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zum Himmel über "Die vier Jahreszeiten" von Joos de Momper


Allgemein

Der ursprügliche Titel dieser Seiten sollte "Der Himmel über den vier Jahreszeiten, ca. 1615" lauten, da 1615 etwa die Mitte der möglichen Entstehungszeit des Momper-Zyklus war. 1615 war allerdings astronomisch gesehen ein sehr durchschnittliches Jahr, so daß kurzerhand die gesamte Zeitspanne und eine hypothetische Entwicklungszeit ein Jahrzehnt vor Beginn der Arbeit als Zeitraum für diese Seiten genommen wurde.

...1603...

Zu den Sternenkarten: Der Mond ist jeweils nachträglich vergrößert hineinkopiert, da er ansonsten jeweils kleiner als Jupiter dargestellt würde. Die Größe des Mondes ist bei der gewählten Sicht von 180 Grad jedoch alles andere als maßstabsgetreu.

Die Karten sind tatsächlich von 23 Uhr 59 und 59 Sekunden. Der Grund dafür ist mir entfallen.

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Tagesangaben in diesen Seiten folgen generell dem Gregorianischen Kalender. Es ist mir unbekannt, ob dieser 1603 bis 1620 schon in Antwerpen galt oder wie im protestantischen Deutschland erst 1700 eingeführt wurde. Falls ja, so beträgt der Unterschied 10-11 Tage.

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Eta Ursae Majoris wird in den Astronomieprogrammen durchgehend Alkaid genannt, während der Stern in deutschsprachigen Himmelskarten durchgängig als Benetnash oder Benetnasch bezeichnet wird.

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In "Europa und der Orient 800-1900" wird der persische Astronom al-Sufi generell as-Sufi geschrieben, vermutlich entsprechend einer Regel der arabischen Sprache, daß beim Titel "al" das "l" meist zu dem Konsonanten wird, mit dem der Hauptname beginnt. Obwohl also as-Sufi die wahrscheinlich authentischere Schreibweise ist, wird die in allen anderen Quellen benutzte Schreibweise auch hier angewendet.

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Tatsächlich ist der heutige Himmel in 89 Gebiete eingeteilt: Das Sternbild der Schlange teilt sich in Kopf (Serpens Caput) und Schwanz (Serpens Cauda), deren Mitte vom Schlangenträger (Ophiuchus) überdeckt ist.

...1609...

Die Datierung der Entdeckung der Jupitermonde mit 1609 beschreibt die mögliche Entdeckung der Monde durch Simon Marius, denn Galilei, sah die ersten drei der vier großen Jupitermonde am 7. Januar 1610. Als Galilei erfuhr, daß jemand vor ihm die Monde entdeckt haben will, warf er dem deutschen Hofastronom Plagiat vor. Marius hatte von seinen ersten Sichtungen keine Aufzeichnungen gemacht.

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Die 5 regelmäßigen Körper wurden von mir zeitweilig "Pythagoreische Körper" genannt. Sie heißen richtig "Platonische Körper". Die beiden Bilddateien haben aber immernoch Pythagoras als Namensstamm.

Für einen Beweis, daß es tatsächlich nur fünf Körper gibt, siehe Carl Sagan: "Unser Kosmos", Droemer-Knaur 1982.

Die richtigen Farben und die dazugehörigen Elemente sind:

  • Tetraeder - rot - Feuer
  • Kubus - grün - Erde
  • Oktaeder - gelb - Luft
  • Ikosaeder - blau - Wasser
  • Dodekaeder - violett/schwarz - Geist

Wenn diese Seite mit Anmerkungen über die Links in den vorangegangenen Anhängen erreicht wurde, sollte bis auf den Dodekaeder die Farbgebung der Platonischen Körper bekannt sein.

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Gibt es vielleicht einen 6. regelmäßigen Körper? Eine Kugel ist per Definition eine Figur mit einer unendlichen Anzahl von Ecken, bei der jeder Punkt im gleichen Winkel zu seinen Nachbarn steht. Sofern man einen Punkt als eine unendlich kleine Fläche mit beliebigen Innenwinkeln definiert, wäre die Kugel ein regelmäßiger Körper.

Trotzdem wäre mit der Kugel nur der Orbit von Uranus in Keplers Sinne abgedeckt. Spätestens für Neptun ist kein Platonischer Körper mehr übrig.

...1610...1613...

Zu den Himmelsdarstellungen 1613 der Jupiter-Neptun-Konjunktion:

Die Größe und Färbung von Neptun in den Detaildarstellungen mußte korrigiert werden, da Neptun (7m9) größer als jeder der vier Monde (5m1 bis 6m15) und rosa(!) dargestellt wurde.

...1614...1618...

Zur Keplerschen Faßregel: Es ist nur eine Vermutung, daß die Keplersche Faßregel in dem 1615 erschienenden Werk enthalten ist - in den benutzten Quellen waren keine weiteren Informationen dazu zu lesen. Ebenso ist es nur eine Vermutung, daß Kepler als weiteren Schritt zur Raumbestimmung die Guldinsche Regel vorschlägt. Es ist nicht einmal bekannt, ob die Guldinsche Regel zu diesem Zeitpunkt schon existierte. Guldin war allerdings Zeitgenosse Keplers und hatte ihn auch gekannt: Zum Ende der Linzer Zeit Keplers hatte der zum Katholizismus konvertierte Mathematiker aus der Schweiz Kepler zu überreden versucht, ebenfalls zum Katholizismus überzutreten.

