Proseminare

 

 

 

16 040 PS   Bewusstes Erleben. Ein Grundproblem der Philosophie des Geistes (gilt für B5) Fr 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum   (16.4.) Balle*, Johannes


Eine angenehm zu lesende Erörterung des Themenkomplexes, der in dieser Veranstaltung behandelt werden soll. Es werden meist Fragen gestellt, die die vorherige dem Verständnis des Leser weiter erschließen. Zuerst wird allegemein nach einem Verhältnis zweier Gegenstände gefragt, von unserem Erleben und Messungen, dann werden allgemeinere Begriffe oder Fachtermini aus dem angesprochenen philosophischen Gebiet für die angesprochenen Gegenstände genommen, Bewußtseinszustände und wissenschaftliches Weltbild, um einen Erklärungszusammenhang zwischen ihnen anzufragen. Im dritten Schritt kommt dann eine als gewiß angenommene Voraussetzung hinzu, um einen Maßstab zum Vergleich der beiden in einer bestimmten Hinsicht unterschiedener Dinge zu erhalten, den Empfindungen und Erfahrungen, die unsere Bewußtseinszustände ausmachen sollen, zum Einen und den physikalischen Ereignissen eines wissenschaftlichen Weltbildes zum Andern. Diese Voraussetzung ist, daß beide Dinge sowohl subjektiv als auch objektiv zu beschreiben sind, zugleich also physische und psychische Eigenschaften besitzen können.

Warum ist dies so? Und wieso selbstverständlich? In der Einführung in die Psychoanalyse Freuds wird zum Beispiel behauptet, daß seelischen Vorgänge überhaupt nicht mit empirischen Mitteln zu beobachten sein müssen. Vielleicht wird in der neueren analytischen Philosophie das aber bereits mit guten Gründen vorausgesetzt. Die klar aufgebaute Gedankenführung dieses Kommentares Herrn Balles macht jedenfalls schon einmal Lust, sein Angebot anzunehmen.

(MH)


 

 

16 041 PS Der Wiener Kreis (gilt für B5 und B6(a)) Di 12.00-14.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum            (13.4.) Barz, Wolfgang


Der Wiener Kreis

Europa zwischen den Weltkriegen ‚psychisch vernichtet’, materiell verarmt, dazu perspektivlos und revanchistisch. Kurz der Versailler Vertrag hat Europa gelähmt. Hier nun versucht eine Gruppe Philosophen in der alten Kaiserstadt Wien die Tradition der Aufklärung wieder zu beleben.

An der Katastrophe des Nationalsozialismus und des 2.Weltkrieges sieht man natürlich, dass ihr Erfolg scheinbar nicht groß war. Scheinbar deshalb, weil die Philosophie des Kreises die Zeit überdauert hat.

Eine Anmerkung sei erlaubt: Es ist natürlich nicht möglich, alle Texte, die während der Arbeit des Wiener Kreises entstanden sind in einem Semester gründlich zu lesen & zu bearbeiten, weshalb nur eine individuelle Auswahl des Dozenten zu lesen sein wird.

 

(RM)


 

 

 

 

 

16 015 PS Ludwig Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen (gilt für A2 und B5)

Mo 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 30; Seminarraum I      (19.4.) Bieri, Peter


Was ein in dem Maße, wie der Kommentator dieses Seminarkommentares, noch unbedarfter Student fragen oder feststellen darf? Wittgenstein ist ein bekannter Autor; von seinen Werken häufig behandelt: der „Tractatus“ und die „Untersuchungen“. Welches ist die in letzterem  enthaltene Herausforderung an die Philosophie insgesamt? Was ist Philosophie insgesamt? Inwiefern ist die Frage nach den „Daten der Philosophie“ von vorhergehender Frage abhängig? Fragen, die sich vielleicht während des Seminars zeigen, oder vielleicht auch erst danach stellen.

(HB)


 

 

16 008 PS  Sprache und Sprachgebrauch (gilt für A1 und B5) Do 16.00-18.00 – Habelschwerdter Allee 45;  KL 29/209 (15.4.) Brune, Jens Peter


Sehr erfreulich, schon in der Ankündigung eine detaillierte Literaturauswahl zu finden. Sprachphilosophie ist ja eines der Gebiete, zu denen schon eine Menge einführende und zusammenfassende Literatur vorliegt. Das eignet sich zum Einstieg.

Zum andern ist aber nicht zu verschweigen, daß ebenso leicht die Gefahr zu übersehen ist, auf festgefahrenen Wegen voranzuschreiten. Gerade die modernen Schulen haben ihre eigenen Voraussetzungen, die mit einer gewissen Selbstverständlichkeit gemacht werden. Und obwohl das in der Natur der Sache liegt, daß sich Schulen aufgrund bestimmter grundlegender Überzeugungen bilden und für eine Zeit die vorherrschenden Lehrmeinungen gegen die anderen vertreten (welche dann eben auch nicht so leicht zu hinterfragen sind - was oft gerade für Studienanfänger einige Pein bedeutet ); und obwohl gerade in der Wissenschaft - wie weit gefaßt man diesen Begriff auch an die Philosophie herantragen will - sich Positionen überhaupt erst dadurch herausbilden, daß die ihnen zugrunde liegenden Überzeugungen über eine längere Zeit gegeneinander vertreten werden, gehört es doch zu einer reifen Lehrmeinung, daß sie historisch-systematisch ausgewiesen wird.

Die Sprachphilosophie mit ihren beiden prominenten turns einzuführen, ist gewiß ein schönes Stück Orientierung bringendes Proseminarthema. Zu Zeiten Ernst Tugendhats, dem der ein wenig fabulöse Ruf hinterhereilt, die sprachanalytische Philosophie in Deutschland eingeführt zu haben (dabei haben doch andere mit ihm hierzulande mit vergleichbarem Engagement daran gearbeitet), galt es als eine gute Orientierungshilfe, die Frontstellung der analytischen mit der sogenannten kontinentalen Tradition zu umreißen und die Anfänge der ersten im Wiener Kreis und ihre phänomenologischen Widerparts aus der Linie der deutschen idealistischen Tradition nachzuzeichnen. Mittlerweile verschwimmen jene Grenzlinien, wie schon in manchen Veranstaltungstiteln der letzten Jahre ersichtlich wird, und auch die Vertreter der Schulen beginnen, sich von ihren alten Zusammenhängen zu distanzieren. Tugendhat hat diesen Schritt schon in den frühen 90er Jahren vollzogen.

