Kurzinfo zum Internationalen Jahr des Riffes 1997
REINHOLD LEINFELDER, STUTTGART* & FRANZ BRÜMMER, STUTTGART**
"Mit einem Schlag befinde ich mich in einer ganz anderen Welt, weit weg von allen bekannten Landschaften dieser Erde, in einem Gebiet, das nur wenige von uns schauen durften. Ich schwimme durch einen Korallenwald. Überall blitzt es auf, hier rot und grün, dort gelb und blau."
Prof. Dr. Hans Hass über seine ersten freitauchenden Rifferkundungen 1939 in der Karibik.
DAS INTERNATIONALE JAHR DES RIFFES
Das Internationale Jahr des Riffes startete als Privatinitiative des bekannten Rifforschers Prof. Dr. Robert Ginsburg (Miami), und wurde weltweit als International Year of the Reef (IYOR) 1997 begangen. Es entstand aus der Einsicht heraus, daß die rapide, jedoch öffentlich kaum beachtete Verschlechterung des Zustandes der Korallenriffe weltweit nur durch eine weltweite Aktion besser ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu bringen war.
Einige Worte zur Entstehung von IYOR-international: Die Vorstellung der Initiative durch Prof. Ginsburg und seine Gruppe erfolgte auf dem 8. Internationalen Korallenriffsymposium 1996 in Panama-City. Das alle vier Jahre stattfindene Symposium wird von der International Society for Reef Studies, der angesehensten internationalen Gesellschaft von Rifforschern veranstaltet. Die Initiative wurde international von Kollegen aufgegriffen, und neben den Universitäts-wissen-schaftlern trugen eine Vielzahl von Organisationen und Umwelt-verbänden (etwa UNESCO, Worldwide Fund for Nature - WWF, IUCN-Word Conservation Union), Zoo-logischen Gärten, Naturwissen-schaftlichen Museen aber auch Taucherverbände, Schulen und Personen des öffentlichen Lebens die IYOR-Initiative.
Die Hauptziele des Internationalen Jahr des Riffes waren:
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iffmanagement-Kapazitäten aufzubauen | |
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nformation der Öffentlichkeit | |
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orschung über den weltweiten Zustand der Riffe | |
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orschung an Ursachen & Art der Riffschädigungen | |
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inrichtung nachhaltiger Managementkonzepte |
Das Internationale Jahr des Riffes war ein weltweites Forum für nationale und regionale Aktivitäten zum Schutz der Korallenriffe, und förderte die Zusammenarbeit zwischen Organisationen und Institutionen, die in Riffmanagement und Rifforschung involviert sind. Im Rahmen des Internationalen Jahr des Riffes wurde erstmalig eine weltweite "Reef-Check"-Aktion durchgeführt, bei der über 150 Riffwissenschaftler mit über 700 freiwilligen Sporttauchern Riffe weltweit, gleichzeitig und mit gleicher Methodik auf ihren Gesundheitszustand hin untersuchten (siehe nach-folgender Beitrag).
Ein Hauptanliegen des Internationalen Jahr des Riffes war die verbesserte Information über Riffe, deren Bedeutung, Gefährdung und mögliche Schutzmaßnahmen. Besondere Zielgruppen waren neben der allgemeinen Öffentlichkeit Touristen, Schnorchler und Taucher sowie insbesondere Schulen und Lehrer. Das vorliegende Heft soll dazu beitragen, die entsprechen-den Bemühungen auch über das Jahr des Riffes hinauszutragen.
Die Initiative zum Internationalen Jahr des Riffes wurde für Deutschland von einer kleinen Wissenschaftlergruppe (die spätere Koordinierungsgruppe von IYOR-Deutschland), von denen die meisten am 8. Internationalen Korallensymposium in Panama teilnahmen, in Zusammenarbeit mit Prof. Ginsburg propagiert und im Oktober 1996 den bedeutendsten Riffwissenschaftlern Deutschlands anläßlich des Abschlußkongresses des Schwerpunktprogrammes der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem Titel "Biogene Sedimentation - Evolution von Riffen" vorgestellt und um Unterstützung und Mitarbeit gebeten. Daraufhin formierte sich aus Riffwissenschaftlern ein IYOR-Deutschland-Komitee, bestehend aus einer Koordinierungs-gruppe und einem Kuratorium (Mitglieder siehe unten). Anläßlich der "boot 1997", einer der weltgrößten Wassersportmessen wurde im Januar 1997 in Düsseldorf das Internationale Jahr des Riffes auch öffentlich in Deutschland mit Diskussionsrunden und Interviews von Riffwissenschaftler (darunter auch Hans Hass), Sporttauchern und Vertretern der Tourismusindustrie eröffnet.
Das Internationale Jahr des Riffes wurde auch in Deutschland von zahlreichen namhaften Institutionen unterstützt. Universitäten, Naturwissenschaftliche Museen, Zoologischen Gärten und Aquarien, Tauchorganisationen, die Deutsche Forschungs-gemeinschaft, Ministerien, Oberschulämter, Schu-len und Privatpersonen beteiligen sich daran; die Deutsche Forschungsgemeinschaft und etliche Fir-men unterstützten IYOR finanziell.
