Die Arbeit gliedert sich in folgende, für uns aufschlussreiche Kapitel und Unterkapitel:
Aus dem sprachlich bisweilen eigenwillig formulierten Text seien folgende für uns wesentliche Passagen zitiert:
"Der Votivbildner ist [als eine Folge der Industrialisierung] ausgestorben. Der regional tätige Devotionalienhandel der vorindustriellen Zeit wurde durch international agierende Betriebe verdrängt. Nicht die Nachfrage bestimmt das Angebot, sondern das Angebot die Nachfrage. Massenproduktion setzt eine Typisierung des Warenangebots voraus. Die Reduktion der Bilder-Waren auf bestimmte Typen bedeutet, dass jedes Bild für eine möglichst grosse Zahl von ´Situationen´ anwendbar sein muss. Dieser Kategorie steht eine kleine Gruppe von selbstgefertigten Votiven gegenüber" (S. 28-29; gekürzt).
"Das Bild als Träger individueller Heilsbekenntnisse hat ausgedient" (S. 58).
Und aus dem zusammenfassenden Vergleich:
"Der Votivbildner steht zwischen dem Votanten und seinen Wünschen. Er ist das Medium der
Machbarkeit. Seine Position wird am Ausgang des 19. Jahrhunderts ausgelöscht. Grossräumig
organisierte Industrien beherrschen den Markt im 20. Jahrhundert. Diese Betriebe produzieren
am Votanten vorbei. In der Folge haben die Votanten Andachtsbilder ´zweckentfremdet´. Aus dem
Warenangebot greift der Votant vor allem Mariendarstellungen heraus, die er für seine Opferpraxis
´aufbereitet´. Diese ´Aufbereitung´ besteht in der Regel in der schriftlichen Vervollständigung des
Bildes. Tendentiell geht die Eigengestaltung gegen Null. Die Gewichtung von Bild und Text verändert
sich in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts: Texte werden vorübergehend zum Hauptträger
der ´promulgatio´. Doch bald wird der Streit zwischen Bild und Text zugunsten des Bildes entschieden:
Texte werden zunehmend auf der Bildrückseite angebracht. Die Bittsteller und Votanten hinterlassen
im Normalfall ihre Initialen. Das ´idealtypische Votivbild´ ist gegenwärtig ein Sonderfall. Das
massenhaft produzierte Andachtsbild bestimmt die gesamt Opferpraxis. Die Kontinuität dieser
Praxis besteht im Gebrauch des Bildes als Zeichen menschlicher Hilfsbedürftigkeit. Der ´Bruch´ mit
der ´Tradition´ ist rein äusserlich. Der ´Deal´ mit Gott bleibt unangetastet. Der entscheidende formale
Verlust bestht in der ´Privatisierung´ der Anheimstellung: sie wird nicht mehr anschaulich gemacht.
[Votiv-] Bilder sind ´Bilder´, die keine Bilder mehr sind" (S. 92-97; gekürzt).