Medienbrücke zwischen Orient und Okzident

Medienbrücke zwischen Orient und Okzident

Nach Schätzung von Fachleuten existieren in Deutschland etwa 20 gedruckte und elektronische Medien auf Arabisch. Zu den größeren deutsch-arabischen Zeitschriften gehört das „ARAB FORUM“, das in diesem Jahr sein 10. Jubiläum feiert.

Von Madinabonu Karimova

Das deutsch-arabische Magazin hat sich von Anfang an hohe Ziele gesteckt: Es soll „feste und fruchtbare Beziehungen zwischen den arabischen und europäischen Ländern“ bewirken, sagt Saleh Azzawi, der Herausgeber des „ARAB FORUM“. Das Magazin solle zum „Verständnis über das kulturelle Leben der unterschiedlichen Welten und zur Völkerverständigung beitragen“.

Saleh Azzawi wurde in Syrien geboren, wohnt aber seit 50 Jahren in Deutschland. In den 60er Jahren kam er nach Ostdeutschland, um Graphikdesign zu studieren. „Dass ich in der DDR studiert habe, soll aber kein Anlass sein zu denken, dass ich die kommunistische Ideologie unterstützt habe“, bemerkt Azzawi. Nach kurzer Arbeitsphase in der DDR ging er zurück nach Syrien, konnte dort aber keine Arbeit finden und kam wieder nach Deutschland.

„In Deutschland zu leben und Arbeit zu finden war damals kein Problem für mich, weil es einen Bedarf an Menschen gab, die die arabische Sprache und Schrift beherrschen“, erinnert sich Azzawi. Anfang der 90er Jahre begann er bei der amerikanischen Zeitschrift „International Community“ in Berlin zu arbeiten.

© Madina Karimova. Chassan El-Adhami und Saleh Azzawi in der Redaktion von „Arab Forum“

© Madina Karimova. Chassan El-Adhami und Saleh Azzawi in der Redaktion von „Arab Forum“

2006 ging das Projekt „International Community“ aber zu Ende. „Zu diesem Zeitpunkt herrschte in Europa eine relativ negative Meinung über die arabische Welt“, versucht Saleh Azzawi zu erklären. Mit seinen in „International Community“ erworbenen Erfahrungen kam Saleh auf die Idee, ein Magazin zu gründen, das in Deutschland auf Deutsch ein reales Bild über die arabische Welt vermittelt und in arabischen Ländern auf Arabisch über Deutschland informiert.

„In unserer ersten Ausgabe schrieben wir über das politische und gesellschaftliche System Deutschlands“, berichtet Azzawi. Jedes nachfolgende Heft wurde einem der Bundesländer gewidmet. Das kleine Redaktionsteam, das gerade aus fünf Mitarbeitern bestand, schaffte es das Magazin vier Mal pro Jahr an die Leser zu bringen.

Seither konzentriert sich das „ARAB FORUM“ auf die Bereiche Wirtschaft, Kultur und Tourismus. 7000 Exemplare werden nur bei der Lufthansa ausgelegt. „Kunden dieser Fluggesellschaft, die aus arabischen Ländern kommen oder in arabische Länder reisen, sind damit auch unsere Kunden“, betont der Herausgeber. Zu den Lesern gehören aber auch Auswanderer und Geflüchtete, denen das Magazin ihr Einleben in einem neuen Land erleichtern möchte. Dafür bietet es Service-Berichte über die medizinische Versorgung, einen Ämter-Knigge für Deutschland und Adressen, wo man arabische Kleidung und Lebensmittel kaufen kann. „Wir wollen das Leben der Araber in Deutschland erleichtern und Hilfestellungen in Problemsituationen bieten“, erklärt Chassan El-Adhami, einer der Redakteure des „ARAB FORUM“.

Das Themenspektrum des Magazins wurde zuletzt jedoch erweitert: Seit zwei Jahren berichtet es regelmäßig über Auswirkungen der Migrationskrise in Deutschland. Dabei versucht die Redaktion auch Tipps für die erfolgreiche Integration zu geben und die Wichtigkeit des Erlernens der deutschen Sprache zu thematisieren. Spracherwerb und Beschäftigung sehen die Journalisten des „ARAB FORUM“ als wichtigste Voraussetzung dafür, radikal-islamistischen Ideen unter Migranten vorzubeugen.


Madinabonu Karimova hat Deutsch als Fremdsprache an der Usbekischen Staatlichen Weltsprachenuniversität studiert und an mehreren internationalen Seminaren für NachwuchsjournalistInnen teilgenommen. Sie schreibt für die erste Internetzeitung in und über Zentralasien „Novastan.org“ über das kulturelle Leben in Usbekistan.