review im wahrschauer nr. 46 sommer/herbst 2003:


mobilé
nennen wir es den tag

Das Debüt der vier Kalifornier - äh Hamburger - äh Schotten - äh Schweden - äh Nordberliner versammelt gekonntes Songwriting, dessen Wurzeln in mit Beatles-LPn beschallten Kindheiten zurückreichen, dazu perligen, warmen, klaren Git-B-Dr-Voc-Sound wie z.B. bei Mogwai und schrammelig-vollmundig verzerrte Gitarren wie bei frühen - muss man ja mittlerweile schreiben - Tocotronic-Aufnahmen in einem schmucken Prachtcover, welches mit buchstäblicher Vielseitigkeit und Transparenz (Butterbrotpapier?) schwarz-orange gehaltener Gedämpftheit... Man erwidert ihre Sympathien und will mit ihnen an dem abgebildeten Kamin sitzen, um sich eine Mittsommernei lang gemeinsam durch die Plattensammlungen zu hören, dabei die ultimative Best-Of-Liste (siehe bald bei Band eigener Homepage www.lemobile.de) heraus-arbeiten, grillen, schwimmen, reiten, Fahrrad fahren, lesen, poppen und zur Gitarre greifen. Die Texte sind manchmal ganz schön verquer und hart an der Grenze zwischen zum Mit- und Nachdenken Aus- bzw. Einladen. Ob Peer die meistens so runter schreibt aus einem Guss oder lange grübelt oder einen zentralen Satz hat, um den herum sich das Werk in Monaten fast von selbst herumbaut? Jedenfalls bestätigen die meisten der zwölf Lieder, dass deutsche Texte meinen Intellekt und so da oben am meisten in Gang bringen von allen gesungen vernommenen Sprachen. That's a good thing. "Nennen wir es den Tag" ist eine GUTE-INDIE-ROCK-Platte mit mitsingbaren Stücken und Hits - nennen wir sie Pop-Rock-Punk-Sing-Alongs - aber auch ganz weit vorne bei der Welt traurigsten Platten.

C. Anders