Da mag es ebenso in der Natur der Sache liegen, daß, wenn die historische Analyse die Mythenbildung um die Anfänge ablöst, das zugrunde liegende Gemeinsame zutage tritt  So gibt es neben den Brückenschlägen zwischen den Phänomenologen und Analytikern mittlerweile auch die zwischen den Historikern und den Analytikern.

So wurden auch schon Pragmatiker im Mittelalter entdeckt - der pragmatische Zeichenbegriff eines Roger Bacon mitsamt seiner Aporien wurde an diesem Institut bereits zweimal behandelt: einmal in den 70er Jahren, in Anwesenheit übrigens von Umberto Eco, dann wieder in den 90ern. Dann der linguistic turn: ebenso passte dieser Ausdruck auf die Wende der spanischen Zweitscholastik im 17. Jhd., wie es in den Seminaren von Sven Knebel immer mal wieder Erwähnung findet. Auch findet in diesem Semester eine Vorlesung zur Zeichentheorie im Mittelalter statt, in der mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Parallelen zur neuzeitlichen Sprachphilosophie angedeutet werden.

 

(MH)


 

 

16 030 PS  Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Einführung in Kants praktische Philosophie (gilt für A2 und B4) Mo 12.00-14.00 – Thielallee 43; Seminarraum        (19.4.)             Eusterschulte*, Anne


Wie wichtig dieses Seminar ist, fällt schon auf, wenn man Studierende im Hauptstudium mit Schwerpunkt praktische Philosophie dozieren hört, der kategorische Imperativ sei die Goldene Regel, "Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem andern zu." Dabei braucht Kant mehrere seiten seiner kleinen kompakten Schrift für den Nachweis, warum sein rein formaler Imperativ gerade nicht mit der Goldenen Regel zu verwechseln sei. Er legt großen Wert darauf, daß man gerade nicht nur deshalb moralisch handeln soll, weil man selber moralisch behandelt werden möchte, sondern weil es notwendig ist. Hat er recht?

Frau Eusterschulte ist bereits Einigen als ganz und gar liebenswerte Dozentin bekannt geworden, so daß auch die Person des Lehrenden in diesem Seminar niemanden von der Teilnahme abhalten dürfte.

 

(MH)


 

 

16 053 PS  Frauen- und Geschlechterforschung in der Philosophie (gilt für A1 und B6(d)) Mo 16.00-18.00 – Habelschwerdter Allee 45; KL 29/209 (19.4.)        Frietsch*, Ute Lettow*, Susanne


Unbedarft an die Genderdisziplin herantretend, meint man am umwehten Horizont eine Trennung erkennen zu können: Ein eigenständiges Theoriegebäude der Geschlechterforschung (ent)steht neben den etablierten Wissenschaften, vornehmlich hier der Philosophie. Aber, die Frage sei erlaubt, sind nicht die in der Geschlechterforschung benutzten Werkzeuge die gleichen, immanent philosophischen,  die mit ebendiesen untersucht werden sollen?

Warum liegt der Schwerpunkt eigentlich auf der Auseinandersetzung mit Autoren der Gegenwartsphilosophie?

 

 (PK)


 

 

16 058 PS  Schreibkurs zu Texten von vier Klassikern der Philosophie (gilt für A1 und C)  Di 18.00-20.00 – Thielallee 43; Seminarraum         (13.4.)     Gebauer, Gunter


Dass auch das deutsche Bildungssystem lückenhaft ist und die Lernenden schon in der Schule, erst recht im Abi und Studium, gemäß ihrer Möglichkeiten mangelhaft gefördert werden, äußerte bereits 1905 Ellen Key (Sozialkritikerin, Psychologin und Pädagogin), wenn sie 12 Schüler pro Klasse forderte und als Input-Aufnahmebesteck bei den Abiturienten von Schöpfkellen, bei den Stundenten von Arbeitsschaufeln sprach. Vielleicht macht auch dieses Seminar ein Schritt in diese Richtung und gibt die Möglichkeit eines der wesentlichsten Handwerkzeuge des Philosophiestudiums nachzuschulen. Doch der Weg zum gemeinsamen Lerngut in gleichberechtigter Lernform steht bereits fest, denn Herr Gebauer ist vor Ort. Die Anwesenheit eines solchen Dozenten, welcher, vielleicht nicht wortwörtlich, wie H.-J. Heydorn (Philosoph, Erziehungswissenschaftler) von einem Lehrer fordert, der die Erkenntnis der Zugehörigkeit zum universellen Proletariat durchlaufen haben muss, doch Frontalunterricht ist in jedem seiner Seminare völlig fehl am Platz.    

(DS)


 

 

16 042 PS  Ist der Mensch unsterblich? Gottfried Wilhelm Leibniz' Beitrag zur Unsterblichkeitsdiskussion im 18. Jahrhundert (gilt für A2 und B5))

Di 16.00-18.00 – Thielallee 43; Seminarraum        (13.4.)             Hallacker, Anja


Ein wirklich lustiges Thema. Da fühlt man sich gleich mitten hinein versetzt in die Esoterik des 21. Jhd. Ich kenne einen Studenten, der bereits vor Jahren seiner Zeit weit voraus war und behauptete, die Unsterblichkeit des Körpers sei durchaus zu verwirklichen und er lebe darauf hin.

Ob dieses Seminar allerdings die Leute in den schwarz und den lockeren Kleidern in Pastelltönen anziehen wird, scheint mir noch nicht ausgemacht zu sein. Mir ist zumindest neu, daß Leibniz zu diesem Thema gearbeitet hat - wo man doch, wie Wolgang Hübener sagte, im 17. Jhd. alles finde. Daß die Chinesen nach dem Lebenselixier gesucht haben und daß die Alchemisten im Gral den Jungbrunnen und vieles mehr sahen, das dürfte hinlänglich bekannt sein. Aber die Unsterblichkeit als ein Thema der Philosophie ... . Das scheint jedenfalls nicht unbedingt selbstverständlich zu sein. Ob mehr als Grillen zwischen den verstaubten Buchdeckeln hervorkommen werden? Der Name Leibniz jedenfalls verbürgt's.

