Kirchenkreis Lehnin-Belzig
Die Kirche mit ihrem weithin sichtbaren, überschiffsbreiten Westturm ist eine beeindruckende Erscheinung. Das Schiff mit eingezogenem Chor (und später beseitigter Apsis) stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der Turm ist später angebaut worden.
Lage der Kirche: Reetz liegt 16 km südwestlich von Belzig. Nach dem Historischen Ortslexikon ist Reetz ein zusammengesetztes Gassendorf.
Ortsgeschichte: Reetz wird bereits 1161 erstmalig als "Redizke" erwähnt. Der Ort war ein Burgwardort, der Burgwall befand sich 700 bis 900 m östlich von Reetzerhütten (Historisches Ortslexikon). Die Bedeutung des Namens ist nicht klar, aber vermutlich slawischen Ursprungs (von urslaw. Rad- gern, froh) (Fischer, 1970). Im Jahre 1747 hatte der Ort 61 Hufen. Ältere Hufenzahlen liegen nicht vor. Die Feldmark setzte sich aus mehreren wüst gewordenen Dörfern zusammen (Kuhno, Miltendorf, Elsholz, Gönsdorf, Bomsdorf, Falkenberg und wohl auch Teile von Zipsdorf). Sehr interessant ist, daß der Pfarrer 1530 nur eine Pfarrhufe hatte. Erst 1592 sind es dann zwei Pfarrhufen (Hist. Ortslexikon).
Baustruktur: Die Kirche besteht aus Schiff (16,15 m lang, 11,30 m breit) mit eingezogenem Chor (7,65 m lang, 9,00 m breit) und etwas breiterem Querwestturm (12,95 m breit, 8,30 m lang, 80 cm breiter als das Schiff). An der Nordseite im Übergangsbereich von Chor und Schiff wurde ein Anbau angebracht (Patronatsloge), der den östlichen Teil der Chornordseite freiläßt. Der Ostteil des Chors ist jedoch verändert (unter Beseitigung einer ursprünglichen Apsis). Die Kirche ist magnetisch fast exakt Ost-West ausgerichtet (Juli 2001).
Mauerwerksausführung:
Die Kirche ist ein Feldsteinbau. Nur an einigen Stellen am Turm
(Ecken) und des Chors wurde bei Reparaturen Backstein verwendet. Die
(neueren) Fenster haben Ziegelgewände, auch der Nordanbau ist
aus Ziegeln errichtet. Das Mauerwerk des Turms wurde aus gut
gequaderten, z.T. recht großen Feldsteinen gemauert.
Innen wurden lediglich gespaltene Feldsteine benutzt. Im höheren
Teil des Turms werden die Quader größer und etwas
unregelmäßiger. Dagegen ist das Mauerwerk
des Schiffs zwar lagig,
aber aus gespaltenen, ungequaderten und kaum behauenen Feldsteinen
zusammengesetzt. Die Südostecke wurde mit Ziegeln repariert. Das
Ziegelformat beträgt 28,5 x 14,5 x 7 cm. Der Chor hat im
westlichen Teil ein lagiges Mauerwerk aus relativ kleinen
Feldsteinen. Der östliche Teil ist völlig unregelmäßig
mit Feldsteinen und Ziegelbruch gemauert. Die Baunaht befindet sich
etwa 4,20 m von der Ostwand des Schiffs entfernt. In der Ostseite
sind auch einige ganze Ziegel vermauert. Sie haben das Format 28 x 13
x 7 cm. Auch an der Südostecke des Chors wurden Ziegel
verwendet. Diese haben das Format 28,5 x 13,5 x 7 cm. An der
Südwestecke des Turms sind einzelne Eckquader ebenfalls durch
Ziegel ersetzt worden. Diese haben das Format 26-27 x 13,5 x 8
cm.
Die Kirche wurde um etwa 50 cm aufgestockt. Die Westwand des
Schiffs ist mit ca. 140 cm deutlich dicker als die Seitenwände
mit ca. 100 cm. Die Westwand des Turms mißt ca. 200 cm.
Mörtel und Putze: Die Kirche ist unverputzt bzw. besitzt lediglich einen alten Fugenputz. An einigen wenigen Stellen der Nordseite des Schiffs kann man noch eine Fugenritzung erkennen. Wahrscheinlich war die Ostseite des Chors einmal komplett verputzt. Der Nordanbau hat einen grauen Rauhputz.
