Mesozoikum: Vorab ein paar Schlagworte und Kurzangaben zur Übersicht:
- "Zeitalter der Dinosaurier"
- Zerfall von Pangaea
- Trias, Jura, Kreide: nun auch mehr epikontinentale Meere auf Norderde (beginnend mit Zechstein).
Grund: generelles Ansteigen des Meeresspiegels. Ursachen:
- Abschmelzen von Eiskappen (Pole rutschen ins Wasser)
- beginnendes Zerbrechen von Pangaea: viele Riftzonen im Atlantikbereich.
- Ausweitung der Tethys in Trias und Jura sowie des Atlantiks von Jura bis rezent: erhöhte Spreadingraten
- Meeresspiegelschwankungen (bei generell steigendem Meeresspiegel)
- Sedimenteintrag (gesteuert von Abtragungsmustern der varisz. Gebirge sowie des Klimas)
- Tektonik (relativ wenig Gebirgsbildung im älteren Mesozoikum, nur Ozeansubduktion an Rändern von Pangaea. Ausnahme E.Asien; in Alpen ab Kreide Einengung.
6. Trias:
Name: Dreiteilung in Deutschland (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper), durch würrtembergischer Bergrat Friedrich von Alberti. (Hinweis: früher wurde das Perm z.T. als Dyas bezeichnet). Der Germanischen Trias steht die Alpine Trias gegenüber
Trias-Gliederung
Insb. im pazifischen Bereich:
- ladinische Phase: Ladin
- altkimmerische Phase: Top Rät
6.1. Organismenentwicklung in der Trias
6.1.1 Marine Organismen
- Kalkabscheidende Algen waren wichtige Gesteinsbildner!
- Dasycladaceen können als Faziesfossil für Lagunen und riffnahe Zonen verwendet werden.
- Muscheln, Gastropoden und Brachiopoden waren häufigste Fossilien. Bis auf Lingula starben die Inarticulata aus.
- Riffe blühen langsam wieder auf.
Rifforganismen:
- Scleractinia (moderne Korallen): entwickeln sich ab der mittleren Trias. Wahrscheinliche Abstammung von Seeanemonen (evtl. auch aus Rugosen)
- erst ab O. Trias bedeutend (erste Korallenriffe)
- v.a. Tethys: "Thecosmilien"-Riffe z.B. im Oberrätkalk (z.B. Steinplatte, Ross- und Buchstein-, Blankenstein etc.) oder im Dachsteinkalk. ("Thecosmilia" beinhaltet viele andere Gattungen, insb. Retiophyllia). Häufig auch Einzelformen (Montlivaltia). Auch im Himalaya und westlichen Nordamerika.
- z.T. eher Riffrasen, evtl. noch mit asymbiontischen Korallen (bzw. nicht voll entwickelter Symbiose)
- keine Korallen im Germanischen Becken.
- Schwämme: Stromatoporen relativ unbedeutend (neue Formen), Kieselschwämme selten.
v.a. segmentierte Kalkschwämme: Sphinctozoen (vgl. Perm, s.Abb.rechts):
- v.a. in Mittlerer Trias: Wettersteinkalkriffe, Südalpen (Schlern etc.).
- relativ viel stromatolithische und sonstige mikrobielle Krusten, Kalkalgen, viel Tubiphytes, viele Zementkrusten (z.B. mikrobiell?): Relikte aus Perm.
NB:
O. Trias: Erste Korallenriffe aus Scleractinia
M. Trias: Sphinctozoenriffe und ähnliches (+/- Permtypus)
U. Trias: keine Riffe
Brachiopoden
v.a. moderne Gruppen (bis auf Lingula starben die Inarticulata aus):
- wichtig für stratigraphischen Vergleich zwischen Germanischer und alpiner Trias
- Rhynchonelliden
- Terebratuliden (Coenothyris vulgaris = "Lochmuschel", Rhaetina, Juvavella). In Trias und Jura Blütezeit; teilweise gesteinsbildend (z.B. Cycloidesbank, mo).
- noch relativ häufig: Spiriferiden (im Jura ausgestorben), z.B. Tetractinella, Ismenia, Spiriferina
>> "Leitbänke" im Muschelkalk.
Echinodermen
- reguläre Seeigel (irrguläre Seeigel erst ab U. Jura).