Aktivitäten im Jahr des Riffes
In ganz Deutschland fanden 1997 besonders viele wissenschaftliche und allgemeinverständliche Vorträge zu Riffen und Riffschutz an Universitäten, Museen, Volkshochschulen, Schulen, in Sportgeschäften und bei Tauchorganisationen statt und werden auch weiterhin stattfinden. Besonderer Schwer-punkt wurde auf die Weiterbildung von Lehrern, Tauchern und Tauchlehrern (Lehrerseminare, Taucherseminare, Produktion von Materialien wie Videos oder z.B. das vorliegende Heft), die direkte Teilnahme von Riffwissenschaftlern im Unterricht sowie die Initiierung von Schul-projekten gelegt. Viele Schulprojekte befaßten sich mit Riffen. Über 30 Riffwissenschaftler standen als Referenten zur Verfügung, die von Schulen und anderen Organisationen zu Vortrag, Seminar oder Exkursion zu fossilen Riffen angefordert werden konnten und - in etwas eingeschränktem Umfang - nach wie vor angefordert werden können. Die Referentenliste finden Sie im übernächsten Beitrag. Daneben gab es Sonderveranstaltungen (z.B. in Zoos und Aquarien), Messe-aktivitäten und insbesondere Aus-stellungen zu Riffen an den unterschiedlich-sten Orten. Die größte fand am Senckenberg-Museum in Frankfurt statt; diese Ausstellung wird die nächsten Jahre auf Wanderschaft gehen (u.a. Göttingen, Stuttgart).
Aktuelle Ausstellungsorte, eine umfassende Ressourcen-sammlung (siehe auch letzter Beitrag dieses Heftes) sowie die gesamte Auflistung der vielfältigen Aktivitäten zum Jahr des Riffes sind auf dem Internet-Server von IYOR-Deutschland dokumentiert und sollen auch in den Folgejahren als Anregung für weitere Aktionen dienen. Die Sponsoren von IYOR sind dort ebenfalls verzeichnet. Vielleicht können Sie Ihnen für eigene Aktionen finanziell unter die Arme greifen:
http://www.geologie.uni-stuttgart.de/iyor
Deutsches IYOR-Komitee
Koordinierungsgruppe für IYOR-Aktivitäten in Deutschland:
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder,
r.leinfelder@lrz.uni-muenchen.de, seit Okt. 1998: Univ.-Institut und Staatssammlung für Paläontologie und Historische Geologie, Richard-Wagner-Str.10, D-80333 München
Tel. 089-2180-6630, Fax:089-2180-6601
PD Dr. Franz Brümmer,
Bruemmer@po.uni-stuttgart.de, Biologisches Institut der Universität Stuttgart, Pfaffenwaldring 57, 70550 Stuttgart, Tel. 0711-685-5083,
Fax: 0711-685-5096
Dr. Moshira Hassan, mhassan@geomar.de, GEOMAR - Forschungszentrum für marine Geowissenschaften, Wischhofstr. 1-3, 24148 Kiel, Tel. 0431-6002822, Fax: 0431-6002941
Dr. Gert Wörheide, gwoerhe@gwdg.de, Institut für Geologie und Paläontologie, Universität Göttingen, Goldschmidt Str. 3, 37077 Göttingen, Tel. 0551-39 79 45, Fax: 0551-39 79 96
Kuratorium
Prof. Dr. Erik Flügel, Institut für Paläontologie, Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Helmut Schuhmacher, Institut für Ökologie, Universität GH Essen
Direktor Prof. Dr. Fritz Steininger, Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, Frankfurt am Main
Dr. Friedrich Naglschmid, Präsident des Verbandes deutscher Sporttaucher e.V. (VDST) und des Förderkreises Sporttauchen e.V.
Kontaktadresse:
IYOR-Organisationsteam Deutschland
c/o Reinhold Leinfelder, siehe oben.
Für Sporttaucher auch:
c/o Franz Brümmer, siehe oben.
Auszug aus dem Schulmaterialienbuch (Profil 13: 131-133; Stuttgart 1998)
DAS INTERNATIONALE JAHR DES OZEANS
Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Bandes beginnen die Aktivitäten zum Internationalen Jahr des Ozeans (International Year of the Oceans - IYO). In der Zielrichtung ähnlich wie das Internationale Jahr des Riffes (IYOR) soll IYO insbesondere wieder zur verbesserten Aufklärung über die Bedeutung, aber auch die Gefährdung der Ozeane beitragen sowie ensprechende Schutzmaßnahmen initiieren.
Im Unterschied zum Internationalen Jahr des Riffes ist das Internationale Jahr des Ozeans jedoch keine Privatinitiative von Wissenschaftlern, die sich bei IYOR zu einer globalen Aktion ausgeweitet hat und dann durch die unterschiedlichsten Institutionen und Organisationen unterstützt wurde. Das Internationale Jahr des Ozeans wurde von den Vereinten Nationen (UN) beschlossen, nachdem es durch die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation) vorgeschlagen wurde. Die Durchführung von IYO liegt insbesondere bei der IOC (Intergovernmental Oceanographic Commission), die zur UNESCO gehört.
Auf nationaler Ebene wird IYO von staatlichen Behörden organisiert. Für Deutschland hat dies das Bundesamt für Seeschiffahrt und Hydrographie (BSH) mit Sitz in Hamburg übernommen.
Anläßlich IYO haben sich weitere Initiativen, wie z.B. Ocean98 gebildet. Ocean98 wird ebenfalls von der IOC unterstützt. Auch die Expo '98 in Lissabon wird im Zeichen der Ozeane stehen.
IYOR-Deutschland will selbstverständlich auch nach dem Jahr des Riffes zum Riffschutz beitragen und arbeitet deshalb mit dem BSH in Hamburg zusammen. Der Name IYOR (International Year of the Reef), der inzwischen weit bekannt ist, wird auch 1998 (als IYO:R International Year of the Oceans: Reefs) aktuell bleiben.
Nähere Informationen zum Internationalen Jahr des Ozeans finden Sie im Internet:
IYO-International:
IYO (bzw. IJO)-Deutschland:
Ocean98:
und natürlich speziell für Riffschutz:
IYO:R-Deutschland
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