Kirchenkreis Elbe-Fläming
Die Kirche ist eine sehr gut erhaltene spätromanische Anlage. Auffallend sind das mit Ziegeln gefaßte nördliche Gemeindeportal und die nördlichen Schiffsfenster, die Ziegelgewände haben. Portal und Schiffsfenster sind sicher noch spätromanisch. Ob es allerdings die ursprünglichen Fenster sind oder sie bereits auf eine erste Veränderung zurückgehen, wird noch zu diskutieren sein. Auch die Innenausstattung mit ornamentaler Wandmalerei, einer barocken Kanzel und Gem und ist bemerkenswert.
Lage der Kirche: Der Ort liegt nordöstlich von Ziesar und westlich von Brandenburg a. d. H.
Ortsgeschichte: Nach Neumann (Internetseite, s.u.) erfolgte eine erste, allerdings bis jetzt noch nicht ganz gesicherte Erwähnung des Ortes im Jahre 1365 ("Warchawe"). Auch die Interpretation des Ortsnamens ist nicht sicher. Der Name des Baches "Bäke", der durch das Dorf verläuft, hieß nach Ansicht des früheren Direktors des Genthiner Heimatmuseums Dr. Bathe "Warchova" oder "Warch" ( Höhe, Gipfel ). Ende des 14. Jahrhunderts hatte Frytze de Platte "9 Stücke Geld" im Ort, die anscheinend seiner Frau zukamen. Weiter werden ein Hans Borchard sowie Nickel Fürer und sein Bruder Hans als seine Vasallen genannt. 1417 taucht erstmal der Name Schild auf. Vermutlich war diese Familie zunächst in einem Vasallenverhältnis zu der Familie Plotho. Im 17. Jahrhundert waren die Schild und die Förder (Führer) die Besitzer der zwei Rittergüter im Ort. 1785 war Warchau mit seinen 2 Rittergütern im alleinigen Besitz der Familie von Schildt. Es wohnten 22 Familien im Ort , darunter waren 7 Bauern und 4 Kossäten. Es besaß eine Wasser- und eine Windmühle. Um 1820 kam die Familie von Britzke in den Besitz der zwei Rittergüter.
Baustruktur: Die Kirche ist eine dreiteilige Anlage mit Schiff (13,00 m lang, 8,60 m breit), eingezogenem Chor (5,85 m lang, 6,50 m breit, 1,05 m eingezogen) und Apsis (2,50 m ausgewölbt, beiderseits je 55 cm eingezogen). Über dem Westgiebel sitzt ein Dachturm. Der Bau ist deutlich zweiphasig mit einer Baunaht auf dem östlichen Teil des Schiffs. Die Baunaht ist durch eine deutliche Unregelmäßigkeit in der Lagigkeit sowie einen Sprung in der Höhe und Breite des Sockels markiert. Westlich der Baunaht liegt der Sockel etwas höher und ist zudem breiter als östlich der Baunaht. Die Kirche weicht magnetisch gemessen mit ca. 8° nach Nordosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab (März 2001).
Mauerwerksausführung: Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Sehr untergeordnet wurden für die Gewände einzelner Fenster und für das Nordportal auch Ziegel benutzt. Die Mauerwerksausführung von Schiff und Chor ist lagig mit kaum bis ungequaderten Feldsteinen. Im Schiff wurden im aufgehenden Mauerwerk ab der Basis der Fenster fast ausschließlich gequaderte Feldsteine verwendet. Der Ostgiebel des Chors ist völlig unregelmäßig gemauert, ebenso die sichtbaren Partien des Ostgiebels des Schiffs. Über die Mauerwerksausführung des Westgiebels kann nichts ausgesagt werden, da er völlig verputzt ist. Die Nordostecke des Schiffes ist möglicherweise ein Wiederaufbau. Manche Quader erwecken den Eindruck, erst vor kurzem bearbeitet worden zu sein (kaum verwittert).
Mörtel und Putze: Die Kirche hat lediglich einen Fugenputz, nur der Westgiebel ist komplett verputzt.