Portale: Das Nordportal ist rundbogig mit einer Putzfasche. Das Portal in der Westseite des Turms ist sehr groß und zweimal abgetreppt. Es hat ein Feldsteingewände. Innen ist es nahezu rechteckig und "neu" gemauert. Einzelne Gewändesteine (außen) weisen sehr frische Bearbeitungsspuren auf, andere zeigen deutliche Verwitterungsspuren. Es ist mit Sicherheit verändert worden, wahrscheinlich vergrößert worden. Der Durchgang zum Schiff ist vermutlich das ursprüngliche Westportal aus der Zeit vor dem Anbau des Turms. Es ist rundbogig mit einem Feldsteingewände und einem Begleitbogen. Das Priesterportal befand sich auf der Nordseite des Chors. Es ist jetzt der Zugang zum Untergeschoß der Patronatsloge. Der Nordanbau hat ein Portal in der Nordseite, das ein kurzes Vordach hat. Die Tür weist barocke Eisenbeschläge auf.
Fenster und Blenden: Die Nordseite des Schiffs weist lange segmentbogige Fenster (zwei östlich des Portals, eines westlich des Portals) auf sowie ein kurzes segmentbogiges Fenster über dem Portal. In der Südseite des Schiffs sind vier große segmentbogige Fenster. Alle Fenster haben Ziegelgewände. Die Ziegel des westlichen Fensters sind 7 cm hoch. Am östlichen Fenster wurden Ziegelhöhen von 6-6,5 cm gemessen. In der westlichen Hälfte der Chorsüdwand sind zwei engstehende segmentbogige Fenster mit Ziegelgewände. Am linken Gewände des zweiten Fensters von Westen ist das Gewände eines älteren (rundbogigen?) Fensters erkennbar. In der Ostwand befindet sich eine gestaffelte Dreifenstergruppe, wobei das mittlere Fenster höher als die beiden seitlichen Fenster ist. Die Fenster haben Ziegelgewände und einen rundbogigen Abschluß. Die Nordseite des Chors weist ein flachbogiges Fenster direkt am Nordanbau auf. Ein Schartenfenster befindet sich in der Westseite des Turms und je zwei Schartenfenster übereinander in der Turmsüd- und Turmnordseite. Der Nordanbau hat in seiner Nordseite drei nach Osten gestaffelte, aber gleich hohe, schmale, rechteckige Fenster.
Innenbögen: Am rundbogigen Triumphbogen hat sich ein Rest eines Stuckkämpfers mit Blattornament erhalten. Zwischen dem Turminnenraum und dem Schiffsinneren ist lediglich ein großer rundbogiger Durchgang, kein Verbindungsbogen. Es handelt sich dabei vermutlich um das ehemalige Westportal des Schiffs.
Turm: Der Turm ist ein überschiffsbreiter Querwestturm, der aber sicher später angebaut worden ist. Die Mauerwerksausführung differiert erheblich von der des Kirchenschiffs, und es ist kein Verbindungsbogen zwischen Turm- und Schiffsinnerem vorhanden. Der Durchgang von der Turmhalle zum Kirchenschiff ist das ursprüngliche Westportal (rundbogig mit Begleitbogen). Im Turm sind vier gekuppelte Schallöffnungen auf der West- und Ostseite, je zwei auf der Süd- und Nordseite. Die Arkaden sind in Backstein erneuert. Im Turm hängen drei Glocken. Zwei sind aus Eisenhartguß und wurden 1958/59 angeschafft. Die andere, eine alte Glocke aus Bronze, hat eine lateinische Inschrift. Sie stammt, ebenso wie die Bronzeglocke in Wiesenburg, aus dem 13. Jahrhundert. Der Turminnenraum ist bis zur Dachhöhe des Schiffs in zwei Geschosse unterteilt. Beide Geschosse sind innen verputzt. Das zweite Geschoß ist mit einer Tonne überwölbt. Die höheren Turmgeschosse haben wir nicht von innen gesehen.
Dächer: Das Dach des Chors ist nach Osten abgewalmt. Das Schiff besitzt ein Satteldach, der Turm ein Quersatteldach. Alle Dächer sind mit z.T. mit neuen, z.T. aber auch noch mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt.
