfbar, da die Artikel immer wieder überarbeitet werden. Problematisch ist aber vor allem, dass Sie sich bei einem solchen Zitat nicht auf Ihre eigenen Recherchen und Ergebnisse stützen. Sie übernehmen die Aussagen anderer User, ohne deren Hintergrund oder ihre Motivation zu kennen. Außerdem stoßen Sie bei einem Zitat aus der Wikipedia auf das (auch bei Wikipedianern bekannte) Problem von Wanderzitaten und im Internet immer weiter „vererbten“ Textblöcken, die häufig eine eigene Realität erschaffen, die wenig mit der eigentlich empirischen zu tun haben muss (vgl. Weber 2007: 27-37). Solchen Mythen kann man am besten entgegenarbeiten, wenn man selbst gründlich recherchiert (ggf. kann man dann später den betreffenden Artikel überarbeiten).
Verwenden Sie die Wikipedia daher, wie sie eigentlich intendiert ist: Als schnelles Nachschlagewerk, um einen groben Überblick über ein Thema und ggf. erste Anregungen für Sekundärliteratur zu gewinnen, aber nicht als Beleg in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Am häufigsten trifft man als Dozent Zitate aus Wikipedia-Artikeln in Hausarbeiten an (und generell scheint diese Seite im Moment das Wissensmonopol im Netz zu genießen). Dazu einige Worte: Ein Wikipedia-Artikel kann für Sie eine gute Orientierung sein, um einen ersten Einblick in das Thema zu bekommen, ähnlich wie ein Eintrag im Brockhaus. Als wissenschaftliche Quelle jedoch können Sie ihn nicht verwenden: Die Verfasser sind anonym, die Darstellung häufig oberflächlich (das merken Sie, wenn Sie sich in ein Thema eingearbeitet haben und dann einmal nachschauen). Ihr Zitat ist nicht nachprüfbar, da die Artikel immer wieder überarbeitet werden. Problematisch ist aber vor allem, dass Sie sich bei einem solchen Zitat nicht auf Ihre eigenen Recherchen und Ergebnisse stützen. Sie übernehmen die Aussagen anderer User, ohne deren Hintergrund oder ihre Motivation zu kennen. Außerdem stoßen Sie bei einem Zitat aus der Wikipedia auf das (auch bei Wikipedianern bekannte) Problem von Wanderzitaten und im Internet immer weiter „vererbten“ Textblöcken, die häufig eine eigene Realität erschaffen, die wenig mit der eigentlich empirischen zu tun haben muss (vgl. Weber 2007: 27-37). Solchen Mythen kann man am besten entgegenarbeiten, wenn man selbst gründlich recherchiert (ggf. kann man dann später den betreffenden Artikel überarbeiten).
Verwenden Sie die Wikipedia daher, wie sie eigentlich intendiert ist: Als schnelles Nachschlagewerk, um einen groben Überblick über ein Thema und ggf. erste Anregungen für Sekundärliteratur zu gewinnen, aber nicht als Beleg in einer wissenschaftlichen Arbeit.
Unproblematisch ist es, wenn Sie
beispielsweise einen Artikel oder einen Vortrag als PDF im Netz finden,
oder wenn Sie sich auf statistisches Material aus einer
zuverlässigen Quelle oder auf offizielle Angaben beziehen, hier
ist das Internet häufig unschlagbar aktuell. Achten Sie aber
darauf, welchen Text Sie zitieren (eine Seminararbeit eines anderen
Studierenden ist z.B. häufig keine verlässliche Quelle).
Hin und wieder findet man einen guten
eingescannten Text über Google Books, den Sie dann wie eine
gedruckte Quelle verwenden können (denken Sie aber daran, dass aus
Datenschutzgründen in Deutschland die Texte und Bücher
häufig nur in Auszügen im Netz stehen).
Achten Sie aber darauf, dass sich eine
wissenschaftliche Arbeit gerade in der Germanistik nicht nur auf Internetquellen
stützen darf! Die Forschungsdebatten findet zum größten Teil in gedruckter
Weise, auf Papier statt, sei es in Aufsätzen oder in Monographien,
das Internet kann Ihnen hier nur ein paar Details liefern.
(nach oben)
(nach oben)
2. Strategien, um nicht "erschlagen" zu werden
Sie müssen in Ihrer Arbeit auf Sekundärliteratur
zurückgreifen. Es gibt hier keine feste Regel, wie viele Texte Sie
für welchen Typ Arbeit gelesen haben müssen. Es ist auch keine
Garantie für eine gute Arbeit, wenn Sie hunderte von Titeln angeben
können.
