Schwabeck (Ev. Dorfkirche)

Die kleine Dorfkirche von Schwabeck ist durch ihre etwas erhöhte Lage am Ortsende und den weißen, steinsichtigen Verputz ein Blickfang ersten Ranges. Sie hat noch einige ursprüngliche Öffnungen, die überwiegend zugesetzt sind.

Lage der Kirche: Schwabeck gehört zur Gemeinde Feldheim und liegt 9 km südwestlich von Treuenbrietzen. Der Ort scheint ursprünglich ein Straßendorf gewesen zu sein. Die Kirche liegt am südlichen Ortsende und ist umgeben vom Friedhof.

Ortsgeschichte: Über die Geschichte des Dorfes haben wir noch keine Angaben gefunden, da das Dorf nicht im Historischen Ortslexikon für Brandenburg behandelt wird.

Baustruktur: Die Kirche ist ein Rechteckbau mit dreiseitigem Chorschluß und Fachwerkdachturm. Die Gesamtlänge beträgt ca. 16,20 m, die Breite 7,45 m. Der dreiseitige Chorschluß wurde später angefügt. Die ursprüngliche Kirche maß 13,65 x 7,45 m. An der Westwand sind zwei nach Westen weisende Stützpfeiler angebracht worden. Die Kirche weicht magnetisch mit etwa 16-18° nach Nordosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab.

Mauerwerksausführung: Der ursprüngliche Bau besteht aus Feldstein. Für die Kanten des später angefügten dreiseitigen Chors wurden Ziegel benutzt. Auch im Mauerwerk dieses Bauteils finden sich einzelne vermauerte Ziegel. Das Mauerwerk des Schiffs ist lagig aufgebaut aus gespaltenen Feldsteinen, die innerhalb einer Lage auch in etwa gleich groß sind. Zwischen diesen Lagen sind dicke Zwischenschichten aus scherbigen Feldsteinen. Der Chor und der östliche Teil des Schiffs sind völlig unregelmäßig mit kleineren, eckigen Feldsteinen und einzelnen Ziegeln gemauert. Das Ziegelformat der Ecken des Chors konnte nicht erfasst werden; ein Ziegel maß 7 cm in der Höhe. Die Mauerstärke des Chors beträgt ca. 70 cm, die Mauerstärke des Schiffs haben wir noch nicht erfaßt, sie scheint jedoch größer zu sein als die des Chors.

Mörtel und Putze: Die Kirche wurde erst vor kurzem neu verfugt, so daß nichts über die alten Putze und Mörtel ausgesagt werden kann. Nach der Mauerwerksausführung zu urteilen war sie steinsichtig verputzt. Der später angebaute Chor war wohl ursprünglich ganz verputzt. Auch der Westgiebel ist ganz verputzt.

Portale: Die Nordseite hat eine spitzbogige Pforte mit Begleitbogen. Die Bogen- und Gewändesteine sind schlecht behauen und haben eine schlechte Paßform. Die Feldsteine des inneren Bogens sind stehende "Binder", die des Begleitbogens liegende "Läufer". Unterhalb des östlichen großen Fensters der Nordseite ist ein Reparaturbereich zu sehen, der nur vom beseitigten Priesterportal stammen kann.

Fenster und Blenden: Die Nordseite des Schiffs besitzt zwei spitzbogige große Fenster mit Putzfaschen. Zwischen den beiden Fenstern und über dem Portal befinden sich zwei zugesetzte, originale Fenster. Die Gewände- und Bogensteine sind ähnlich schlecht bearbeitet wie die des Nordportals. Die Fenster messen 120 cm in der Höhe und 40 cm in der Breite. In der Südwand befinden sich drei große spitzbogige Fenster (wie in der Nordseite). Die Südwest- und die Südostseite des Chors haben ebensolche Fenster. Im Giebel der Westseite sitzt ein kleines Hochrechteck-Fensterchen.

Innenbögen: Die Kirche hat keine Innenbögen.

Turm: Der Turm ist ein Ziegelfachwerkdachturm, der auf dem abgestumpften Westgiebel aufsitzt. Er hat Doppeljalousien ("Schallöffnungen") auf allen Seiten. Das Dach schließt mit Kugel und Wetterhahn (?) ab.

Dächer: Das Schiff hat ein Satteldach; der Turm ein Zeltdach. Die Dächer sind einfach mit Biberschwanzziegeln eingedeckt.

Innenausstattung: Wir haben das Innere der Kirche noch nicht gesehen; die folgenden Angaben stammen aus der Literatur. Das Innere ist flachgedeckt. Die hölzerne Kanzel ist barockzeitlich. Der relativ kleine hölzerne Altaraufsatz mit Kreuzigungsgemälde wird vom Dehio in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts datiert. Im Gemeindeteil des Innenraums steht ein graues Gestühl älteren Datums (barock?). Außerdem ist die Kirche mit einer barocken Westempore und einer kurzen Nordempore ausgestattet.

Außenbereich: Der Außenbereich der Kirche bietet kaum Erwähnenswertes. Der Friedhof ist nur von einem Zaun umgeben; Mauerreste fehlen.

