Wir brauchen die hier der Reihe nach behandelten Teilbereiche inklusive die grundsätzlichen Äusserungen nur nochmals zu überfliegen, um zusammenfassend zu konstatieren, dass schlanke Universität schlank in jeder Hinsicht meint. Was mit Händen zu greifen ist, braucht an dieser Stelle nicht noch weiter erörtert zu werden. - Damit niemand auf die Idee kommt, ich würde mich bei der allenthalben vorzunehmenden Redimensionierung selbst ausklammern, sei mit dem schlanken Lehrkörper begonnen, dem ich an der Freien Universität Berlin derzeit auch noch angehöre.
Vermehrte grundlegende Wissensvermittlung über Teleteaching/Distancelearning heisst selbstverständlich, dass nicht länger jede Universität und jede Fachhochschule alles und jedes selbst bereithalten und mit entsprechendem Lehrpersonal bestückt haben muss. Hervorragende Educational Modules sind überregional einsetzbar und können miteinander kombiniert werden. Die Konkurrenz führt zu Profilbildung, Learning on Demand zu vermehrtem Wettbewerb.
Nicht minder rationalisieren lässt sich die Administration durch den systematischen Einsatz der Internetmöglichkeiten. Direkter e-mail-, ftp-, www-Austausch ohne kostentreibend überflüssiges zeitverzögerndes Delegieren an Untergeordnete, wenn möglich noch auf Papier über den Postweg oder via Fax. Online-Einsichtnahme erzwingt Transparenz und beschleunigt.
Verständlicherweise beanspruchen ein schlankerer Lehrkörper und eine schlankere Administration weniger Diensträumlichkeiten. Das Anmieten teurer Villen ist obsolet. Dasselbe trifft auf Bibliotheken und deren Magazine beziehungsweise Lesesäle zu, wenn mit dem Publizieren und Lesen online ernst gemacht wird. Vier physische Dissertations-Exemplare statt 150 sind leichter unterzubringen. Zudem macht Teleteaching/Distancelearning unpersönlich überdimensionierte Hörsäle überflüssig.
Eine schlanke Administration ist überschaubarer, effizienter, persönlicher, in ihrer Präsenz kleiner. Dasselbe trifft zu auf den Lehrkörper, aber auch auf die Studierenden. Physische Präsenz erfolgt in kleinen Gruppen zur Erörterung des online Erlernten, zu Projektrealisierungen zwecks Erwerbs von Leistungsnachweisen (zum Beispiel einer multimedialen CD-ROM), zur individuellen oder Gruppen-Beratung und zu Prüfungszwecken. Zudem ist die Anberaumung von Terminen bei und mit kleineren Gruppen einfacher. Wo schon die Ladenöffnungszeiten flexibler geworden sind, könnten das die Lehrveranstaltungszeiten ebenso: morgens, abends, an jedem Tag der Woche inklusive Wochenende, in der vorlesungsfreien Zeit. Die Gebäulichkeiten könnten dadurch noch schlanker werden, die geringere Anzahl dafür umso besser ausgestattet.
Wer sich aufs Wagnis einlässt, dem bläst der Wind zwar hierzulande heutzutage noch allenthalben kräftig ins Gesicht, doch schon jetzt wird manches - einen genügend langen Atem vorausgesetzt - durch eine stimulierende Aufbruchstimmung aufgewogen: eine zwischen Gleichgesinnten funktionierende und reiche Früchte tragende interdisziplinäre interurbane Kooperation, die Behandlung alter Themen auf ganz neue, adäquatere Weise, eine weltweite Instant-Kommunikation über jeden Tellerrand hinweg: grosse weite und doch klein gewordene Welt. Und wenn man die engagierten und hochmotivierten Teilnehmenden an derlei Lehrveranstaltungen machen lässt, sind sie - ihrem meist jugendlichen Alter entsprechend - unglaublich kreativ, eifrig bei der Sache, entwickeln Phantasie und kommen nicht selten mehrere Semester nacheinander. Und diejenigen, die nicht mehr kommen, tun dies, weil sie aufgrund ihrer Kombination von fachlichem Wissen (in einer Geisteswissenschaft) und den Kenntnissen im Umgang mit zukunftsweisend neuen Technologien einen Arbeitsplatz gefunden haben.