Gedanken zum Internet
Emails schreiben, um innerhalb der Uni miteinander zu kommunizieren oder um Informationen und Termine auszutauschen, erleichtert den Alltag ungemein, denn angesichts von individuellen selbst zusammengebastelten Studienplänen und Fächerkombinationen läuft man sich durch Zufall nur sehr selten über den Weg. Das gilt auch, für die Kommunikation zwischen Lehrenden und Studenten. Hilfreich ist dieses Medium auch um zum Beispiel einen Auslandaufenthalt vorbereiten und mit der künftigen Gastuni alle Formalitäten und sonstigen offenen Fragen zu klären. Wenn man Glück hat, antworten die künftigen Gastprofessoren innerhalb weniger Stunden auf die eigenen, drängenden Fragen, so daß man schnell wieder etwas klarer sieht. Diese Form der Kommunikation wird wohl in Zukunft immer weiter zunehmen. Schon heute werden einige Hausarbeiten nur noch online abgegeben. In diesem Zusammenhang muß man aber hoffen, daß die persönlichen Begegnungen von Studenten und Professoren außerhalb des Seminars nicht noch seltener und im schlimmsten Fall gänzlich durch die virtuelle Kommunikation abgelöst werden.
Um Ostern stellte die Staatsbibliothek am Potsdamer Platz ihre gesamten Mikrofich- auf Online-Kataloge um. Die vertrauten Lesegeräte verschwanden und wurden durch moderne Computer ersetzt. Als die Bibliotheksbenutzer zielstrebig, die eigene Literaturliste in der Hand auf den gewohnten Mikrofich-Leseplatz zusteuernd sich plötzlich vor dieser Wand von Computern wiederfanden, war in den meisten Gesichtern zunächst Entsetzen und Unsicherheit zu lesen, so als wären die Marsmännnchen nun auch in der vertrauten Atmosphäre der Bibliothek gelandet. Wie mit diesen fremden Wesen umgehen? Doch dank der hilfsbereiten Schulungskräfte, die unermüdlich und mit viel Geduld den so aus ihrer gewohnten Alltagsbahn gerissenen Studenten wieder zur Orientierung verhalfen, bleibt bei den meisten wohl nur eine kleine Irritation zurück.
Diese Begebenheit zeigt, daß die Benutzung des Computers und der Online-Recherche immer mehr an Bedeutung gewinnen wird und man schon heute nicht mehr darum herum kommt. Wünschenswert wäre, daß elektronische Kataloge und Suchmöglichkeiten so weit verbessert werden, daß man sicher sein kann, bei einmaliger Suche auch garantiert das korrekte Suchergebnis zu erhalten. Bislang ist dies leider nicht möglich, denn gerade bei komplexeren Suchanfragen ist das System häufig überfordert und gibt einem nur die schöne Antwort "no results". Doch irgendwann werden auch diese "Kinderkrankheiten" hoffentlich behoben sein, und man wird von der heimischen Uni aus in aller Welt (fast) lückenlos seine Literatur recherchieren können. Wie man dann allerdings mit der gewonnenen Informationsflut umgeht, ob man für eine Proseminararbeit eine Fernleihe aus Kalifornien ordern muß, weil man das ersehnte Buch nur dort gefunden hat, das bleibt eine andere Frage. Ebenso. ob das möglichst vollständige Sammeln von Informationen zu einem Thema über das Internet, die eigentliche Auswertung und das Erlernen des wissenschaftlichen Umgangs mit diesen Informationen eines Tages überlagert. An dieser Stelle ist zumindest Nachdenken angesagt. Hier wird es auch von Seiten der Dozenten in Zukunft immer mehr gelten, die qualitativ wirklich hochwertigen Inhalte im Internet von dem bunten Rest zu filtern, entsprechende Orientierungshilfen zu bieten und Einschränkungen vorzunehmen. Es ist wichtig, den Umgang mit dem Internet zu lernen und zu lehren. Während des Studiums bei Inhalten generell auf Vollständigkeit zu drängen, würde den Rahmen dagegen hoffnungslos sprengen und andere wichtige Studien- und Lerninhalte zu sehr in den Hintergrund drängen, zumal die "konventionellen" Wege und Methoden weiterhin bestehen bleiben und ihre Berechtigung haben.