Ein Besinnungsaufsatz:

Wie benutze ich als Historikerin heute das Internet und wie werde ich es in 20 Jahren benutzen?

 

Ich besinne mich... zu Beginn dieses Semesters bedeutete Internet für mich vor allem e-mailen. "Irgendwie" konnte man mit dem Computer über das sagenumworbene Internet Briefe verschicken und das ging wesentlich schneller als mit der herkömmlichen Post, die ich jetzt nur noch verächtlich Snail-mail nenne. Die Vorteile liegen für mich klar auf der Hand: man kann bequem, schnell und (durch die Uni) kostenlos Kontakt zu allen möglichen Leuten halten, egal ob sie in Berlin oder Bombay wohnen. Allerdings verschickte ich bisher immer nur private

e-mails.

Ich bekenne... mittlerweile nutze ich das e-mailen nicht nur für private Kontakte, sondern auch im Rahmen meines Geschichtsstudiums: in zwei Seminaren nehme ich an sogenannten "mailing-Listen" teil. Diese Seminarkommunikation via Internet kann wirklich sehr praktisch sein, so ersetzt sie beispielsweise umständliche Telefon-Ketten, die sowieso meistens irgendwo abreißen. Ich denke, daß mailing-Listen spätestens in zwanzig Jahren später feste Bestandteile von Seminaren sein werden. Vielleicht erhält man in Zukunft die Thesenpapiere zu Referaten bereits vorab durch die mailing-Liste. Desweiteren glaube ich, daß die Teilnahme an "historischen" newsgroups für Historiker in zwanzig Jahren eine Selbstverständlichkeit sein wird. Selbstverständlich gibt es solche newsgroups auch heute schon, ihr Bekanntheitsgrad ist jedoch außerordentlich gering.

Ich besinne mich... zu Beginn dieses Semesters gehörte der Trend-Ausdruck "durchs Internet surfen" auch wie selbstverständlich zu meinen Vokabular, allerdings surfte ich nicht besonders oft. Zwar war ich häufiger Gast auf der Homepage meiner Lieblingshörspielreihe, die ???, und auch die Seiten der Institute der Geschichtswissenschaft und der Sozialwissenschaften habe ich mir schon öfters angeschaut, ein größere Ausmaße nahmen meine Surf-Erkundungen jedoch nur in den seltesten Fällen an. Hätte man mich nach dem Unterschied zwischen World Wide Web und Internet gefragt, so hätte ich passen müssen. Auch die Herstellung der netten Internetseiten schien mir ein Buch mit sieben Siegeln zu sein.

Ich bekenne...als Internet Experten würde ich mich immer noch nicht bezeichnen. Mittlerweile allerdings kenne ich nicht nur solche Begriffe wie Browser, Provider, Client, Server etc, ich weiß auch, was sie bedeuten! Außerdem weiß ich nicht nur, daß die Programmiersprache für die Erstellung von Internetseiten html heißt, ich kenne schon einige Befehle und es macht mir sogar Spaß, mich weiter damit zu beschäftigen.

Ich mutmaße... auch wenn es schon viele, meiner Ansicht nach zum Teil auch überflüssige Seiten im Internet gibt, so werden es wohl dennoch noch immer mehr werden. Unwahrscheinlich, daß dieser Trend die Historiker "verschonen" sollte. Bereits jetzt sind alle Lehrstühle der Geschichtswissenschaft der Humboldt Universität zu Berlin mit einem kurzen Profil, Vorstellung der Mitarbeiter etc. im Internet vertreten. Dies ist meiner Ansicht nach erst der bescheidene Anfang. Veröffentlichungen von Referaten, Hausarbeiten bis hin zu Promotionen im Netzt, dies alles wird in zwanzig Jahren für die Historiker eine Selbstverständlichkeit sein. Eine weitere Zukunftspersektive kann die Abhaltung von Konferenzen und Symposien via Internet sein. Grundlegende Computerkenntnisse werden demzufolge eine Mindestqualifikation von Historikern werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch die Scheu vor dem Computer, die durchaus noch bei Geisteswissenschaftlern gefunden werden kann, abzubauen und sich nicht mehr gemütlich zurückzulehnen in der beruhigenden Gewißheit, daß es für "solchen Kram" ja Informatiker gibt. Selbermachen lautet das zukünftige Motto.

Kleiner Nachsatz: trotz aller Computer- und insbesondere Interneteuphorie möchte ich es aber selbstverständlich nicht erleben, daß Kommunikation zukünftig fast ausschließlich über das Internet "abgewickelt" wird. J um ein Lächeln auszudrücken, ist meiner Ansicht nach nur ein trauriger Ersatz