(MH)


 

 

16 031 PS  Autonomie (gilt für B4 und B5) Di 18.00-20.00 – Habelschwerdter Allee 45;

KL 29/209      (13.4.) Hardy, Jörg


 


Wie schön es doch ist, wenn endlich die Dozenten anfangen zu fordern. Hardy erwartet von den Teilnehmern nur kognitive Autonomie. Das ist der schönste Traum aller Philosophen, das ist er nun schon seit 2500 Jahren und sie soll von den Teilnehmern im SoSe 2004 erfüllt werden, na da freue ich mich doch schon, an diesem Seminar teilnehmen zu können, die Uhrzeit wird Muse sein.

Wer jetzt vielleicht erwartet, dass damit eine pädagogische Taktik gemeint ist, oder annimmt, dem Seminar käme eine eigene Wirkung zu, die dann therapeutisch den Studenten ändert, hat falsch gedacht. Es gab schon einige Spekulationen über die didaktischen Vorgehensweisen des Dozenten und so sehr er auch in der Antike bewandert ist, die Methode, ganz auf die philosophische Mitarbeit der Studierenden zu bauen, ist für einige sehr anregend, für manche aber auch etwas unmotivierend. Verwirrend lange, gar sophistische Reden haben einige Veranstaltungen in der Vergangenheit geprägt, bis dann alle verwirrt zugestanden, was im Raum hing.

Der pädagogische Zweck liegt in der Immunisierung gegen lange Reden, die Autonomie gewinnt man durch Zuhören und Reagieren, was dann die kognitive Leistung angeht, so helfen die Autoren.

(BD)


 

 

 


Selbstbestimmung:

Wer sich für Freiheit, Unabhängigkeit in der Philosophie interessiert, für den ist dieses Seminar – trotz seiner ungemütlichen Zeit, dienstags 18 bis 20 Uhr ein Muß. Denn hier werden verschiedene Formen von Selbstbestimmung (Autonomie) besprochen. Dazu werden Texte verschiedener Herkunft (allerdings nicht übersetzt) gelesen und besprochen. Gerade auch für diskursfreudige Menschen scheint dieses Veranstaltung, aufgrund des kontroversen Themas geschaffen.

 

(RM)


 

 

16 016 PS  Einführung in Schellings Philosophie anhand der Schrift "Fernere Darstellung aus dem System der Philosophie" (1802)  (gilt für A2)

Mi 10.00-12.00 – Thielallee 43; Seminarraum       (21.4.) Kahlefeld*, Susanna


Das mit den schwierigen Systementwürfen lernen wir bereits seit vielen Semestern bei Herrn Arndt. Auch in diesem Semester wird wieder der deutsche Idealismus in der gewohnt kenntnis- und detailreichen Manier weiter vermittelt werden. Arndt allerdings nähert sich seit einiger zeit vor allem an die Philosophie Hegels in ihrer systematischen Entwicklung an. Durchaus natürlich auch aus der Perspekitve Schellings und anderer, aber in den letzten semestern war es stets im Hinblick auf  Hegel geschehen. Hier soll nun einmal Schelling im Brennpunkt stehen. Für den deutschen Idealismus eine erfreuliche Sache. Er wird ja in letzter Zeit immer weniger berücksichtigt - zugunsten von marktbezogener Forschungen zur Bioethik und ähnlichem. Diese Einführung wird übrigens so manch einem höheren Semester gefallen - die Veranstaltungen bei Herrn Arndt sind mittlerweile schon recht anspruchsvoll geworden, gerade was die letzten zu Hegels Logik angeht. Aber ohne einführende Veranstaltungen zu diesen Dingen, wird es immer schwierig bleiben, Lehrveranstaltungen zu komplexeren Themen zu finden, in denen auch entsprechend gearbeitet wird. Bei Herrn Arndt hat sich dann auch schon eine bestimmte Gruppe von Studierenden gefunden, die einfach anderswo wenig zu ihren Schwerpunkten findet. Daß der deutsche Idealismus nachgefragt wird, daran kann noch kein Zweifel bestehen. Obwohl auch zu dessen historisch-systematischer Kritik das Eine oder Andere anzumerken wäre, mittlerweile. Aber dazu an anderer Stelle.

(MH)


 

 

16 043 PS  Jean Paul Sartres Philosophie des Blicks (gilt für A2 und B5)

Mi 10.00-12.00 – Habelschwerdter Allee 45; KL 29/209  (21.4.) Kurbacher*, Frauke A.


Der Kommentar nimmt sich angenehm viel Zeit und wartet mit einer Literaturliste auf, die Möglichkeit einer Vorbereitung ist so zumindest auf dem Papier gegeben. Einige Studierende haben sich eine einführende Beschäftigung mit Sartre gewünscht, denn zumindest in der schulischen Beschäftigung mit Philosophie ist die Prägung durch Sartre oft offensichtlich.

(PK)


 

 

 

 

 

 

16 054 PS  Begegnungen mit dem Anderen im Mittelalter (gilt für B6(d))

Do 10.00-12.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum         (15.4.) Lalla, Sebastian


Aus dem Mittelalter gibt es viel Erstaunliches zu erzählen, etwa den Reisebericht des Ibrahim ibn Jakub aus Prag um 965 oder des Adelard von Bath aus arabischen Ländern vor 1100. Herr Lalla wird aber – so steht zu erwarten – weniger auf Kuriositäten als auf Textzeugen geistiger Begegnungen aus sein. Man möchte allerdings wetten, dass sich irgendwo, auf leisen Pfoten, eine Katze im philosophischen Diskurs einschleichen wird, und das zu Recht: Die Einführung der Langhaarkatzen nach Mitteleuropa ist eines der erfreulicheren Ergebnisse der Kreuzzüge. 

(AB)


 

 

16 017 PS  Heidegger: Sein und Zeit (gilt für A2) Di 16.00-18.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum            (20.4.)     Landweer, Hilge


Die Lektüre von Heideggers Hauptwerk ‚Sein und Zeit’ erfordert zunächst einen hohen Arbeitsaufwand, weil es ein geschlossenes System von Referenzen bildet. Die Begriffe

(das ontisch nächste ist das ontologisch fernste) und deren Systemstellen (genau) zu kennen bildet eine Verständnisbedingung – ein ‚Sein und Zeit’ Proseminar der HU brauchte, um das nur annähernd zu leisten, vier SWS.

