möge kommen was mai 2006

tour-bilderbuch

mobilé und locas in love
18.-27.5., außerdem: kirchkogel und west germany


fotos: marius
text so far: peer


donnerstag, 18.05.06 magnet, record-release-party. +locas in love +sternbuschweg



Sozusagen als Auftakt der Tour feiern wir im Magnet unseren Record-Release. Die CDs sind morgens in Düsseldorf aus dem Presswerk gekommen und gelangen per Boten erst im Laufe des Abends nach Berlin, Jo und Oli sei dank.
Ein Anruf gegen 15 Uhr, die Locas stecken im Stau, dankenswerterweise können Sternbuschweg organisieren, Schlagzeug und Verstärker vorbeizubringen. Unser Zeitplan geht einigermaßen in die Binsen. Dank Peter, dem besten Mischer Berlins, kommt aber keine Hektik auf. Die Blaskapelle erscheint gegen 19 Uhr und probt in neuer Besetzung nochmal im Nebenraum, jetzt liegt es nur noch in unserer Hand, jetzt muss alles klappen.
Sternbuschweg eröffnen den Abend und spielen eine Wand an Sound. Wir hoffen, das wird bald auch so mächtig auf dem Album zu hören sein. Der Raum füllt sich mit jeder Minute mehr, die Locas stehen auch schon zum dritten Mal auf der Magnet-Bühne, Berlin ist schon so eine Art Wahlheimat und gut zu ihnen (zurecht). Sie liefern im engen Zeitplan Amtliches ab.



Die Release-Party ist gleichzeitig Martins lang angekündigtes Abschiedskonzert. Niemand kann es so recht glauben. Verdammt gut gespielt. Und danke für alles.



Zur Feier des Tages haben wir fulminant eine Art Streichquartett zu Gast, um "Tschaikowski", "Wieder dahin kommen" und "Fraktal" umarrangiert zum besten zu geben. Danke an Anne, Ralf, Christiane und Philipp. Magisch. Schade nur, dass niemand an eine Soundaufnahme gedacht hat. So müssen wir es in unseren Köpfen festbrennen.



Wir spielen uns in Laune, und zur ersten Zugabe begrüßen wir Mitglieder der Zentralkapelle Berlin auf der Bühne, um "Kaffeeweißer" zum ersten und wahrscheinlich einzigartigen Mal vorzutragen. Marius greift zu den Becken.



Ein rauschendes Fest. Danach ist noch die übliche Indie-Disco, und man fragt sich, woher die Ströme von Leuten kommen. Jede Band geht mit sieben Euro nach Hause. So ist das, wenn alles selbst gemacht wird.


freitag, 19.05.06
Kein wirklicher Tourtag. Es wird Geburtstag gefeiert in Neukölln, mit einem kleinen Wohnzimmerkonzert. Die Brüder spielen Hits, Strawberry Kaeyk nehmen den Raum ein, die Locas beglücken mit einem Traveling-Wilburys-Cover, Kurt ist zu Gast, Tristan Steinweg gibt Auszüge der Brüder unter Waffeln zum Besten, und schließlich kommt es zu einer legendären einige-kolopeken-Reunion. Ein sehr schöner Abend.


samstag, 20.05.06
lüneburg, asta-wohnzimmer



Wie schon beim letzten Mal in Lüneburg macht Tricks den Auftakt. Benjamin überzeugt uns sowohl durch Ansagen als auch durch Musik. Hosen-Ansage 1: Auf die cordbehosten Schenkel klopfen. Die "Bob-Dylan-Gedächtnis-Zahnspange" wird zum geflügelten Wort der Tour.





Die Locas versuchen alles, um das Publikum zu erreichen. Niklas Hosen-Ansage kommt sehr gut an, die Musik auch. Publikumsreaktion zwischen den Stücken aber gegen null tendierend.
Frank setzt den Themenabend mit einer Hosen-Ansage fort. Unser erstes auswärtiges Konzert in diesem Jahr, wir gehen ungestüm zu Werk.
Danke, Mike!



Stadtimpressionen Lüneburg






sonntag, 21.05.06 hamburg, astrastube

Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch Lüneburg und kulinarischem Urlaubsgefühl fahren wir die paar hundert Meter nach Hamburg hinein.



Die legendäre Astra-Stube hat noch geschlossen, als wir ankommen, daher quartieren wir uns schon mal bei Peers Cousin Tilo ein, der uns seine neuesten Grafik-Projekte zeigt. In der Astra-Stube entspinnt sich ein Zigarettenkippen-Drama - zum Glück landete sie nur auf dem Kasten und nicht auf der Gitarre selbst.