- Crinoiden (z.B. Encrinus liliiformis); dicke Kelchplatten, häutige und biegsame Kelchdeckel, gelenkige Arme mit Pinnulae; mitunter gesteinsbildend (Trochitenkalk, mo).
Mollusken
Gastropoden:
- viele urtümliche Gruppen und Formen:
- u.a. Pleurotomarien immer noch wichtig (Archaeogastropoden), aber Bellerophontiden ausgestorben
- Loxonematacea (Turmschnecken): Mesogastropoden
- auch schon z.T. modernere Gruppen, z.B. Raubschnecken: Naticaceen (Mesogastropoden).
- bereits etliche Opistobranchia und Pulmonata
- Neogastropoden erst ab Kreide
Bivalven
Entwicklungsschub, bereits typisch mesozoisch:
- viel Epifanau (z.T. Seminfaunal):
- Pteriacea: Pteria, Rhaetavicula contorta (Leitfossil fürs Rät), Gervillia
- Pectinacea: Halobia, Daonella, Monotis. Evtl. z.T. pleudoplanktisch
- Mytiliden: Modiolus (Miesmuschelverwandter)
- Limiden: Lima striata
- Megalodontiden: Megalodon ("Dachsteinmuschel", "Kuhtritte" in alpiner Trias, siehe nebenstehendes Bild)
- Placunopsis (austernartig wachsend, aber keine Auster): -> Riffchen im Muschelkalk
- viel Infauna:
- Trigoniida, z.B. Myophoria (flachgrabend)
- Anomalodesmata, z.B. Pholadomya, Homomya (tiefgrabend)
- kaum Heterodonte (diese erst ab Tertiär besondes wichtig).
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Rhaetavicula contorta
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Monotis
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Myophoria |
Cephalopoden
- nach Perm-Trias-krise erleben Nautiloideen und Ammoniten eine neue Blütezeit. Kamen allerdings gegen Ende der Trias fast völlig zum Erlöschen
- orthocone Nautiliden (Orthoceras) sterben in O.Trias aus
- eingerollte Nautiliden relativ häufig: Germanonautilus, Indonautilus (Rhyncholithen sind die kalkigen Ende der hornigen Kiefer, sog. Schnäbel., für Stratigraphie geeignet).
- erste echten Belemniten: Loligosepia
- Ceratitina (ab Vorläufergruppe des oberem Perm: Opiceratiten): nur Trias. Leitfossilien (Ammonitina erst ab Jura). erste eingerollte Ammoniten: Choristoceras (O.Trias), Ceratit. stark zerschlitzte Lobenlinie, Umbilicalloben etc.
Germanischer Muschelkalk":
"Ceratites" |
semipartitus |
semipartitus-Schichten, mo3 |
nodosus
similis
spinosus
evolutus |
nodosus-Schichten, mo2 |
compressus
pulcher
atavus |
Trochitenkalk, mo1 |
Beneckeia |
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Röt |
im Muschelkalk: Einfach bis Spaltripper, schwache Berrippung, fast glatt, z.T. Knoten.
Tethys-Ceratiten:
neben Ceratiten bereits Phylloceratitina (Trias - Kreide)
Noch: Prolecantina (Karbon - Trias)
weitere marine Leitfossilien:
- Conodonten: Gondolella-Gruppe (Conodonten sterben in Obertrias aus)
- Kalkalgen, insb. Dasycladaceen (Grünalgen; auch Schlauch- bzw. Wirtelalgen genannt):
- z.B. Diplopora annulata im U. Ladin (Wettersteinkalk).
- Leitfossil bzw. Faziesanzeiger
- flaches, warmes, wenig bewegtes Wasser
- z.T. Foraminiferen
- z.T. Radiolarien
- z.T. Bivalven: Rhätavicula contorta fürs Rät.
6.1.2 Tiere des Festlands
Arthropoden: Motten (Schmetterlingsahnen), Spinnen, Skorpione, Tausendfüßler. Bekannt insb. aus Voltziensandstein (Oberer Buntsandstein der Vogesen).
Fische:
Hauptentwicklung zu moderen Fischen. Entwicklung bei den Knochenfischen (Strahlenflossern):
- Perm: Altganoidfische (Palaeonisciden) -> Störverwandte (Chondrosteer, z.B. Gyrolepis) -> Holosteer (Semionotus)
- Holosteer: Knochenschmelzschupper (Knochenganoidfische), heute z.B. Knochenhecht, Schlammfisch.