Heideggers Philosophie entwächst einem bestimmten Kenntnisstand philosophiegeschicht-licher Quellen und seinen Aneignungsmethoden derselben.

Beidem, Heideggers Quellenkenntnis und seiner Aneignung der Geschichte, müsste nachgegangen werden, will man sich nicht in dem Wald Heideggers Zeichen verirren.

 

 

(PK)


 

 

16 044 PS  Einführung in die Sprechakttheorie (gilt für B5)  Do 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 30; Seminarraum I           (15.4.)    Lauer, David


„Am Anfang war das Wort.“

Bekanntlich ist die Feder mächtiger als das Schwert, das Wort also gewaltiger als die Tat. In diesem Seminar sollen die Grundlagen dessen, was Sprache ist, anhand John L. Austins Klassiker „How to Do Things with Words“ (dt. „Zur Theorie der Sprechakte“) erläutert werden. Kernthese von Austin – und damit auch im Seminar – ist: Etwas zu sagen, heißt, immer auch etwas zu tun. Dies gibt dem Wort an sich natürlich beachtliche Bedeutung und jede Äußerung sollte auf ihre Konsequenzen hin bedacht sein.

Dieses, für B5 – theoretische Philosophie – dotierte Seminar kann auch für Praktiker interessant werden, wenn im Verhältnis Wort/Tat nicht nur das Wort betrachtet wird.

(RM)


 

 

16 032 PS  Einführung in die politische Philosophie der Neuzeit: Machiavelli

(gilt für A1, A2 und B4)  Do 16.00-18.00 – Thielallee 43; Seminarraum  (15.4.) Lehmann-Brauns*, Sicco


Aus dem Arbeitsbereich Herrn Schmidt-Biggemanns und der Philosophiegeschichte kommen in letzter Zeit immer mehr und erfreuliche Veranstaltungen. Sie haben meist für sich, nicht die bislang schon bekannten Themen zu besetzen. Gut – im Falle Macciavellis liegt nun ein Klassiker vor, zudem gibt es gerade in diesem Semester noch ein Seminar zu diesem Autor an der HU (wie bereits oben im Exkurs zur politischen Philosophie erwähnt.) Aber im Allgemeinen ist doch die bunte Fülle der historischen Themen eine Bereicherung für das Lehrangebot des Instituts. Auch wenn die sprichwörtliche Fülle bunten Lebens, in die man nur recht beherzt hineingreifen solle, um bestimmt etwas Interessantes zu finden (na, wer hat’s gesagt? Um wen rankt sich diese Legende?), nicht im Sinne jedes historisch-systematischen Philosophen oder Wissenschaftstheoretikers sein wird – und freilich mit einem gewissen Recht. Die Überlieferungswürdigkeit zum Grundrecht der Texte zu erheben kann schließlich kaum aus einer anderen Einstellung als einer erwachsen, die sehr skeptischen gegenüber jeder Form von Rationalität und Bewertung ist. Die andere Seite reklamiert allerdings die ihr Interesse oder eine andere Form von Präsentismus als letztes Kriterium, etwas zu überliefern. Wieder zwei Scyllen und Charibden, durch die der Weg von der Binnenschifferei auf die Hohe See der Philosophie verstellt wird.

Ach ja – der Dozent geht in seinem Kommentar eigens auf die Vorbereitung von Proseminarshausarbeiten ein. Das sei ihm gedankt – es wird schon lange von hoher Stelle verlangt, findet aber immer noch nur in Ausnahmefällen statt. Die Diskussion über Formen von Hausarbeiten wird noch nicht öffentlich geführt. Was ist ein gutes Niveau für einen Text? Wer hat dafür schon Kriterien?

 

(MH)


 

 

16 018 PS  Nikolaus von Kues: Über den Frieden oder die Übereinstimmung unter den Religionen (De pace seu concordantia fidei)  (gilt für A2 und B6(d))

Fr 18.00-20.00 – Habelschwerdter Allee 30; Seminarraum I        (16.4.) Li, Wenchao


Eine Reihe von Mittelalterthemen sind klar der platonischen Tradition zuzuordnen. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass der philosophiehistorische Arbeitsbereich am Institut für diesen seinen Schwerpunkt bekannt ist. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass die analytische Scholastik, wenn man so sagen darf, von Herrn Lalla, dem Assistenten Herrn Schmidt-Biggemanns, dort auch kompetent vertreten wird. Vielleicht wird durch die neuen Lateinkurse für Philosophen dieses Feld etwas intensiver zu bestellen sein. Im Augenblick kann selbst ein Hauptseminar zu aristotelischen Schwerpunkten nicht ohne allgemein in scholastische Philosophie einführende Elemente auskommen. Es gibt einfach kaum Grundlagenseminare und -vorlesungen. In diesem Semester wird allerdings wieder einmal De Ente et Essentia angeboten – ein ausgesprochener Einstiegstext und in der Scholastik immer wieder kommentiert. Daß so wenig dazu kommt, liegt nicht zuletzt an dem erstaunlichen Reichtum jener erst langsam wieder entdeckten Tradition. Die meißten Texte sind noch gar nicht übersetzt, und so kommt es auch, dass die - oft auch erst noch zu erhebenden – historiografischen Befunde noch kaum Eingang in die Philosophiegeschichtsschreibung und damit in die Lehre gefunden hat. Ebenso müssten eine Menge lieb gehaltener historisch-systematischer Einordnungen und Bewertungen von Klassikern bis hin zu Kant (oder eigentlich fast besser: angefangen mit Kant) über Bord.

Der Kuesaner allerdings zählt zum Urgestein, auch wenn er der Hauspatron der Platoniker ist. Seine Gedanken haben eine enorme Wirkungsgeschichte. Selbst systematische Grundlagen eines Leibniz wurden von ihm vorgedacht. Hier nun einen wenig beachteten Text angeboten zu kommen, passt ins Bild unserer erfrischend farbenfrohen Historiker.