Die großartigen Zuhause machen den Anfang, mit der Rückkehr des Schlagzeug-Tiers. Auf der engen Bühne gibt es mindestens eine Slapstick-Einlage und Emotion und gute Laune.
Wir freuen uns über bekannte Gesichter, lassen uns dummerweise zeitweise von ein-Meter-entfernten Bargespräche während unseres Auftritts irritieren. Wegen des beschränkten Platzes verzichten wir wiederum auf die Orgel und spielen stürmisch, yeah.
In der Astra-Stube hat Niklas einstmals Bright Eyes gesehen und interviewt. Die Locas lassen sich auf zuruf zu dem auf dieser Tour solitären Vortrag vom "Nachtjacken"-Song hinreißen.
Danke an die Gäste, an zuhause und auf eine Revanche.


montag, 22.05.06 köln, tsunami +locas in love
dienstag, 23.05.06 köln, day off

Beim dritten Lied muss Ralf das Konzert abbrechen, da sich alles dreht - wie sich am Tag danach herausstellt, ist ein Halswirbel ausgerenkt und blockiert so einiges. Während Marius mit Ralf an die frische Luft geht, ziehen die anderen beiden eine zwei-Personen-especially-for-you-Show durch. Mit spontan erdachter Setlist und nie gekannten Ansagen. Erst danach fällt Peer auf, dass Frank "Anfang vom Ende" noch nie am Schlagzeug gespielt hat.

Während die Locas nach München düsen, um Ockervil River zu unterstützen, haben mobilé ihren freien Tag. Also: Postkarten und Unterwäsche kaufen, Museums-Kultururlaub (Frank), Sightseeing, Musikhören bei Benny, Arztbesuch. Bei Dorea und Oli, unseren LabelchefInnen, stempeln wir die nächsten sechzig CDs und besprechen Pläne. Ein wenig Bedauern, dass wir nicht in derselben Stadt wohnen, denn das wäre eine Bereicherung.



Kein Tag ohne Konzert, unsere Tourmaxime (ähem), führt uns am Abend ins Blueshell, wo Hund am Strand zu Gast sind. Wir freuen uns, sie zu sehen, über die Schlange am Merch-Stand, und prosten uns noch angemessen zu.






mittwoch, 24.05.06 dresden, az conni +ef

Nach Stunden im Stau kommen wir erst gegen 21 Uhr in Dresden an. Die Schweden von EF. erreichen etwa gleichzeitig das az conni. Bleibt also nur eine Stunde zum Aufbau und Check.
Große Bühne und großes Publikum. Am Ende des Konzerts gibt es "Ausziehen"-Rufe (na gut, einen "Ausziehen"-Ruf), yeah. Wir sind mit uns allerdings nicht so zufrieden, vielleicht auch geschafft von der langen Fahrt und den Umständen der letzten Tage.
Die Postrocker von EF. räumen dann ziemlich ab, Marius verkauft für sie geschätzte 15 CDs, für uns eine. Wir sprechen noch bis tief in die Nacht.



Nach der Klassenfahrt-ähnlichen Übernachtung zu zehnt im Doppelstock-Matratzenlager am nächsten Morgen noch komfortables Frühstück und Tischtennis mit den Schweden, bei denen wir vorbeischauen sollen, wenn wir mal in Göteborg sind.

donnerstag, 25.05.06 frankfurt a.m., das bett

In Frankfurt wieder Regen. Das scheint diese Tour zu verfolgen. Das Bett ist ein schöner Club in Sachsenhausen, sehr zu empfehlen.



Jenseits des Main-Streams, Main-Strom, haha.

Das Publikum ist etwas verkatert, wie wir. Wir können wertgeschätzte Gäste begrüßen, hätten gern alles gegeben, fühlen uns aber etwas gedämpft.
Die Leute sind sehr, sehr aufmerksam, trauen sich kaum, mit ihren Flaschen anzustoßen, weil das zu laut wäre. Eine ungewöhnliche Situation. Der Abend geht zu schnell vorbei.



Die Schlagzeuger tauschen Tricks an ihrem Instrument aus.





Bei Peers Bruder gut untergebracht: zur Rechten Theo, die Rotwangenschmuckschildkröte. Wer ist älter? Richtig.


freitag, 26.05.06 freiburg, player's club +locas in love



Das südlichste Ziel der Reise; bevor wir zum Club fahren, besichtigen wir die Sehenswürdigkeiten: das legendäre "Freiburger Pferd".
Die Rahmenbedingungen für den Auftritt scheinen widrig: sowieso kurzfristig (über myspace ergeben!) angesetzt, stellte der eigentlich vorgesehene Club eine Woche vorher seine Konzertaktivitäten ein. Der Ersatzort "Player's Club" scheint eine ehemalige Stripbar, in der nun Karaokeveranstaltungen stattfinden. Durch Missverständnisse mit der strahlenden Veranstalterin Juli stehen wir zwar mit zwei Monitorboxen, aber ohne Mikros da.
Ein Mikro kann aufgetrieben werden, und wir plazieren uns in den verwinkelten Räumlichkeiten vor dem DJ-Pult und nehmen die Hälfte der Tanzfläche ein.