- insgesamter Trend: geringere äußere, stärkere innere Verknöcherung.
- noch keine Teleosteer (heute dominierend)
auch:
- Haie (Acrodus, Hybodus, z.T. Muschelknacker, ähnlich heutigem Ammenhai).
- Crossopterygier und Dipnoer (Ceratodus; Lettenkeuper, Kupferzell).
Amphibien:
sehr zahlreich vertreten, viele werden immer schwerfälliger:
- Labyrinthodontia (= Stegocephalen): Dachschädlerlurche
z.B. Mastodonsaurus (Zitzenzahnsaurier): Kuperzell bei Hohenlohe, O. Lettenkeuper: Sumpfgebiet.
- +/- größtes Amphib der Welt: Schädel 1,4 m lang.
- Räuber, konnte Mail im 90-Grad-Winkel aufsperren und Beute ganz schlucken
- oft Bissspuren von Sauriern
- drittes "Auge" (lichtempfindliches Organ).
auch Cyclotosaurus (2,50 m Länge; Bamberg, Mittlerer Keuper
Metoposaurus, Winnenden, Schilfsandstein.
- schon erste Kröten, Frösche und Schwanzlurche in Trias.
Reptilentwicklung (mit Beispielen aus der Trias)
In Trias kommen bereits alle Gruppen außer den Schlangen vor (diese ab Jura).
Schläfenoffnungen
- weder A noch B: anapsid
- eine öffnung:
- A und B: diapsid
anapsid
- Stammreptilien (Cotylosaurier): O.Karbon - Trias
- Schildkröten (Chelonia). neu: Trias - rez.,
z.B. Proganochelys, Stubensandstein
synapsid
- Pelycosaurier (Perm, Dimetrodon)
- Therapsiden: (Perm - O.Trias); Trias z.B. Lystrosaurus (Pflanzenfresserherden auf Gondwana); Oligokyphus (Rhätbonebed),
- aus Therapsiden --> Säuger (O. Trias)
euryapsid
- Fischsaurier (Ichthyosaurier) neu: Trias - Kreide; Trias, z.B. Mixosaurus
- Flossenechsen (Sauropterygier) neu: Trias - Kreide, z.B. Nothosaurus ("Bastardechse"), Muschelkalk. amphibisch lebende Räuber;
- daraus ab Jura Plesiosaurier: Paddelechsen
- Pflasterzahnsaurier (Placodontier) neu: Trias, z.B. Placodus (Muka, z.B. Steinsfurt bei Heidelberg, Henodus (Gipskeuper) (hat schildkrötenartige Form, aber nicht mit Schildkröten verwandt)
diapsid (alle anderen Reptilien):
diapsid.-
a) Lepidosauria ("primitive" Diapsiden)
- Brückenechsen (Rhynchocephalen) neu: Trias - rez.
- Eidechsen (Sauria) 0. Perm rez., z.B. Protorosaurus, Weigeltisaurus (Flugechse) beide Kupferschiefer; Giraffenhalssaurier Tanystropheus (Monte San Giorgo, Muschelkalk bei Bayreuth): 6 Meter länge, jung Insektenfresser, später Tintenfische?; Hälfte der Länge besteht aus Hals, Problemlösungen für Luftröhre, Herz.
- Mosasaurier (Kreide)
- (Schlangen ab Jura)
b) Archaesaurier ("fortschrittliche Diapsiden")
- Wurzelzähner (Thecodontier), neu: Trias, z.B. Aetosaurus (Adlerkopfsaurier), Stubensandstein; auch "Scheinkrokodile" (Pseudosuchier): Ticinosuchus (U.Trias): evtl. mit zugehöriger Fährte Chirotherium; z.T. bipede Formen; Stammgruppe von Flugsauriern, Krokodilen, Dinosauriern und Vögeln
- Krokodile (Crocodilier): neu: Trias - rez.; z.B. Saltoposuchus (Stubensandstein)
- Flugsaurier (Pterosaurier): neu: 0. Trias - Kreide
c) Dinosaurier neu: Trias - Kreide
Dinosaurier z.T. winzig (Compsognathus), z.T. riesig (Ultrasaurus, Colorado, Kreide, Größe ähnlich Blauwal); evtl. warmblütig (evtl. auch Flugsaurier?): mehr Blutgefäße an Knochen als sonstige. Kaltblütige können wohl nicht dauern biped gehen. z.T. Nester, Brutpflege: spiralige Anordnung von Eiern bekannt. Näheres zu Dinosauriern siehe Internet-Angebote (Links am Ende dieses Kapitels).