Innenausstattung: Das Schiff hat ein hölzernes Tonnengewölbe mit drei Querbalken auf Traufhöhe. Auch der Chor hat eine hölzerne Tonnendecke. Der Fußboden ist mit modernen sechseckigen Ziegeln belegt. Vom Fußboden des Schiffs führt eine Stufe hoch zum Chorraum. Die Kanzel steht auf der Südseite des Chores. Der Altar ist neueren Datums. Gemeindegestühl und Pfarrgestühl stammen vom Umbau 1805/6. Vom Pfarrgestühl führt ein Aufgang zur Kanzel. Im Inneren des Schiffs sind an Nord- und Südseite zweistöckige Emporen angebracht. Die Westempore ist mittig ausgebaucht. Auf dieser Empore steht die Orgel mit aufwändigem Orgelprospekt. Die heutige Orgel hat bereits etliche Vorgänger gehabt. 1786/7 stellte der Orgelbaumeister Friedrich Starke aus Zinna eine Orgel auf "mit Benutzung einiger brauchbarer Stücke einer noch älteren Orgel" (Faehndrich, 1883). 1826 wurde eine neue Orgel von den Orgelbauern Turley (Vater und Sohn) aus Treuenbrietzen angefertigt. Diese wurde 1879 vom Orgelbauer Lobbes aus Niemegk repariert. An der Südwand des Chors ist ein Epitaph für Michael Hörnigk (+ 1684) angebracht. Es handelt sich um einen zweigeschossigen, hölzernen Aufbau mit Gemälden des Abendmahls und einer Kreuzesallegorie. Im Turminnenraum an der Ostseite ist eine Wandmalerei, Christus in einer Art Mandorla flankiert von Engeln. Vermutlich stammt das Gemälde von der Renovierung von 1971. Die Glasmalerei an dem einen Fenster in der südlichen Wand des Altarraums zeigt die Nachbildungen der Wappen der früheren Patrone mit den Inschriften: Brandt von Lindau 1456, von Watzdorff 1754, von Trotta-Treyden 1765, von Tschirschky 1792 und von Goldacker. Im Chor sind Glasfenster aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts mit Johannes (dem Evangelisten), Christus und Paulus. Der Nordanbau von 1854 öffnet sich zum Chorinneren in einer zweistöckigen Patronatsloge. Die Büstung ist mit vier Wappen geschmückt. Lediglich zwei konnten bisher identifiziert werden: v. Tschirschky (links) und v. Goldacker (links).
Außenbereich: Im Außenbereich fiel uns nichts Berichtenswertes auf.
Baugeschichte:
Aufgrund der absoluten Maße der Kirche, die deutlich über
das Maß einer "normalen Flämingdorfkirche"
hinausgehen, der Baustruktur, der Proportionen der einzelnen
Bauteile, der Mauerwerksausführung und durch den Zusammenhang
mit einem Burgward kann mit großer Wahrscheinlichkeit ein
Baubeginn bereits in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts
angenommen werden.
Der ursprüngliche Kirchenbau besaß
keinen Turm, sondern Schiff, eingezogenen Chor und Apsis. Das Schiff
hatte ein West- und ein Nordportal. Das Priesterportal lag vermutlich
auf der Nordseite des Chors, da in der Südwand der entsprechende
Mauerbereich noch ursprünglich ist. Der heutige Durchgang von
der Patronatsloge zum Chorbereich ist daher vermutlich das
ursprüngliche Priesterportal. Auf der Nord- und Südseite
des Schiffs waren je vier Fenster, auf der Chorsüd- und
Nordseite je zwei Fenster. Vermutlich bereits im 13. Jahrhundert ist
der überschiffsbreite Westturm hinzugefügt worden. Er
umgreift die Westwand des Schiffs und unterscheidet sich deutlich in
der Mauerwerksausführung. Die gute Quaderung der Feldsteine und
die Überschiffsbreite deuten auf das 13. Jahrhundert als
Entstehungszeit hin. Die Kirche war im 30-jährigen Krieg
zerstört worden. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren
1654-63. Vermutlich waren der größte Teil der
Innenausstattung, die Dächer und der Turm in Mitleidenschaft
gezogen worden. Der Chor- und Apsisbereich war zusammengefallen, denn
im Jahre 1689 "wurde an der Kirche der Anbau gemacht, in welchem
jetzt der Altar steht." (Faehndrich, 1883). Vermutlich wurde
aber lediglich das Dach des Chors wieder hergestellt und eine
provisorische Ostwand eingezogen.
Dieser provisorische Ostschluß
mußte im 18. Jahrhundert erneuert werden und durch einen mit
einer "Lehmwand oder Fachwerk" ersetzt werden (Faehndrich,
1883).
