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Tabellen

Die Häufigkeit von Flugschriften in Holland
Die Preisentwicklung bei eingeführten Textilien
Bilderpreise
Arbeitslöhne
Stoffe und Pelze in Kleiderordnungen

Anzahl der Flugschriften in Holland pro Jahr (aufgelistet im Katalog der königlichen Bibliothek)

Tabelle 1
1590
14
1592
2
1594
27
1596
22
1598
53
1600
43
1602
31
1604
46
1606
38
1608
215
1610
129
1612
106
1614
150
1616
96
1618
310
1620
121
Nach:
Van Deursen, Table 9

Die Werte zeigen deutlich einen sprunghaften Anstieg der Produktion von Flugschriften Anfang des 17. Jahrhunderts. Dies mag mit der Endphase des Befreiungskampfes gegen Spanien zusammenhängen. 1609 schlossen die Niederlande mit Spanien einen 12jährigen Waffenstillstand. Genau zwölf Jahre später mußte Spanien nach einer Niederlage im wiederaufgenommenen Kampf mit den Niederlanden diese als selbständige Republik anerkennen. Gerade die Händler in größeren Städten mußten stark an überregionalen Neuigkeiten interessiert sein, da der Kampf zwischen Holland und Spanien nach dem Auslaufen des Waffenstillstands sich auch und gerade zur See abspielte. Die Über- bzw. Unterlegenheit der Holländer auf dem Meer hatte direkten Einfluß auf die Preise von auf dem Seeweg eingeführten Waren. Ebenso bedeutete eine Wiederaufnahme der Kämpfe Zoll- und Steuererhöhungen, um die Kriegsführung zu finanzieren. Dies wird auch anhand von Tabelle 2 deutlich.
Warum die Zahl der Flugblätter im Jahre 1618 ihren höchsten Wert erreichte, steht außer Zweifel: In diesem Jahr begann der Dreißigjährige Krieg. Entsprechend groß war das Interesse an Nachrichten aus ferneren Regionen und dem Ausland.


Zollerhöhungen nach dem Auslaufen des Waffenstillstands 1621
am Beispiel importierter Textilien
(in Gulden und Stuivers, 100 Stuivers = 1 Gulden)

Tabelle 2 a
Ware
Zoll im Jahre 1609
Zoll im Jahre 1621
Flämisches Leinen
0 gld. 5 st.
1 gld. 2,5 st.
Tilburger und andere
Brabanter Leinen
2 gld. 10 st.
5 gld. 12 st.
Nach: Israel, Table 1


Erhöhungen der Gebühren
für "Geleit und Lizenz"
bei der Einführung von Rohtextilien aus der Republik (Norden)
in die Spanischen Niederlande (Süden) auf dem Flußweg
(in Gulden und Stuivers, 100 Stuivers = 1 Gulden) (Mengenangaben in libra = Pfund)

Tabelle 2b
Ware
Gebühren im Jahre 1609
Gebühren im Jahre 1621
Baltische Wolle (100 lb.)
0 gld. 6 st.
2 gld. 12 st.
Spanische Wolle (100 lb.)
0 gld. 6 st.
2 gld. 2 st.
Baltischer Flachs (100 lb.)
0 gld. 6 st.
2 gld. 12 st.
Webgarn (100 lb.)
3 gld. 0 st.
21 gld. 0 st.
Nach: Israel, Table 2
Diese starken Unterschiede gerade im Bereich der Binnenschiffahrt rührten allerdings nicht nur von der Notwendigkeit her, das Staatssäckel zu füllen. Vielmehr war es nicht mehr möglich, die Binnenzölle auf dem Seewege über die flämischen Seehäfen zu umgehen. Dieser Weg war nach Wiederaufnahme der Kämpfe durch Seeblockaden versperrt. So blieb den Händlern nichts anderes übrig, als die überhöhten Gebühren für den Binnentransport zu entrichten.
Es steht zu vermuten, daß die Preise für Kleidung sich in diesen Zeiten ebenfalls erhöhten, und daß gerade exklusive Stoffe teurer wurden. Dieser Umstand mag die Bedeutung von Kleidung als sozialem Distinktionsmerkmal gesteigert haben.