Unterscheidung von Saurischia und Ornithischia erfolgt via Schambeinposition (Schambein: Pubis; Steißbein: Ischium) am Becken.:
Saurischia(Schambein nach vorn): Pflanzen- und Fleischfresser, v.a.:
- Theropoden ("Raubtierfüßer") 0.Trias - 0.Kreide; oft biped (Halticosaurus, Keuper; Tyrannosaurus, Kreide, Procompsognathus (Stubensandstein), Compsognathus (O. Jura, Solnhofen) ; aus Compsognathus-Verwandten (Coelurosaurier) entwickelt sich der Urvogel Archaeopteryx.)
(räuberische Dinosaurier gibt es nur unter den Theropoden), - Plateosaurier ("Schwäbischer-Lindwurm" bzw. "Fränkischer Lindwurm"), 0.Trias: Pflanzen- und evtl. Aasfresser. Knollenmergel, Trossingen (bei Villingen), Feuerletten: Ellingen, nähe Nürnberg
- Sauropoden ("Elefantenfüßer"), Jura - Kreide (z.B Diplodocus)
Ornithischia (Schambein nach hinten): nur Pflanzenfresser; v.a.:
- Ornithopoda ("Vogelfüßer"), neu: 0.Trias - Kreide, z.B. Iguanodon, Kreide
- Hadrosaurier ("Entenschnabelsaurier"), 0.Kreide. Schädelfortsatz als Resonanzkörper zum Rufen?. Hinweis: Hadrosaurier werden z.T. auch als Untergruppe der Ornithopoden verstanden.
- Thyreophora:
- Stegosaurier("Stacheldinosaurier"), 0.Jura-Kreide
- Ancylosaurier ("Panzerdinosaurier"), Kreide
- Ceratopsia ("Horndinosaurier"), Kreide (z.B. Triceratops)
Die Untergliederung wird z.T. auch anders vorgenommen.
Vertiefungen zu Dinosauriern z.B. unter:
neu: Erste Säugetiere : Rhät (aus Therapsiden): Multituberculata (kleiner als Ratten), z.B. Haramiya, Triglyphus, Thomasia (Rhätbonebed)-
6.1.3 Pflanzen
Mesozoikum: "Zeit der Nacktsamer" (diese Zeit begann im Oberperm)
noch Sporenpflanzen in Feuchtstandorten. Wichtig, aber kleiner als im Jungpaläozoikum, krautartig:
- krautige Bärlappgewächse (Lycopoden): Pleuromeia, weit verbreitet in Buntsandstein (Opportunist nach Aussterbeereignis). Klein, an trockene Standorte teilweise angepasst.
- krautige Schachtelhalme: Equisetites (Buntsandstein, Schilfsandstein), Schizoneura
- Farne: z.B. Neuropteridium
Hinweis: neben den Sporenfarnen gab es (bis zur Kreide) auch noch Samenfarne, aber bereits wenig verbreitet.
echte Nacktsamer (Gymnospermen)
- Coniferen (seit O. Karbon): Voltzia, häufig im O. Buntsandstein (z.B. Voltziensandstein im Elsaß)
- Palmfarne (Cycadeen): (neu: Trias - rezent). fiederblättrige Nacktsamer. Leben noch heute als lebende Fossilien.
- Blumenpalmfarne (Bennettitales): (neu: O. Trias bis Kreide), waren mit ca. 1000 Arten weit verbreitet. Hatten blütenartige Organe, wurden möglicherweise von Käfern bestäubt.
- Ginkgobäume (Perm - rezent): gabelblättrige Nacktsamer: nur eine Art Angiospermen erst in Kreide.