Ganz sicher war die Keplersche Faßregel nicht in genau dieser Form enthalten, denn die Infinitesimalrechnung - die Berechnung von Integralen und Differentialen - wurde erst von Newton und Leibniz erfunden. Aber schon bei den Berechnungen zu den ersten zwei Keplerschen Gesetzen und erst recht beim dritten Keplerschen Gesetz mußte Kepler Probleme der Infinitesimalrechnung lösen.

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Die Bahnen der Kometen von 1618 sind nicht ganz korrekt, da in StarryNight keine Parabeln als Bahnen möglich sind. Deshalb zeigt der Bildausschnitt anders als bei Halleys Kometen geschickterweise nur das innere Sonnensystem. Das Programm macht aus einer Parabel eine sehr langgezogene Ellipse.

Der in der Abbildung ebenfalls auftauchende Komet Hyakutake ist 1618 rund 290 Astronomische Einheiten bzw. mehr als anderthalb Lichttage entfernt. Der ebenfalls angezeigte Komet Swift-Tuttle 1862III ist ungefähr 40 Astronomische Einheiten entfernt und damit etwa auf dem Level der Plutobahn - wenn auch in Richtung des ekliptikalen Südpols. Eine Astronomische Einheit ist der mittlere Abstand Erde-Sonne bzw. rund 150 Millionen Kilometer.

Als Bezeichnung der Kometen wird hier durchgängig die "alte" Nomenklatur benutzt, die aus dem Jahr der Entdeckung und der Numerierung der Entdeckungen in Römischen Zahlen besteht. Swift-Tuttle 1862III war also die dritte Entdeckung eines Kometen im Jahre 1862. Vergleichbares gilt für die Kometen 1618I, 1618II und 1618III.

...1619...1620...

Die Sternkarte zum Sommer 1620 ist als einzige ohne "Tageslicht" erstellt, um auch hier die sehr schwachen Sterne erscheinen zu lassen.

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Keplers Ausspruch zum Verhältnis Astronomie-Astrologie lautet:

Mutter Astronomie müßte sicher Hunger leiden,
wenn nicht die Tochter Astrologie das Brot erwürbe.

Es stammte allerdings aus der Zeit weit vor "Harmonices Mundi".

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Die Rotationsanimation zur Keplerellipse ist nur annäherungsweise korrekt. Sie wurde erstellt, indem alle 360 Positionen der Planetenkugel gerendert wurden und dann per Hand diejenigen gelöscht wurden, die gefühlsmäßig zuviel waren.

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Nach dem Julianischen Kalender bzw. nach seinem Totenschein ist Kepler am 5. November 1630 gestorben.

Die Übersetzung des lateinischen Grabspruchs hatte ich nicht notiert, bevor ich das Buch über Kepler zurückgegeben hatte. Ich dachte, der Spruch steht alleine recht gut da. Deshalb hier mein eigener (sicherlich ziemlich freier) Übersetzungsversuch:

Der Vermesser des Himmels war ich, jetzt vermesse ich der Erde Schatten,
Mein Geist sei des Himmels, mein schattiger Köper der liegt hier.

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Zu Wallenstein: Paranoid zu sein bedeutet nicht, daß sie nicht hinter einem her sind. Wallenstein, bzw. General Albrecht Waldstein, Fürst von Friedland, wurde im Februar 1634 in Böhmen ermordet, nachdem er nach eigenmächtigen Friedensverhandlungen abgesetzt und geächtet worden war.

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Zu der Vergrößerung der Entfernung Erde-Mond: In einer anderen, älteren Quelle über den Mond, die ich mir leider nicht aufgeschrieben habe, ist die angegebene Verlangsamung der Erde mit 2 Sekunden anstatt 0,0016 Sekunden pro Jahrhundert angegeben. Die 0,0016 Sekunden pro Jahrhundert sind aus dem Grossen Lexikon der Astronomie.

Seit 1972 werden international wegen der Verlangsamung der Erdrotation Schaltsekunden eingeführt, zuletzt am 31.12.1995 und am 1.7.1997.

Ob der Zeitpunkt, an dem nur noch ringförmige Sonnenfinsternisse aufgrund der kleineren scheinbaren Mondscheibe möglich sind, wirklich 300 Millionen Jahre entfernt liegt, ist Spekulation. Ich glaube, daß es die Zahl ist, die ich einmal in einem Vortrag über den Mond gehört habe. Es könnte aber auch eine Zehnerpotenz mehr oder weniger sein.


Zum Jahr ...1603... (Die Jahreszeiten, zum Sternenhimmel und Bayers "Uranometria"),
- zum Jahr ...1605...1607... (Die Sonnenfinsternis 1605 und der große Komet von 1607),
- zum Jahr ...1609... (Die Mondfinsternis 1609 und Keplers "Astronomia nova"),
- zum Jahr ...1610...1613... (Galileis "Sidereus Nuncius und die Jupiter-Neptun-Konjunktion 1613),
- zum Jahr ...1614...1618... (Die Sonnen- und Mondfinsternis 1614 und 1616 und die Kometen von 1618),
- zum Jahr ...1619...1620... (Keplers "Harmonices Mundi" und die Mondfinsternisse von 1620).


-- jd --