Bestandsaufnahme des Berliner Luftverkehrs
Der Berliner Luftverkehr soll nach den Vorstellungen der Berliner Politik und der
Flughafenbetreiber (Berlin-Brandenburg Flughafen Holding/BBF) stark ansteigen. Um
diesen Verkehr zu bewältigen soll der Flughafen Schönefeld zum Großflughafen Berlin-Brandenburg Intenational (BBI) ausgebaut werden.
Doch wie sieht die Wirklichkeit heute aus? Eine Betrachtung der Starts und Landungen
(Flugbewegungen) des Linienverkehrs der Berliner Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld
(Flügpläne im März 2002) ergibt folgendes Bild:
Über die Hälfte des Berliner Luftverkehrs (54%) Inlandsflüge. Der Rest ist zum überwiegenden
Teil Verkehr ins Europäische Ausland, nur etwas über 2% der Flüge sind Interkontinentalverkehr.
Der Flughafen Tegel trägt mit fast 3/4 der Flugbewegungen die Hauptlast des Flugverkehrs.
Über Tempelhof wird über 1/5, in Schönefeld knapp 6% des Verkehrs abgewickelt.
Der größte Teil des Berliner Luftverkehrs hat Ziele mit eine Entfernung von 400 bis
600 km. Fast 3/4 der Starts und Landungen haben Ziele unter 700 km.
Die häufigsten Flugverbindungen sind: München, Frankfurt/M, Köln, Düsseldorf London
und Paris.
Der Inlandsverkehr ist rückläufig. Von 1995 bis 2002 ist die Anzahl der innerdeutsche
Flugbewegungen um 10% gesunken. Auch der Interkontinentalverkehr ist in diesem Zeitraum
um 16% zurückgegangen. Stark zugenommen hat der Europaverkehr. Seit 1995 ist die
Zahl der Starts und Landungen um 42% angestiegen.
In der Begründung zum Ausbau des Flughafen Schönefeld wird mit einem starken Anstieg
des Luftverkehrs argumentiert. Der innerdeutsche Verkehr soll bis 2023 um 24% zunehmen,
der Europaverkehr um 80%. Der Interkontinentalverkehr soll sogar um 250% ansteigen, er bleibt aber mit 5% am Gesamtverkehr von geringer Bedeutung.
Ausblick:
Im innerdeutschen Luftverkehr bestehen große Verlagerungsmöglichkeiten auf die Bahn.
Z.B. sind mit der Aufnahme des ICE-Verkehrs die Flüge nach Hannover eingestellt und
nach Hamburg mehr als halbiert worden.
Da der größte Teil des Berliner Luftverkehrs auf innerdeutschen Strecken bis zu einer
Entfernung von etwa 500 km beruht kann durch den Ausbau des ICE-Verkehrs (Frankfurt/
München) der Inlandsverkehr stark reduziert werden um für den politisch gewünschten
Zuwachs im Europa- und Interkontintalverkehr Platz zu schaffen.
Robert Podzuweit
April 2002