Index | Navigation | Einleitung | Von gestern | Stände | Berufe | Mode | Jahreszeiten | Tabellen | Hüte | Links | Literatur

Mode

Zur Herkunft des Wortes "Mode"
Mode und ihre Funktion im 17. Jahrhundert
Bürger und Bauern: ein kurzer Vergleich

Zur Herkunft des Wortes "Mode"

Das Wort "Mode" stammt aus dem Italien des 16. Jahrhunderts und gelangte über Frankreich nach Holland und Deutschland, wo es zu einem "Schlüsselwort der barocken Zeitsatire" [Eisenbart, 81] wurde. In den Kleiderordnungen taucht es erst im 17. Jahrhundert auf, mit äußerst negativem Beiklang. Von "unzüchtigen, frechen und ärgerlichen Moden" ist beispielsweise in zwei Leipziger Kleiderordnungen die Rede, von "fremder Modo und unziemendem Schmuck" [Eisenbart, 81].

Mode als Privileg der Oberschicht

Wer sich heute modisch kleiden will, kann das tun. Man geht ins Geschäft und kauft, was man mag. Es gibt Mode für jeden Geldbeutel, Mode ist für jeden verfügbar. Allein die fehlende Bereitschaft vieler Menschen, sich den immer schnelleren Kreativzyklen anzupassen, setzt der modischen Entwicklung Grenzen.

Zur Zeit Joos de Mompers war "Mode" Privileg und Distinktionsmerkmal: Die Mode war "ein Zeichen des Reichtums und damit exklusiv" [König, 23]. Sie blieb auf die Oberklassen beschränkt, der Großteil der Bevölkerung blieb von modischen Erscheinungen unberührt.

Welche gesellschaftlichen Gruppen konnten es sich leisten, mit der Mode zu gehen? Im differenzierten Klassensystem der Ständegesellschaft des ausgehenden Mittelalters standen vor allem die Bevölkerungsgruppen des Adels und des aufstrebenden städtischen Bürgertums in gesellschaftlichem Machtstreit gegeneinander. Dies spiegelte sich auch in ihrer Kleidung: die konkurrierenden Gruppen versuchten sich gegenseitig zu übertreffen und den Lauf der Mode zu lenken. In der Mode führend zu sein unterstrich den eigenen Anspruch auf gesellschaftliche und politische Macht.

Mit dem Zeitalter der Reformation änderte sich dies. Die einst verschwenderische Pracht machte gerade auf Seiten des Bürgertums einer neuen Bescheidenheit Platz. Es waren die Männer, zuvor in Sachen Modebewußtsein den Frauen mindestens ebenbürtig, die sich nun schlicht und dunkel kleideten. Zuerst zeigte sich diese Entwicklung "in den ersten demokratischen Gesellschaften, wie zum Beispiel den Niederlanden" [König, 24]. Hier entstand auch die Kombination von schwarzem Gehrock und weißem Hemd, die bis zum ersten Weltkrieg in Europa bestimmend für die männliche Modewelt sein sollte.

Doch gerade im Süden der Niederlande, die weniger vom Sturm der Reformation als vom katholischen Spanien beeinflußt waren, zeigten sich größere Unterschiede als im Norden. Dies spiegeln auch die Bilder de Mompers wieder.

Bürger und Bauern: Ein kurzer Vergleich
[S] [H]

Ein bürgerliches und ein bäuerliches Paar im Vergleich. Auffällig ist hier nicht nur die raffiniertere Kleidung der bürgerlichen Frau, die zudem aus wertvolleren Stoffen gemacht ist. Auch der bürgerliche Mann scheint mit dem weiten grünen Überhang eine Art "Ausflugskleidung" gewählt zu haben, passend zum Anlaß. Betrachtet man die Figuren im Kontext ihrer Umgebung, so läßt sich noch klarer auf ihre Stellung in der Gesellschaft schließen.

Im Sommer-Bild, das überwiegend wohlhabende Bürger beim Genießen von Sommerfreuden wie Ausflug und Kutschfahrt oder Ausritt ins Grüne zeigt, posiert die Familie harmonisch inmitten des Bildes, wie arrangiert für ein idyllisches Familienporträt. Arbeitende Figuren sind höchstens im Hintergrund zu entdecken: Bauern, die im Fluß das Fell der Schafe waschen, bevor diese geschoren werden.

Das Herbst-Bild hingegen ist von der Arbeit der Bauern geprägt, und so wundert es nicht, daß unser Bauernpaar eine Kuh am Strick mit sich führt. Ist der Grund hierfür auch nicht ersichtlich, so ist doch klar, daß die beiden keinen Herbstspaziergang machen. Im gesamten Herbstbild findet sich nicht eine Figur, die nicht auf irgendeine Weise an einem Arbeitsprozeß teilhat oder Attribute eines solchen trägt. Selbst die drei Jungen in der mittleren Bildebene tragen Ranzen, sind also gerade auf dem Weg zur Schule oder kommen von dort. Das Herbst-Bild zeigt einen Ausschnitt der hart arbeitenden ländlichen Bevölkerung und bietet somit keinen Platz für modische Details, wie diese im Sommer-Bild reichlich vorkommen.