Adlershof: Studentisches Wohnen zwischen Luxus und Chancenlosigkeit

Viele neue Adlershofer finden ihr Zuhause in den Studentenwohnheimen. Foto: Steliyana Doseva

Adlershof: Studentisches Wohnen zwischen Luxus und Chancenlosigkeit

Mehr als 20 Euro pro Quadratmeter müssen Studierende zahlen, wenn sie in den neugebauten Wohnheimen »Medienfenster« des Investors Grundstein Development GmbH wohnen möchten. Das Bauen von Mini-Luxuswohnungen liegt gerade im Trend und ist unbestritten eine Investition, die sich lohnt.

Von Steliyana Doseva

Highspeed-Internet, internetfähiger Flachbild-Fernseher, Möbel »im modernen zeitgemäßen Look«, neue Küchenausstattung – das und viel mehr bieten die neuen Studentenwohnheime namens »Medienfenster« in Adlershof an. Allerdings hat der Luxus seinen Preis und zwar einen sehr hohen. Während einige Studierende in Berlin monatelang nach einer billigen Wohnung »egal wo« suchen, finden sich andere mit den Mietpreisen in den neuen Luxuswohnheimen ab. Haben die Unternehmer tatsächlich einen neuen Weg für gute Investitionen gefunden und was bedeutet das für die Suchenden?

Der Mietpreis für Studierende in Adlershof hat sich verdoppelt

Gleich zum Anfang des Wintersemesters 2016/17 waren die neuen Studentenwohnungen fertig zum Einzug. 153 neugebaute 1- bis 3-Zimmer-Apartments, voll möbliert und modern ausgestattet. Unter dem Motto »Wohnen im Campus« liegen die neuen Wohnplätze in unmittelbarer Nähe der Institute für Chemie, Physik, Mathematik, Informatik, Geografie und Psychologie der Humboldt Universität zu Berlin. Die zentrale Lage in Adlershof macht die Wohnheime noch attraktiver. Für den Luxus müssen die Interessierten mit mindestens 550 Euro Warmmiete pro Monat rechnen. Die neuen Wohnungen sind deutlich teurer als die durchschnittliche Miete im Bezirk Treptow-Köpenick. Nach dem Mietspiegel 2017 der Wohnungsbörse bezahlen die Adlershofer durchschnittlich 10 Euro pro Quadratmeter mit den Nebenkosten. Im Vergleich dazu beträgt die warme Monatsmiete der Studenten im besagtem Neubau 22,75 Euro pro Quadratmeter. Obwohl diese erschreckende Zahl dem Lebensstandard vieler Studierenden nicht entspricht, entscheiden sich viele für das Luxuswohnen. Einer der Gründe dafür ist die steigende Nachfrage und die hohe Anzahl der Immatrikulierten an Berliner Hochschulen.

Die billigen Wohnheime reichen nicht aus

Nach den Angaben des Bundesamts für Statistik sind in diesem Wintersemester 6.872 Studierende mehr eingeschrieben als im Wintersemester 2016/17. Jedoch reichen die staatlichen Wohnheime für so viele Studierende nicht aus und dadurch wird die Wohnungssuche in Berlin ein unvermeidbares und ziemlich stressiges Abenteuer für viele Neuangekommene. Der Dienstleister für Studierende der Berliner Hochschulen stellt insgesamt 9.396 Wohnungsplätze zur Verfügung und die Warteschlage ist lang. Nach offiziellen Angaben warten zurzeit 4.300 Studierende auf eine Wohnung und die Wartezeit beträgt im Durchschnitt zwei bis drei Semester. »Sie kann je nach Lage und Größe des Wohnheims stark variieren«, ergänzt Ellen Krüger, Mitarbeiterin im StudierendenWERK Berlin. Das Interesse an einer staatlichen Unterkunft steigt in den letzten Jahren mit den Mieterhöhungen auf dem Immobilienmarkt Berlin. Unbestritten bleibt das StudierendenWERK das billigste, was Berlin den Studenten anbieten kann. Die warme Miete für eine Einzimmerwohnung variiert von 200 bis 390 Euro, und die meisten Wohnungen sind möbliert und gut ausgestattet. »Wenn die Wartezeit kürzer wäre, würde ich sicherlich im StudierendenWERK wohnen. Es lohnt sich«, so Tymon O., der gerade in Adlershof studiert und wohnt.

Die privaten Studentenwohnungen sind die einzige Möglichkeit für viele

Nicht nur Tymon O. vertritt diese Meinung. Die privaten Wohnheime sind eine Alternative für viele Studierende, die gerade auf einen neuen Wohnplatz im StudierendenWERK warten oder auf dem Immobilienmarkt in Berlin nicht »konkurrenzfähig« sind. Betroffen sind viele internationale Studierende, die gerade ein Austauschprogramm oder ihren Master in der deutschen Hauptstadt absolvieren. Sie bleiben zwischen sechs Monaten und zwei Jahren in Berlin und haben damit eine sehr begrenzte Auswahl an Wohnungsmöglichkeiten. Oft sind die teuren privaten Wohnheime die letzte Chance für eine Unterkunft und wenn alle anderen Türen zu sind, spielt der Preis keine Rolle. »Ich hatte fast keine andere Möglichkeit außer diesem privaten Wohnheim in Adlershof. Meine Universität in Jordanien steht in Kontakt mit den privaten Studentenwohnungen und so habe ich mein neues Zimmer gefunden«, sagt Hamzeh, 28-jähriger Jordanier, der ein Austauschprogramm im Rahmen seines Masters in Berlin absolviert. »Als internationaler Student muss man oft von seinem Heimatland aus online nach Unterkünften suchen. Das macht die Vereinbarung von Besichtigungsterminen unmöglich. In so einem Fall sind die privaten Studentenapartments die einzige Möglichkeit, wenn man keine Zeit für die Warteschlange im StudierendenWERK hat«, ergänzt der Jordanier.

Die privat finanzierten Wohnheime »Medienfenster« bilden einen Teil von den insgesamt 5000 Wohnplätzen, die bis Ende 2018 für Studierende in Berlin gebaut werden sollen. Der Investor Grundstein Development GmbH, dem die neue Wohnanlage gehört, hat ein luxuriöses Zuhause für viele neue Adlershofer geschaffen. Falls sich jemand über die hohen Preise beschweren will, kann er einfach weitersuchen.

Hier leben die Studierenden alternativ: Zwischen Luxus und Chancenlosigkeit.


Steliyana Doseva studiert Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Aktuell ist sie im 5. Semester und will später als Journalistin über gesellschaftsrelevante Themen in aller Welt berichten.