(MH)


 

 

16 047 PS  Einführung in die Ästhetik (gilt für A1 und B6(c)) Do 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 45;  KL 29/209 (15.4.)   Mahrenholz, Simone


Eine Einführung in die Ästhetik beruht einzig und allein auf Kant und so bietet das Seminar eine weitreichende Bestimmung des Verständnisses von Ästhetik. Ästhetik hat immer erst etwas mit unserer Wahrnehmung zu tun. Die Lehre des Schönen beruht auf der manipulierten Wahrnehmung. Also ist Ästhetik einzig unser Wahrnehmungshorizont, Unbekanntes bleibt unbewertet, Ungesehenes bleibt nicht-schön. Denn Ungesehenes und Unbekanntes bedarf keiner ästhetischen Betrachtung des Menschen. Ästhetik als Antwort auf die Frage, warum gibt es Hässliches, also noch alles andere.

Aber wie kann eine Einführung die Antike aus dem Blickfeld lassen? So sollte in dem Seminar zumindest ein gerechter Einblick in die Ästhetikgeschichte als Verweis vorkommen müssen, was ist das sonst für eine Einführung. Der Kommentar lässt zumindest nichts dergleichen im Seminar erahnen.

(BD)


 

 

16 048 PS  Ästhetik bei Schopenhauer und Nietzsche (gilt für B4, B5 und B6(c))

Fr 12.00-14.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum  (16.4.)  Neumann*, Hanns-Peter


Auch Frau Mahrenholz behandelt Schopenhauers Welt, um Grundlagen der Ästhetik zu erarbeiten, allerdings in einem Hauptseminar. Dieses Proseminar ist also für eine Ergänzung im Rahmen einer Schwerpunktsbildung geeignet, die in letzter Zeit nicht gerade oft möglich war, was Schopenhauer betrifft. Mit Nietzsche ist das etwas anders. Gerade haben wir ja das Nietzsche-Jahr überstanden.

Was Metaphysik und Ästhetik bei Schopenhauer angeht, kann ich nichts genaues sagen. Nietzsches Tragödienschrift jedoch hat’s ganz schön in sich. Es ist wirklich schwierig, seine Überlegungen zur Metaphysik nachzuvollziehen. Die Begriffe des Apollinischen und Dyonisischen mit ihrer mysteriösen metaphysischen Grundlage lassen sich wohl kaum ohne Kontexte und Eingehen auf die zeitgenössischen Polemiken, in die er eingebunden war, aufarbeiten. Diese Begriffe sind fast als Abwehr eines ungeliebten Verständnisses seiner Zeit zu lesen, in der die christliche Interpretation der Antike ihn zu ersticken gedroht haben muß. Nietzsches Erhebungen zur Tragödie und zur Musik sind dann auch noch heute von Belang für die klassische Philologie.

Aus dieser Perspektive ist es sehr zu begrüßen, dass Herr Neumann mit Schopenhauer bewaffnet an Nietzsches Text heranzutreten beabsichtigt. In einem früheren Seminar ergab sich aus dieser spezifisch Nietzsche betreffenden Schwierigkeit eine unglückliche Situation zu Ende des Seminars. Die Abschlußdebatte wurde zu einem dramatischen Finale, in der lebensweltliche Selbstverständnisse einiger Akteure aufeinander prallten.

 

(MH)


 

 

 

 

16 019 PS  Aristoteles: Politik (gilt für A2 und B4) Fr 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 45; KL 29/209  (16.4.)    Ortland*, Eberhard

 


Nachdem im letzten Semester die (hoffentlich wesentlichen) Anteile der Metaphysik des Aristoteles (das Seminar hielt der Diskussionsfreudigkeit der TeilnehmerInnen die sachliche Anbindung von Streikverwandten Themen zugute) gelesen wurden, die, als „philosophisches Schwarzbrot“ angekündigt, Anlass zu gründlichem Kauen gaben (schließlich ernähren wir uns nicht von dem, was wir essen, sondern von dem, was wir verdauen), steuert ein in Sachen Aristoteles mikrobenfein stetoskopierender Herr Ortland nun, hoffentlich um so mehr mit vielen lebensnahen Beispielen versehen, auf den durchaus greifbareren Topos Politik zu. Aber, halt, konnte doch keiner der SeminarteilnehmerInnen überzeugend das Wesen des Streiks näher bestimmen, so fragt sich hier vielleicht ja auch leichter, wo die Grenze zwischen despotisch und politisch herrschenden genau verläuft, als dass es zuträglich wäre eine eilfertige Antwort zu liefern. Interessant gelobt auch die Frage nach Aktualität der von dem antiken Philosophen behandelten Fragen zu werden, setzte eine solche Vermutung doch eine direkte Vergleichbarkeit voraus, die dann gegeben wäre, wenn man mit Sicherheit davon ausgehen könnte, dass man von den selben Wesenheiten spräche, wie es Aristoteles tat. Ob „frei sein“ oder „gleich sein“ in der Antike nicht etwas ganz anderes bedeutet hat, als in unserer Zeit? Wie dem auch sei verspricht das Seminar Spannung und Witz. Zu einer Teilnahme wird dringend geraten.

(HB)


 

 

16 009 PS  Wahrheitstheorien (gilt für A1 und B5)  Mi 16.00-18.00 – Thielallee 43; Seminarraum                   (14.4.)                Rähme, Boris


Ein Proseminar sollte nicht ohne Ausweis der philosophischen Herkunft angekündigt werden. Allein aus den Namen der Autoren, deren Texte gelesen werden, wird ein unerfahrener Student nicht entnehmen können, um welche Schule oder Denkansätze es in dem Seminar gehen wird. Daß die Literaturangaben genau sind und die Zuweisung zu den Gebieten der Erkenntnistheorie und der Bedeutungstheorie vorgenommen wurde, spricht sehr für den Dozenten – der im Übrigen bekannt ist für seinen Scharfsinn und seine Kenntnisse in der theoretischen Philosophie.

