„Tanzen ist mein Traumjob“

  • Tänzerin Sarah Mestrovic bereitet sich vor und zieht Ihre Schuhe an.
Tänzerin Sarah Mestrovic bereitet sich vor und zieht Ihre Schuhe an. Foto: Claudia Bernhard

„Tanzen ist mein Traumjob“

Sarah Mestrovic ist Solotänzerin am Staatsballett in Berlin. Sie arbeitet, wenn andere ihre Freizeit genießen. Mit Leichtigkeit meistert sie schwerste Choreografien auf der Bühne und zieht dabei mühelos den gesamten Raum in ihren Bann. Ihr Beruf lässt Menschen in eine andere Welt abtauchen.

Von Fabienne Rohde

Jeden Tag um Punkt zehn Uhr beginnt das Training in den Ballettstudios der Deutschen Oper Berlin. Zehn Uhr Beginn heißt für Sarah mindestens eine Stunde früher in ihrem Umkleideraum zu sein. Sarah wohnt ganz in der Nähe der Oper. Das bietet sich an, denn großer Teil ihres Lebens spielt sich in dem künstlerischen Haus ab. Trotz der kurzen Distanz fährt sie mit ihrem Auto, den Luxus gönnt sie sich. Wer den ganzen Tag auf den Beinen steht und von morgens bis abends in Bewegung ist, der darf sich auch ein bisschen Faulheit genehmigen.

Strenge Morgenroutine

Gefrühstückt wird in der Cafeteria der Oper, ein Croissant und ein Cappuccino, so bleibt mehr Zeit für Ihren wohl verdienten Schlaf. Zu ihrer morgendlichen Routine gehört ein kurzer Small Talk mit den schon anwesenden Kollegen, sowohl Tänzer als auch Büro-Mitarbeitern. Bevor das Training startet, bereitet sich Sarah für den Tag vor. Ihre Haare bindet sie ordentlich zurück und wechselt in die Trainingskleidung. Dann folgt das Wichtigste: Aufwärmen. Das Eintrainieren ist besonders wichtig und bildet die Grundlage für den ganzen Tag. Das gemeinsame morgendliche Training ist Pflicht. Es ist ein Warm-up, bei dem die Tänzer selbst entscheiden können, wie viel Energie sie in die Übungen investieren. Sarah nimmt die Stunden am Morgen ernst. Sie nutzt jeden Morgen aufs Neue um an sich zu arbeiten, um fit zu bleiben und um das Level zu halten. Sie trainiert in Spitzenschuhen, die das Training anspruchsvoller gestalten. Nach der ersten Einheit hat sie eine Pause von 15 Minuten. Kurz durchatmen, sich eventuell umziehen, Requisiten für die Proben besorgen.

Sarah Mestrovic bei ihren letzten Vorbereitungen bevor es auf die Bühne geht.

Sarah Mestrovic bei ihren letzten Vorbereitungen bevor es auf die Bühne geht. Foto: Claudia Bernhard

Immer im Rhythmus

Je nachdem welche Vorstellungen geplant sind, wird der Probenplan jeden Freitag aktualisiert und angepasst. Eine normale Arbeitswoche beinhaltet sechs Arbeitstage und einen freien Tag. Doch das wird nicht immer eingehalten. In stressigen Phasen, wie beispielsweise der Weihnachtszeit, kann es auch vorkommen, dass eine Woche am Stück geprobt wird. Der dadurch verlorene freie Tag wird jedoch immer nachgeholt. Zwischen den Trainingseinheiten hat Sarah eine Stunde Mittagspause. Viel ist das nicht, wenn man bedenkt, dass sie in dieser Zeit sowohl Essen als auch die Mahlzeit in Ruhe verarbeiten muss. Daher wählt Sarah meistens Gerichte, die leicht im Magen liegen, um nach der Pause das Training ohne Probleme fortsetzen zu können. Ein ganz normaler Arbeitstag von ihr kann auch mal bis 18 Uhr gehen. Diese Tage sind besonders anstrengend. Wenn Sarah allerdings eine Rolle in einer Vorstellung am Abend tanzt, endet ihr Training schon zur Mittagspause. So bleibt genügend Zeit, um sich vor der Vorstellung zu Hause hinzulegen und etwas zu essen. Spätestens um 17 Uhr heißt es wieder antanzen zur Oper um sich für den Abend vorzubereiten. Auch hier hat Sarah über die Jahre ihre Routine entwickelt. In Ruhe und mit ordentlich Zeit schminkt sie sich, frisiert ihre Haare und wärmt sie sich auf. Kurz bevor sie die Bühne betritt, ist Sarah nach wie vor aufgeregt, das gehört dazu. Die Aufregung wird durch Routine und Erfahrung weniger, doch bleibt immer ein Teil von ihr. Nach der Vorstellung schläft Sarah schwerer ein, besonders wenn sie eine aufregende oder schwere Rolle getanzt hat. Ihr Körper ist voller Adrenalin und kommt erst gegen zwei bis drei Uhr morgens zu Ruhe. Doch obwohl sie am Abend auf der Bühne brilliert hat, heißt das nicht automatisch, dass sie am nächsten Tag ausschlafen kann. Das Training beginnt pünktlich um zehn Uhr.

Auf dem Schminktisch einer Tänzerin liegen unteranderem die Accessoires für die Vorstellung.

Auf dem Schminktisch einer Tänzerin liegen unteranderem die Accessoires für die Vorstellung. Foto: Claudia Bernhard

Pause für Körper und Seele

Hat sie einen freien Abend entspannt sie gern mit ihrem Liebsten, geht leidenschaftlich gern ins Kino und lässt sich auf kulinarische Highlights ein. Das ist für sie Entspannung. In der Sommerpause ist dann auch mal wirklich Pause. Mindestens zwei Wochen schaltet sie ab, dabei ist eine Woche Meer Pflicht, um auch wirklich von allem entspannen zu können. Urlaub für den strapazierten Körper, Urlaub für die stark beanspruchten Füße und Urlaub für die Seele.

Die richtige Entscheidung

Sarah Mestrovic wählte mit 12 Jahren den Weg einer professionellen Ballettkarriere. Fragt man sie heute ob es die richtige Entscheidung war, so antwortet sie mit voller Überzeugung und Freude, dass es das Beste war, was sie hätte wählen können. „Ich bereue nichts, obwohl ich so viel Zeit und Energie dafür investiert habe. Es ist für mich der schönste Job, ein richtiger Traumjob. Es ist mein Traumjob. Wenn ich auf der Bühne stehe, dann ist das eines der schönsten Gefühle, vor allem wenn man merkt, wie seine Arbeit beim Publikum ankommt. Es ist eine Bestätigung für die anstrengende, harte Arbeit. Ich vermittle durch meine Rollen Emotionen und erzähle Geschichten, dieses Gefühl ist einzigartig. Hätte ich mich damals für etwas anderes entscheiden müssen, wäre ich sicherlich in der künstlerischen Richtung geblieben, vielleicht etwas mit Schauspiel.“


Fabienne Rohde studiert im 4. Semester Kunstgeschichte und Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Ihre Leidenschaft für Ballett entdeckte sie durch ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur am Staatsballett Berlin.


2019-08-25T17:39:48+02:00 Kategorien: Berlin + Brandenburg, Kunst + Können, Lesen, Lesetipp|Tags: , , , , |