1805/06 mußte dieser Chorschluß erneut
renoviert werden. Bei dieser Gelegenheit wurde ein "hoher Berg
aus Schutt und Steinen" beseitigt. Dabei kam auch ein "Fundament
in runder Form" zum Vorschein, das aber nicht mehr tragfähig
genug war. Es kann sich dabei nur um die Fundamente der alten Apsis
gehandelt haben. Die Südostecke des Chores ist z.T. mit Ziegeln
gemauert. Diese haben das Format 28,5 x 13,5 x 7 cm, ein barockes
Format. Vermutlich erhielt die Kirche erst jetzt ihre heutige
Ostwand. Die Kirche wurde gepflastert, geweißt, und drei neue
Fenster wurden eingebrochen. Vermutlich waren es die drei Ostfenster.
Die Kanzel wurde etwas "weiter zurück gerückt und
erhöht und endlich der herrschaftliche und Predigerstuhl wurden
gebaut" (Faehndrich, 1883). Außerdem wurde das
Priesterportal in der Nordseite wieder geöffnet.
Bereits
1854 fand wieder eine größere Renovierung der Kirche
statt. Im Inneren wurde die zweite Emporenetage eingebaut. Die Kirche
wurde erneut "angemalt" und "der Altar in seinen
Farben aufgefrischt". Auch die Herrschaftsloge erhielt eine
zweite Etage. Um zu dieser gelangen zu können, wurde an die
Nordseite der Kirche ein Anbau mit Treppenhaus angefügt.
Vermutlich wurden die Schiffsfenster umgestaltet und nach unten
verlängert.
1904/05 wurde die Kirche wiederum umfassend
renoviert. Es ist zu vermuten, dass das jetzige Westportal vergrößert
worden ist. Innen erhielt es einen völlig neu gemauerten
Segmentbogen. Vermutlich wurden auch Decken und Dachstuhl erneuert.
In die drei Fenster in der Ostwand wurden farbige Glasfenster
eingesetzt. Das Fenster in der südlichen Wand des Chors zeigt
die Wappen der früheren Patrone der Kirche in Reetz.
Die
letzte Ausmalung im Inneren der Kirche hat 1971 stattgefunden.
Vergleiche: Die Kirche ist in der Größe, vor allem in der Breite sowie in der Mauerwerksausführung gut mit den Dorfkirchen in Buckau, Görzke und Mörz vergleichbar. Auffallend ist außerdem, dass keine dieser Kirchen einen ursprünglichen Westturm besaß; diese wurden etwas später angebaut. Alle diese Kirchen haben daher keine Verbindungsbögen zwischen Schiff und Turm.
Bemerkungen: Schiff, Chor (und ursprünglich vorhandene Apsis) dieser Kirche wurden mit großer Wahrscheinlichkeit in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Der Turm ist in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts angebaut worden. Wir können hier nicht der Meinung der "Bau- und Kunstdenkmale in der DDR" und dem "Dehio" folgen, die eine Entstehung im 13. Jahrhundert favorisieren. Es wäre sehr merkwürdig, daß eine Siedlung bei einem Burgwardort ca. 60-70 Jahre nach der Errichtung der Burg immer noch keine Steinkirche gehabt hätte. Weiterhin ist bemerkenswert, daß alle Kirchen der in der Urkunde von 1161 genannten Burgwardorte ähnliche Proportionen und absolute Maße aufweisen sowie eine ähnliche Mauerwerksausführung haben.
Information und Dank: Ev. Pfarramt, Reetz
Literatur: Faehndrich (1883), Die Herrschaft Wiesenburg ..., S.360ff., Fendrich (1936), Reetz bei Wiesenburg. Zauche- und Fläming-Heimat, 3(13): 2-4, 3(14): S.2ff., Fischer (1970), Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.92/3, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam) (1983), S.402, Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1978), S.30, Rohrlach (1977): Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil 5 Zauch-Belzig, S.353-7, Fischer (1970): Brandenburgisches Namenbuch, Teil 2 Die Ortsnamen des Kreises Belzig, S.92/3, Pfannenstiel (1991), Feldsteinkirchen im Hohen Fläming - steinerne Zeugen christlichen Glaubens, S.26/7, Ibbeken (1999): Die Feld- und Bruchsteinkirchen im Fläming, S.188, Fendrich (1936): Reetz bei Wiesenburg. Zauche- und Fläming-Heimat, 3(13): 2-4, 3/14): 2ff., Anonymous (1959: Aus der Vergangenheit des Dorfes Reetz. Heimatfreunde Belzig, 1959(2): 6ff., Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.919.