Sekundärliteratur dient Ihnen bei der Arbeit hauptsächlich zu zwei Zwecken:
Sekundärliteratur dient Ihnen bei der Arbeit hauptsächlich zu zwei Zwecken:
- Sie liefert Ihnen Informationen zu Ihrem Themenbereich und hilft Ihnen so, das Thema Ihrer Arbeit, z.B. einen bestimmten literarischen Text, besser zu verstehen.
- In der Sekundärliteratur wird immer eine bestimmte Forschungsposition
vertreten (eine Ausnahme sind hier idealerweise Lexikonartikel, die
möglichst neutral sein sollten, dies aber natürlich nicht
sind). Sekundärtexte zeigen Ihnen daher auch, welche Standpunkte
es in der Wissenschaft zu Ihrem Thema gibt.
Vermutlich werden Sie sehr schnell sehr viele
Sekundärtexte finden, die Sie nicht alle lesen können. Man kann
so lange recherchieren, bis man nicht mehr in der Lage ist, einen eigenen
Satz zu schreiben (da man bei jedem Wort das Gefühl hat, auf einen
bestimmten Aufsatz verweisen zu müssen). Sie sollten aber eigentlich
nur so lange recherchieren, bis Sie wissen, über was Sie schreiben,
und was eine von Ihnen sorgfältig ausgewählte Gruppe anderer
Leute dazu geschrieben hat.
Generell gilt: Zu Beginn der Recherche
haben allgemeine Texte und Überblicksdarstellungen (z.B. Lexikonartikel)
Vorrang. Sie dienen zu Ihrer Orientierung und ersten Information, weniger
als Quelle in Ihrer späteren Arbeit. Wenn Sie genauer wissen, welche
Details relevant werden, können Sie die Sekundärliteratur danach
auswählen.
Lesen Sie zunächst die aktuellen Texte, idealerweise sind hier die Erkenntnisse der älteren Forschung verarbeitet (und zitiert).
Lesen Sie zunächst die aktuellen Texte, idealerweise sind hier die Erkenntnisse der älteren Forschung verarbeitet (und zitiert).
Wenn Sie merken, dass Sie sich in der
Literatur verlaufen: Setzen Sie sich ein Zeitlimit für die Arbeit
mit der Sekundärliteratur und halten Sie dieses ein. Titel, die Sie
nicht mehr lesen können, kommen auf eine Extraliste. Sie werden dann
vermutlich bemerken, dass Sie viele dieser Titel beim Schreiben nicht
wirklich vermissen. Falls Sie aber merken, dass Sie doch noch ein Detail
nachsehen müssen, können Sie das dann nachholen. Überlegen
Sie sich auch, wie gründlich sie die einzelnen Texte lesen müssen.
Ist es notwendig, jedes Detail zu beachten, oder reicht ein kursorisches
Lesen, um die zentralen Punkte zu erfassen?
Beginnen Sie nicht zu spät damit, eine Rohfassung der einzelnen Kapitel zu erstellen. So werden Sie schnell merken, welche Texte relevant für Sie sind. Orientieren Sie sich hier an der Fragestellung Ihrer Arbeit und unternehmen Sie nur dann einen Exkurs, wenn es unbedingt notwendig ist (das gilt sowohl für das Schreiben wie auch für das Recherchieren).
Beginnen Sie nicht zu spät damit, eine Rohfassung der einzelnen Kapitel zu erstellen. So werden Sie schnell merken, welche Texte relevant für Sie sind. Orientieren Sie sich hier an der Fragestellung Ihrer Arbeit und unternehmen Sie nur dann einen Exkurs, wenn es unbedingt notwendig ist (das gilt sowohl für das Schreiben wie auch für das Recherchieren).
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3. Wie man das Gelesene zur Verfügung halten kann
Das größte Problem im Umgang mit Sekundärliteratur ist, das Gelesene nicht sofort wieder zu vergessen. Dazu gibt es verschiedene Strategien:
Die Texte sollten nicht nur gelesen
werden, sondern auch exzerpiert. Exzerpieren (lat. excerpere:
heraussuchen, auswählen) heißt, dass Sie wichtige Passagen
aus einem Sekundärtext paraphrasieren oder abschreiben, so dass
Sie später auf diese Notizen zurückgreifen können.
Exzerpieren Sie während des Lesens, und exzerpieren Sie konsequent
jeden Text (ansonsten vergessen Sie das Gelesene sofort wieder).
Um hier nicht den Überblick zu verlieren, können Sie sich eine Art von Zettelkasten anlegen. Diese Arbeit mit Zettelkästen hat sich in verschiedener Form seit mehreren Jahrhunderten bei Gelehrten sehr bewährt, so dass sich hier verschiedene Methoden entwickelt haben (vgl. Schäfer/Heinrich 2010: 36-40; sehr ausführlich bei Eco 1998: 63-182).