(Angiospermen, d.h. Blütenpflanzen erst in Kreide)
6.2 Paläogeographische Entwicklung in der Trias
6.2.1 Generelle Züge
- noch Pangaea-Zeit, jedoch Beginn des Riftings:
- Norderde: im Nordsee und späteren Atlantikbereich
- Tethys: Progradation von Rifts nach Westen.
- Meeresspiegel noch relativ tief, aber langsam steigend (vgl. Beiblatt).
- Skyth Tiefstand
- O.Skyth-Ladin - U.Karn Steigend
- O. Karn: mehrere Abfälle
- Nor am höchsten
- Rät: Rückgang
.
- Klima (auf Karte rechts für Vergrößerung klicken, basierend auf Stanley)
- noch relativ steile Klimagradienten:
- Evaporite z.T. weit vom Äquator entfernt
- Pole rutschen ins Meer -> Meeresspiegelanstieg auch durch Abschmelzen
- 3 Hauptflorenprovinen: Gondwana, Euamerikanisch, Sibirisch
- keine ausgeprägten Faunenprovinzen auf Festland: alle Kontinente verbunden
- mäßig ausgeprägte Faunenprovinzen im marinen (z.B. Ammoniten: tethydisch, boreal), z.T. global verbreitete Formen (Claraia).
- Basis der Trias evtl. heißeste Zeit der Erdgeschichte? (Bild links unten)
|
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(Bild für Vergrößerung anklicken)
aus Mosbrugger 2002 |
vergleichen Sie diese Darstellung mit der Evaporit-Verteilung in obiger globalen Karte |
- Ende Trias: 2x Aussterbephasen: 47 % aller Gattungen, 76% aller Arten ausgestorben.
- Ende Karn (geringer)
- Ende Rät (stärkere Phase)
Gründe unklar. Evtl. Florenänderung (Anpassung an heißeres Klima?), Meeresspiegelfall etc.
- ausgestorben:
Conodonten
Orthoceren
Ceratiten
Großamphibien (Labyrithodonta)
Placondonte Reptilien (Pflasterzahnsaurier)
Therapsiden (wenige Nachläufer)
fast alle Archosaurier
- andere Gruppen stark dezimiert. V.a. Korallen wieder fast weg. Im frühen Unterlias keine Korallenriffe
6.2.2 Regionale Beispiele
Europa Überblick
vgl. Paläogeographische Karten von Scotese, Golonka und Ziegler.
Stotese-Karte: Schelfverteilung, Position der Paläotethys und Cimmeria (Karte für Vergrößerung anklicken)
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Golonka-Karte: tiefere Trias (zum Vergrößern anklicken) |
Golonka-Karte: Höhere Trias - Hettangium (zum Vergrößern anklicken) |
Golonka-Karten: vgl. Bewegung von Cimmeria
frühere Golonka-Karten: siehe Position der Kollisionen (gelb), Subduktionszonen (blau) und passiven Plattenränder (braun). Zum Vergrößern anklicken.
Angaben zu Ziegler-Karten:
(Oberperm:
- Salze verbreitet (auch Haselgebirge)
- Karbonate in Tethys
- Kimmeria-Mikrokontinent, trennt Paläotethys von Mesotethys
- Ural-Vortiefe)
Mittlere Trias:
- Verbindung zum Nordmeer unterbrochen
- Viel Abtragungsgebiet in Frankreich
- extrem viel Rift-Gräben im Atlantikbereich (mit terrestrischen Füllungen)
- Flachwasserkarbonate und beginnendes Zerbrechen der Karbonatplattform in Tethys
- Meer aus Tethys ins Germanische Becken
- Subduktion von Kimmeria (Paläotethys)
- Ural: spätorogener Vulkanismus (vgl. Saar-Nahe-Gebiet im Perm)
Obere Trias:
- Meer aus Mitteleuropa verdrängt
- Frankreich z.T. abgetragen, Bildung des Germanogallischen Beckens
- Salze und Vulkanismus nun in südlicheren Riftzonen (z.B. Portugal)
- Meeresvorstöße dorthinein aus Tethys
- weitere tektonischeZergliederung der Tethys-Karbonatplattformen
- intramontane Becken im Ural
für Vergrößerung Bild anklicken
Akzentuierung der Grabenbildung, beginnende "Südkippung" Deutschlands, dann auch Westkippungskomponente: >>
- keine marine Verbindung nach N über Vikinggraben (evtl. jedoch im untersten Buntsandstein)
- bessere marine Verbindung zur Tethys: burgundische und karpathische Pforte
- Verkleinerung des nördlichen Nordsebeckens, Ausweitung des südlichen Nordseebeckens nach S, d.h. Achsenverlagerung -> Germanisches Becken, breite Hessische Straße
- dieser Trend ist erleichtert durch die Abtragung vieler variszischer Gebirgsgebiete.
