Hugo Simberg (1873-1917)

Im Garten des Todes (Kuoleman puutarha) -
hier nach der Wasserfarben-Version von 1896 -
16 x 17 cm. Helsinki: Kunstmuseum Ateneum.


Kommentar

Anhand zahlreicher Arbeiten kann bei Hugo Simberg die visionäre Vorwegnahme eines erst mittlerweile Realität gewordenen "bescheideneren Todes" dokumentiert werden. Es ist nicht länger der terrorisierende brutale Tod, der überall und jederzeit allein das Sagen hat und über die Lebensdauer bestimmt. Wie nie zuvor in der Geschichte lässt er uns "in den besten Jahren" (was inzwischen in den meisten Fällen Jahrzehnte meint) in Ruhe. Bereits glauben wir mit einem "gewissen Recht", uns "ein bisschen unsterblich" fühlen zu dürfen. Eine Beschäftigung mit Hugo Simbergs Todesdarstellungen ruft in Erinnerung, dass auch ein "bescheidener gewordener Tod" halt immer noch zum Leben gehört.

"Im Garten des Todes" ist weitgehend eine Umsetzung von Hans Christian Andersens Märchen "Die Geschichte einer Mutter":

"Und dann gingen sie in das grosse Treibhaus des Todes, wo Blumen und Bäume wunderbar durcheinander wuchsen. Da standen feine Hyazinthen unter Glasglocken, und dort standen grosse baumstarke Pfingstrosen; da wuchsen Wasserpflanzen, einige ganz frisch, andere halb krank. Da standen herrliche Palmen, Eichen und Platanen, dort stand Petersilie und blühender Thymian. Alle Bäume und Blumen hatten ihre Namen; sie waren jeder ein Menschenleben und wurden vom Tod gepflegt; die Menschen lebten noch, der eine in China, der andere in Grünland, rundumher in der Welt. Die Mutter beugte sich über die Pflanzen und hörte in jeder das Menschenherz schlagen. - Viele Blumen und Bäume sind diese Nacht verwelkt, der Tod wird bald kommen, sie umzupflanzen. - Ich tue nur, das was der liebe Gott will, sagte der Tod. Ich bin sein Gärtner. Ich nehme alle seine Blumen und Bäumen und verpflanze sie in den grossen Paradiesgarten, in das unbekannte Land".

Hans Christian Andersen (1805-1875): Andersens Märchen: Die Geschichte einer Mutter.


"And then they entered Deathīs vast conservatory, where flowers and trees grew in wonderful order and variety. There were delicate hyacinths protected by glasses, and great, healthy peonies. There grew waterplants, some looking quite fresh, some sickly. Here were seen magnificent palm-trees, oaks, and plantains; yonder clustered the humble parsley and fragrant thyme. Not a tree, not a flower, but had its name, and each corresponded with a human life; the persons whose names they bore lived in all countries and nations on the earth; one in China, another in Greeland, and so forth. And the grieving mother bent down over all the tiniest plants; in each one she heard the pulse of human life. - Many flowers and trees have withered during this night; Death will come very soon to transplant them. - I do but accomplish His will, said Death. I am His gardener. I take up all His plants and trees, one by one, and transplant them into the glorious garden of paradise - into the unknown land."

Hans Christian Andersen (1805-1875): Andersenīs Fairy Tales: Story of a Mother.