Wenn Sie sich entschließen, mit solchen Zetteln zu arbeiten (und Ihre Leseergebnisse damit „verzetteln“), werden Sie sehr schnell eine sinnvolle Systematik entwickeln.
Ich habe immer mit einer sehr abgespeckten Methode gearbeitet, die sich ebenfalls bewährt hat:
Um hier nicht den Überblick zu verlieren, können Sie sich eine Art von Zettelkasten anlegen. Diese Arbeit mit Zettelkästen hat sich in verschiedener Form seit mehreren Jahrhunderten bei Gelehrten sehr bewährt, so dass sich hier verschiedene Methoden entwickelt haben (vgl. Schäfer/Heinrich 2010: 36-40; sehr ausführlich bei Eco 1998: 63-182).
Wenn Sie sich entschließen, mit solchen Zetteln zu arbeiten (und Ihre Leseergebnisse damit „verzetteln“), werden Sie sehr schnell eine sinnvolle Systematik entwickeln.
Ich habe immer mit einer sehr abgespeckten Methode gearbeitet, die sich ebenfalls bewährt hat:
- Grundlage ist ein Stück Papier, DIN A6. Das kann eine Karteikarte sein, oder ein gefaltetes Stück A4-Papier (z.B. ein Schmierzettel).
- Zuerst kommen die vollständigen bibliographischen Angaben (so können Sie später den Text zitieren, ohne ihn erneut heraussuchen zu müssen). Vergessen Sie auch nicht, die Bibliothekssignatur zu notieren, das kann später eine längere Suche ersparen.
- Dann kommen ein paar Stichwörter zum Inhalt und zur Relevanz für die Arbeit (wenn Sie der Text ärgert, ist hier auch Platz für grobe Beschimpfungen).
- Dann kommt das eigentliche Exzerpt, also wörtliche oder sinngemäße Zitate, jeweils mit genauer Seitenangabe. Wenn ein Text besonders ergiebig ist, sollten Sie ihn kopieren, dann können Sie die Zitate abkürzen.
- Beim Lesen fallen einem bekanntermaßen immer die besten Dinge ein, diese werden in eckigen Klammern ergänzt (damit sie später vom Inhalt des Textes unterschieden werden können).
- Natürlich können Sie sich einen solchen Zettel auch auf dem Computer anlegen (am besten drucken Sie ihn dann aus, der eigentliche Vorteil von diesen Zetteln ist ja gerade, dass man nicht immer den Rechner mit in die Bibliothek nehmen muss).
- Beim Schreiben werden die relevanten Zettel dann herausgesucht und die Zitate so zusammengestellt, dass Sie zu Ihrem Text passen (verschiedentlich wird auch empfohlen, für jedes Zitat einen eigenen Zettel zu verwenden, damit habe ich jedoch keine Erfahrung).
Natürlich gibt es auch eine ganze
Reihe von Computerprogrammen zur Literaturverwaltung, z.B. LiteRat,
End Note, Bibliographix, Visual Composer, Bibibamos, Citavi. Hier kann
meistens die Basisversion kostenlos heruntergeladen werden, häufig
bieten Universitäten ihren Studierenden auch ermäßigte
oder kostenlose Vollversionen an (vgl. beispielsweise hier
das Angebot der UB für Endnote und Citavi).
Ein paar Grundregeln gelten sowohl für Rechner wie auch für das Verzetteln auf dem Papier:
Notieren Sie immer die vollständigen bibliographischen Daten, notieren Sie auf keinen Fall ein einsames Zitat: Vermutlich wissen Sie dann nicht mehr, wo das eigentlich herkommt, wenn Sie es verwenden möchten. Notieren Sie auch die vollständigen Daten, wenn Sie beim Lesen einen interessanten Literaturverweis finden.
Ein paar Grundregeln gelten sowohl für Rechner wie auch für das Verzetteln auf dem Papier:
Notieren Sie immer die vollständigen bibliographischen Daten, notieren Sie auf keinen Fall ein einsames Zitat: Vermutlich wissen Sie dann nicht mehr, wo das eigentlich herkommt, wenn Sie es verwenden möchten. Notieren Sie auch die vollständigen Daten, wenn Sie beim Lesen einen interessanten Literaturverweis finden.
Exzerpieren Sie am besten alles, was Sie im
Studium lesen. Sie müssen so zwar immer etwa fünf Minuten mehr
einplanen beim Lesen, aber Sie haben dafür die Garantie, dass der
Text später verfügbar ist (gerade bei einer Abschlussarbeit
kann es sein, dass ein Aufsatz, den Sie vor Jahren gelesen haben, wunderbar
in die Argumentation passt). Werfen Sie die alten Exzerpte nicht weg,
sondern bewahren Sie sie in einem Zettelkasten auf.
(nach oben)