- insgesamt stellt Europa ein großes Riftgebiet dar.
(Verständnisfragen:
- warum ist der Buntsandstein in der Nordsee mariner als in Süddeutschland? Woher kommt das Meer?
- Wo könnte der Muschelkalk in Sandfazies ausgebildet sein?
- Wo gibt es Trias-Salze?)
Germanische Trias:
Faziesbeschreibender Begriff; verbreitet bis Polen, England, Schweizer Jura, Westalpen (Helvetikum), SE-Spanien, Frankreich nur randlich. Ähnlich auch z.T. Sibirische Tafel, Arabien, Israel.
Buntsandstein
- v.a. fluviatil, limnisch, selten randmarin (nördliche Beckenteile)
- Sedimentmaterial aus:
- Westen (Gallisches Land)
- Süden bzw. SE (Vindelizisches Land, Böhm. Masse)
- Norden: feinkörnige Klastika
- Rotfärbung: tonig-ferritisches Bindemittel, rekristallisiert
- Zyklengliederung analog zum Rotliegenden, sog. "Folgengliederung" S1-8. (Bild rechts anklicken für Vergrößerung, aus Geyer & Gwinner 1986)
- Eventgliederung auch mit Karneol- und violetten Horizonten (VH 1-5, Oberer Buntsandstein): Bodenbildungen
Hier nicht Gesamtgliederung im Detail (siehe z.B. Geologie von Südwestdeutschland, Geologische Karte von Bayern etc.), sondern vergleichender Schnitt von S nach N
Hinweis: Korrelation sowie Unterteilung in unteren, mittleren und oberen Buntsandstein ist nach wie vor in Teilen unklar.
Muschelkalk
Meer wie bei Röttransgression aus der Tethys (v.a. Karpathische Pforte).
Gliederung und Charakteristika (basierend auf Franken und Baden-Württemberg):
O. Muschelkalk |
semipartitus-Schichten mo3
nososus-Schichten mo2
Trochitenkalk mo1 |
zur Erläuterung siehe unten |
Mittlerer Muschelkalk |
O.Dolomitregion
O.Sulfatregion
Steinsalzlager
U.Sulfatregion
U.Dolomitregion |
- zyklische Eindampfungen
- Inlandsflachmeer
- insg. wenig erforscht
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Unterer Muschelkalk |
Orbicularis-Mergel mu3
Wellenkalk mu2
Wellendolomit mu1 |
- Flachstwasser- bis Gezeitenbereich
- oft stark bioturbiert (> Wellen)
- Leitbänke oft durch Zwergterebratel-Bänke:
Ökoevents: vorübergehend bessere Lebensbedingungen
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für Detaildarstellung in nebenstehendes Bild klicken (aus Geyer & Gwinner 1986) |
Charakteristika des Oberen Muschelkalks (auch Hauptmuschelkalk genannt)
- flaches Epikontinentalmeer mit Rampencharakteristika
- oft schlecht durchlüftet und sehr schlammreich
- im allgemeinen wenig Benthos:
- zu schlammig (verhindert Epibenthos, und falls suppige Grenzfläche auch Endobenthos)
- stratifiziert? (thermostratifiziert?, salinare Dichteschichtung), sauerstoffmangelzone?)
- zu wenig Nahrung?
- bei Durchlüftungsereignissen bzw. Reduktion der Sedimentationsrate: Lagen mit reichem Benthos
- Bivalven, Brachiopoden, Crinoiden
- viele Schalenakkumulationen:
- Sturmlagen: "Allochthonschille"
- "Autochthonschille" = sedimentäre Faunenkondensationen (bei Sedimentationsunterbrechung)
- "Parautochthonschille" = Anreicherung durch Auswaschung des feinkörnigen Sediments (= "sekundäre Faunenkondensation")
- Ränder im W und E: Gallisches Land bzw. Vindelizisches Land / Böhmische Masse;
dort etwa folgende Sedimentverteilung von W nach E (vgl. nachfolgende Skizze):
- Siliziklastika | z.T. sandige Oolithe, ggf. weitere flachstwasserfazies
- Normalfazies (d.h. sog. Blaukalke und Tone im Beckentiefsten, mit einzelnen Tempestit- und Hartgrundlagen)
- Crinoidenrasen (kaum in-situ erhalten)
- hochenergetische Partikelkalke (Oolithe, Schille etc.)
