Am Ende des Lebens – Der Beruf des Bestatters

Friedhof in Marzahn Hellersdorf. Foto: Saphira Itzigehl

Am Ende des Lebens – Der Beruf des Bestatters

Jeder Mensch wird am Ende seines Lebens sterben, dann tritt der Bestatter in Erscheinung und beginnt mit seinen Aufgaben.

Der Tod, ein Tabu-Thema, mit dem sich keiner beschäftigen will, obwohl wir alle, ob wir wollen oder nicht, eines Tages damit in Berührung kommen. Einige wollen nichts damit zu tun haben und meiden die damit zusammenhängenden Themen so lange, wie nur irgendwie möglich. Dennoch beschäftigen sich Bestatter täglich mit dem Tod, aber was genau alles dazu gehört und was bis zur eigentlichen Bestattung passiert, wissen die Wenigsten. Deswegen habe ich mich mit einem Bestatter getroffen und ihn nach seinen Tätigkeiten und Erfahrungen gefragt.

von Saphira Itzigehl

Wenn ein Mensch verstirbt

Das Innere des Bestattungsauto |
Foto: Saphira Itzigehl

Es ist Sonntagabend und Thomas sitzt entspannt zu Hause auf der Couch, aber ganz frei hat er nicht. Er hat für diese Woche Bereitschaftsdienst und muss jeder Zeit los können. Dann bekommt er plötzlich eine SMS mit einer Adresse, zieht seine schwarzen Sachen an und fährt los. Es geht zu einem Verstorbenen, der heute morgen tot in seiner Wohnung gefunden wurde. Nachdem der Amtsarzt da war und den natürlichen Tod bestätigt hat, kann der Bestatter den Verstorbenen abholen. Gerade in Berlin kann die Wartezeit auf den Amtsarzt zwischen 12 und 16 Stunden liegen. Oft wissen die Bestatter dann zwar das jemand verstorben ist, aber können diesen noch nicht abholen. Wenn die Todesursache unklar ist oder unnatürlich ist, dann dauert der Prozess noch länger, da der Leichnam zuallererst durch die Polizei beschlagnahmt und untersucht wird.
Trotzdem muss immer ein Amtsarzt den Totenschein ausstellen, da nur so der Tod bestätigt werden kann. Es gab aber einen Fall, bei dem das nicht funktioniert hat. „Wir waren im Krankenhaus und sollten einen Patienten abholen, es stellte sich dann aber heraus, dass dieser trotz Totenschein noch gelebt hat, sodass wir ohne ihn zurückgefahren sind.“
Das Abholung ist nicht immer ein einfacher und schneller Prozess, da dabei verschiedene Probleme auftreten können. „Ich hatte schon viele verschiedene Abholungen und dabei auch etwas Ungewöhnlichere.“ Thomas hat einen Verstorbenen aus einer Messi Wohnung abgeholt, bei der die größte Schwierigkeit war, den Verstorbenen aus der Wohnung zu tragen. Oder auch einen Mann abgeholt, der über 200kg wog, sodass sechs Leute mithelfen mussten. Es kam auch schon dazu, dass sie einen Verstorbenen von einer Feier mit mehr als 50 Leuten abgeholt haben, da die Familie so dem Toten gedacht hat. Die unangenehmste Situation war aber, eine Leiche abzuholen, die erst nach zwei Wochen gefunden wurde. Normalerweise riechen Leichen am Anfang eher wenig bis gar nicht, meist nur aus dem Mund, was dann von dem Essen abhängt. Bei Leichen, die aber so spät entdeckt werden, sind die Zersetzungsprozesse schon weit fortgeschritten und die Gerüche dadurch stärker.
Wenn Thomas die Leiche eingepackt hat, wird sie auf eine Trage gelegt und in die Kühlung gebracht. Dort werden die Leichen auf ca. 5 Grad Celsius gekühlt und bleiben dort, bis entschieden wurde, wie es weitergeht.

Die verschiedenen Arten der Bestattung

Die Angehörigen kommen dann meist in den Laden und entscheiden mit Thomas oder seinem Kollegen wie die Bestattung ablaufen soll.
Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten der Beerdigung, die Erd- und die Feuerbestattung.
Für die Feuerbestattung werden die Leichen zum Krematorium gefahren, in welchem sie verbrannt werden. Vorher muss aber ein Arzt eine zweite Leichenschau durchführen, da man nach der Verbrennung, selbst wenn man wollte, keine Hinweise, Verletzungen o.ä. feststellen kann.
Das Verbrennen findet in einem Krematorium mit speziellen Öfen statt. Die daraus entstehende Asche wird dann für die Beisetzung in eine Urne gefüllt.
Meist wird diese dann auf einem Friedhof in der Erde begraben.

