Energieeffizienz und Kernenergie:

Kernkraftwerke erhöhen den Energieverbrauch



Oft ist zu hören die Kernenergie wird benötigt um eine drohende Energieknappheit zu überwinden. Betrachtet man die Staaten der Europäischen Union so läßt sich feststellen, dass die Staaten mit überdurchschnittlicher Kernenergienutzung (Frankreich, Schweden, Finnland und Belgien/Luxemburg) auch einen überdurchschnittlichen Energieverbrauch je Einwohner haben. Dies liegt nur zum Teil an der hohen Wirtschaftkraft dieser Länder, denn ihre Energieproduktivität (Wohlstandsproduktion je Energieeinheit) ist niedriger als der EU-Durchschnitt. (Bei Schweden hängt das Ergebnis stark davon ab, ob die Wirtschaftleistung mit Wechselkursen oder nach Kaufkraft ungerechnet wird.)
Die Länder mit der höchsten Energieproduktivität (Dänemark, Irland, Italien und Österreich) nutzen die Kernenergie nicht.

Welche Ursachen haben diese Differenzen der Energieproduktivität?
Kernkraftwerke haben einen niedrigen Wirkungsgrad als konventionelle Kraftwerke. Eine kWh Atomstrom verursacht somit einen höheren Primärenergieverbrauch als eine kWh aus konventionellen Kraftwerken. Zudem ist der Stromverbrauch (pro Kopf) in Ländern mit hohen Atomenergieanteil tendenziell höher. So steigen die Verluste an ungenutzter Energie weiter an. Etwas verkürzt läßt sich also feststellen: mit Kernkraftwerken wird die Energie erzeugt, die ohne sie gar nicht benötigt wird.

Neben der Kernenergienutzung gibt es sicherlich weitere Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch. In dem EU-Land mit der niedrigsten Energieproduktivität (Niederlande) stellt die Kernenergie nur 1,2% des Energieverbrauchs. Hier ist wohl die energieintensive Landwirtschaft (Gewächshäuser) ein wesendlicher Grund. In Belgien/Luxenburg ist sicher auch die konzentrierte Stahlindustrie ein wesendlicher Verbraucher. Und in Italien spielt der Stromimport (der gleichzeitig ein Export von Stromerzeugungsverlusten bedeutet) eine Rolle. Im Wesendlichen aber gilt: Bei vergleichbaren Staaten tendiert eine höhere Kernenergieproduktion zu Senkung der Energieproduktivität.

Außerhalb der EU läßt sich beobachten:
Die Schweiz schafft es trotz hohen Anteil der Kernenergie eine hohe Energiepoduktivität zu erreichen. Und trotz niedrigen Kerneneranteil haben die USA eine niedrige Energieproduktivität. Anscheinend spielen auch die Energiepreise eine bedeutende Rolle.


Robert Podzuweit
März 2003

www.energiedaten.heliokon.de

Tabelle