Baugeschichte: Der Bau der Schwabecker Kirche wurde wohl im 14. Jahrhundert begonnen. Die ursprüngliche Kirche war eine einfache Rechteckkirche mit Nordportal und Priesterpforte auf der Nordseite. Nord- und Südseite hatten maximal je drei Fenster (Nordseite nur zwei Fenster?). Die Ostseite kann aufgrund des später angefügten dreiseitigen Ostabschlusses nicht mehr erschlossen werden. Die Datierung erfolgte anhand der Form des Nordportals, der Mauerwerksausführung und der Proportionen der ursprünglichen Fenster (H/B-Index ca. 3:1).
Im 18. Jahrhundert (Anfang 19. Jahrhundert?) wurde die Ostwand abgerissen, die Kirche geringfügig verlängert und mit einem polygonalen Chorschluß versehen. Ein Ziegel in der Ostwand mißt 7 cm in der Höhe, weshalb der Umbau im weiteren Sinne als "barock" datiert werden kann. Da Länge und Breite der Ziegel nicht meßbar waren, sind genauere Aussagen nicht möglich. Das Mauerwerk besteht z.T. aus Ziegeln, z.T. aus mosaikartig verlegten Feldsteinen. Beides spricht eher für 18. Jahrhundert (oder gar Anfang 19. Jahrhundert) als für 17. Jahrhundert als Entstehungszeit des dreiseitigen Chorschlusses. Von einer substanziellen "Verlängerung" der Kirche nach Osten kann allerdings nicht die Rede sein.
Vermutlich wurden Anfang des 20. Jahrhunderts die Fenster neugotisch vergrößert und/oder neu eingebrochen und die alten Fenster zugesetzt (auf der Nordseite).
1964 wurde die Kirche renoviert (Dehio).

Vergleiche: Die ursprüngliche Kirche (13,65 x 7,45 m) ist in den Proportionen und den absoluten Maßen sehr ähnlich den Dorfkirchen in Pflügkuff, Klein Marzehns, Locktow und Lünow. Die Pflügkuffer Kirche mißt 13,30 x 7,05 m. Allerdings hat diese Kirche ein ursprüngliches Westportal und kein Gemeindeportal in einer der Seitenwände. Leider sind dort alle Seitenfenster verändert worden. Erhalten hat sich aber ein einzelnes Fenster in der Ostseite. Sollten die heutigen Fenster an den Stellen der ursprünglichen Fenster liegen, hatte diese Kirche ebenfalls zwei Fenster auf der Nordseite und drei Fenster auf der Südseite. Allerdings sind die Fensterpositionen etwas unterschiedlich.
Die ursprüngliche Locktower Kirche (vor ihrer Verlängerung nach Osten) maß 13,80 m x 7,60 m. Sie hatte wohl ein Gemeindeportal in der Nordwand und ein Priesterportal in der Südwand. Leider sind auch hier die ursprünglichen Fenster völlig verändert worden.
Die Dorfkirche in Klein Marzehns hat erst im 19. Jahrhundert eine Apsis bekommen und war vorher eine kleine Rechteckkirche mit den Maßen 13,30 m x 7,20 m. Sie hatte sehr kleine, spitzbogige Fenster mit Ziegelgewände. Auch die spitzbogige Priestertür hatte ein Ziegelgewände.

Bemerkungen: Der Ort ist weder im Historischen Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, noch Teil 10, Jüterbog-Luckenwalde aufgeführt.
Die Kirche wird in den einschlägigen Publikationen entweder als spätgotisch oder als spätmittelalterlich datiert. Die Ähnlichkeit mit den Nachbarkirchen Pflügkuff und Locktow wurde nicht bemerkt.

Information und Dank:

Literatur: Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.123, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.194, Ibbeken (1999), Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen des Fläming, S.200, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.988.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Feldheim (Schwabeck) Dorf-K. 1sch. flachgedeckt, spätgot., wohl im 17. Jh. verlängert und 3seitig geschl., im W verbretterter Dachreiter. Fenster im 20. Jh. verändert. Rest. der K. 1964 Innen bar. W- und NEmpore. - Kleiner Altaraufsatz, Holz, 2. H. 17. Jh. Kreuzigungsgemälde in Architekturrahmen. Bar. hölzerne Kanzel.

Dehio/Brandenburg: Schwabeck Gem. Feldheim, Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 8 Ev. Dorfkirche. Spätgotischer Feldsteinbau, südl. außerhalb des Orts, der dreiseitige Ostschluß wohl 17. Jh., über dem Westgiebel erneuerter Fachwerkdachreiter. Rest. 1964. Spitzbogiges Nordportal mit Feldsteingewände, die Fenster A. 20. Jh. neugotisch verändert. Innen barocke West- und Nordempore. - Kleiner hölzerner Altaraufsatz mit Kreuzigungsgemälde 2. H. 17. Jh. Barocke hölzerne Kanzel.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Feldheim, Ortsteil Schwabeck Dorfkirche Spätmittelalterlicher Feldsteinbau mit dreiseitigem Ostschluß des 17. Jh. und erneuertem Dachturm über dem Westgiebel. Die Einrichtung mit Altaraufsatz, Kanzel und Emporen 2. H. 17. Jh. und 18. Jh.

Ibbeken (1999): Schwabeck liegt 9 km südwestlich von Treuenbrietzen. Die kleine, spätmittelalterliche Kirche besteht aus einem relativ langen und schmalen Schiff mit einem dreiseitigen Schluss aus dem 17. Jahrhundert. Der Dachturm aus Fachwerk trägt ein Zeltdach. Die Feldsteine sind, typisch für die späte Bauzeit, sehr groß, alle ungequadert und nur einfach gespalten. Der Lagenbau geht erst in den höchsten Mauerteilen verloren. Nur wenige Fugen sind verzwickelt, der Mörtelanteil der Mauer ist dadurch sehr hoch. Eine Strebe stützt die Giebelwand. Aufnahme von Süden.

Aufnahme der Kirche: Juni 1999, November 2001

Grundriss:

Grundriss der Kirche in Schwabeck (eigene Aufnahme, nicht winkeltreu).

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©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003