Ältere Beschreibungen:
Dehio/Potsdam: Reetz Bez. Potsdam, Ldkr. Belzig Dorf-K. Feldsteinbau des 13. Jh. aus rck. Schiff, eingezogenem Rck.Chor und mächtigem WQuerturm, über die Schiffsbreite ausladend. 1654-63 wiederhergestellt. 1805/06 Erneuerung des Chorschlusses, 1854 Erweiterung der Fenster und n Choranbau. 1904-05 eingreifende Renovierung, die den heutigen Eindruck des Inneren bestimmt: hölzernes Tonnengewölbe, 2geschossige Emporen im N und S, die w Orgelempore 3seitig gebrochen. Gleichzeitig im wesentlichen die Ausstattung und die Ausmalung. Am Triumphbogen Rest des Stuckkämpfers mit Blattornament. - 2 Schnitzfiguren (stark beschädigt): Madonna um 1430/40; hl. Sebastian 2. H. 15. Jh. An der SWand des Chores Epitaph 17. Jh., 2geschossiger hölzerner Aufbau mit Gemälden des Abendmahls und einer Kreuzesallegorie. Gedenktafel, Ton, für U. Hörnigk + 1684.
Dehio/Brandenburg: Reetz Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Saalbau aus Feldsteinquadern, 1. H. 13. Jh., mit eingezogenem Rechteckchor und mächtigem, leicht aus der Flucht der Schiffswände vortretendem Westquerturm. 1654-63 wiederhergestellt. 1805/06 Erneuerung des Chorschlusses, 1854 stichbogige Erweiterung der Fenster und nördl. Choranbau (Emporenaufgang). 1904/05 eingreifende Renovierung. Im Turm dreifach gestuftes, rundbogiges Feldsteinportal und rundbogige Schalluken, ihre Zwillingsarkaden in Backstein erneuert. Der Innenraum geprägt von der Renovierung 1904/05: hölzernes Tonnengewölbe, zweigeschossige Emporen im Norden und Süden, westl. dreiseitig gebrochene Orgelempore, Chorempore. Gleichzeitig im wesentlichen die Ausstattung und die Ausmalung. Am Triumphbogen Rest eines Stuckkämpfers mit Blattornament. - Hölzerne Kanzel A. 17. Jh., 1905 ergänzt, mit schwerem polygonalen Fuß. Zwei Schnitzfiguren aus Medewitz (stark beschädigt; zur Zeit ausgelagert): Madonna um 1430/40; hl. Sebastian 1. H. 15. Jh. Hölzernes Epitaph, 17. Jh., mit Gemälden des Abendmahls und einer Kreuzesallegorie (ausgelagert). Grabstein, Ton, für Michael Hörnigk (+ 1684).
Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Reetz Dorfkirche Feldsteinbau des 13. Jh. mit breitem querrechteckigem Westturm. Ostteile 1854 verändert, eingreifender Ausbau des Inneren 1905, aus dieser Zeit auch die Einrichtung. - Kanzel 2. H. 17. Jh., 1905 ergänzt. 2 Schnitzfiguren, stark beschädigt, Madonna um 1420/30, Sebastian 2. H. 15. Jh. Kelch, Zinn. 1720. Taufkanne, Zinn, 1805. Teller, Zinn, 1789. Glocke mittelalterlich. Zweigeschossiges hölzernes Epitaph mit Gemälden, 17. Jh. Gedenktafel aus Ton, für U. Hörnigk + 1684.
Historisches Ortslexikon für Brandenburg: K Feldsteinbau des 13. Jh mit w Breitturm, die OTeile 1805/6 erneuert und durchgreifend 1854 und 1904 verändert, ma Glocke.