- selten Riffe, v.a. Placunopsis-Riffe (austernartig wachsende zementierende Muschel)
- "lagunäre" Onkolithe etc. (Sphaerocodium)
- küstennahe Sandsteine oder Dolomite (z.B. Trigonodus-Dolomit am Schwarzwaldrand)
vergleichbar in etwa mit Persischem Golf heute
- oft geringe Sedimentationsraten (da wenig Flachschelf?, wenig produktiv wegen schwankendem Salzgehalt??, zu häufigen Ökokrisen?): häufig Hartgründe (v.a. bei transgressiven Ereignissen), diese z.T. mit Placunopsis-Riffen besiedelt.
- Gliederung insbesondere auch mittels Eventstratigraphie:
- Tempestite (als Schilllagen, z.T. reine Trochitenlagen erhalten. Trochiten = Crinoidenstielglieder)
- Terebratellagen (Ökoevents)
- Tonlagen (Zusammenbruch der Karbonatproduktion, evtl. durch O2-Mangel.
- Sequenzstratigraphie/Zyklostratigraphie.
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Tempestitstratigraphie
(Bild anklicken) |
Zyklostratigraphie
(Bild anklicken) |
Sequenzstratigraphie der germanischen Trias (Bild anklicken) (alle Abb. aus Geyer & Gwinner 1986) |
Keuper:
Der Name leitet sich vom fränkischen "Kipper" ab und bedeutet bröckelig zerfallende Schichten.
Vereinfachte Abfolge für Schwaben und Franken (vgl. Abbildung):
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Schwaben |
Franken |
Ablagerungsraum |
Oberer Keuper |
Rhätsandstein |
Rhätsandstein |
marin, mit Gervillia und Rhätavicula. Nicht überall ausgebildet |
höherer M. Keuper |
Knollenmergel
Stubensandsteine
Obere Bunte Mergel
Kieselsandstein
Lehrberg-Schichten
Untere Bunte Mergel |
Feuerletten
Burgsandstein
Gipsmergel
Burg-/Blasensandstein
Lehrbergschichten
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feuchter als Gipskeuper, Playa-See(n) mit videlizischen Fächersandsteinen. Caliche (in Lehrbergschichten, Knollenmergel) und sonstigen Leitbänken. |
höheres Karn |
Schilfsandstein |
Schilfsandstein |
früher als Delta, heute als incised valley fill interpretiert |
Mittlerer Keuper |
Gipskeuper |
gipskeuper mit Estherien- und Myophorienschichten sowie Benker Sandstein |
riesiger Playasee (oder Binnenmeer) mit zyklischen Eindampfungen, arid |
Unterer Keuper |
Lettenkeuper |
Lettenkeuper |
Tone, dünne Dolomite, Deltasandsteine, oft sulfidisch. randmarin bis brackisch-limnisch. nach oben grünlich werdend. mit konchostrken: Estherien, vielen Pflanzen- und Kohleresten. relativ kontinuierlicher Übergang vom Muschelkalk |
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Grenzbonebeds |
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<< für Schichtfolgendetails nebenstehende Abbildung linkis anklicken.
>> für Zyklendetails zum schwäbischen Gipskeuper Abbildung rechts anklicken.
(beide Abb. aus Geyer & Gwinner 1986)
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Regionaler Vergleich der Germanischen Trias:
- Vergleich mit Helvetikum:
- Quartenschiefer = Keuper
- Röti-Dolomit = Muschelkalk
- Melser Sandstein = Buntsandstein; jedoch:
- Einsetzen und Aufhören der Muschelkalkfazies nicht überall gleich:
- im E (Polen): früher und länger
- nach SW (Spanien, Helvetikum) später einsetzend
- Muschelkalk-Varietäten:
- v.a. siliziklasisch + Evaporite in Nordsee, England
- sandig z.T. in Frankreich, Lothringen (vom Gallischen Land)
- durchgehend dolomitisch im Helvetikum (Röti-Dolomit)
- erste Korallenriffe in Spanien (mit Thecosmilien).
