
Charlottenburger Altstadt
Rund um die Behaimstraße
Eine kurze Straße unweit des Charlottenburger Rathauses am Richard-Wagner-Platz war einst Indikator dafür, wie eng die Religionen vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im bürgerlichen Berliner Stadtbezirk Charlottenburg ausgeübt wurden: Die Behaimstraße beginnt im Westen an der Gierkezeile. An dieser Ecke befindet sich das Gemeindehaus der evangelischen Luisenkirche, die im Jahr 2012 ihren 300. Geburtstag feiert. Im Osten endet die Behaimstraße am Richard-Wagner-Platz. Hier befand sich die Vereinssynagoge. Hätte sie Pogrom und Krieg überlebt, wäre sie heute das älteste jüdische Gotteshaus Berlins.Die Straße heißt erst seit 1950 nach dem Kosmographen Martin Behaim. Er gilt als Erfinder des ersten Globus‘ und war sozusagen „Wegbereiter“ von Christopher Columbus.
Die Charlottenburger Luisenkirche
Gierkeplatz (Gemeindehaus Behaimstraße 22)
Am 13. Juni 1712, zu Ehren des 55. Geburtstages des preußischen Königs Friedrich I. wurde der Grundstein zum Bau der ersten Charlottenburger Kirche gelegt. Als Architekten bestimmte man Oberbaudirektor Philip Gerlach, der schon die Potsdamer Nikolaikirche entwarf. Der Kirchenbau sollte sowohl den Lutheranern als auch den Reformierten als Gotteshaus dienen. Am 12. Juli 1716 fand der Einweihungsgottesdienst statt, obwohl die 10.000 Taler teure Kirche baulich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz vollendet war. Da 1713 Friedrich I. starb und sein als sparsam bekannter Sohn, Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. das Ruder im Staate übernahm, wurden auch die Baupläne der Luisenkirche stark abgespeckt. Friedrich Wilhelm I. setzte auch Schlüterschüler Böhme als neuen Architekten ein, damit der Kirchenbau „spartanischer“ ausfiel.
Erst 1823 konnte der Kirchturm vollendet werden. Durch die Sparmaßnahmen bei der Vollendung des Baus kam es zu vielen Pfuschereien und Baumängeln, sodass 1823 bereits eine grundlegende Instandsetzung des Kirchenbaus notwendig geworden war. Am 3. September 1943 brannte die Kirche weitgehend aus. Spätere Bombentreffer taten ihr Übriges. Zwischen 1950 und 1953 wurde die Kirche wieder aufgebaut. Die Turmspitze fiel etwas kleiner aus und das Kircheninnere hat an königlicher Pomposität stark eingebüßt und ist im schlichten 50er-Stil rekonstruiert worden.
Die Charlottenburger Vereinssynagoge
Behaimstraße 11 (früher Schulstraße 7)