Was nicht ganz befriedigt, ist der lapidare Hinweis auf die zentralen Diskussionszusammenhänge der Philosophie, aus der  Stoff zu diesem Stück genommen werden soll. Diese Formulierung gleich zu Beginn des Kommentars insinuiert zweifelsohne die Annahme, hier solle ein Einblick in die Wahrheitstheorie insgesamt gegeben werden. Lediglich das Buch von Herrn Skirrbeck behandelt ausdrücklich nur das 20. Jhd. Hätte diese Eingrenzung des untersuchten Gebietes nicht in den Haupttext gehört? Oder geht der Herr Rähme davon aus, dass in den neueren Publikationen das wichtigste zur Sache bereits gesagt wurde? Davon auszugehen, dass er sich auch mit älteren Texten beschäftigen werde, zum Beispiel Theorien aus dem Spätmittelalter, der spanischen Zweitscholastik oder gar der indischen Logik oder Erkenntnistheorie, halte ich für nicht ratsam. Damit beschäftigen sich einfach in Berlin noch zu wenige. Man hätte davon gehört. Dominik Perler an der HU ist ein Fachmann für Wahrheitstheorien im Mittelalter. Von ihm könnte in Zukunft etwas in dieser Richtung kommen.

 

(MH)


 

 

16 010 PS Einführung in die Metaethik (gilt für A1 und B4)  Di 14.00-16.00 – Thielallee 43; Seminarraum                 (13.4.)     Rosenkranz, Sven


Die Seminare bei Herrn Rosenkranz habe ich bislang stets als sehr kompetent und gründlich vorbereitet gefunden. Es kommt dazu, dass wirklich jedem Gedanken nachgegangen wird, solange, bis klar geworden ist, dass man entweder keine Einigung in einer Streitfrage finden kann, die zugrunde liegt oder bis das Problem gelöst werden konnte und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einverstanden sind. Das sollte selbstverständlich in der Philosophie sein, ist es aber im Alltag der Lehre allzu oft nicht. Gerne werden Fragen, die in Ansätze anderer  philosophischer Schulen hineinführen, einfach zurückgewiesen, und man merkt dann sehr schnell, dass man die Frage, die einem jetzt gerade auf den Lippen brennt, eigentlich lieber nicht stellen sollte. Es würde nur nerven.

Dieser Beobachtung liegen übrigens ausführliche Gespräche mit Studienanfängern unter Beteiligung eines Hochschullehrers zugrunde. Die Ausgrenzung von unliebsamen philosophischen Ansichten ist durchaus als ernstzunehmendes Problem erkannt worden, das nicht wenig zu der schwierigen Situation gerade des Philosophiestudiums beiträgt.

Das hat vielleicht auch etwas mit der Frage dieses Seminars zu tun. Wenn es wirklich keine Wahrheiten über Moralisches gibt, und die Ethik das wichtigste philosophische Gebiet ist – das war jedenfalls in der Antike unbestritten in den akademischen Texten-; dasjenige Gebiet, welches die Früchte der Mühen des philosophischen Strebens enthält, nämlich das Wissen um das gute Leben, dann werden die philosophischen Bestrebungen letztlich nichts als ein endloses Diskutieren sein können, also auch die Notwendigkeit, offen für andere Meinungen zu sein, gar nicht aufzuweisen sein.

 

 

(MH)


 

 

16 020 PS Thomas von Aquin: De ente et essentia  (gilt für A1 und A2)

Mo 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum        (19.4.) Schmidt-Biggemann, Wilhelm


Mit diesem Seminar führt Prof. Schmidt-Biggemann ein Programm fort, das im letzten Semester begonnen wurde. Es soll auch wieder Latein in das Grundstudium reichen.

Ein Trend? Seit einigen Semestern tauchen immer wieder Seminare im Lehrangebot von Prof. Schmidt-Biggemann auf, die lateinische Originaltexte grundlegen oder gleich als Lektüreseminare angekündigt sind. Es soll auch im Grundstudium wieder möglich sein, lateinische Originalquellen zu lesen. Nach „De Cive“ von Hobbes im letzten Semester, einem sehr einflussreichen Text aus der politischen Philosophie, wird mit Thomas von Aquin nun wieder ein kanonischer Autor, mit einem „Kerntext der Metaphysik“ behandelt. Das will Appetit machen, das macht Appetit. Zu „De Cive“ gab es ein Tutorium, das gerne in Anspruch genommen wurde, ich denke auch das bleibt eine Konstante.

(SK)


 


Es darf gefragt werden, ob den Seminarteilnehmern der Ausblick zu Avicenna ermöglicht wird. Der für den Aristotelismus des Mittelalters maßgebliche arabische Kommentator könnte der Schwierigkeit oder schulischen Ausrichtungen auf platonische Traditionen des Lehrstuhls weichen müssen. Es wäre schade drum.

(MH)


 

 

16 021 PS Platon: Theaitetos  (gilt für A2, B4 und B5) 14-tägl. Mi 16.00-20.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum             (21.4.)             Schrastetter, Rudolf

Entfällt

 

 

16 011 PS  Anfänge der Moralphilosophie: die Sophisten und Platon  (gilt für A1 und B4)  Mo 10.00-12.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum  (19.4.)  Schröder, Winfried


Zu den vier Fragen von W. Schröder stellen sich, betrachtet man auch die Literaturangabe (Die Sophisten und Staat I, II), noch mehr interessante Fragen. Die Einen fragen die Historizität von Begriffen und deren jeweiliger Referenz nach Meinung, die anderen (auf den ersteren basierend) die Sophisten in der Politeia nach ihrer Eigenschaft.

A)          In der ersten Reihe befinden sich Frage wie: War der Begriff ‚Moral’ damals der gleiche wie heute? Welcher ist der Unterschied zwischen dem Begriff Moral von heute und im 5Jh. v.Chr.? Ist es überhaupt möglich von dem damaligen Moralbegriff zu sprechen? Wenn es sich um die tatsächliche Lebenspraxis handelt (unsere und die der Sophisten des 5Jh v.Chr.): wie war die damalige ‚konventionelle Vorstellung vom richtigen Handeln und guten Leben, wie war das individuelle und soziale Leben, wie die moralische Reglementierung? Ist es überhaupt möglich den „gesellschaftsgeschichtlichen Prozess bis zur Gegenwart (zu relationieren)?“ (Tenorth, 1999, EWi und Päda.)