Alpine Trias:
Auisgedehnte Karbonatplattformen.
Schichtolgen und Faziesvergleich:
Selbsttest: laden Sie sich obige Abbildung mit nur teilweisen Schicht- und Faziesangaben auf Ihren Rechner und vervollständigen Sie selbst.
Tendenz:
- Riffe in Südalpen am frühesten (Anis)
- wichtige Riff-/Plattformzeiten:
- Nor
- Rät
aus Ehses & Leinfelder (1988)
- jeweils mit Intraplattform-Beckenfazies: Partnach- bzw. Kössener Schichten
- Hallstätter Zone immer tiefer (Restozean-Relikt?)
- O.Karn: Raibler Ereignis:
- +/- ausgeglichenes Relief
- Verkarstungen
- Sandsteineintrag aus Norden (Schilfsandsteinäquivalent), z.T. mit Kohleresten
- Evaporite.
Was ist der Hallstatt-Meliata-Ozean?
Die Hallstätter-Zone leitet in tieferes Wasser über (s.o.), nach E finden sich in den Dinariden und Westkarpathen gibt es zeitgleich Radiolarite, was auf eine Tiefenpositon unterhalb der CCD hinweist. In den Westkarpathen gibt es darüberhinaus ophiolithische Relikte eines Ozeanbodens, welcher als Hallstatt-Meliata-Ozean bezeichnet wird. Er stellt vermutlich den äußersten W-Zipfel der Palaeotethys dar, welche zwischen Cimmeria und Laurasia gelegen war. Die Tethys im engeren Sinne (auch als Mesotethys bzw. mesozoischer Anteil der Neotethys bezeichnet) lag südlich Cimmeria (Ozeanbodenrelikte des Jura im Penninikum stellen Relikte dieses Ozeans dar).
Eine andere Erklärung wäre, den Meliata-Ozean gf. als direkten Vorläufer der Mesotethys zu sehen.
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Empfehlung: eine exaktere Terran-/Ozeananalyse des alpidischen Bereichs nehmen wir in den Kapiteln Jura und Kreide vor. Sie können aber bereits vorab eine ausgezeichnete Einleitung zur Alpengenese hier nachlesen: http://andiebert.gmxhome.de/diplomarbeit/rrseite1.html (siehe auch unser Literaturverzeichnis unter Ebert.
Nebenstehende Abbildung stammt aus dieser Arbeit (basierend auf Stampfl 1996i, verändert)
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Hinweis:
- in höheren penninischen Decken gibt es ebenfalls eine tethydische Entwicklung, jedoch v.a. Dolomite und Evaporite, nur lückenhaft.
- In tieferen penninischen Decken: ähnlich Helvetikum, d.h. germanische Entwicklung
Restliche Welt
(basierend auf einer Abb. aus Stanley, sehr stark verändert.)
Zusammenfassung Restliche Welt:
- Pangaea-Ränder (außer Tethys): Vulkanismus, Turbidite, Akkretionen (v.a. Ladin) (z.B. Sonomia Kollision)
- Nordamerika:
- O.Trias: Redbeds (flächig z.B. in Arizona; auch petrified forest), arid (v.a. o.Trias), in Utah auch Dünen
- in Rifts: Appallachenregion: Palisade Sills und andere Vulkanite
- Tethys: Himalaya, Dinariden, rel. ähnlich zu Nördlichen Kalkalpen, z.T. zeitlich vorlaufend. Arabien: Entwicklung von Germanisch zu "alpin"
- Gondwana: z.B. Kongo-Becken und Karru-Becken: ausgedehnte Senkungsgebiete, meist mit Red-Beds. Z.B. Karru-Becken:
- basaltische Decken und Drakensberg-Vulkanite (1300 m)
- Stromberg-Serie (2700 m), v.o.n.u.: Cave-Sst, Red Beds, Molerno Sst mit Kohlen
- Beaufort-Serie
- weiteres zu Gondwana im Mesozoikum: siehe Perm
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letzte Änderungen 13.04.2003 durch R. Leinfelder