Beim Besuch einer einheimischen Brauerei kommt Marius eine brilliante Idee: Wir spielen heute auf Zuruf. Er verteilt die Setlisten der letzten Tage in einer dreiköpfigen Publikumsgruppe und diktiert noch Notizen zu Geschwindigkeit und Stichworten in die Feder.



DJ Xtreme sorgt mit seiner Mix-CD für ausgelassene Stimmung. Und seltsamerweise wird es einer der schönsten Abende der Tour. Die intime Atmosphäre verleitet sogar Marius dazu, eine Ansage beizusteuern, und durch das Outsourcing der Setlist müssen wir uns keine Gedanken um gelungene Übergänge machen. Hier wollen wir hin.



Die Locas schaffen es, noch einen draufzusetzen. Björn bringt die Publikumsrunde ganz nonchalant dazu, sich namentlich vorzustellen. Alle sind hingerissen.
Freiburg verwundert uns, als auch noch vier Straßenpunks auftauchen, Björn auffordern, einem ehemaligen Kumpel auf der Domplatte auf die Fresse zu geben, und dann zu Metallica halsbrecherisch durch den Raum pogen.


samstag, 27.05.06 leipzig, bar +locas in love

Aufbruch in den Morgenstunden, und nach der längsten Fahrt der Tour will der Regen auch in Leipzig kein Ende nehmen.
Wir sind Teil einer monatlichen Konzertreihe, die vor den Auftritten immer ein Videointerview mit der Band zeigt. Es ist alles perfekt organisiert, der Raum ist ausladend und einladend und wir werden freundlich empfangen.
Die Videos werden von uns Bands wie von unruhigen Kindern erwartet. Wir spielen zum ersten mal auf der Tour "When I", was sich gut anfühlt. An der Bar ist es unruhig, wir sind durch einen Pfeiler abgeschirmt und freuen uns über den Zuruf "Linda", als von der Tochter von Kurt Wallander die Rede ist.
Die Locas beenden ihr Set mit einer sehr lauten Version von "Our Hearts" samt Bratsche, danach kann keine Zugabe mehr kommen. Während im Saal noch zu Brasilektro geschwoft wird, sitzen wir noch backstage zusammen, reden über Kunst und den ganzen Rest. Danke.



Wir nehmen mit einer Träne im Knopfloch Abschied von den Locas und fahren noch in der Nacht zurück nach Berlin. Eine ereignisreiche Woche. Der größte Dank gebührt Benny.


samstag, 03.06.06
kirchkogel 06 festival

Quasi als angehängtes Wochenende zur Tour spielen wir noch zwei Konzerte über Pfingsten. Zum dritten Mal dürfen wir uns für die Einladung nach Kirchkogel bedanken.



Posieren nach dem traditionellen Fußballspiel (Marius kann das erste Spiel mit einem Kopfball gegen Peer entscheiden).

Am Lagerfeuer wird getanzt bei unserem Auftritt, wir reden die Nacht davon und fühlen uns wohl.



Der Morgen begrüßt uns mit der ersten Sonne seit Tagen, wir führen entspannte Gespräche und bereiten uns auf die Rückfahrt vor.




sonntag, 04.06.06
berlin, west germany, neuropolis-abschlussparty, +frankreich muss bis polen reichen



Peer ist unzufrieden mit seiner Frisur und schneidet sich auf dem nächstbesten Rastplatz vor dem Autofenster den Pony nach.



Die Abschlussparty des Neuropolis-Theaterfestivals führt uns ins West Germany, eine ehemalige Arztpraxis mit herausgerissenen Decken, Kachelung und Betonterrasse mit herrlich stadtromantischem Ausblick.



Hund am Strand, die am selben Tag von ihrer Tour zurückkommen, helfen uns dankbarerweise mit ihrem Schlagzeug aus.
Frankreich muss bis Polen reichen sind ausgesprochen sympathische Menschen, die später eine mitreißende Show spielen. Während unseres Auftritts treffen auch langsam die Theater-Leute von den sich-nach-hinten-ziehenden Künstlergesprächen ein, der Raum füllt sich, ein französischer Elektroclash-Act tritt auch noch überraschend auf - und plötzlich ist es vier.


So geht eine Erzählung dieser Tage.
Danke fürs Zuhören.