B)          Die anderen Fragen wären da: Wie vereint sich die Tatsache, dass die Sophisten ‚die moralische und rechtliche Regulierung des … Lebens … zum Gegenstand philosophischer Reflexion machten’ mit dem Faktum, dass die Sophisten im ‚Staat’ diejenigen sind, die „die Meinung der Masse (lehren)“(493a)? Wenn die Sophisten diese sind, welche z.B. im Höhlengleichnis die Funktion der Bildner der Meinungsgegenstände haben, inwiefern ist ihre Meinung dann wahrhaftig, wenn sie doch so weit vom wahren Sein sind?

Vielleicht wird auch W. Schröder diese Fragen beantworten können. Wer sich mit gelegentlichen Verspätungen zufrieden gibt und textnahe Arbeit in einer gemütlichen Atmosphäre schätzt, der wird sich in diesem Seminar wohl fühlen.            

(DS)


 

 

16 059 PS Altgriechisch für Philosophen. Zweisemestriges Proseminar anhand der Aristotelischen Begrifflichkeit und Sprache (gilt für A1 und C)  Mi 14.00-16.00 – Habelschwerdter Allee 45; KL 29/209       (14.4.)     Sgherri*, Emanuele


Ein wichtiges Seminar. An allen Berliner Unis zusammen werden allein dieses Semester 17 Lehrveranstaltungen angeboten, die antike griechische Philosophie zum Inhalt haben; es gibt also reichlich Angebot, fundierten Textzugriff zu beweisen.

Noch vertreten ja einige Dozenten die Meinung, zu einem Philosophiestudenten gehöre es, alte und neue Sprachen zu lernen. Denn anders lässt es sich kaum verhindern, ganze Philosophieepochen nur mit trübem Auge, als Schattenspiele bewerten zu müssen.

Der Anfang des auf zwei Semester angelegten Seminars gehört wohl in der Hauptsache der Grammatik. Die Hoffnung besteht aber, dass Herr Sgherri als ausgemachter Kenner der Antike auch Seminarsabschnitte ohne große Textwürze interessant  gestalten wird.

 

(SK)


 


Andererseits kommt die Auswahl der Texte und Begrifflichkeiten aus Originalen. Das ist in Sprachkursen nicht üblich und wird aus didaktischen Gründen verschliffen. Dafür haben wir die Sprachkurse für Philosophen. Herr Sgherri hat seine Sprachschule selber entwickelt und ist ein Spezialist und Liebhaber der griechischen Philosophie, wie man es sonst eher bei den klassischen Philologen vermuten würde. Die Ethymologien sind gerade für die Antike besonders wichtig, eine Zeit aus der nicht mehr als zwei Regalreihen originaler Texte erhalten sind.

 

(MH)


 

 

16 049 PS  Einführung in die Philosophie Maurice Merleau-Pontys (gilt für B6(c))

Mi 12.00-14.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum         (21.4.) Wenner*, Stefanie


Ein klar strukturierter und informativer Kommentar; in drei Abschnitte gegliedert, gibt er über die Seminarlektüre Auskunft, stellt einen thematisch-zeitlichen Ablauf der Veranstaltung vor und fasst einige Arbeitsschwerpunkte aus dem Werk Merleau-Pontys zusammen.

Es wird einiges geboten, in diesem Seminar. Neben der Einführung in seine Hauptschrift, der „Phänomenologie der Wahrnehmung“, soll auf seine Ästhetik fokussiert werden, sowie der historisch-systematische Kontext Eingang finden. Das ist viel; ob zuviel, könnten Fragen zum methodischen Vorgehen erhellen. Was wird hier unter „detaillierter Lektüre“ verstanden?

Unter dem Seminar-Schwerpunkt Ästhetik sind gemeinsame Museumsbesuche eine schöne Idee, zumal die Dozentin von einer Kuratorenstelle neu zu uns an das Institut kommt.

 

(SK)


 

 

16 022 PS Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (gilt für A2 und B5) Mo 12.00-14.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum (19.4.) Westerkamp*, Dirk


Dies ist eines von zwei Seminaren zu Hegel in diesem Semester in Berlin und Potsdam. Das andere wird an der TU von Herrn Rainer Adolphi zur Logik Hegels angeboten. Es gibt noch eine Veranstaltung zur Hegelkritik des jungen Marx an der HU, bei Frau Emundts und Herrn Horstmann und ein Seminar zur modernen Geschichtsphilosophie ebenda, bei Herrn Willfried Geßner, der Hegel unter zahlreichen anderen Referentautoren führt. Auch ein Sommerkurs zur Ethik bei Kant und Hegel bietet Herr Dieter Henrich an – der Altmeister in Sachen Hegel. Er wollte in den frühen 80ern den Ruf an dieses Institut nicht, als es – nach seinem Absturz („…abgesoffen…“ hieß es im Akademischen Senat,) mit 4 neuen Prestige- Professuren völlig neu aufgebaut werden sollte.

Dagegen gibt es einen ganzen Strahl von Kantseminaren und- Vorlesungen, pünktlich zum 200sten Geburtstag des Allesvernichters. Das Interesse an Kant wird unter Philosophiestudenten doch wohl nicht zunehmen, nur weil er Geburtstag hat?

(MH)


 

 

16 055 PS  Mystikforschung zwischen Materialismus und Metaphysik (gilt für B5 und B6(d))  Fr 10.00-12.00 – Habelschwerdter Allee 45; KL 29/209        (16.4.) Widmer*, Peter


Es scheint sich mehr und mehr herauszustellen, daß das Gebiet der Mystik nicht nur an die Universitäten gehört, weil es ein Gegengewicht zu physikalistischen Strömungen geben sollte – das wäre ja auch ein Grund, der nicht ohne Weiteres als gutes Argument durchgehen dürfte -, sondern weil auch irrationalistische Positionen mehr und mehr vertreten werden können, ohne dass deutlich ihre Grenzen aufgezeigt würden, die für unsere Kultur schädlich wären. Im Gegenteil, es scheint, dass die Ansprüche der Vernunft zu unseren größten Problemen mit beigetragen haben.

Dieses Seminar wird aber, wenn die sehr informativ und interessante Ankündigung richtig verstanden wurde, sich nicht auf solche hochfahrenden Spekulationen einlassen, sondern den Grenzen der Mystik gegenüber wissenschaftlichen und philosophischen Erklärungsansprüchen nachgehen.