Pfannenstiel: Die Kirche in Reetz Noch beeindruckt von der Besichtigung der Kirche in Wiesenburg, die schon als Bauwerk an sich sowie auch mit ihrer inneren Ausstattung Zeugnisse des christlichen Glaubens früherer Generationen darstellen, möchten wir nun die nächst größere Dorfkirche im Hohen Fläming, nämlich in Reetz, besuchen. Wenn man von Wiesenburg aus auf der Bundesstraße 246 in westlicher Richtung weiterfährt, so kommt man nach etwa sechs Kilometern Strecke über Reetzerhütten nach Reetz, einem größeren Dorf. Der Ort hat eine sehenswerte Kirche. Bevor Näheres über diese berichtet wird, sei zum besseren Verständnis bemerkt, daß dieses Dorf und die Kirche seit 1456 der Gutsherrschaft (also dem Patronat) in Wiesenburg und von 1765 an bis 1945 der selbständigen Herrschaft des nahe gelegenen Gutes Mahlsdorf unterstanden haben. Die Kirche in Reetz ist ursprünglich etwa Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut worden. Sie hat die Gliederung von rechteckigem Schiff, etwas schmalerem Chor (Altarraum) und einem an dessen Nordseite befindlichen Anbau. Eine Apsis ist nicht vorhanden. Schiff und Chorraum sind aus zum Teil gut bearbeiteten Feldsteinen, der Anbau ist aus Ziegelsteinen aufgeführt. Der mächtige, aus besonders starkem Feldsteinmauerwerk errichtete westliche Querturm ist etwas breiter als Schiff. Wahrscheinlich war die Kirche im dreißigjährigen Krieg ausgebrannt und nur Mauerreste und der Turm blieben erhalten. Wolf Dietrich Brandt von Lindau ließ sie in den Jahren 1654/63 wieder aufbauen. Von den im Laufe der Jahrhunderte vorgenommenen Instandsetzungen und baulichen Verbesserungen können zwecks näherer Information für interessierte Besucher erwähnt werden: Vergrößerung der Kirche, Erneuerung des Chorschlusses durch Aufmauern einer Feldsteinwand an der Ostseite des Altarraumes und Durchbruch von drei neuen Fenstern im Jahre 1805/06. Die Errichtung eines besonderen Anbaues an der Nordseite des Altarraumes und die Erweiterung der Fenster an der Nord- und Südseite des Schiffes erfolgten 1854. Zu einer umfassenden Renovierung kam es 1904/05. Diese bestimmt im wesentlichen - abgesehen von der Ausmalung in neuerer Zeit - den heutigen Eindruck im Inneren. Hier sind besonders hervorzuheben der Einbau einer neuen Holzdecke in Form eines in den Kirchen des Hohen Flämings ziemlich selten anzutreffenden Tonnengewölbes im Schiff und etwas flacher im Altarraum, die Erneuerung der Emporen und der Einbau der gemalten Fenster im Altarraum. An den drei in dessen östlicher Wand befindlichen Fenstern sind in farbiger Glasmalerei dargestellt: links der Apostel Paulus, in der Mitte Jesus Christus und rechts der Evangelist Johannes. Die Glasmalerei an dem einen Fenster in der südlichen Wand des Altarraumes zeigt die Nachbildungen der Wappen der früheren Patrone mit den Inschriften: Brandt von Lindau 1456, von Watzdorff 1754, von Trotta-Treyden 1765, von Tschirschky 1792 und von Goldacker. Die letzte Ausmalung im Inneren der Kirche hat 1971 stattgefunden. Von der inneren Ausstattung sind bemerkenswert der Altar und die Kanzel. Beide sind aus Holz und durch Schnitz- bzw. Drechslerarbeiten verziert, vermutlich aus der Zeit des Wiederaufbaues 1654/63. Zur Teilnahme am Gottesdienst rufen die drei im Turm befindlichen Glocken. Zwei sind aus Eisenhartguß und wurden 1958/59 angeschafft. Die andere, sehr alte Glocke aus Bronze hat eine lateinische Inschrift. Sie stammt, ebenso wie die Bronzeglocke in Wiesenburg, aus dem 13. Jahrhundert.
Ibbeken (1999): Reetz liegt 16 km südwestlich von Belzig. Beherrschendes Element ist der querrechteckige Westturm mit Satteldach zwischen den Giebeln. Das anschließende Kirchenschiff stammt ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, die östlich anschließenden Teile wurden 1854 verändert. Der Turm trägt an der Schmalseite zwei, an der breiten vier Schallöcher mit Doppelarkaden, die in Backstein ausgeführt sind. Bis etwa zur Höhe des Glockengeschosses ist der Turm gut gequadert und gefugt. Eine schwere Strebe stützt die Nordwestecke des Turms, sie ist ebenfalls so gut gequadert und gefugt, dass sie alt zu sein scheint. Aufnahme von Nordwesten.
Aufnahme der Kirche: November 1999, Juli 2001, Juli 2003
Grundriss:
Grundriss der Dorfkirche Reetz (eigene Aufnahme; nicht winkeltreu).
©Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003