Bilderpreise und Gattungen 1600-1625
(in Gulden und Stuivers, 100 Stuivers=1 Gulden)

Tabelle 3
Gattung
Durchschnittlicher
Preis
Landschaften
30 gld. 13 st.
Biblische Themen
33 gld. 3 st.
Historien
47 gld. 60 st.
Porträts
5 gld. 99 st.
Genre
27 gld. 79 st.
Stilleben
27 gld. 39 st.
Architekturdarstellungen
41 gld. 43 st.
Übrige
10 gld. 55 st.
Nach: North S. 120, Tabelle 1

Wenn diese Zahlen den holländischen Bildermarkt auch nur in einer groben Schätzung wiederspiegeln, so kann eines als sicher gelten: die Bilderpreise waren relativ niedrig. Wurden auch in Ausnahmefällen und bei außerordentlich hoher Begabung Preise von über 200 Gulden erzielt, so galt für eher durchschnittlich begabten Maler das Motto: "die Masse macht's".
Die Tatsache, daß Joos de Momper mit Jan Brueghel dem Älteren zusammenarbeitete und für gut betuchte Bürger malte, legt die Vermutung nahe, daß die Bilder Mompers preislich weit über dem hier errechneten Durchnittswert gelegen haben dürften.


Tageslöhne von Handwerkern und Arbeitern
in Stuivers (100 Stuivers = 1 Gulden)


Tabelle 4
Jahr
Beruf
Tageslohn in Stuivern
1569
Schreiner
10
1581
Dachdecker
14
1600
Arbeiter
10-11
1609
Schafscherer
14
1612
Stoff-Bleicher
12
1618
Schafscherer
15
1620
Maurer
20
1628
Schafscherer
16
1633
Tuchmacher
18
nach: Van Deursen, Table 1

Zum Vergleich: die Preise für 6 Kilogramm Roggenbrot schwankten in den Jahren von 1596 bis 1620 zwischen 5,5 und 9,4 Stuivern. Die durchschnittliche holländische Arbeiterfamilie, in der ja nicht nur der Vater, sondern auch Mutter und Kinder ihren Teil zum Einkommen beitrugen, war also in der Lage, sich von den erwirtschafteten Löhnen zu ernähren. Die Niederlande galten in Europa als reiches Land. Bittere Armut fand sich selten; und wenn, dann waren eher die zahlreichen Immigranten von ihr betroffen denn holländische Familien [van Deursen].


In den Kleiderordnungen Leipzigs erwähnte Stoff- und Pelzarten

Tabelle 4
1463
1506
1698
Stoffe
Samt
Samt
Samt
Seide
Seide
Seide
Atlas
Brokat
Damast
Halbseide
Taft
Doppeltaft
Zendal
durchwirkte Seide
Tobin
Spitzen
Settin
Tertzenell
Scharlach
Sartenischke
Arras
Land-Parrican
Schamlott
Schamlott
inländ. Gewand
Pourat
ausländ. Gewand
Perpetuan
Cronrasche
Vorstat
Pelze
Hermelin
Hermelin
Hermelin
Veh
Vehwerk
Zobel
Zobel
Marder
Marder
nach: Eisenbart, S. 69

Was Liselotte Constanze Eisenbart meint, wenn sie von einer Entwicklung der Kleiderordnungen hin zu "Stoffordnungen" spricht, wird aus dieser Tabelle klar ersichtlich: die Zahl der verbotenen Stoffe steigert sich von 2 im Jahre 1463 auf 14 im Jahre 1506. Zwischen 1506 und 1698 verschwinden fast alle Stoffe von 1506 aus dem Katalog und werden durch neue ersetzt, deren Zahl nochmals steigt.
Die Exklusivität bestimmter Materialien sollte den Status derjenigen sichern, die sie zu tragen berechtigt waren. So wollten die Gesetzgeber vor allem der bürgerlichen Hoffart Einhalt gebieten. Bürgern, die sich teure Stoffe und Pelze leisten konnten, und diese zur Schau trugen, sollten so in ihre Grenzen gewiesen werden. Aber auch das städtische Patriziat bediente sich der Kleiderordnungen, um sich klar von "niederen" Bürgerständen abzugrenzen.