Krematorium von innen | Foto: Thomas

Urne | Foto: Saphira Itzigehl

Eine Verstorbene im Sarg | Foto: Thomas

Allerdings gäbe es auch die Möglichkeit einer Wald- oder Seebestattung. Dabei wird die Asche des Toten im Wald verstreut oder eben in ein Gewässer. In Deutschland hängen damit allerdings viele bürokratische Prozesse zusammen und es gestaltet sich öfter als sehr zeitaufwendig und kompliziert.
Entscheiden die Angehörigen oder der Verstorbene sich für eine Erdbestattung wird der Leichnam nicht verbrannt, sondern in einem Sarg bestattet.
Der Tote wird dafür vorher hergerichtet und angezogen, außer Schuhe, denn diese können nicht in der Erde verrotten.
Dabei können die Angehörigen entscheiden, was der Verstobene tragen soll.
Oft wollen die Angehörigen bestimmte Erinnerungen haben, zum Beispiel Haare, etwas von der Asche oder den Schmuck, den der Tote trug.
Auch wenn es selten ist, es gibt auch die Möglichkeit, dass der Tote noch geschminkt wir. Gerade bei offenen Särgen wird sehr auf das Äußere geachtet, damit die Angehörigen ein gutes Bild im Kopf behalten. „Dabei müssen wir kleinere Tricks anwenden, damit der Tote auch wirklich gut aussieht und die Besucher der Trauerfeier sich nicht erschrecken.“ So werden zum Beispiel die Augen zugeklebt und auch der Mund wird befestigt damit er zu bleibt. Denn anders als man denkt, sehen Tote nur sehr selten schlafend aus. „Die meisten Verstorbenen sehen leider nicht schlafend aus. Oft sind es unnatürliche Stellungen und man sieht den Todeskampf. Es wirkt eher so als wären die Körper entseelt.“ Deswegen ist es auch nicht empfehlenswert, sich den Verstorbenen nochmals anzusehen. „Oft wollen die Angehörigen den Verstorbenen nochmal anschauen, das ist natürlich auch ihr Recht. Ich empfehle allerdings, es nicht zu machen, da der Tote oft ganz anderes aussieht und man dieses Bild im Kopf behält.“

Durchführung der Trauerfeier

Mit der Art der Beerdigung ändert sich auch immer der Preis. Genau sagen, wie viel eine Beerdigung kostet kann man nicht, das hängt davon ab was die einzelnen Personen wollen. Eine Urnenbestattung kostet zwischen 2500-3500 Euro und ein Sargbestattung zwischen 3500- 4000 Euro, nach oben hin gibt es keine Grenze, das bestimmt zum Beispiel die Blumenwahl, die Redner, für welche Urne bzw. Sarg man sich entscheidet und vieles mehr. Bei solchen hohen Preisen stellt der eine oder andere sich jetzt die Frage, muss das denn sein? Die Antwort darauf ist, ja. In Deutschland gibt es eine Bestattungspflicht, dass bedeutet die Angehörigen müssen den Toten ordnungsgemäß bestatten. Wie schon erwähnt kann dies aber unterschiedlich aussehen.
Manche setzten vor ihrem Tod ein Testament auf in welchem auch steht wie die Trauerfeier ablaufen soll, wenn das nicht geschehen ist, entscheidet die Familie des Angehörigen.
Dies kann schnell dazu führen, dass sich die Angehörigen untereinander streiten. „Ich hatte schon Familien, die sich beim Gespräch über die Trauerfeier gestritten haben, wie das ganze ablaufen soll. Das Schlimmste war aber eine Familie, die einen Streit auf dem Weg von der Kapelle zum Grab hatte, weil die Tochter die Urne getragen hat.“
Was es auch gibt, sind Bestattungen ohne eine traditionelle Feier. Dabei sind keine Angehörigen anwesend und die Urne bzw. der Sarg wird ohne weiter Formalitäten von den Friedhofsmitarbeitern in die Erde gelassen. Solch ein Verfahren gibt es auch bei Sozialbestattungen, bei Menschen, die keine Angehörigen mehr haben oder die sich keine Bestattung leisten können.
Wie die meisten Menschen es kennen und wahrscheinlich auch schon mal miterlebt haben, ist eine Bestattung mit einer Feier. Hierbei steht der Sarg oder die Urne am Anfang in der Kapelle, hier findet dann auch die „Feier“ statt. Es werden Reden gehalten, Gebete gesprochen, Musik gespielt und generell ist man in Gedanken bei dem Verstorbenen. Auch hierbei können die Angehörigen entscheiden, wie alles ablaufen soll, zum Beispiel welche Blumen es geben soll, ob ein Bild vorne stehen soll und noch viel mehr. Nach der Feier in der Kapelle wird der Sarg/die Urne zum Grab getragen und letztendlich in die Erde gesenkt.

Friedhof in Marzahn Hellersdorf | Foto: Saphira Itzigehl

Kapelle des Friedhofs | Foto: Saphira Itzigehl

Der ganze Prozess vom Tod bis hin zur Bestattung ist also sehr aufwendig und besteht aus vielen verschiedenen Schritten. „Als Bestatter begleitet man die letzten Momente des Verstorben und das ist für mich eine große und verantwortungsvolle Aufgabe. Angefangen vom Abholen des Toten über das Unterstützen der Angehörigen bis hin zu Beisetzung ist man bei allem dabei.“


Saphira Itzigehl studiert im 4. Semester Publizistik und Kommunikationswissenschaft und im Nebenfach Politikwissenschaften. Ihr Interesse für den Journalismus und auch für die Politik entwickelte sich in der Oberstufe.


2022-10-21T23:46:02+02:00 Kategorien: Gefühl + Glaube, Lesen|Tags: , , , , |