Eine für den Autor neue Mitteilung war übrigens, dass schon Huxley die philosophia perennis anvisiert hatte.

(MH)


 

 

16 033 PS Adam Ferguson, Versuch über die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft

Mo 16.00-18.00 – Habelschwerdter Allee 30; Sitzungsraum (19.4.)Wolf*, Frieder Otto


Der Klassiker von einst, das Proseminar „Begriff und Kritik der bürgerlichen Gesellschaft“ wurde über Jahrzehnte immer wieder vom gleichen Dozenten angeboten. Nachdem Herr Heidtmann das Institut verlassen hatte, war an jener Stelle eine Lücke entstanden – die natürlich von kaum jemandem bemerkt wurde. Bis jetzt! Die Fragen Heidtmanns jetzt aus einem anderen Blickwinkel zu stellen, ist, auch nach der langen Pause noch, erfrischend. Heidtmann hatte sein Seminar nämlich immer gleich gehalten – was vielleicht bald wieder Mode in Berlin und anderswo wird, wegen der Verschulungstendenzen der Bachelorisierung. Leute wie Herrn Wolf jedenfalls werden dies wohl kaum fördern.

Es ist übrigens nochmals zu betonen, dass dieser Dozent nicht einfach Dienst nach Vorschrift macht. Mit dem Lehrangebot eines Professors ist ein Privatdozent da schon eine Ausnahmeerscheinung. Die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor ist nun wirklich langsam überfällig.

 

(MH)


 

 

16 034 PS  Kapital-Lektüre-Kurs (gilt für B4)  Mi 12.00-14.00 – Thielallee 43; Seminarraum            (21.4.)              Wolf*, Frieder Otto


Die Studierenden, die sich schon seit geraumer Zeit mit der Lektüre marxistischer Literatur beschäftigen und die Seminare von Herrn Wolf besuchen, knüpfen nun an eine Tradition aus Herrn Haugs Zeiten an. Es werden studentische Lesegruppen organisiert, die in engem Zusammenhang zur Forschung bleiben. Das war übrigens in den autonomen Seminaren, die in den frühen 90ern gebildet worden waren, oft leider nicht mehr der Fall. Herr Haug hatte das auch beklagt, war aber damit nicht auf Gegenliebe oder Verständnis gestoßen. Das scheint auch einmal anders laufen zu können.

Ach ja, das letzte KKVV enthielt eine etwas leicht verdauliche Stelle. Der Subkommentar zum Kapitallektürekurs war nicht von allen mit dem ihm gebührenden Humor gelesen worden. Auch nach mehreren Gesprächen mit Bekannten und Unbekannten konnte der Autor sich nicht von dem Eindruck befreien, dass es an einer Laus auf der Leber eines sonst gerne einmal Lachenden gelegen haben muß, dass dieser Spaß Ernst wurde.

Aber das hat die letzte Ausgabe insgesamt getroffen. Vielleicht war die Stimmung im letzten Jahr einfach nicht danach.

(MH)


 

 

Kommentar zum „einen Teil“ des Seminars „Kapitallektüre II“: „Kritische Theorie und Marx“ (Leitung: Frieder O. Wolf; Organisation: Alexander Reutlinger, Malte F. Büchs) 

 


Erfahrungsgemäß stellt sich der Kritik an Adorno (und den Frankfurtern), die nicht in Polemik verharren will, ein entscheidendes Problem: Die Arbeiten, welche im Rahmen des Instituts für Sozialforschung entstanden sind, erweisen sich als außerordentlich voraussetzungsreich, d.h. sie basieren auf nicht genauer explizierten theoretischen Prämissen. Einsatzpunkt für unsere Beschäftigung mit der Kritischen Theorie bildet eine Besprechung dieser Grundlagen in zweierlei Hinsicht: 1. Die ökonomie- und gesellschaftstheoretischen Ausführungen von Pollock (Staatskapitalismusthese), durch welche Adorno, Marcuse und Horkheimer unterschiedlich vereinnahmt waren, hatten nicht nur elementaren Einfluss auf die theoretische Analyse NS-Deutschlands, sondern ebenfalls für die Einschätzung demokratischer Gesellschaftsformen. Auf der staatskapitalistischen Konzeption von Staat, Recht, Ökonomie und Kultur basiert die problematische Vorstellung einer „verwalteten Welt“. 2. Innerhalb dieser gesellschaftlichen Verhältnisse dienen psychoanalytische und tiefenpsychologische Instrumente zu einer vermeintlich adäquaten Beschreibung des durch den autoritären Staat „ohnmächtig zugerichteten Subjekts“.

Resultat dieser Prämissen ist eine Theorie, welche sich Gesellschaft von einer einzigen Logik durchzogen erklärt. Diese Logik schließt mehrere Problemkonstellationen ein: a) Eine relative Autonomie von gesellschaftlichen Teilgebieten lässt sich lediglich erschwert denken, b) im Kontext des Positivismusstreits mit den kritischen Rationalisten werden erkenntnistheoretische und methodologische Unvereinbarkeiten mit dem emphatischen Begriff einer verwalteten Welt aufgeworfen. Die Kritische Theorie scheint die Bedingungen ihrer Fetischtheorie und Ideologiekritik selbst zu unterlaufen. c) Die in Marxens Thesen zu Feuerbach ausgeführte Verknüpfung von Erkenntnistheorie und einem Begriff von Theorie und Praxis ersteht auf in einer theorieimmanent handlungsunfähigen Form von „bürgerlicher Subjektivität“. Die Auseinandersetzung Adornos mit Krahl und Habermas im Zuge der Studentenproteste bietet ausgearbeitete Gedanken zur Thematik.

Um diese Probleme der Kritischen Theorie Adornos anzugehen, werden wir uns sowohl auf divergierende Strömungen innerhalb der Frankfurter Schule (Marcuse, Neumann) beziehen, als auch auf Sartre, Althusser und Foucault, wobei sowohl die „eindimensionale Gesellschaft“ als auch die „Normalisierungsgesellschaft“ für ein komplex strukturiertes Ganzes relativ autonomer Bereiche und gegen die Einheitslogik in Stellung gebracht werden. Ständige theoretische Referenzpunkte werden die Rekonstruktionen der Neuen Marxlektüre sein.

(AR)