Portale: Die Kirche hat ein für Dorfkirchen relativ reich geschmücktes Nordportal. Das Portal liegt in einem vorgelegten Feld (ca. 20 cm) aus Ziegeln, das vermutlich einen giebelartigen oberen Abschluß hatte. Der jetzige Abschluß ist mit Ziegeln abgedeckt. Dieses Portal entstand vermutlich in einer ersten Umbauphase. Es hat ein dreifach abgetrepptes Birnstabgewände mit einfachen, wenig geschmückten Kapitellen und Kämpfern. Der Bogen war gedrückt-spitzbogig, ist allerdings später flachbogig verändert worden. Außerdem wurde das Portal auf der Westseite schmaler gemacht. Die Bogen- und Gewändeziegel haben Riefelungen. Das Ziegelformat ist 30 x 13-13,5 x 9-10 cm. In den Gewändeziegeln wurden einzelne Näpfchenstrukturen beobachtet. Das Westportal ist rundbogig mit einem Feldsteingewände und -bogen. Gewände- und Bogensteine sind gut behauen. Es ist jetzt bis auf einen Okulus zugesetzt worden; im unteren Teil mit großformatigen Ziegeln, im oberen Teil mit kleinformatigen Ziegeln. Das Priesterportal in der Südwand des Chors ist rundbogig mit einem Feldsteingewände und einem Ziegelbogen. Der Bogen besteht aus einer inneren Lage stehender Binder und einem äußeren Bogen liegender Binder. Das Ziegelformat beträgt 28 x 13 x 9 cm.
Fenster und Blenden: In der Nordseite des Schiffs sind die vier Fenster rundbogig und haben überwiegend Ziegelgewände und -bögen. Allerdings scheinen die Ziegelgewände nicht ursprünglich zu sein. Das östliche Fenster hat im unteren Teil auf der östlichen Seite noch ein Feldsteingewände. Das Fenster mißt 125 cm in der Höhe und 65 cm in der Breite. Die Ziegel sind teilweise passend geschlagen worden. Das westliche Fenster ist zugesetzt worden, außerdem geht ein sehr breiter, wieder vermauerter Riss von oben nach unten durch das Fenster und hat die Maße stark verändert. Auf der Südseite ist nur das westliche Fenster rundbogig mit einem Ziegelgewände und -bogen. Die übrigen drei Fenster sind rechteckig verändert worden und besitzen ein Ziegelgewände. Sie sind aber relativ klein. In der Südwand des Chors sind zwei rechteckig veränderte Fenster. In der Nordwand des Chors ist das östliche Fenster rundbogig mit einem Feldsteingewände und -bogen. Die Bogensteine sind schlecht behauen. Das Fenster mißt 100 x 55 cm. Das westliche Fenster ist verändert, es ist rechteckig mit einem Ziegelgewände. Die Apsis hat drei Fenster mit Feldsteingewände und jeweils einem Ziegelbogen in den üblichen Positionen. Das mittlere Apsisfenster mißt 95 cm in der Höhe und 65 cm in der Breite. Im Giebel des Schiffs knapp unterhalb des Firstes befindet sich eine kleine hochrechteckige Öffnung. In der Westseite sitzt im oberen Teil des zugesetzten Portals ein 63 cm im Durchmesser messender Okulus. Er befindet sich bereits in dem Bereich mit kleinformatigen Ziegeln.
Innenbögen: Der Triumphbogen ist rundbogig, aber ohne Kämpfer.
Turm: Der Turm ist ein Ziegelfachwerkturm über dem westlichen Teil des Schiffsdaches. Die Ziegelpartien sind verputzt. Der Dachturm hat je zwei kleine, rechteckige Schallöffnungen auf allen vier Seiten. Das Dach des Turmes schließt mit Knopf und Windfahne ab. In die Windfahne ist die Jahreszahl 1727 eingestanzt.
Dächer: Der Turm besitzt ein Zeltdach. Schiff und Chor sind mit unterschiedlichen Biberschwanzziegeln gedeckt.
Innenausstattung: Wir haben die Inneneinrichtung noch nicht gesehen. Die Beschreibung erfolgt hauptsächlich nach den Angaben im Dehio und der Internet-Site von Ulrich Neumann (http://www.warchau.gmxhome.de) Die unbemalte Kanzel aus Kiefernholz von 1720 war mit Barockschnitzereien geschmückt; als Kanzelträger fungiert eine Mosesfigur, die die Gesetzestafeln in Händen hielt. Über der Tür zur Kanzeltreppe ist das gekrönte Monogramm der Stifter Heinrich von Schildt und seiner Ehefrau Juliane Rosamunde von Britzke angebracht. 1974 wurde die Kanzel durch Diebstahl der Schnitzereien und der Gesetzestafeln stark verstümmelt.
Außenbereich: Der ehemalige Friedhof um die Kirche herum besitzt noch eine alte Ziegelmauer.
