Clouds

CD-ROM: Wolken - Malerei - Geschichte

Der Vertrieb der meteorologisch-historisch-kunsthistorischen Gemeinschaftsproduktion erfolgt sowohl über die üblichen Handelskanäle wie auch (zu günstigeren Konditionen) direkt über den Eigenverlag der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. Die Auslieferung ist für Februar/März 1996 geplant.


Der Teillehrgang besteht aus vier Komponenten:

  1. Einführung in die Thematik von historischer Seite;
  2. Einführung in die Thematik von meteorologischer Seite;
  3. Ein dazu passendes interaktives Meteorologie-Lernprogramm im WWW;
  4. Studium von Votivtafeln, alle mit Wolkendarstellungen.


Kommentar:

Im Mittelpunkt der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Team "Synoptische und klimatologische Daten" um Professor Werner Wehry vom Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin steht die Frage, in wieweit Wolkenformationen auf niederländischen Gemälden des 17. Jahrhunderts (unter anderem zahlreich vertreten in der benachbarten Gemäldegalerie Dahlem) "realistisch" sind, in wieweit es sich um Phantasiegebilde oder/und um Versatzstücke handelt, oder ob es keine Systematik in der malerischen Behandlung gibt.

Digitalisierte Gemälde werden auf dem Monitor mit digitalisierten Wolkenfotografien verglichen und gemeinsam beurteilt. Als Grundlage dient eine eigens hierfür erstellte Photo-CD-ROM mit jeweils fünfzig Gemälde- und fünfzig Wolken-Aufnahmen . Anschliessend trifft man sich im Beisein zusätzlich hinzugebetener Kunsthistoriker vor den Originalen wieder. (Für wenig geübte Historiker steht im WWW ein didaktisch gut aufbereitetes interaktives Meteorologie-Lernprogramm zur Verfügung.)

Für den Historiker ist eine Verifizierung oder Falsifizierung gemalter Wolkenformationen insofern von Bedeutung, als in der Kunstgeschichte unterschiedliche Auffassungen über deren Realitätsgehalt nebeneinander bestehen. Für die einen gelten niederländische Maler des 17. Jahrhunderts geradezu als verkappte calvinistische Prediger. Überall wittern sie auf den Gemälden Symbole voller versteckter moralischer Belehrung. Andere wiederum sehen in denselben Gemälden den Ausdruck einer unbeschwerten visuellen Kultur, die Freude der Maler und Betrachter an Formen und Farben. - Je nachdem fällt der Quellengehalt dieser Bilder für den Historiker verständlicherweise unterschiedlich aus, denn je nachdem können oder können sie nicht als Grundlage für die Alltagsgeschichte des 17. Jahrhunderts herangezogen werden.

Meteorologen nahmen im Verlaufe der langen Zusammenarbeit mit Erstaunen zur Kenntnis, dass "Wolkenformationen" für den Historiker noch ganz andere Bedeutungen haben können. Beim gemeinsamen Studium von sogenannten Votivtafeln wurde immer wieder deutlich, dass "Wolken" verschiedenster Formen (phantasievoll dargestellte Wolkenbänke, Wolkenbäusche, Wolkenballen, Wolkengirlanden usw.) für unsere gläubigen Vorfahren Versatzstücke waren, um ihre irdische Sphäre von der überirdischen zu trennen, woher ihnen Hilfe in ihren vielfältigen Notsituationen zuteil wurde.


Für Historiker war folgende Literatur relevant (wobei bedacht werden muss, dass es sich bei dieser fruchtbaren interdisziplinären Zusammenarbeit um ein weiteres Beispiel zur Implementierung des "Lebensplan"-Konzepts handelt):