Wie nutze ich das Internet als Kunsthistorikerin 1999? Wie nutze ich es 2009?
Ein Besinnungstext.
Als Kunsthistorikerin interessieren mich im Internet vor allem Galerien- und Museumsseiten, geeignetes Bildmaterial sowie Literatur zum Thema: Kunst.
Wenn man sich das Internet vorstellt wie es in zehn Jahren sein könnte, dann denkt man natürlich zuerst an verbesserte Schnelligkeit.
In zehn Jahren werden die Rechner noch schneller sein als heute und Bilder benötigen weniger Zeit, um verfügbar zu sein.
Dieser Vorteil könnte dann bald eine Konkurrenz zur Diaprojektion bei kunstgeschichtlichen Seminaren bieten, mit der Möglichkeit des Zoomens an detailpräzise Ausschnitte.
Teilweise wird das heute schon praktiziert, dann dauert allerdings die Bildeinspeisung erheblich zu lange und der Zugriff auf das www hat die Bedeutung eines ersten aber wichtigen Experiments.
In kunstgeschichtlichen Seminaren ist hochwertiges Bildmaterial äußerst wichtig, eine zentrale und umfassende Bilddatenbank ist daher sehr nützlich, denn des öfteren stößt man in Bibliotheken auf Kopierverbote und andere Hindernisse, die ein unkompliziertes und vor allem schnelles Zusammenstellen von Abbildungen verhindern.
Ein digitales Vorhandensein umfassender Bildquellen wäre daher sehr wünschenswert. Vor allem wenn neben dem kostenlosen Zugriff gleichzeitig das Umwandeln in sämtliche digitale Formen möglich wäre. Das würde auch bedeuten, daß die Originalvorlagen nicht weiter beansprucht würden und dadurch die Beschädigungsrate sinken könnte.
Buchrecherchen sind heutzutage noch wenig vertrauensvoll. Allzu oft wird man doch wieder an den Zettelkatalog verwiesen, meistens wenn man komplizierte Sonderwünsche hat. Da die Zusammenführung der gesamten Berliner Kataloge an vielen Stellen noch lückenhaft ist, werden Bestellungen teilweise äußerst umständlich gehandhabt. Überhaupt ist die uneinheitliche Suche sehr zeitaufwendig. In zehn Jahren wird die Vernetzung der Bibliotheken dann hoffentlich vorangekommen sein und der schnellere Zugriff auf Bücher dadurch erheblich erleichtert. Vielleicht besteht dann auch die Auswahl zwischen "alles auf digitalem Datenträger" oder "Originalbuch zur Ausleihe".
Im Internet informieren sich die Kunstgeschichtler/innen immer öfter über aktuelle Ausstellungen in Museen und Galerien. Doch sehr oft zweifelt man an der Vollständigkeit der Angebote. Häufig sind "Seiten im Aufbau" oder es sind erst gar keine vorhanden.
Daß die Vernetzung aller Museen eines Landes als große nationale Aufgabe angesehen werden kann, zeigt das Beispiel Großbritannien. Dort stellt das Kulturministerium eine großzügige Summe zur Verfügung damit sämtliche Museumsstücke in einer fernen Zukunft mal im "Netz" publiziert werden können [Vgl.: H.P.: Website britischer Museen. In: Art 7(1999)S.127.]; und damit eine brauchbare Vollständigkeit erreicht werden kann. Solch großangelegte Publizierungen werden das derzeit unzureichende Angebot ablösen. Jetzt hängt die Webpräsenz noch zu stark von der Einsichtigkeit verantwortlicher Museumsdirektoren und Galerienbetreiber ab, aber auch von den Mitteln, die den jeweiligen Museen zur Verfügung stehen. Die Konkurrenz untereinander verursacht aber auch hierbei ein verstärktes Interesse an designter www-Beteiligung, bei der auch zunehmend die Werbewirksamkeit erkannt wird.
So erwarte ich für die kommenden Jahre eine starke Verbesserung der Kataloge und Suchmaschinen sowie eine sehr hohe Präsenz an Galerien und Museen, so daß die vorsichtigen neugierigen Anfragen 2009 in direkte Erwartungen umgewandelt sein werden. Die Internetrecherche wird zu einem noch wesentlicheren Bestandteil der wissenschaftlichen Recherche als heute - im Jahre 1999!