Baugeschichte:
Aufgrund der Mauerwerksausführung (lagig mit ungequaderten
Feldsteinen) und der Form und den Proportionen der Öffnungen
könnte man an einen Baubeginn noch zu Ende des 12. Jahrhunderts
denken.
Die Rekonstruktion der Kirche ist im Groben recht
einfach. Sie wurde in zwei Bauetappen errichtet. Zuerst entstanden
Apsis, Chor und der östliche Teil des Schiffes mit dem
Triumphbogen. In einem zweiten Bauabschnitt folgte dann das Schiff.
Dies ist aus einer Baunaht im östlichen Teil des Schiffs zu
folgern. Das Schiff hatte je vier Fenster, der Chor je zwei Fenster
auf Nord- und Südseite. Die Apsis wies bzw. weist noch die
ursprünglichen drei Fenster auf. Das Priesterportal befand sich
bzw. sich noch auf der Südseite des Chors. Das Schiff hatte
Gemeindeportale mit Feldsteingewände auf Nord- und Westseite.
Vermutlich wurde die Kirche bereits um 1300 umgebaut. Das
Nordportal wurde mit Ziegeln zum dekorativen Schmuckportal. Die
Feldsteingewände der Fenster des Schiffs wurden mit
Ziegelgewänden ersetzt. Im Oktober 1921 wurde die Kirche
umfassend renoviert. Der Turm wurde neu verputzt, die Dächer von
Kirche und Turm wurden ausgebessert. Für die Bauarbeiten wurde
ein Darlehen von 5000 RM aufgenommen. Frau von Britzke steuerte 1000
RM zu. Seit 1998 wurden umfangreiche Restaurierungs- und
Sanierungsarbeiten an der Kirche begonnen. Es waren
Holzschutzmaßnahmen, die Sanierung von Rissen, statische
Sicherungen, eine fachgerechte Dachdeckung und die Sanierung der
Apsis.
Vergleiche: Die benachbarte Kirche von Gollwitz ist fast ein Spiegelbild der Kirche in Warchau. Die Baustruktur ist gleich, der Grundriss fast identisch. Dort ist das Schiff geringfügig länger, dafür der Chor etwas kürzer und die Apsis geringer ausgewölbt. Die Gesamtlänge der beiden Kirchen ist identisch. Wir haben bisher keine weitere Kirche gefunden, die auch nur annähernd dieselben Maße und Proportionen hat wie die Dorfkirchen in Warchau und Gollwitz.
Bemerkungen:
Information und
Dank: Pfarrer Lück, Pfarramt, Hauptstr.30, 14789 Wusterwitz,
Tel.: 033839/448, Ulrich Neumann
(http://www.warchau.gmxhome.de)
Literatur: Wernicke (1898), Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow, S.388, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.446, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.53, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg (Dehio/Brandenburg), (2000), S.1087, Möschner (2003), Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming, S.77.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Warchau Bez. Potsdam, Ldkr. Brandenburg. - Inv. Prov. Sachsen, Jerichow II Dorf-K. Spätrom. flachgedeckter Feldsteinbau aus Schiff, eingezogenem quadr. Chor und Apsis. Die kleinen backsteingefaßten Fenster der NSeite und die 3 Apsisfenster im urspr. Zustand erh. Zwischen 2 NFenstern spitzbogiges Backsteinportal, seine Rahmung leicht vortretend, das dreifach gestufte Gewände mit eingelegten Runddiensten und trapezförmigen Kapitellen. Erh. auch das bar. vermauerte WPortal und die Priesterpforte im S. Über dem WGiebel Fachwerkturm mit Zeltdach von 1727. - In der Apsis Reste der dekorativen rom. Wandmalerei mit erneuerten Teilen des 19. Jh. Neugot. Altaraufsatz 1. H. 19. Jh., das Altarblatt ein italienisches Madonnengemälde des 17. Jh., jetzt gesondert aufgehängt. Hölzerne Kanzel 1720, ungefaßt, der polyg. Korb, von Mosesfigur getragen, mit reichen vegetabilischen Schnitzereien, der Schalldeckel durch Christusfigur bekrönt. Vom Schnitzaltar, 4. V. 15. Jh., jetzt nur der Schrein vorhanden, darüber in gesondertem Schrein Kruzifix unter Baldachinen. Epitaph. für Maria Brietzke + 1716, Gemälde mit Kreuzigungsgruppe und der Familie der Verstorbenen. - Die Feldsteinmauer um den ehem. Friedhof weitgehend erh.
Dehio/Brandenburg:
Warchau Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche.
Spätromanischer Saalbau aus Feldstein, A. 13. Jh., mit
eingezogenem quadratischen Chor und Apsis. Über dem Westgiebel
Fachwerkturm mit Zeltdach von 1727. Die urspr. Öffnungen klein,
hochsitzend, rundbogig (auf der Nordseite z. T. erhalten, auf der
Südseite A. 20. Jh. rechteckig vergrößert), in der
Apsis mit Backsteinlaibung (rest. 1989). Südl. rundbogige
Priesterpforte; das Westportal vermauert. Auf der Nordseite wohl noch
vor M. 13. Jh. eingefügt ein spitzbogiges Backsteinportal in
leicht vortretender Rahmung, später asymmetrisch verkleinert,
das dreifach gestufte Gewände mit eingelegten Runddiensten und
trapezförmigen Kapitellen.
Innen Holzbalkendecken,
rundbogiger Triumphbogen. Westempore, 1727, im 19. Jh. verändert.
Vor allem in Chor und Apsis Reste ornamentaler romanischer
Wandmalerei, im 19. Jh. ergänzt. - Neugotischer Altaraufsatz, um
1900. Zentral großes Kruzifix, das damals verwendete
Altarblatt, ein italienisches Madonnengemälde des 17./18. Jh. in
der Art des G. Reni oder F. Trevisani, heute über dem
Nordeingang. Hölzerne Kanzel 1720, ungefaßt, der
polygonale Korb von Mosesfigur getragen mit vorzüglichen,
vegetabilischen Schnitzereien (z. T. entwendet, ebenso wie die
Christusfigur über dem Schalldeckel), am Aufgang Monogramm der
Stifter Heinrich v. Schild und Ehefrau Juliane Rosimunde v. Britzke.
An der Westempore Schrein eines Schnitzaltars, 4. V. 15. Jh., die
Schnitzfiguren 1974 gestohlen, darüber in gesondertem Schrein
Kruzifix unter Baldachinen. Holzepitaph für Maria Brietzke (+
1716), dörfliches Gemälde mit Kreuzigungsgruppe und der
Familie der Verstorbenen. - Die Feldsteinmauer um den ehem. Friedhof
weitgehend erhalten.
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Warchau Dorfkirche Spätromanischer Feldsteinbau, mit eingezogenem Chorquadrat und abgesetzter Apsis, an der Nordseite frühgotisches Stufenportal in Backstein. Über dem Westgiebel Fachwerkdachturm 1727. Schnitzaltar 4. V. 15. Jh., darüber, in gesondertem Schrein, Kruzifixus (an der Westempore). Altaraufsatz neugotisch 1. H. 19. Jh., das Altarblatt abgestellt, Madonnengemälde italienisch 16./17. Jh. in der Art von Guido Reni oder Francesco Trevisani. Kanzel, 1720. Westempore 1727. Kelch mit Patene, Silber, 1700. Oblatendose, Silber, 1714. Glocke 1702 von Otto Ehlers, Berlin. Epitaphgemälde M. Britzke + 1716, in geschnitztem Rahmen.
Möschner
(2003): Qualitätvolle Barockkanzel
Die Dorfkirche von
Warchau ist ein Feldstein-Saalbau mit eingezogenem quadratischem Chor
und Apsis. Die Konstruktion eines Fachwerk-Dachturms von 1727 über
ihrem Westgiebel zeigt im Norden, Süden und Osten Mann-Figuren.
Einige der kleinen romanischen Fenster und die Priesterpforte sind
noch im ursprünglichen Zustand, auf der Südseite wurden
jedoch die meisten Öffnungen zu Anfang des 20. Jahrhunderts
rechteckig vergrößert. Kirchensaal und Chor besitzen
flache Holzbalkendecken; zwischen beiden Bereichen spannt sich ein
runder Triumphbogen. In Chor und Apsis sind Reste ornamentaler
romanischer Wandmalerei erhalten. Die Westempore stammt aus dem
,Jahre 1727. Ein Madonnengemälde des 17./18.jh., das einst als
Altarblatt diente, befindet sich über dem Nordeingang. Die von
einer Mosesfigur getragene hölzerne Kanzel (1720) ist an ihrem
Korb mit vorzüglichen vegetabilischen Schnitzereien
geschmückt.
Pfarramt Wusterwitz Tel. (03 38 39) 4 48
Aufnahme der Kirche: März 2001, September 2003
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Warchau (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).
Grundriss der Dorfkirche Warchau (aufgenommen vom Architekturbüro Krekeler).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2004